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Ein Messwert, der oftmals auf dem Laborzettel auftaucht, ist das Bilirubin. Im Gegensatz zu anderen Werten weiß man oftmals im ersten Moment damit nicht so wirklich etwas anzufangen. Dabei handelt es sich hierbei um einen wichtigen Bestandteil des menschlichen Stoffwechsels, der für die Diagnose und Behandlung verschiedener Erkrankungen, allen voran der Leber, von hoher Wichtigkeit ist.
Dieser Artikel klärt alle wichtigen Grundlagen rund um diesen Stoff, was es mit der direkten und der indirekten Form auf sich hat und welche Bedeutung hohe oder niedrige Messwerte haben können.
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Bilirubin – Was ist das?
Das orangegelbe Bilirubin ist ein Endprodukt des Hämabbaus. Häm wiederum ist ein wichtiger Bestandteil von Hämoglobin, was für die Bindung von Sauerstoff in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zuständig ist. Da die roten Blutkörperchen im Mittel nur drei Monate überleben und deshalb ständig neu gebildet werden müssen, fällt Bilirubin als Abfallprodukt dieses Stoffwechselweges kontinuierlich an.
Allerdings besitzt es für den menschlichen Körper keinen Nutzen mehr, weshalb es ausgeschieden werden muss. Schlimmer noch: Hohe Konzentrationen im Körper können sogar toxische Wirkungen entfalten (dazu aber später mehr). Nachdem Bilirubin zunächst aus dem Abbau von Häm entstanden ist, ist dieses Abfallprodukt zunächst nicht wasserlöslich. Somit muss es an ein Protein des Blutplasmas (Albumin) gebunden zur Leber transportiert werden, damit dort eine weitere Verarbeitung erfolgen kann. Im Anschluss an die Verstoffwechselung kann es über die Galle in den Darm ausgeschieden werden. Hier wird der Stoff zum kleinen Teil wieder resorbiert (Urobilin, Ausscheidung über Urin); überwiegend kommt es jedoch zum weiteren Abbau durch Bakterien und zur Beteiligung an der charakteristischen Farbe des Stuhls (durch das Produkt Stercobilin).
Bilirubin – Einteilung
Es gibt prinzipiell zwei Hauptformen, die von der jeweiligen Stufe innerhalb des Stoffwechselprozess abhängig sind:
- Unkonjugiertes (indirektes) Bilirubin: Dies ist die ursprüngliche (nicht-wasserlösliche) Form, die an Albumin gebunden zur Leber transportiert wird.
- Konjugiertes (direktes) Bilirubin: Nach einer zweifachen Glucuronidierung (also: wird mit Zuckern bestückt) in der Leber, spricht man von dieser Form, welche nun wasserlöslich ist und in die Galle gelangt.
- Gesamtbilirubin: Vollständige Menge von Bilirubin im Blutkreislauf, also Summe aus direktem und indirektem.
Messung von Bilirubin
Die Messung von Bilirubin erfolgt in der Regel durch das im Rahmen einer Blutentnahme gewonnene Blutserum. Dies geschieht zum Beispiel routinemäßig beim Hausarztbesuch oder im Krankenhaus und dient etwa der Überprüfung von Leber- und Gallenwegfunktion beziehungsweise der Therapieüberwachung bei bestimmten Erkrankungen.
Normwerte
Die Normwerte für Bilirubin können je nach Labor und Messmethode leicht variieren. Im Allgemeinen gelten folgende Normbereiche für Erwachsene:
Bilirubin Form | Normbereich (Einheit: mg/dl) | Normbereich (Einheit: µmol/l) |
Gesamt | 0,2 – 1,1 | 3,4 – 18,8 |
Direkt (Konjugiert) | 0,05 – 0,3 | 0,9 – 5,1 |
Indirekt (Unkonjugiert) | < 0,8 | < 13,7 |
Achtung: Andere Werte für Neugeborene!
