Die Unzufriedenheit der Medizinischen Fachangestellten (MFA) in deutschen Arztpraxen erreicht alarmierende Ausmaße, wie aus einer aktuellen Mitteilung des Verbands Medizinischer Fachberufe (VMF) hervorgeht: Die Untersuchung ergab, dass ein beträchtlicher Teil der MFA über ihr Gehalt und ihre berufliche Zukunft nachdenkt. Diese Entwicklungen werfen nicht nur ein Schlaglicht auf die prekären Arbeitsbedingungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung, sondern haben auch weitreichende Auswirkungen auf die Qualität der Patientenbetreuung. In diesem Zusammenhang wird die Forderung nach staatlicher Unterstützung und einer gerechten Entlohnung der MFA immer lauter.
Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, die Forderungen der MFA und ihrer Unterstützer/innen aus der Ärzteschaft sowie die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen.
Zwei Drittel der MFA sind unzufrieden mit ihrem Gehalt
Eine aktuelle Mitteilung des Verbands Medizinischer Fachberufe (VMF) hat alarmierende Ergebnisse bezüglich der Zufriedenheit der Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Arztpraxen enthüllt: Die Studie ergab, dass etwa zwei Drittel der MFA unzufrieden mit ihrem derzeitigen Gehalt sind und sogar über einen Jobwechsel oder die Aufgabe ihres Berufs nachdenken. Die Präsidentin des VMF, Hannelore König, betonte, dass fast 40 Prozent der Befragten in den letzten zwölf Monaten mehrmals im Monat ernsthaft darüber nachgedacht hätten, ihre/n Arbeitgeber/in zu wechseln oder gar den Beruf ganz aufzugeben.
König äußerte in diesem Zusammenhang ihre Besorgnis über den bereits bestehenden Verlust von MFA an Kliniken und Pflegeeinrichtungen und warnte vor einer möglichen weiteren Abwanderungswelle aufgrund der Gehaltsunterschiede zwischen Praxen und anderen Gesundheitseinrichtungen. Sie wies darauf hin, dass Tarifpartner/innen die beträchtlichen Lohndifferenzen von über 30 Prozent nicht überwinden können.
Das finanzielle Gefälle als Multiplikator des Problems
Der VMF stellte fest, dass MFA im Öffentlichen Dienst ab März 2024 einen Bruttostundenlohn von 17,34 Euro erhalten werden, während die AOK 17,26 Euro pro Stunde und die IKK 17,74 Euro als Einstiegsgehalt für MFA anbieten. Selbst die Krankenkassen, die bei den Honorarverhandlungen mit der Ärzteschaft zurückhaltend waren, zahlen ihren angestellten MFA mehr.
Mehr Gehalt durch Weiterbildung
Wer sich als MFA mehr Gehalt und gleichzeitig neue Aufgaben wünscht, hat die Möglichkeit, eine Weiterbildung zu absolvieren. So kann man längerfristig neue Tätigkeiten übernehmen und bei den Gruppierungen in der Gehaltstabelle aufsteigen.
In diese Weiterbildungen muss man aber oft zunächst investieren. Es lohnt sich daher, den Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten. Er profitiert im Gegenzug von einer hochqualifizierten Fachkraft. Beliebte Weiterbildungen für MFA sind beispielsweise Wundmanager/in, Abrechnungsmanager/in oder Praxismanager/in.
Um dieser Situation entgegenzuwirken, fordert der VMF dringend eine staatliche Gegenfinanzierung. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die im Koalitionsvertrag versprochenen Maßnahmen zur Stärkung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen, einschließlich des ambulanten Gesundheitswesens, umzusetzen.
