Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Pflege ist von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, die Entwicklung und den Fortschritt des Gesundheitswesens und der menschlichen Fürsorge zu verstehen. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich die Pflege von einer familienbasierten Tätigkeit zu einer professionellen Disziplin entwickelt.
Hier gibt es einen Überblick über die Meilensteine und Wendepunkte in der Geschichte der Pflege von den Anfängen bis zum 21. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Geschichte der Pflege?
Die Geschichte der Pflege spiegelt die Entwicklung der Gesundheitsversorgung wider. In der Frühgeschichte blieb die Pflege meist unorganisiert und war Familienangehörigen überlassen. In antiken Hochkulturen entwickelte sich dann allmählich eine pflegerische Struktur sowie entsprechende Berufszweige (s.u.). Spätestens mit der Renaissance und der wissenschaftlichen Revolution im 16. und 17. Jahrhundert begann sich die Medizin als eigenständige Disziplin zu entwickeln. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse führten zu Fortschritten in der medizinischen Versorgung und spezialisierte Pflegekräfte traten in Erscheinung.
Das 20. Jahrhundert brachte weitere Fortschritte in der Pflege: Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs spielten Krankenschwestern eine Schlüsselrolle in der Versorgung von Verwundeten und Kranken. In den USA führte der 1943 verabschiedete Nurse Training Act zur Professionalisierung der Pflege.
Pflege in der Frühzeit
Die Geschichte der Pflege in der Frühzeit war von einfachen Fürsorgepraktiken geprägt und tief in den sozialen Kontext der jeweiligen in primitiven Gesellschaften eingebettet. Sie basierte auf traditionellem Wissen und es gab keine spezialisierten Pflegeberufe oder medizinischen Einrichtungen. In primitiven Gesellschaften war die Familie die grundlegende soziale Einheit und die Pflege spielte sich innerhalb der Familie ab. Frühzeitliche Gesellschaften entwickelten traditionelle Heilmethoden, die auf Erfahrung und Überlieferung beruhten. Diese Praktiken umfassten die Verwendung von Kräutern, Riten und fußten häufig auf magischen Überzeugungen.
Pflege in archaischen Hochkulturen
Die Ursprünge der Pflege lassen sich bis in archaische Hochkulturen zurückverfolgen. In frühen Gesellschaften, in denen die Familie und der Stamm überlebenswichtig waren, war die Pflege eine wichtige Aufgabe. In vielen Kulturen waren Heiler/innen, Schamanen/-innen oder Priester/innen die ersten Pflegekräfte für Verwundete und Kranke und nutzten oft Kräuter und Rituale.
Ägypten
In Ägypten zeichnete sich die Pflege durch eine bemerkenswerte Entwicklung und Organisation aus. Eine der frühesten schriftlichen Aufzeichnungen zur Pflege stammt aus einem altägyptischen Papyrus, der Behandlungsmethoden und Wundversorgung beschreibt. Tempel dienten als Zentren der Gesundheitsversorgung und Priester/innen hatten eine wichtige Rolle in der Pflege und Medizin. Es gab verschiedene spezialisierte medizinische Berufe, darunter Ärzte, Chirurgen, Hebammen und Krankenschwestern. Es wurden sogar bereits fortschrittliche Techniken wie das Setzen von Knochenbrüchen und die Behandlung von Wunden angewendet.
Judentum
Die Pflege im Judentum war stark von religiösen und kulturellen Traditionen geprägt. Die Pflege von Kranken und Bedürftigen wurde als religiöse Pflicht der Gemeinschaft angesehen. Im Alten Testament und in der jüdischen Tradition gab es klare Anweisungen zur Pflege von Kranken und Bedürftigen, die auf Nächstenliebe und sozialer Gerechtigkeit basierten. Das Judentum enthielt zahlreiche Gebote und Anweisungen zur Pflege von Kranken, Armen und Fremden. In der Bibel (insbesondere Levitikus) wurden Anweisungen zur Pflege und zur Reinheit von Kranken und Aussätzigen gegeben. Ärzte/-innen und Heiler/innen waren Teil der Gemeinschaft und praktizierten nach jüdischen ethischen Grundsätzen.
