Es gibt mehrere Gründe, warum Arztpraxen derzeit Schwierigkeiten haben, Medizinische Fachangestellte (MFA) – zu finden. Einige Gründe hierfür hat jetzt eine aktuelle Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur „Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Praxen und Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung“ enthüllt. Besonders prekär sei aktuell die schwierige Bewerbungslage in Deutschlands Arztpraxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ): Fast die Hälfte aller Praxen und MVZ geben an, dass nicht einmal die Hälfte der Ausbildungsbewerber/innen für eine Ausbildung zum/-r MFA geeignet seien.
Hier gibt es das Ergebnis der Umfrage des Zi prägnant zusammengefasst. Darüber hinaus werden die wichtigsten Probleme dargestellt, die die Arbeitgeber/innen bei der Suche nach MFA haben. Außerdem werden Faktoren für den MFA-Mangel in Arztpraxen aufgezeigt, die niedrigen Ausbildungszahlen beleuchtet und Maßnahmen für die Gewinnung von MFA trotz schlechter Arbeitsmarktlage erläutert.
Zi-Studie zur Ausbildung von MFA
Fast die Hälfte der befragten Arztpraxen und MVZ gab in der Befragung an, dass nicht einmal die Hälfte der Bewerber/innen für eine MFA-Ausbildung geeignet seien. Ein knappes Drittel habe einen geringeren als den erwarteten Schulabschluss der Mittleren Reife. Auch an Soft-Skills-Faktoren wie Sozialkompetenz und Belastbarkeit mangele des der heutigen MFA-Ausbildungsgeneration. Verstärkend käme hinzu, dass die Auszubildenden ihre Lehre häufig schon bei ersten Problemen abbrächen.
Hinzu komme laut Zi-Vorstandsvorsitzendem Dr. Dominik von Stillfried auch, dass die derzeitige Ausbildungsordnung vielen Praxisinhabern/-innen als nicht mehr an die modernen Arbeitsplatzerfordernisse angepasst erscheint: „Grundlagenkenntnisse und Soft Skills müssen stärker vermittelt werden, damit die Bewerber/innen besser auf die Tätigkeit als MFA vorbereitet sind. Qualifikations- und Ausbildungsdefizite später ausgleichen zu müssen, belastet den Workflow in den Arztpraxen.“
Als mögliche Lösung empfiehlt Stillfried: „Grundlagenkenntnisse sollten gezielt vertieft und in Teilen mit wählbaren Schwerpunkten kombiniert werden können, z.B. im Bereich der Praxisorganisation und Digitalisierung. Auf diesen könnten attraktive Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die besten Kandidaten/-innen aufsetzen.“
Ausbildungsplätze als Medizinische Fachangestellte
Faktoren für den MFA-Mangel in Arztpraxen
Es gibt mehrere mögliche Faktoren, die dazu beitragen, dass Arztpraxen derzeit Schwierigkeiten haben, Medizinische Fachangestellte zu finden. Dies sind einige der meistgenannten:
- Fachkräftemangel: Es gibt einen allgemeinen Mangel an qualifizierten Fachkräften, insbesondere im Gesundheitswesen. Arztpraxen müssen möglicherweise mit anderen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen Arztpraxen um das begrenzte MFA-Angebot konkurrieren.
- Anspruchsvolle Anforderungen: Die Arbeit in einer Arztpraxis erfordert spezifische Fähigkeiten und Erfahrungen. Potenzielle MFA müssen beispielsweise in der Lage sein, medizinische Fachsprache zu verstehen, mit Patienten/-innen zu kommunizieren, medizinische Geräte zu bedienen und in einer hektischen Umgebung effektiv zu arbeiten. Nicht jede/r MFA verfügt über diese Fähigkeiten oder Erfahrungen.
- Ungünstige Arbeitsbedingungen: Viele Arztpraxen bieten unattraktive Arbeitsbedingungen, die potenzielle MFA abschrecken könnten. Dazu gehören etwa vergleichsweise niedrige Gehälter, lange Arbeitszeiten und mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten.
- Geographische Lage: Arztpraxen in ländlichen Gegenden oder abgelegenen Regionen können es schwieriger haben, passende MFA zu finden, da potenzielle Mitarbeiter/innen nicht bereit sind, lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen oder sich in einer neuen Umgebung niederzulassen.
- Mangelnde Sichtbarkeit auf dem Arbeitsmarkt: Arztpraxen können Schwierigkeiten haben, auf dem Arbeitsmarkt sichtbar zu sein und somit potenzielle MFA zu erreichen. Wenn Arztpraxen nicht auf Stellenbörsen, in sozialen Medien oder durch Empfehlungen aktiv sind, können sie möglicherweise weniger Bewerbungen erhalten.
- Demografischer Wandel: In Deutschland gibt es eine alternde Bevölkerung und damit auch eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Dies führt zu einem höheren Bedarf an medizinischem Personal, einschließlich MFA. Gleichzeitig geht die Zahl der jungen Menschen zurück, die eine Ausbildung im Gesundheitsbereich absolvieren möchten.