Ausbildungsplätze als Medizinische Fachangestellte
Ärzte/-innen solidarisieren sich mit MFA
Die MFA erhalten Unterstützung von verschiedenen Seiten, darunter auch von Ärzten/-innen. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands (SpiFa), würdigte die engagierte Arbeit der MFA und betonte die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auch die Kinder- und Jugendärzte/-innen solidarisierten sich mit den MFA und forderten eine faire Anerkennung ihrer Arbeit im Honorarsystem. Verschiedene medizinische Organisationen, darunter die Bundesärztekammer, haben ebenfalls ihre Solidarität mit den MFA bekundet.
Dirk Heinrich betonte erneut die Notwendigkeit einer Budgeterhöhung für Praxen im nächsten Jahr, da die Personalkosten einen erheblichen Anteil der Ausgaben ausmachen und die Tarifsteigerungen für MFA bisher nicht ausreichend finanziert wurden. Viele Praxen möchten aufgrund der Inflation die Gehälter ihrer MFA erhöhen, können sich dies jedoch wirtschaftlich nicht leisten.
Heinrich wies auch die Interpretation der Krankenkassen bezüglich der Zahlen des Statistischen Bundesamts zum Reinertrag von Arztpraxen zurück und betonte, dass diese „grob falsch und bewusst irreführend“ seien. Der Reinertrag müsse unter mehreren Ärzten/-innen aufgeteilt werden und müsse zudem Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge sowie Steuern abdecken. Einkommen und Ertrag seien daher nicht dasselbe.
Ausbildungsplätze als Pflegefachkraft
Nullrunde demotiviert MFA und Ärzteschaft gleichermaßen
Die Bundesärztekammer (BÄK) und weitere ärztliche Organisationen schließen sich dem Appell des Verbands Medizinischer Fachberufe an und unterstützen den geplanten gemeinsamen Protest gegen die anhaltende Unterfinanzierung der ambulanten Gesundheitsversorgung in Deutschland. Als nach außen deutlich sichtbarer Ausdruck dieses Protests wurde 8. am September 2023 eine öffentliche Kundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin abgehalten.
Die BÄK-Vizepräsidentin Ellen Lundershausen äußerte sich ebenfalls zu diesem Thema und betonte die wichtige Rolle, die die MFA in der Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland spielen. Sie wies darauf hin, dass sowohl Ärzte/-innen als auch MFA unter den falschen Weichenstellungen im Gesundheitswesen leiden. In diesem Zusammenhang warnte sie vor den negativen Folgen einer Nullrunde bei den laufenden Honorarverhandlungen.
Diese würde nicht nur für die Ärzteschaft, sondern auch für die Mitarbeiter/innen in den Praxen demotivierend wirken und den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung weiter verschärfen. Erik Bodendieck, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelfer/innen und MFA, schloss sich dieser Ansicht an und unterstrich die Bedeutung einer angemessenen Entlohnung der MFA für die Qualität der Patientenversorgung.
Landesärztekammer und KV unterstützen Gehaltserhöhungen für MFA
Die Landesärztekammer Brandenburg schloss sich dem Protestaufruf ebenfalls an und kritisierte, dass die MFA in staatlichen Unterstützungspaketen bisher nicht ausreichend berücksichtigt wurden. In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und der Inflation sei es von großer Bedeutung, dass die Politik die MFA wirtschaftlich unterstütze, betonte Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe schloss sich ebenfalls dem Protest an und würdigte die unverzichtbare Rolle der MFA in den Praxen der Region. Dirk Spelmeyer, Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe, unterstrich ebenfalls die enorme Bedeutung einer angemessenen finanziellen Anerkennung der Leistung der MFA in der ambulanten Versorgung.
Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV, forderte in den laufenden Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene eine angemessene Berücksichtigung der Teamleistungen in den Praxen und die Möglichkeit für Ärzte/-innen, die Tarifsteigerungen bei den MFA-Vergütungen vollständig und bald umzusetzen. Dies sind wichtige Schritte, um die Arbeitsbedingungen der MFA zu verbessern und die Qualität der ambulanten Gesundheitsversorgung in Deutschland sicherzustellen.
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