Im alten Israel gab es spezielle Räume im Tempel, in denen Kranke und Aussätzige von Priestern/-innen und Leviten/-innen versorgt wurden.
Indien
Die Pflege in Indien war stark von hinduistischen, buddhistischen und vedischen Traditionen geprägt. In Indien spielte das Kastensystem eine wichtige Rolle in der Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, einschließlich der Pflege. Jede Kaste hatte spezifische Aufgaben, und die Pflege war oft die Aufgabe der niedrigeren Kasten.
Indien ist die Heimat des Ayurveda, eines ganzheitlichen Gesundheitssystems, das sich auf Kräutermedizin, Ernährung und Lebensstil konzentriert. Ayurveda-Praktiker/innen waren für die Gesundheitsversorgung und Pflege verantwortlich. In den Tempeln und Ashrams gab es Heiler/innen und Asketen/-innen, die Krankenpflege und spirituelle Heilung praktizierten. Indien hatte im Laufe seiner Geschichte auch fortschrittliche medizinische Einrichtungen, darunter das Nalanda-Krankenhaus, das im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde.
Ausbildungsplätze als Pflegefachkraft
Pflege in der Antike
Die Pflege in der Antike bildet den Ursprung und die Grundlage für die modernen Pflegepraktiken, die wir heute kennen. In den frühen Zivilisationen der Antike, darunter das antike Ägypten, Griechenland und das römische Reich, entwickelten sich bereits grundlegende Prinzipien und Ansätze zur Pflege von Kranken und Verletzten.
Griechenland
Die Pflege im antiken Griechenland war von einer frühen Betonung der medizinischen Wissenschaft, Ethik und Professionalität geprägt. Berühmte Ärzte wie Hippokrates, der als Vater der modernen Medizin gilt, beeinflussten die Pflegepraktiken. Der hippokratische Eid legte ethische Grundsätze fest, die bis heute in der medizinischen Praxis gelten.
Der Kult um den Gott Asklepios war so weit verbreitet, dass dessen Heiligtümer (sog. Asklepeien) als Orte der Heilung und Pflege galten. Diese Heiligtümer boten sowohl medizinische Behandlung als auch spirituelle Unterstützung. Griechen/-innen legten generell Wert auf gesunde Lebensweise und Prävention von Krankheiten, darunter eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Hygiene.
Römisches Reich
Die Pflege im Römischen Reich legte Wert auf Gesundheit und Hygiene und förderte die Entwicklung von medizinischem Wissen und Infrastruktur. Das Römische Reich übernahm viele medizinische Kenntnisse von den Griechen/-innen und hatte gut ausgebildete Ärzte, die verschiedene medizinische Praktiken anwendeten. Galen, ein römischer Arzt, war einer der einflussreichsten medizinischen Denker dieser Zeit. Im Römischen Reich gab es bereits Vorläufer von Krankenhäusern und Hospitälern, die als Ort für die Versorgung von Kranken und Verwundeten dienten.
Frühes Christentum
Im frühen Christentum war die Pflege von Kranken und Bedürftigen von zentraler Bedeutung und von einer starken Betonung der Nächstenliebe und Barmherzigkeit geprägt. Christen/-innen fühlten sich verpflichtet, Kranke, Arme und Bedürftige zu versorgen. Frühchristliche Gemeinden entwickelten Formen von Wohltätigkeitsorganisationen, in denen Bedürftigen geholfen und Krankenpflege geleistet wurde. Diese Pflege beinhaltete die Versorgung von Kranken, Sterbebegleitung und Begräbnis. Im Laufe der Zeit entstanden die ersten Hospitäler in christlichen Gemeinden.
