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Das Iliosakralgelenk ist die wichtige Verbindung zwischen Darmbein und Kreuzbein. Es dient besonders zu Stabilisierung des Beckens und unterstützt damit den Bewegungsapparat der Beine und der Wirbelsäule. Gleichzeitig gibt es auch verschiedene Schmerzen und Symptome, die man im Zusammenhang mit dem Iliosakralgelenk haben kann. Alle Informationen zu Aufbau, Aufgaben und Erkrankungen des Iliosakralgelenks liefert der folgende Artikel.
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Iliosakralgelenk – Definition
Als Iliosakralgelenk (Articulatio sacroiliaca, auch Sakroiliakalgelenk genannt) wird die Verbindung zwischen dem Darmbein (Os ilium) und dem Kreuzbein (Os sacrum) bezeichnet. Bei dieser handelt es sich um eine Amphiarthrose, das heißt ein Gelenk, das nur einen sehr geringen Bewegungsumfang hat. Dies ist wichtig, da bei einer zu großen Beweglichkeit die Stabilität im Beckenring, vor allem bei Bewegung, nicht mehr gewährleistet wäre.
Iliosakralgelenk – Aufbau und Lage
Das Iliosakralgelenk, kurz auch ISG genannt, setzt sich zusammen aus den Gelenkflächen (Facies auriculares) des Darmbeins und Kreuzbeins, die mit hyalinem und Faserknorpel überzogen sind. Die Gelenkkapsel besteht aus straffen Fasern und wird durch die Ligamenta sacroiliaca verstärkt. Zum Iliosakralgelenk gehören fünf Bänder, die von oben nach unten die Verbindung zwischen dem Kreuzbein und dem Darmbein schaffen: Das Ligamentum iliolumbale verbindet die unteren beiden Lendenwirbel an ihrem rückwärtigen Fortsatz mit der Gelenkfläche des Darmbeins, die vorderen und hinteren Sakroiliakalbänder verbinden die vordere und hintere Fläche des Kreuzbeins mit dem Darmbein.
Die Ligamenta interossea verbinden unmittelbar die beiden Gelenkflächen und die Ligamenta sacrotuberale und sacrospinale ziehen bis zum Os ischii, dem Sitzbein, hinab.
Iliosakralgelenk – Aufgaben und Funktionen
Durch die straffen Bandverbindungen handelt es sich beim Iliosakralgelenk um ein recht starres Gelenk, dessen Aufgaben in erster Linie die Gewichtsübertragung vom Rumpf auf die Beine und die Stabilisierung des Beckens sind. Dabei sind kleine Verschiebungen (Translationsbewegungen) oder Drehungen (Rotationsbewegungen) im Gelenk durchaus möglich und abhängig von der allgemeinen Flexibilität der entsprechenden Person.
Iliosakralgelenk bei der Geburt
Das weibliche Iliosakralgelenk erfüllt unter der Geburt eine elementare Aufgabe. Durch Kippbewegungen im Iliosakralgelenk und unter Einfluss der Hormone, die ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat eine zunehmende Bandlockerung bewirken, weitet sich der Beckeneingang und lässt so den kindlichen Kopf tiefer treten.
Kommt es im Vorfeld oder während der Geburt zu einer Blockade des Iliosakralgelenks, so kann dies im schlimmsten Falle in einem Geburtsstop trotz vollständig eröffneten Muttermundes resultieren. Daher sollte bereits vor der Entbindung bei Rückenschmerzen besonderes Augenmerk auf das ISG gelegt werden. Selbst unter der Geburt kann theoretisch noch eine Blockadelösung erzielt werden, durch welche das Kind dann doch noch spontan geboren werden kann.
Iliosakralgelenk – Schmerzen und Erkrankungen
Das Iliosakralgelenk ist durch seine recht starre Form zwar sehr stabil, kann aber trotzdem verschiedenen Krankheiten ausgesetzt sein und dadurch Beschwerden verursachen. Welche das sind, ist in den folgenden Abschnitten genauer aufgelistet.
ISG-Syndrom – Symptome, Diagnose, Therapie
Als ISG-Syndrom wird eine Blockade des Iliosakralgelenks bezeichnet, die durch Über- oder Fehlbelastung (langes Sitzen, ungünstige oder ruckartige Bewegungen) entsteht. Es kommt zu einer übermäßigen Anspannung des Muskel– und Bandapparates, umliegende Nerven werden gereizt und je nach Verlauf der beteiligten Strukturen können Schmerzen mit Ausstrahlung in das Gesäß, die Leiste oder das Bein resultieren. Durch die anschließende Schonhaltung werden weitere Blockierungen ausgelöst, das Beschwerdebild verschlimmert sich.
Um das Krankheitsbild von anderen Erkrankungen abzugrenzen, führt nach gründlicher Anamnese mehrere Funktionstests durch, bei denen Druck auf das ISG und die umliegenden Strukturen ausgelöst wird, um den maximalen Schmerzpunkt oder dessen Auslöser zu finden und die Diagnose zu sichern. Häufig kann durch eine physiotherapeutische oder osteopathische Therapie mit Lockerung der angespannten und verklemmten Strukturen eine rasche Besserung erzielt werden.
