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Der Hebammenmangel und der Rückgang von Geburtsstationen stellen eine besorgniserregende Entwicklung in der Gesundheitsversorgung dar. In den letzten Jahren hat sich ein deutlicher Mangel an qualifizierten Hebammen abgezeichnet, der die Betreuung von schwangeren Frauen und die Geburtsvorbereitung zunehmend erschwert. Gleichzeitig sind immer mehr Geburtsstationen in Deutschland von der Schließung bedroht oder mussten bereits schließen. Diese Situation hat weitreichende Konsequenzen für werdende Mütter, Familien und das Gesundheitssystem.
Hier werden die Ursachen und Folgen des Hebammenmangels sowie die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Rückgang von Geburtsstationen näher beleuchtet. Darüber hinaus werden mögliche Lösungsansätze diskutiert, um diesem bedeutenden Problem entgegenzuwirken und eine qualitativ hochwertige Betreuung für Schwangere und Neugeborene sicherzustellen.
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Warum gibt es einen Hebammenmangel in Deutschland?
Der Hebammenmangel ist seit den 2000er-Jahren spürbar und hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verstärkt. Immer mehr Geburtsstationen, insbesondere in ländlichen Regionen, mussten schließen oder wurden zu Belegstationen mit eingeschränkten Kapazitäten umgewandelt. Der damit verbundene Hebammenmangel hat weitreichende Auswirkungen auf die Versorgung von schwangeren Frauen und Neugeborenen, denn eine fehlende oder unzureichende Betreuung während Schwangerschaft und Geburt kann die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigen.
Einige der Hauptursachen für den Hebammenmangel sind die nachfolgenden.
Hohe Arbeitsbelastung
Hebammen sind starken physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Die ständige Bereitschaft für Geburten und Nachsorge sowie die lange Anwesenheit während einer Geburt beanspruchen die Hebammen sehr. Die hohe Arbeitsbelastung kann dazu führen, dass viele Hebammen ihre Arbeitszeit reduzieren oder vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden.
Niedrige Bezahlung und hohe Haftpflichtversicherung
Die Vergütung für Hebammenleistungen ist oft nicht angemessen, insbesondere im Vergleich zur hohen Verantwortung und den langen Arbeitszeiten. Viele Hebammen haben Schwierigkeiten, von ihrer Arbeit allein zu leben, was dazu führt, dass viele von ihnen alternative Berufswege einschlagen oder in Teilzeit arbeiten. Zusätzlich zwingen die hohen Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung und steigende Versicherungsprämien viele freiberufliche Hebammen dazu, ihre Tätigkeit aufzugeben oder einzuschränken.
Ausbildungsplätze als Hebamme
Zunehmende Akademisierung
Mit der Einführung des Bachelor-Abschlusses für Hebammenwesen hat sich die Ausbildung verändert. Während die Akademisierung die Professionalisierung des Berufs fördert, sind viele Hebammen der Meinung, dass die neue Ausbildungsstruktur nicht praxisnah genug ist und dadurch weniger Absolventen/-innen in den Beruf einsteigen.
Warum gibt es immer weniger Geburtsstationen in Deutschland?
Das Schließen von Geburtsstationen in Deutschland ist ein Resultat verschiedener Faktoren, die zusammenspielen und dazu führen, dass immer mehr Krankenhäuser diese Stationen aufgeben. Einige der Hauptgründe werden in den folgenden Absätzen genauer dargelegt.
Geburtshilfe als Spezialgebiet
Die Geburtshilfe ist ein medizinisches Fachgebiet, das hohe Anforderungen an das Personal und die Ausstattung stellt. Die Betreuung von Schwangeren erfordert spezialisierte Fachkräfte wie Hebammen, Gynäkologen/-innen, Anästhesisten/-innen, Kinderärzte/-innen uv.m., die rund um die Uhr verfügbar sein müssen. Kleine Krankenhäuser oder solche in ländlichen Gebieten haben oft Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal zu rekrutieren und vorzuhalten.
Fachkräftemangel
Der Mangel an qualifizierten Hebammen und Geburtshelfern ist ein entscheidender Faktor für die Schließung von Geburtsstationen. Der bereits erwähnte Hebammenmangel wirkt sich direkt auf die personelle Ausstattung der Geburtsstationen aus. Wenn nicht genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen, können Stationen nicht in vollem Umfang betrieben werden oder müssen ganz geschlossen werden.
Zentralisierung der Versorgung
Gesundheitspolitik und Kostendruck haben dazu geführt, dass die Geburtshilfe in Deutschland zunehmend zentralisiert wurde. Große Kliniken haben häufig bessere Ausstattungsmöglichkeiten und können eine spezialisiertere Versorgung anbieten als kleinere Krankenhäuser. Dies führt dazu, dass Geburten vermehrt in größeren Kliniken stattfinden und kleinere Geburtsstationen in ländlichen Regionen geschlossen werden.
Mehr ambulante Eingriffe gefordert
Nicht nur bei der Geburtshilfe kommt es zu Umwälzungen im deutschen Gesundheitssystem. Zum Beispiel forderten Kassenärzte/-innen erst kürzlich mehr ambulante Operationen, sodass einige aufwendigere Eingriffe wegfallen und Kliniken sich dafür auf besonders dringende Fälle spezialisieren können. Auch das wird sicher irgendwann zu weitreichenden strukturellen Veränderungen führen, die wahrscheinlich nicht immer nur Vorteile mit sich bringen.