- Corona-Pandemie: Die Corona-Pandemie hat viele Menschen verunsichert und dazu geführt, dass sie sich für Berufe im Gesundheitswesen weniger interessieren. Einige MFA haben außerdem den Beruf verlassen, um in anderen Branchen zu arbeiten.
- Konkurrenz durch andere Arbeitgeber/innen: Es gibt auch andere Arbeitgeber/innen, die MFA einstellen, wie Krankenhäuser oder MVZ. Diese Arbeitgeber/innen können oft bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen bieten als Arztpraxen. Somit gibt es verschiedene berufliche Alternativen für MFA.
Als Arbeitgeber/in sichtbarer werden
Um auf dem Arbeitsmarkt attraktiver und sichtbarer zu werden, müssen sich Arbeitgeber/innen in der Gesundheitsbranche gezielt Strategien einfallen lassen. Anders als in anderen Branchen konkurrieren hier weniger die Bewerber/innen untereinander, sondern die Kliniken und Praxen, die neue Stellen ausschreiben. Hilfreich ist es beispielsweise, an Schulen und auf Ausbildungsmessen für sich als Arbeitgeber zu werben, aber auch echte Benefits zu präsentieren, die über eine gerechte Bezahlung hinausgehen.
Faktoren für niedrige Ausbildungszahlen bei MFA
Es gibt mehrere Gründe, warum sich Jugendliche möglicherweise weniger für eine Ausbildung als Medizinische/r Fachangestellte/r interessieren. Zum einen gibt es nur eine geringe Sichtbarkeit des Berufs. Viele Jugendliche sind sich nicht bewusst, dass eine Ausbildung als MFA eine Option ist, da der Beruf nicht so bekannt ist wie andere prestigeträchtigere Berufe im Gesundheitswesen.
Auch fehlende Karrieremöglichkeiten können ein Faktor sein. Jugendliche suchen oft nach Karrieremöglichkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem Beruf. Da der Beruf des/-r MFA oft als weniger prestigeträchtig angesehen wird, können sich Jugendliche möglicherweise weniger dafür interessieren. Ebenso sind die Arbeitsbedingungen oft unattraktiv. Diese können stressig und anstrengend und die Arbeitszeiten lang sein, und MFA müssen oft mit schwierigen Patienten/-innen umgehen.
Ein weiterer Punkt ist die Bezahlung. Der Verdienst als MFA ist oft niedriger im Vergleich zu anderen Gehältern in medizinischen Berufen, was Jugendliche möglicherweise weniger interessiert. Nicht zuletzt gibt es eine hohe Konkurrenz durch andere Ausbildungsberufe, die Jugendliche interessieren können. Diese können oft höhere Gehälter und bessere Karrieremöglichkeiten bieten als der Beruf des/-r MFA.
Medizinische Fachangestellte Stellenangebote
Maßnahmen für die Gewinnung von MFA
Arztpraxen können mehrere Maßnahmen ergreifen, um mehr Medizinische Fachangestellte zu gewinnen:
- Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: Arztpraxen können versuchen, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, um potenzielle MFA anzuziehen. Dazu können beispielsweise flexible Arbeitszeiten, geregelte Pausenzeiten, Teilzeitarbeit und ein angemessenes Gehalt gehören.
- Stellenanzeigen und Recruiting optimieren: Arztpraxen können Stellenanzeigen und Recruiting-Prozesse optimieren, um mehr MFA zu erreichen. Dazu gehören beispielsweise das Schalten von Anzeigen in relevanten Stellenportalen und auf Karrierewebseiten, das Ansprechen von Absolventen/-innen von Krankenpflegeschulen sowie das Nutzen von sozialen Medien zur Verbreitung von Jobangeboten.
- Fortbildungsmöglichkeiten bieten: Arztpraxen können Fortbildungsmöglichkeiten anbieten, um ihre Mitarbeiter/innen weiterzuentwickeln. MFA können beispielsweise Schulungen zu spezifischen medizinischen Themen besuchen oder Weiterbildungen zu NäPa bzw. VERAH absolvieren, um ihre Fähigkeiten zu erweitern.
- Betriebsklima und Teamarbeit fördern: Eine positive Arbeitsatmosphäre und Teamarbeit können dazu beitragen, dass sich MFA in der Arztpraxis wohlfühlen und langfristig bleiben. Arztpraxen können beispielsweise regelmäßige Mitarbeiter-Events organisieren, Teammeetings durchführen und Feedback einholen, um Probleme frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu finden.
Stellenangebote für MFA
Auf der Suche nach einer Stelle als MFA? Bei Medi-Karriere gibt es zahlreiche Stellenangebote für MFA. Dort gibt es auch viele Stellenangebote für MTA oder eine große Auswahl an Jobs in der Krankenpflege und Stellen in der Altenpflege.
- MFA-Fachkräftemangel, https://www.virchowbund.de/... (Abrufdatum: 13.03.2023)
- Fachkräftemangel bringt Arztpraxen in Not, https://www.ndr.de/... (Abrufdatum: 13.03.2023)
- MFA-Mangel, https://www.landarzt-sein.de/... (Abrufdatum: 13.03.2023)