Ethik in der Pflege
Die christlichen Säulen der Nächstenliebe und Barmherzigkeit bilden neben dem Grundsatz, sich um bedürftige Menschen zu kümmern, auch die ersten Ansätze für das heutige Verständnis von Ethik in der Pflege. Denn, wer sich an diese Prinzipien hält, wird schnell einen eigenen moralischen Kompass entwickeln, den man auch auf die Pflege anwenden kann.
Pflege im Mittelalter
Die Pflege im Mittelalter leistete wichtige Dienste in der Versorgung von Kranken und Bedürftigen. Die katholische Kirche spielte eine dominierende Rolle, denn Klöster und Nonnenorden übernahmen deren Versorgung. Klöster und die wohlhabende Oberschicht spendeten an die Armen, und es entstanden Spitäler, die medizinische Versorgung, Unterkunft und Verpflegung für Kranke und Bedürftige boten. Auch die Ausbildung von Krankenpflegerinnen fand in Klöstern statt.
Nonnen erhielten eine formelle Ausbildung in der Krankenpflege, die auf religiösen und praktischen Grundsätzen beruhte. Neben der kirchlichen Pflege existierten Volksmedizin und Kräuterheilkunde, in der Dorfheiler und „Weise Frauen“ traditionelle Heilmethoden einsetzten.
Geschichte der Pflege – Etablierung der beruflichen Pflege
Die Etablierung der beruflichen Pflege im 18. bis 20. Jahrhundert war eine entscheidende Phase in der Geschichte der Pflege, in der sich die Pflege von informellen Praktiken zu einer formalen Berufsausbildung und einer anerkannten Profession entwickelte.
Im 18. Jahrhundert gab es in Europa bereits erste Ansätze, insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Pflegekräfte waren oft religiöse Ordensmitglieder wie Nonnen und Mönche, die sich um Kranke kümmerten. Die Versorgung war jedoch oft unzureichend und hygienische Bedingungen in Krankenhäusern mangelhaft.
Eine bedeutende Veränderung in der Pflegegeschichte im 19. Jahrhundert war die Arbeit von Florence Nightingale (s.u.), die während des Krimkriegs im 19. Jahrhundert die Bedingungen in Militärkrankenhäusern verbesserte. In den USA gründete Dorothea Dix, eine Sozialreformerin, Krankenhäuser und Anstalten, die die Pflege von psychisch Kranken revolutionierten.
Geschichte der Pflege – Wichtige Persönlichkeiten
Die Geschichte der Pflege wird von herausragenden Persönlichkeiten geprägt, die entscheidende Beiträge zur Entwicklung und Professionalisierung dieses Berufsfeldes geleistet haben. Diese Pionierinnen und Pioniere haben die Pflege maßgeblich beeinflusst und sie zu dem gemacht, was sie heute ist.
Florence Nightingale
Florence Nightingale war eine britische Krankenschwester des 19. Jahrhunderts und gilt als Pionierin der modernen Krankenpflege. Nightingale betonte die Bedeutung von Hygiene und Sauberkeit im Gesundheitswesen und förderte die Umsetzung von Hygieneprinzipien in Krankenhäusern. Sie gründete die erste Pflegeschule ihrer Art in London und trug zur Professionalisierung des Pflegeberufs bei. Während des Krimkriegs leitete sie die Pflege in Militärkrankenhäusern und setzte Maßstäbe für die Pflege von Verwundeten auf dem Schlachtfeld.
Henry Dunant
Henry Dunant war ein Schweizer Geschäftsmann und Humanist des 19. Jahrhunderts. Dunant war Mitbegründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, das sich der Hilfe für Verwundete und Kriegsopfer verschrieben hat. Durch sein Buch „Eine Erinnerung an Solferino“ trug Dunant maßgeblich zur Entstehung der ersten Genfer Konventionen bei. Seine Arbeit legte den Grundstein für die moderne humanitäre Hilfe und Bildung des Roten Kreuzes.
