Die Kosten für die Pflege im Heim sind im Verlauf der vergangenen zwölf Monate weiter gestiegen. Das zeigt eine im Juli 2023 veröffentlichte Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen e.V. (vdek). Besonders hoch fällt die Kostensteigerung für Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Heimaufenthalts aus. Die seit 2022 gezahlten Entlastungszuschläge wirken kaum als Kostenbremse.
Eigenbeteiligung im ersten Jahr um 348 Euro gestiegen
Für die Auswertung wurden Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Pflegeheimen in allen Bundesländern analysiert. Die Erhebung berücksichtigt Daten für Heimbewohner/innen mit den Pflegegraden 2 bis 5.
Den Ergebnissen zufolge ist vor allem das erste Jahr im Pflegeheim teurer geworden. Die monatliche Eigenbeteiligung stieg von 2.200 Euro zum 1. Juli 2022 auf durchschnittlich 2.548 Euro in 2023. Das entspricht einer Kostensteigerung von 348 Euro. Pflegebedürftige im zweiten Jahr ihres Heimaufenthalts zahlen im Schnitt 292 Euro mehr (2022: 2.007 Euro, 2023: 2.299 Euro), ab einer Aufenthaltsdauer von 24 Monaten müssen sie 236 Euro mehr zahlen (2022: 1.814 Euro, 2023: 2.050 Euro). Ab einer Aufenthaltsdauer von 36 Monaten beträgt der monatliche Eigenanteil aktuell 1.738 Euro statt noch 1.573 in 2022 – ein Plus von 165 Euro.
Die Kosten für die Pflege im Heim enthalten zum einen den Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung. Hinzu kommen Kosten für die Unterkunft, Verpflegung und eine Beteiligung an den Investitionen der Einrichtung. Allein der Eigenanteil für Pflegeleistungen hat sich innerhalb eines Jahres um 281 Euro auf 1.245 Euro im Monat erhöht. Der vdek befürchtet, dass er bis zum Jahresende weiter steigt.
Entlastungszuschüsse fangen Steigerung nicht komplett auf
Um die Kostensteigerung für die Pflege im Heim zu bremsen, müssen die Pflegekassen seit 2022 einen gestaffelten Zuschuss zahlen, den sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE). Diese Entlastungszuschüsse senken den Eigenanteil der Pflegebedürftigen im ersten Jahr des Heimaufenthalts um fünf Prozent, im zweiten Jahr um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Ohne diese Entlastungszuschüsse müssten Pflegebedürftige im Schnitt 2.610 Euro pro Monat als Eigenanteil leisten, 363 Euro mehr als im Vorjahr.
Mehr als vier Milliarden Euro investieren die Pflegekassen laut vdek in diesem Jahr in die Entlastungszuschüsse. Dennoch liegt der Eigenanteil für Heimbewohner/innen, die bis zu zwei Jahre im Pflegeheim leben, bereits über dem Niveau bei der Einführung der Zuschüsse. Selbst mit dem höchsten Zuschuss haben sich die monatlichen Zuzahlungen im Verlauf von zwölf Monaten um 165 Euro erhöht.
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Pflege im Heim – Gründe für die Kostensteigerung
Ein Grund für die gestiegenen Kosten sind höhere Personalausgaben. Um mit den Pflegekassen abrechnen zu können, müssen Pflegeheime ihre Pflegefachkräfte seit September 2022 gemäß Tarifvertrag oder einer vergleichbaren Lohnvereinbarung bezahlen.
Doch auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sind im vergangenen Jahr gestiegen. Beliefen sie sich Mitte 2022 noch auf 814 Euro, liegen sie zum 1. Juli 2023 bei 888 Euro im Monat. Laut vdek-Auswertung bestehen dabei große regionale Unterschiede. Am teuersten ist das erste Jahr der Pflegeheimunterbringung in Baden-Württemberg, wo im Monat durchschnittlich 2.913 Euro anfallen. Die geringste Eigenbeteiligung zahlen Pflegebedürftige in Sachsen-Anhalt mit durchschnittlich 1.994 Euro im Monat.
Hohe Energiekosten belasten Einrichtungen
Neben der Inflation waren besonders zu Anfang des Jahres 2023 die gestiegenen Klimakosten ein Faktor, den die Pflegeheime versuchten, auszugleichen. Dies geschieht dann häufig auf Kosten der Bewohner/innen, die die ansteigenden Summen immer weniger stemmen können.
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Forderungen des vdek – Bundesländer in die Pflicht nehmen
Mit einer kürzlich vom Bundestag beschlossenen Reform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen die Pflegebeiträge steigen. Zugleich werden zum 1. Januar 2024 die Entlastungszuschläge erhöht. Der Eigenanteil für die Pflege im Heim soll sich im ersten Jahr des Aufenthalts um 15 Prozent verringern, um zweiten Jahr um 30 Prozent, im dritten um 50 Prozent und im vierten Jahr um 75 Prozent.
Der vdek geht jedoch davon aus, dass steigende Entlastungsbeiträge den Trend zu höheren Pflegekosten nur kurzfristig abmildern. Der Ersatzkassenverband fordert daher, die Bundesländer stärker in die Pflicht zu nehmen. Würden die Länder die Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen tragen, könnte dies Pflegebedürftige im Monat um durchschnittlich 477 Euro entlasten.
Weitere Verbände schließen sich der Kritik des vdek an. Der Verband der privaten Krankenversicherungen wirbt für eine Pflegezusatzversicherung. Die Deutsche Stiftung für Patientenschutz fordert, alle Leistungsbeiträge um 350 Euro zu erhöhen und die Kosten für reine Pflege- und Betreuungsleistungen komplett durch die Pflegeversicherung tragen zu lassen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Sozialverband VdK sowie die Fraktion der Linken fordern eine solche von der Solidargemeinschaft finanzierte Vollversicherung, die alle pflegerischen Kosten übernimmt.
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- Finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen in Pflegeheimen steigt kontinuierlich, https://www.vdek.com/... (Abrufdatum: 28.07.2023)
- Eigenbeteiligung Grafiken, https://www.vdek.com/... (Abrufdatum: 28.07.2023)