Sakroileitis
Die Sakroileitis ist eine schmerzhafte Entzündung im Bereich des Iliosakralgelenks. Sie tritt charakteristischerweise als erstes Symptom der ankylosierenden Spondylitis (Morbus Bechterew) auf, bei der es zu einer schrittweisen Verknöcherung der Wirbelsäule und der beteiligten Bandstrukturen bis hin zur „Bambusstab“-Entwicklung mit vollständiger Versteifung kommt.
Die Erkrankung geht mit einer genetischen Veranlagung einher (HLA-B27-Positivität), die auch bei anderen Krankheitsbildern wie der Psoriasis (Schuppenflechte) nachweisbar sein kann und im Rahmen derer dann ebenfalls eine Wirbelsäulenbeteiligung auftreten kann.
Gelenkverknöcherung im Alter
Vor allem bei älteren Menschen kann der Bandapparat des ISG zunehmend verkalken und immobil werden, was dann Rückenschmerzen auslösen kann.
Iliosakralgelenk – Übungen
Eine Blockade des ISG resultiert häufig aus einer Kombination aus Verspannungen der Hüftbeugemuskulatur (vorne am Körper) und des Iliosakralgelenks. Daher ist es wichtig, beide Seiten regelmäßig zu mobilisieren, um die Anspannung im gesamten Beckenbereich zu lösen. Hierzu gibt es einige Übungen, die ohne Hilfsmittel zu Hause durchgeführt werden können.
Beispielsweise können sich die Betroffenen auf einer Matte auf dem Boden bequem hinsetzen, die Beine nach vorne strecken und mit etwa rechtwinklig gebeugten Knien vor dem Körper ablegen, sodass sich die Fußsohlen berühren. In dieser Position wird dann versucht, mit den Händen an die Fußgelenke zu greifen, was eine Dehnung in Hüfte und Gesäß bewirkt.
Bei einer anderen Übung, die ebenfalls auf dem Boden ausgeführt wird, legt man ein Bein mit zur anderen Seite rechtwinklig gebeugtem Knie vor dem Körper ab und versucht gleichzeitig, das andere Bein so weit wie möglich hinter dem Körper auszustrecken, wobei der Fußrücken des hinteren Beins auf dem Boden aufliegen sollte.
Auch Rotationsbewegungen, bei denen in Rückenlage die Beine aufgestellt und abwechselnd zu den Seiten abgesenkt werden, mobilisieren die Strukturen im unteren Rücken und können so Verspannungen lösen.
Häufige Fragen
- Was tun bei Schmerzen im Iliosakralgelenk?
- Wie macht sich eine ISG-Blockade bemerkbar?
- Kann sich eine ISG-Blockade von selbst lösen?
- Welche Übungen bei Schmerzen im Iliosakralgelenk?
Sofern keine Warnzeichen wie Lähmungserscheinungen oder Gefühlsverlust im Bereich der unteren Extremitäten vorliegen und es sehr wahrscheinlich ist, dass tatsächlich eine ISG-Blockade vorliegt, kann theoretisch zunächst versucht werden, diese selbst durch sanfte Mobilisation zu lockern. Bei einer sitzenden Tätigkeit könnten beispielsweise häufigeres Aufstehen und Lockerungsübungen nach Anleitung zu einer schnellen Besserung der Schmerzsymptomatik führen. Besteht Unsicherheit über den Auslöser der Schmerzen, hat ein Sturz oder anderes Trauma stattgefunden oder helfen nur hohe Dosierungen von Schmerzmitteln, um die Beschwerden zu lösen, so sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um nicht schwerwiegende Krankheitsbilder zu übersehen.
Typische Beschwerden bei ISG-Blockade sind Schmerzen ohne oder mit Ausstrahlung in Gesäß, Leiste oder die Beine bei einer passenden Anamnese, also langem Sitzen oder ungünstigen Bewegungsabläufen im Bereich des ISG. Lähmungen der Muskulatur oder eine Störung der Sensibilität an der Haut sind dagegen Warnzeichen für einen Bandscheibenvorfall und sollten umgehend von einem/-r Arzt/Ärztin untersucht werden.
ISG-Blockaden entstehen häufig durch ungünstige Bewegungsmuster oder eine mangelnde Mobilisierung im ISG-Gelenk. Daher lösen sie sich selten von selbst. Sie sprechen allerdings gut auf Mobilisierungsübungen an, die in der Regel einfach auch zu Hause durchführbar sind, wenn sie beispielsweise durch physiotherapeutische oder osteopathische Behandlung vermittelt wurden.
Idealerweise werden bei Übungen für das Iliosakralgelenk nicht nur die muskulären und Bandstrukturen des ISG, sondern auch dessen Gegenspieler im Bereich der Hüfte und Leiste aktiviert und mobilisiert. Dies gelingt zum Beispiel durch Dehnungen oder Rotationen mit angewinkelten Beinen im Sitzen oder Liegen. Auch Kräftigungsübungen für den Rumpf können durch eine Entlastung des ISG-Gelenks zu einer Besserung der Beschwerden führen.
- Fanghänel, J., Pera, F., Anderhuber, F., & Nitsch, R. (2003). Waldeyer Anatomie des Menschen. In J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber, & R. Nitsch, Waldeyer Anatomie des Menschen (S. 1030-1032). Berlin: de Gruyter.
- Iliosakralgelenk, https://www.liebscher-bracht.com/... (Abrufdatum: 03.04.2023)
- Manualtherapie unter der Geburt, https://www.arthrokinematik.ch/... (Abrufdatum: 03.04.2023)