Im deutschen Gesundheitswesen, insbesondere in der Pflegebranche, existiert schon lange ein sehr starker Fachkräftemangel. Was sind die Gründe für den Fachkräftemangel? Welche Lösungen gibt es, um diesem entgegenzuwirken? Im folgenden Beitrag Wissenswertes zum Thema Fachkräftemangel in der Pflege und Strategien, die Lücke schließen zu können.
Fachkräftemangel in Deutschland – Eine große Herausforderung
Dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln zufolge könnte es in Deutschland im Bereich der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 an 307.000 Pflegekräften fehlen. Im Pflegebereich insgesamt könnte es zu einer Versorgungslücke von knapp 500.000 fehlende Fachkräfte kommen. Die genannten prognostischen Zahlen beruhen auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zu Entwicklungen der Pflegebedürftigkeit in Deutschland.
Begünstigende Faktoren
Wie sich die Personalsituation entwickelt, ist aber nicht nur von der Zahl der Pflegebedürftigen abhängig, sondern hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel, wie attraktiv der Pflegeberuf zukünftig wahrgenommen wird. Bisher schreckt dieser unter anderem wegen der häufig als belastend empfundenen Arbeitsbedingungen ab. Auch die Verdienstmöglichkeiten sehen in der Pflege viele als zu gering an. Weiterhin sind Arbeitnehmer/-innen, die in den Ruhestand gehen und deren Stellen nicht nachbesetzt werden, zu berücksichtigen.
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Experte sieht dringenden Handlungsbedarf
Die zu erwartenden Belastungen für das Gesundheitswesen durch den Mangel an Fachkräften in der Pflegebranche seien größer als durch die Corona-Pandemie, so die Einschätzung des Präsidenten der deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (Arbeitsgruppe für Gesellschaft für Intensivmedizin Divi), Christian Karagiannidis: “Wir werden in allen Berufsgruppen pro Jahr rund 500.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verlieren, die in Rente gehen. Diese Arbeitskräfte fehlen als Pflegekräfte, sie fehlen als Beitragszahler – das wird noch völlig unterschätzt”.
Leidenschaft für den Job ist nicht immer genug
Viele, die einen Beruf in der Pflege wählen, möchten aus voller Leidenschaft Menschen helfen. Doch wenn die Arbeitsbedingungen nicht stimmen, wechseln einige die Branche, obwohl sie ihren Traumjob dafür aufgeben müssen. So kommt es bereits in der Ausbildung zur Pflegefachkraft häufig zu Abbrüchen, obwohl der Beruf auch bei jungen Generationen sehr beliebt ist.
Gründe für den Fachkräftemangel
Sowohl in der Krankenpflege als auch in der stationären und ambulanten Altenpflege mangelt es in großer Anzahl an Mitarbeiter/-innen. Der Pflegenotstand hat zur Folge, dass zu wenig Personal für teilweise pflegeintensive Patienten/-innen und Bewohner/-innen verantwortlich ist. Die verbleibenden Altenpfleger/innen beklagen stressige Arbeitsbedingungen und vergleichsweise niedrige Verdienste, worunter auch die Motivation leidet, weiterhin in der Pflegebranche tätig zu sein.
Neben dem allgemeinen Problem des demografischen Wandels, der den Notstand in der Pflege verschärft, werden von Pflegekräften folgende weitere Gründe, die zu einem Personalmangel und zum Pflegenotstand führen, genannt:
- mangelnde Zeit für Patienten/-innen und Pflegebedürftige
- aufgrund strikter zeitlicher Arbeitsvorgaben fehlt das „Zwischenmenschliche“
- belastende Schichtdienste
- fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung
- keine Mitbestimmung im Betrieb
- umfangreiche Dokumentationspflichten
Fachkräftemangel – Mögliche Lösungen
Karagiannidis, Präsident der zudem Leiter des Spezialzentrums an der Lungenklinik Köln-Merheim ist, schlägt eine gezielte Nachwuchswerbung im Ausland vor, um die personellen Lücken schließen zu können: „Das Einzige, was die Zahl der Arbeitskräfte erhöhen würde, wäre strukturierte Migration im großen Stil.”
Aus Ländern, die eine hohe Geburtenrate und hohe Jugendarbeitslosigkeit aufweisen, könnten junge Menschen direkt nach der Schule nach Deutschland kommen und eine dreijährige Ausbildung absolvieren, mit der Option, selbst entscheiden zu können, ob sie in Deutschland bleiben oder in ihr Heimatland zurückkehren. Mit Blick auf die Umsetzung kommen bei Karagiannidis dennoch Zweifel auf: “Das sehe ich leider überhaupt nicht im aktuellen politischen Klima.”
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Geplante Krankenhausreform soll bei Problemen helfen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die sogenannte Krankenhausreform in zwei Schritten zum Ziel – die erste „kleine Reform“ sei bereits vom Bundestag entschieden worden. Hierbei sollen, sofern medizinisch vertretbar, sämtliche Eingriffe ambulant durchgeführt werden, damit in den Kliniken Nachtdienste entfallen und Pflegekräfte entlastet werden.
Der weitere nächste „große“ Reform-Schritt soll die Klinikvergütung angehen, dem „Beginn einer Revolution“, so Lauterbach. Bisher waren nämlich Fallpauschalen ein sehr bestimmendes Element im Klinikalltag. Je nach Behandlung oder Eingriff können Krankenhäuser bestimmte Beträge abrechnen, was im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass Operationen eines bestimmten Typs bevorzugt angegangen werden, andere Behandlungen, die vielleicht gerade für eine/n Patienten/-in sehr notwendig sind, hingegen weniger Priorität haben.
Dieses System soll mit Lauterbachs Krankenhausreform verändert werden, sodass die Fallpauschalen weniger im Mittelpunkt stehen.
Was Arbeitgeber tun können
Für Arbeitgeber ist es besonders wichtig, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, um zahlreiche Bewerber/-innen gewinnen zu können. Neben der Vergütung legen Arbeitnehmer/-innen bei Bewerbungen unter anderem Wert auf:
- Arbeitsbedingungen
- Familienfreundlichkeit
- Entwicklungsmöglichkeiten
Aus einer Umfrage durch das Institut für angewandte Sozialwissenschaft geht hervor: 84 Prozent der befragten Arbeitnehmer/innen gaben als oberste Priorität an, dass die Arbeit ein Ort sein muss, an dem sie sich „wohlfühlen“ wollen – dies verdeutlicht die Wichtigkeit des Arbeitsumfelds für Beschäftigte in Deutschland.
Beispiele für bessere Arbeitsverhältnisse könnten sein: familienfreundliche Arbeitsplätze, Teilzeitmöglichkeiten, Gleitzeitarbeiten oder Firmenkindergärten. Arbeitgeber sollten versuchen, ein Arbeitsumfeld optimal zu gestalten, um Mitarbeiter/-innen akquirieren und die Fachkräftelücke verkleinern zu können.
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