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Das Langzeitgedächtnis speichert Informationen wie Faktenwissen, Erinnerungen oder auch Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erworben wurden. Es kann eine unbegrenzte Menge an Daten speichern und Gedächtnisinhalte von wenigen Minuten, über Jahre, bis ein Leben lang speichern. Doch welche Funktion hat das Langzeitgedächtnis eigentlich und wie lässt es sich trainieren? Dazu gibt es alles in diesem Artikel zu lesen.
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Langzeitgedächtnis – Definition
Das Langzeitgedächtnis oder auch long-term memory ist eine multimodal, neuronale Funktion und dient der langfristigen Speicherung von großen Mengen verschiedenster Informationen. Damit ist das Langzeitgedächtnis der Speicher aller bereits erlebten Ereignisse und gelernten Informationen.
Um im Langzeitgedächtnis abgespeichert zu werden, muss das Gehirn eine Information als wichtig erkannt haben. Diese Wertung wird durch mehrfaches Wiederholen oder auch durch die Herstellung von (emotionalen) Bezügen zu bereits bestehendem Wissen erzeugt. Die Erinnerungen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert werden, können dann von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Jahren überdauern. Dem Langzeitgedächtnis kommt somit eine wichtige Schlüsselfunktion zu, die die richtige und eigenständige Ausführung von Alltagsaufgaben ermöglicht.
Das Langzeitgedächtnis ist eine sehr weitläufige und komplexe Fähigkeit, die viele Teile des Gehirns umfasst. Aus diesem Grund ist es sehr sensibel gegenüber Gehirnverletzungen.
In unserem Langzeitgedächtnis werden also nicht nur Informationen wie die Hauptstadt von Frankreich aufbewahrt, sondern vor allem auch bestimmte Fertigkeiten wie Bewegungsabläufe oder den Weg zur Arbeit. Ohne das Langzeitgedächtnis würde man keine Identität besitzen und könnte sich nicht daran erinnern, wie man heißt oder wo man aufgewachsen ist.
Langzeitgedächtnis – Anatomie und Aufbau
Das Langzeitgedächtnis besitzt keinen festen Ort im Gehirn. Erinnerungen werden also dezentral gespeichert. Dennoch sind einige Hirnstrukturen wie der Hippocampus für die Entstehung und den Abruf von Gedächtnisinhalten von besonderer Bedeutung.
Das im Schläfenlappen ansässige Hirnareal spielt vor allem für das Kurzzeitgedächtnis eine zentrale Rolle. Die Erinnerungen, die vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis überführt werden, aktivieren vor allem Teile der Großhirnrinde im vorderen und seitlichen Bereich des Gehirns.
Das Langzeitgedächtnis besteht aus einer komplexen Struktur verschiedener Gedächtnisse, welche sich in das deklarative und das non-deklarative Gedächtnis, sowie weitere Unterteilungen eingliedern lassen:
Deklaratives Gedächtnis
Das deklarative Gedächtnis wird auch als Wissensgedächtnis bezeichnet und speichert jene Information, die verbal wiedergegeben werden können. Es besteht aus zwei Unterformen: dem semantischen und episodischem Gedächtnis.
- Das semantische Gedächtnis speichert allgemeingültiges Faktenwissen über die Welt wie beispielsweise „Die Erde ist rund.“ oder „Der Himmel ist blau.“ ab.
- Das episodische Gedächtnis speichert vor allem Erlebnisse und Episoden aus dem eigenen Leben ab, an deren Zeitpunkt man sich meist genau erinnern kann, wo also beispielsweise das Fahrzeug geparkt ist oder wann die letzte Urlaubsreise stattfand.
Nicht-deklaratives Gedächtnis
Das nicht-deklarative Gedächtnis umfasst Informationen im Gehirn, die nicht verbalisiert werden können und meist durch implizites Lernen erworben wurden. Die Einteilung davon lautet: prozedurales Gedächtnis, perzeptuelles Gedächtnis, Priming, klassische Konditionierung und Habituation:
- Im prozeduralen Gedächtnis sind Informationen über Fertigkeiten gespeichert, die bereits automatisiert sind und ohne bewusste Kontrolle ablaufen. Darunter fällt beispielsweise Fahrrad- oder Autofahren.