Agnes Karll
Agnes Karll war eine deutsche Krankenschwester und Pionierin der modernen Krankenpflege im frühen 20. Jahrhundert. Sie gründete 1903 den Deutschen Berufsverband für Krankenpflege, um die Professionalisierung und Anerkennung des Pflegeberufs zu fördern. Karll setzte sich für die Einführung von formaler Ausbildung und die Anerkennung von Krankenschwestern als eigenständige Berufsgruppe ein. Ihre Arbeit legte den Grundstein für die moderne Krankenpflege in Deutschland und trug zur internationalen Anerkennung des Pflegeberufs bei.
Liliane Juchli
Liliane Juchli war eine Schweizer Krankenschwester und Autorin, die im 20. Jahrhundert maßgeblich zur Weiterentwicklung der Pflege und Pflegeausbildung in der Schweiz beigetragen hat. Sie entwickelte das Juchli-Modell, ein pflegewissenschaftliches Konzept, das die Pflege als eine ganzheitliche, ressourcenorientierte und wertschätzende Praxis betont. Sie förderte die Reform der Pflegeausbildung und trug zur Etablierung des Bachelor-Studiengangs für Pflege in der Schweiz bei. Liliane Juchli verfasste mehrere Pflegebücher, die die Pflegepraxis und -theorie erläutern.
Geschichte der Pflege – Wichtige Meilensteine
Zu den wichtigsten Meilensteinen in der Geschichte der Pflege gehört deren Regelung durch eine umfassende Gesetzgebung, die Ausbildung, Berufsausübung und ethische Standards für Pflegefachkräfte festlegt. Drei der bedeutendsten Gesetze, die die Grundlage für die Pflegeberufe in Deutschland bilden, sind das Gesetz über die Berufe der Pflege, das Krankenpflege- und Altenpflegegesetz sowie das Pflegeberufegesetz. Diese Gesetze sind entscheidend für die Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Pflege.
Gesetz über die Berufe der Pflege
Das Gesetz über die Berufe in der Pflege trat am 1. Januar 2020 in Kraft und regelt die Ausbildung von Pflegefachkräften in Deutschland. Es führte eine generalistische Pflegeausbildung ein, die die Bereiche Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege integriert. Das Gesetz legt die Voraussetzungen für die Anerkennung von Pflegefachkräften fest und schreibt vor, dass sie in ein Pflegeberuferegister eingetragen werden müssen.
Es regelt die Berufsausübung von Pflegefachkräften, Zuständigkeiten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Das Gesetz fördert die Fort- und Weiterbildung von Pflegefachkräften, um sicherzustellen, dass sie auf dem neuesten Stand der Pflegepraxis und -technologie bleiben.
Krankenpflegegesetz
Das Krankenpflegegesetz (KrPflG) wurde mit dem Pflegeberufegesetz (PflBG, s.u.) aufgehoben und regelte die Ausbildung und die Berufsausübung der Krankenpflege. Ähnlich wie das Krankenpflegegesetz regelte das Altenpflegegesetz (AltPflG) die Ausbildung und die Berufsausübung in der Altenpflege. Dieses wurde ebenfalls durch das Pflegeberufegesetz ersetzt.
Pflegeberufegesetz
Das Pflegeberufegesetz (PflBG) regelt seit dem Jahr 2020 die Ausbildung und Anerkennung von Pflegefachkräften. Im Detail geht es dabei um die Ausbildung für Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege und deren Grundlagen.
Passende Stellen in der Pflege
Interessiert an einer Stelle in der Pflege? Bei Medi-Karriere gibt es zahlreiche Stellenangebote in der Pflege, z.B. Jobs für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, Stellen für Pflegehelfer/innen, Jobs für Pflegedienstleitungen (PDL) oder Jobs in der Altenpflege.
- Kurze Geschichte der Krankenpflege, https://blog.id-direct.com/... (Abrufdatum: 23.10.2023)
- Geschichte der Krankenpflege, https://www.besthelp.at/... (Abrufdatum: 20.10.2023)