Wirtschaftlicher Druck
Viele Krankenhäuser stehen generell unter starkem wirtschaftlichem Druck. Die Vergütung für medizinische Leistungen ist häufig nicht ausreichend, um die Kosten zu decken, insbesondere in kleineren Krankenhäusern mit geringer Auslastung. Wenn die Geburtshilfe nicht kostendeckend betrieben werden kann, sehen sich viele Krankenhäuser gezwungen, die Station zu schließen.
Welche Folgen hat der Hebammenmangel?
Der Hebammenmangel hat erhebliche Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und die Schwangeren und Mütter, die sowohl kurz- als auch langfristig spürbar sind. Die gravierendsten sind in den folgenden Absätzen aufgelistet.
Hebamme Stellenangebote
Reduzierte Qualität der Geburtsbetreuung
Der Mangel an Hebammen führt dazu, dass Schwangere und Neugeborene nicht die angemessene und umfassende Betreuung erhalten können, die sie benötigen. Hebammen spielen eine zentrale Rolle bei der Gesundheitsvorsorge von Müttern und Babys während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Durch den Mangel kann die Qualität der Betreuung abnehmen, was möglicherweise zu einer schlechteren Gesundheitsversorgung und einem Anstieg von Komplikationen führen kann.
Höhere Arbeitsbelastung für verbleibendes Personal
In Einrichtungen mit Hebammenmangel müssen die verbleibenden Hebammen eine höhere Anzahl von Geburten und Patientinnen betreuen. Dies führt zu einer starken physischen und psychischen Belastung für das Personal wie auch für die werdenden Mütter und kann zu Burnout und einer reduzierten Arbeitszufriedenheit bei den Hebammen führen.
Engere Auswahl an Geburtsorten
Wenn Geburtsstationen schließen oder Geburtshilfeangebote reduziert werden, haben Schwangere oft nur begrenzte Auswahlmöglichkeiten für ihren Geburtsort. Dies kann dazu führen, dass Frauen deutlich längere Strecken zurücklegen müssen, um eine geeignete Geburtsstation zu erreichen, was insbesondere in ländlichen Gebieten problematisch sein kann. Und gerade bei der Wehenproblematiken kann Zeit ein entscheidender Faktor sein.
Notfallversorgung und Sicherheit
Im Falle von Komplikationen während der Geburt ist eine schnelle und qualifizierte medizinische Versorgung entscheidend. Wenn jedoch aufgrund des Hebammenmangels oder der Schließung von Geburtsstationen nicht genügend qualifizierte Fachkräfte verfügbar sind, kann auch die Notfallversorgung gefährdet sein, was das Risiko für Mutter und Kind zusätzlich erhöht.
Eingeschränkte Geburtsvorbereitung
Durch den Mangel an Hebammen können Schwangere in einigen Regionen eine deutlich eingeschränkte oder verspätete pränatale Betreuung erhalten. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft sind jedoch wichtig, um die Gesundheit der Mutter und des Babys zu überwachen, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und Komplikationen vorzubeugen. Abgesehen davon ist der psychische Faktor der Geburtsvorbereitung eine enorme mentale Entlastung für neue Eltern.
Unpersönlichere Geburtshilfe
In größeren Geburtsstationen mit Personalmangel kann die Geburtsbetreuung weniger persönlich und individuell ausfallen. Die Zeit und Aufmerksamkeit, die eine Hebamme für eine Gebärende aufbringen kann, könnte begrenzt sein, was sich auf das Geburtserlebnis und die Betreuungsqualität auswirken kann.
Weniger postnatale Unterstützung
Die Wochenbettzeit nach der Geburt ist eine wichtige Phase, in der Mütter und Neugeborene besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen. Hebammen bieten in dieser Zeit Unterstützung bei Versorgung des Neugeborenen, Stillberatung und Rückbildungsgymnastik. Der Mangel an Hebammen kann dazu führen, dass diese wichtige Unterstützung reduziert oder verzögert wird.
Mögliche Lösungsansätze
Um die Situation zu verbessern, sind verschiedene Ansätze denkbar. Dazu gehören v.a. eine Förderung der Ausbildung von Hebammen sowie die Schaffung finanzieller Anreize bei gleichzeitiger Entlastung von Haftpflichtversicherungen, um die Attraktivität des Berufs wieder zu steigern. Förderprogramme für Krankenhäuser in ländlichen Gebieten, freiberuflicher Hebammen und interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Hebammen, Ärzten/-innen und anderen medizinischen Fachkräften kann dazu beitragen, die Versorgung zu optimieren und die Sicherheit für Mutter und Kind zu erhöhen.
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- Hebammenmangel in Deutschland, https://www.rnd.de/... (Abrufdatum: 02.08.2023)
- Warum es in Deutschland nicht genug Hebammen gibt, https://www.spiegel.de/... (Abrufdatum: 02.08.2023)
- Hebammenmangel, https://www.deutschlandfunkkultur.de/... (Abrufdatum: 02.08.2023)
- Warum ist es so schwer, eine Hebamme zu finden?, https://www.spektrum.de/... (Abrufdatum: 03.08.2023)
- Hebammen, https://www.sonntagsblatt.de/... (Abrufdatum: 03.08.2023)