Wie der im Juni 2023 veröffentlichte Krankenhaus Rating Report zeigt, hat sich die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser im Jahr 2021 weiter verschlechtert. Elf Prozent der Einrichtungen schrieben rote Zahlen. Im Jahr 2023 könnte sogar fast die Hälfte der Einrichtungen vor der Insolvenz stehen.
Wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich weiter verschlechtert
Die Corona-Pandemie gilt zwar als überstanden, die Krankenhäuser in Deutschland bekommen aber noch ihre Nachwirkungen zu spüren. Wie sich die wirtschaftliche Lage der Häuser im Jahr 2021 gestaltet und welche Entwicklungen für die Zukunft zu erwarten sind, hat das Autorenteam um Prof. Dr. Boris Augurzky im mittlerweile 19. Krankenhaus Rating Report zusammengefasst. Als Datengrundlage dienten rund 550 Jahresabschlüsse von mehr als 900 Krankenhäusern. Analysiert wurden die Daten vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Health Care Business (hcb) GmbH in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB).
Ein besorgniserregendes Ergebnis: Insgesamt hat sich die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser im Jahr 2021 weiter verschlechtert. Im Vorjahr waren noch sieben Prozent der Häuser von einer erhöhten Insolvenzgefahr betroffen, 2021 lag dieser Wert bereits bei elf Prozent. 16 Prozent der Krankenhäuser befanden sich dem Report zufolge im “gelben” Bereich, 73 im “grünen” Bereich ohne wirtschaftliche Schwierigkeiten. 2020 fielen 25 Prozent in den “gelben” und 68 Prozent in den “grünen” Bereich.
Negativ entwickelt hat sich auch die Ertragslage. 32 Prozent der deutschen Krankenhäuser schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. Im Vorjahr waren es 28 Prozent. Das durchschnittliche Jahresergebnis lag bei 0,8 Prozent der Erlöse (2020: 1,8 Prozent).
Unterschiede durch Lage und Art der Einrichtung
Bei der Auswertung der Jahresabschlüsse von 2007 bis 2020 fällt das Rating in Ost-Deutschland besser aus als im Westen der Republik. Am schlechtesten stehen die Kliniken in Bayern und Baden-Württemberg da. Kliniken in freier und privater Trägerschaft sind stabiler aufgestellt als öffentlich-rechtliche Einrichtungen. Allerdings verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation privater Krankenhäuser im Jahr 2021, während die Ertragslage der öffentlich-rechtlichen Häuser nur leicht zurückging und sich bei den freigemeinnützigen Kliniken sogar verbesserte. Größere Einrichtungen sowie Häuser in Klinikketten mit hohem Spezialisierungsgrad und einem höheren Casemix schnitten im Rating ebenfalls besser ab.
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Geringe Auslastung, sinkende Fallzahlen
Die Autoren/-innen führen die schlechte wirtschaftliche Situation insbesondere auf den Rückgang der Corona-Ausgleichszahlungen zurück. Weiterhin trägt das nach wie vor geringe Leistungsniveau der Krankenhäuser zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei. So liegt zum Beispiel die Auslastung der Kliniken seit Jahren konstant bei unter 70 Prozent. Im Jahr 2021 waren die rund 437.000 Betten in den Allgemeinkrankenhäusern nur zu 66 Prozent ausgelastet.
Zudem sind die Fallzahlen zwischen 2019 und 2021 um 13 Prozent gesunken, der Casemix-Index ist um acht Prozent gefallen. Ursache ist die zunehmende Ambulantisierung des Gesundheitswesens. Der demografische Wandel kann diese Entwicklung nicht auffangen.
Der Krankenhaus Rating Report erfasst zudem die Fördermittel der Länder. Im Jahr 2021 beliefen sich diese auf 3,3 Milliarden Euro, 0,6 Prozent mehr als 2020. Die Fördermittel machen damit einen Anteil von 3,2 Prozent der gesamten Krankenhauserlöse aus. Um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln, müssen Krankenhäuser den Autoren/-innen zufolge mindestens sieben Prozent ihrer Erlöse investieren. Den förderfähigen Investitionsbedarf der Plankrankenhäuser beziffert der Report auf mindestens 5,7 Milliarden Euro, den der Universitätskliniken auf 6,6 Milliarden Euro.