- Das perzeptuelle Gedächtnis beurteilt wahrgenommene Reize auf Basis von Neuigkeit und Vertrautheit.
- Priming bezeichnet den vereinfachten Abruf von Information, wenn ein bestimmtes Konzept im Gehirn aktiviert worden ist.
- Bei der klassischen Konditionierung handelt es sich um die Verknüpfung eines konditionierten Reizes mit einer Reaktion, die zuvor durch einen unkonditionierten Reiz ausgelöst wurde.
- Die Habituation beschreibt die Gewöhnung an einen Reiz.
Langzeitgedächtnis – Funktion und Aufgaben
Das Langzeitgedächtnis kann unendlich viele Informationen von Tagen, über Wochen, bis hin zu einem Leben lang im Gehirn speichern. Ist eine Information also einmal ins Langzeitgedächtnis gelangt, kann sie in der Regel nicht mehr so schnell vergessen werden. Sie kann sich jedoch durchaus verändern und an Detailreichtum verlieren. Der enorme Speicherplatz des Langzeitgedächtnisses ermöglicht es dem Menschen, bis ins hohe Alter Erinnerungen und Informationen problemlos abzuspeichern. Das Langzeitgedächtnis ermöglicht es dem Menschen also, verschiedenste Alltagsaufgaben auszuführen, indem es Ereignisse, Wissen und Fähigkeiten speichert, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden können.
Das Langzeitgedächtnis umfasst verschiedene Prozesse wie das Lernen und die Abspeicherung neuen Wissens, das Erinnern und Abrufen gespeicherter Inhalte. Doch auch das Festigen von Gedächtnisinhalten, durch wiederholtes Abrufen und das Verknüpfen, indem neue Informationen mit bereits vorhandenen Daten vernetzen werden, gehört zu den Funktionen des Langzeitgedächtnisses. Zu guter Letzt können ungenutzte Informationen oder Abänderungen durch sich überschneidende Inhalte gelöscht werden.
Vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis
Rund sechs Wiederholungen braucht es, damit Lerninhalte vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis gelangen können. Jedoch spielt Schlaf dabei eine wichtige Rolle, da dann entschieden wird, was lange gefestigt wird.
Langzeitgedächtnis trainieren – Übungen
Eine gute Gedächtniskapazität ist für die Verarbeitung von Informationen und fehlerlose Erfüllung von Aufgaben im Alltag unabdingbar. Wenn jemand seine Gehirnleistung nicht regelmäßig fordert, kann man an kognitiver Leistungsfähigkeit verlieren.
Der Verschlechterung vom Gedächtnissystem, durch dessen Nicht-Benutzung, kann vorgebeugt werden, indem man das Langzeitgedächtnis trainiert. Doch Gedächtnistraining ist nicht nur für ältere Menschen von Bedeutung, um dem Abbau der geistigen Fähigkeit vorzubeugen, sondern, sondern kann auch jungen Menschen helfen, sich effektiv Lernstoff für die Schule oder das Studium einprägen. Das Gehirn zu fordern, ist demnach eine Idee, mit der jederzeit begonnen werden kann.
Als Training zählen nicht nur formale Übungen, sondern auch andere geistig anspruchsvolle Tätigkeiten, zum Beispiel das Lesen von komplizierten Texten oder das Lösen von Rätseln. Es gibt jedoch verschiedene Lernstrategien, mit denen man sein Langzeitgedächtnis trainieren kann. Einige Gedächtniskünstler arbeiten beispielsweise mit der sogenannten Mnemotechnik. Hier verknüpft man neues Wissen mit bereits verankertem. Möchte man sich beispielsweise eine Einkaufsliste merken, so lohnt es sich, die neuen Informationen bildlich mit bestimmten Körperteilen zu verknüpfen. Bei der Milch kann man sich beispielsweise vorstellen, wie die Schuhe mit Milch gefüllt sind.
Zudem wird das Langzeitgedächtnis trainiert, indem man neue Dinge wie ein Musikinstrument oder eine neue Sprache lernt und mehrfach wiederholt. Möchte man sich beispielsweise einen Namen merken, sollte man diesen, sobald man ihn hört, laut aussprechen und sich bestätigen lassen, den Namen richtig verstanden zu haben. Im Verlauf des Gesprächs kann man den Namen noch ein- oder zweimal fallen lassen und noch ein weiteres Mal beim Abschied. Die Dauer der Speicherung nimmt mit der Anzahl an Wiederholungen zu, somit stehen die Chancen gut, den Namen vorerst verankert zu haben.