Die Normbereiche von Bilirubin bei Neugeborenen unterscheiden sich deutlich von denen bei erwachsenen Personen. Es gelten folgende Referenzbereiche des Gesamtbilirubins:
- Neugeborene: bis 4,0 mg/dl
- 2. Lebenstag: bis 9,0 mg/dl
- 5. Lebenstag: bis 13,5 mg/dl
Ursachen zu hoher Werte
Zu hohe Werte äußern sich meist in Form eines Sklerenikterus (gelbe Augen, in der Regel ab zwei mg/dl Gesamtbilirubin). Ursachen hierfür können zum Beispiel sein:
- Hämolytische Anämie
- Große Blutergüsse
- Angeborene Bilirubin-Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Morbus Meulengracht, Crigler-Najjar-Syndrom)
- Akute Virushepatitis
- Leberzirrhose
- Infektion der Gallenwege
- Abflussbehindernde Gallensteine
Gefährlich kann ein zu hoher Spiegel vor allem für Neugeborene werden, denn diese bauen kurz nach der Geburt vermehrt Erythrozyten ab und verfügen zudem noch nicht über eine vollständige Leberleistung. Ab einem Gesamtbilirubin von 20 mg/dl besteht die Gefahr eines sogenannten “Kernikterus”. Hiervon können gerade Neugeborene mit zusätzlichen Krankheiten (wie Hämolyse oder Sepsis) und niedrigen Albuminwerten betroffen sein. Beim Kernikterus kommt es aufgrund der hohen Plasmaspiegel zur Einlagerung von Bilirubin in die Kerne der Hirnnerven im Hirnstammt, was zu irreversiblen neurologischen Schäden führt und daher unbedingt vermieden werden muss.
Zu niedriges Bilirubin?
Zu niedrige Bilirubinspiegel sind recht selten und haben in der Regel auch keine klinische Bedeutung.
Häufige Fragen
- Was ist direktes und indirektes Bilirubin?
- Welcher Bilirubin-Wert ist kritisch bei Babys?
- Wann ist Bilirubin erhöht?
Indirektes Bilirubin entsteht aus dem Abbau von Häm, was in den roten Blutkörperchen der Bindung von Sauerstoff dient. Nachdem in der Leber an diese Form zwei Zuckermoleküle (Glucuronidierung) angehängt wurden, entsteht das wasserlösliche, direkte Bilirubin. Direktes Bilirubin wird mit der Galle in den Darm abgegeben.
Die Normbereiche von Bilirubin bei Neugeborenen unterscheiden sich deutlich von denen bei erwachsenen Personen. Es gelten folgende Referenzbereiche des Gesamtbilirubins: Neugeborene bis 4,0 mg/dl, zweiter Lebenstag bis 9,0 mg/dl und fünfter Lebenstag bis 13,5 mg/dl. Ab Werten von 20 mg/dl besteht die Gefahr eines “Kernikterus”, was zu irreversiblen neurologischen Schäden führen kann.
Bilirubin ist ein Marker für Funktion und Zustand von der Leber und den Gallenwegen. Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von Ursachen für erhöhte Werte. Hier sind einige mögliche Beispiele: hämolytische Anämie, große Blutergüsse, angeborene Bilirubin-Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Morbus Meulengracht, Crigler-Najjar-Syndrom), akute Virushepatitis, Leberzirrhose, Infektion der Gallenwege oder abflussbehindernde Gallensteine
- Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Kohse K, Hrsg. 9., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme (2019), Kapitel: Bilirubin und Urobilinogen
- Checkliste Innere Medizin. Hahn J, Hrsg. 9., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2023, Anhang: Laborwerte – Normbereiche
- Hämoglobin, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 23.06.2023)
- Hämoglobin: Synthese und Abbau, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 23.06.2023)
- Bilirubin und Urobilinogen: Labordiagnostik, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 23.06.2023)
- Ikterus und Cholestase, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 23.06.2023)