Personalentwicklung – Zahl der Vollzeitkräfte steigt
Ein weiterer Schwerpunkt des Reports liegt auf der Personalentwicklung in den Kliniken. Demnach ist die Zahl der Vollzeitkräfte zwischen 2007 und 2021 deutlich gestiegen, im ärztlichen Dienst um 37 Prozent, im Pflegedienst um 24 Prozent. Der Funktionsdienst verzeichnete einen Zuwachs um 27 Prozent. Allerdings tritt 2023 der bislang geburtenschwächste Jahrgang der Bundesrepublik in die Arbeitswelt ein.
Jeder zehnte Krankenhausbeschäftigte kommt aus dem Ausland. Durch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte allein lasse sich der Personalmangel im Gesundheitswesen allerdings nicht lösen, warnen die Autoren/-innen. Wichtiger sei es, die Arbeitsbedingungen in den Kliniken zu verbessern und der Abwanderung des Personals vorzubeugen. Pro Jahr gibt jede/r sechste Beschäftigte die Arbeit im Krankenhaus auf, ein Drittel davon verabschiedet sich komplett aus der Arbeit im Gesundheitswesen.
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Krankenhaus Rating Report – Was erwarten die Autoren/-innen für die Zukunft?
Der Krankenhaus Rating Report geht von einer weiteren Zuspitzung der Situation aus. Bei gleichbleibender Lage werde der Anteil der Krankenhäuser in Insolvenzgefahr bis zum Jahr 2023 auf 18 Prozent ansteigen. Bis zum Jahr 2030 drohe sogar 44 Prozent der Einrichtungen die Insolvenz. Der Anteil der Kliniken mit Jahresverlust werde sich auf 47 Prozent erhöhen, bis 2030 soll mehr als die Hälfe der Einrichtungen (58 Prozent) Verluste verzeichnen. Schreitet die Ambulantisierung weiter voran und der Personalmangel nimmt zu, müsste die Mehrzahl aller Kliniken (80 Prozent) bereits ab 2024 mit einem Jahresverlust rechnen.
Zur Stabilisierung der Situation könnten staatliche finanzielle Hilfen beitragen. Ihrem Szenario legten die Autoren/-innen eine einmalige Stabilisierungshilfe von einer Milliarde Euro sowie dauerhafte Hilfszahlungen von vier Milliarden Euro zugrunde. Dadurch würde der Anteil der Krankenhäuser, die ab 2030 Verluste schrieben, bei nur 26 Prozent liegen.
Ausblick: 1.200 Krankenhausstandorte für flächendeckende Versorgung
Die geplante große Krankenhausreform soll unter anderem eine fallmengenunabhängige Vorbehaltfinanzierung einführen, die Daseinsvorsorge stärken und über Leistungsgruppen Anreize für die Optimierung von Krankenhausstrukturen schaffen. Ein Ziel besteht darin, das Versorgungslevel durch die Zusammenlegung einzelner Standorte zu größeren Einheiten zu erhöhen.
Die Zielauslastung der Krankenhäuser setzt die Krankenhausreform bei 85 Prozent fest. Das entspricht einem Bedarf von etwa 316.000 Betten oder rund 1.200 Klinikstandorten. Den Autoren des Krankenhaus Rating Reports zufolge könnte der Versorgungsbedarf mit dieser Anzahl an Standorten weiterhin gedeckt werden. Weiterhin regen die Autoren an, die Krankenhausreform durch eine effektive Patientensteuerung zu ergänzen. Integrierte Leitstellen (ILS) könnten eine Gatekeeper-Funktion übernehmen und Patienten/-innen abschließend helfen. Krankenhäuser sollen zusätzlich Integrierte Notfallzentren (INZ) einrichten und zusammen mit Ärzten/-innen der Kassenärztlichen Vereinigung betreiben.
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- Krankenhaus Rating Report 2023, https://www.medhochzwei-verlag.de/... (Abrufdatum: 19.06.2023)