Langzeitgedächtnis – Klinik
Eine der häufigsten Erkrankung im Zusammenhang mit dem Langzeitgedächtnis sind Gedächtnisprobleme. Das Vergessen an sich ist jedoch keine Gedächtnisstörung, sondern bis zu einem gewissen Maß sogar ganz normal. Mit zunehmendem Alter wird das Gehirn Informationen los, die am wenigsten genutzt werden.
Vom Krankheitsbild des pathologischen Vergessens spricht man erst dann, wenn die Unfähigkeit besteht, neue Erinnerungen zu generieren oder Erinnerungen aus der Vergangenheit nicht mehr abgerufen werden können.
Eine Hypermnesie besteht dann, wenn man sich unfreiwillig an sehr detaillierte und lebhafte Erinnerungen erinnert. Dies geschieht beispielsweise häufig im Rahmen von posttraumatischen Belastungsstörungen.
Demenz
Die wohl bekannteste Krankheit, die mit Gedächtnisproblemen einhergeht, ist jedoch die Demenzerkrankung. Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, vergessen zunächst oft Dinge, die erst kurze Zeit zurückliegen. Sie haben Probleme, neue Inhalte aufzunehmen und diese anschließend wiederzugeben. Darüber hinaus sind Betroffene oftmals in ihrem Sprachfluss sowie der Orientierungsfähigkeit gehemmt und haben somit starke Probleme bei der Bewältigung des Alltages.
Die häufigste Form stellt dabei die Alzheimer-Krankheit dar, bei der Gehirnzellen aufgrund von Eiweißklumpen, die außerhalb bzw. innerhalb der Nervenzellen auftreten, zugrunde gehen. Eine weitere häufige Form ist die vaskuläre Demenz, die auf Durchblutungsstörungen im Gehirn zurückzuführen ist.
Seltener ist die sogenannte Lewy-Körperchen-Demenz. Hier sind kugelförmige Strukturen in der Großhirnrinde oder im Hirnstamm zu finden, welche bei Betroffenen eine fortschreitende Gedächtnisstörung auslösen. Patienten/-innen leiden an Bewegungsstörungen sowie psychotischen Symptomen.
Zudem kann sich eine Demenz auch bei Erkrankungen wie der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entwickeln. Giftige Eiweißstoffe sorgen dafür, dass Gehirngewebe abstirbt und Betroffene haben mit Konzentrationsstörungen und/oder Störungen der Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit zu kämpfen.
Zusätzlich kann eine begleitende Demenz bei Parkinson oder auch HIV auftreten. Auch im Rahmen von Hirnhautentzündungen, dem chronischen Erschöpfungssyndrom, Depressionen, Angststörungen sowie Flüssigkeits- und Nahrungsmangel, Stress, Alkoholmissbrauch und Krebstherapien kann es zu Vergesslichkeit kommen.
Häufige Fragen
- Wie trainiert man am besten das Langzeitgedächtnis?
- Was ist das Langzeitgedächtnis?
- Was gehört zum Langzeitgedächtnis?
- Wie lange dauert es, bis etwas im Langzeitgedächtnis ist?
Am besten lässt sich das Langzeitgedächtnis trainieren, indem man Informationen regelmäßig wiederholt und Verknüpfungen zu bereits bestehenden Erinnerungen schafft.
Das Langzeitgedächtnis ist der Speicher des Gehirns. Es kann eine fast unendliche Menge an Informationen von Minuten, über Jahre, bis zum Lebensende speichern.
Im Langzeitgedächtnis umfasst die Prozesse Lernen, Erinnern, Behalten, Verknüpfen, und Vergessen.
Man schätzt, dass etwas rund sechs Mal wiederholt werden muss, bis es schlussendlich im Langzeitgedächtnis gespeichert wird.
1. Studienstrategie, Wiederholen leicht gemacht, https://www.studienstrategie.de/lernen/wiederholen-leicht-gemacht/ (26.04.2023).
2. Unvergesslich, Langzeitgedächtnis, https://www.unvergesslich.de/glossar/langzeitgedaechtnis (26.04.2023).