
Inhaltsverzeichnis
Wenn alte Menschen ständig schlafen, kann das ihre Angehörigen verunsichern: Die Frage warum und welche Konsequenzen die ständige Müdigkeit haben kann, wühlt häufig das Umfeld auf. Dabei ist ein verändertes Schlafbedürfnis im Alter grundsätzlich erstmal physiologisch. Mehr zu den unterschiedlichen Ursachen, den Auswirkungen und möglichen Ansätzen zur Verbesserung zeigt der folgende Artikel auf.
Inhaltsverzeichnis
Wenn alte Menschen ständig schlafen – Ursachen
Die Ursachen für Müdigkeit im Alltag bei Senioren und Seniorinnen sind vielfältig, oft hängt sie mit Ein- und Durchschlafstörungen zusammen. Wenn alte Menschen ständig schlafen, kann aber auch ein anderer Mangel als Schlaf die Ursache sein: Zu wenig Bewegung, Sauerstoff, Flüssigkeit oder Tageslicht können Hypersomnie begünstigen. Was sonst noch Schlafstörungen verursachen kann, findet sich in den folgenden Absätzen.
Veränderter Alltag
Der Alltag von alten Menschen ist häufig verändert: Fehlende soziale Kontakte und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben führen dazu, dass viele Menschen im Alter eher zu Hause bleiben. Auch altersbedingte körperliche Beschwerden (etwa beim Sehen, Hören oder Laufen) sind für viele Menschen ein Grund, seltener die eigenen vier Wände zu verlassen. Dadurch bewegen sie sich weniger draußen und bekommen beispielsweise weniger Sauerstoff und Tageslicht. Die Konsequenz: Die zikadiane Rhythmik, die durch Lichteinflüsse gesteuert wird, ist gestört. Darüber hinaus werden neurodämpfende Hormone wie Melatonin bei geringerem Lichteinfall vermehrt ausgeschüttet.
Andere Schlafmuster
Wenn alte Menschen ständig schlafen, kann dies im Zusammenhang mit physiologisch veränderten Schlafmustern stehen: Im Alter sind normalerweise Tiefschlafphasen verkürzt, wodurch Menschen beispielsweise durch laute Geräusche in der Nacht schneller aufwachen. Gleichzeitig verlängert sich die Einschlafdauer. Die geringere Menge Schlaf führt zu einem erhöhten Schlafbedürfnis am Tag – etwa zu einem verlängerten Mittagsschlaf. Dadurch verstärkt sich die nächtliche Schlafstörung allerdings noch.
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Medikamente
Schläfrigkeit kann vorübergehend oder dauerhaft als Nebenwirkung der verschiedensten Arten von Medikamenten auftreten. Auslöser sind meist solche Arzneimittel, die auf das ZNS, den Blutdruck oder auch den Hormonhaushalt wirken. Die folgenden Medikamentengruppen können ursächlich beteiligt sein:
- Blutdrucksenker
- Schlaf-/Beruhigungsmittel (vor allem lang wirksame)
- Antidepressiva
- Neuroleptika
- Schmerzmittel
- Antiarrhythmika
- Immunanregende oder -supprimierende Medikamente
Ernährung
Große, schwere Mahlzeiten können einen fast lähmenden Zustand verursachen und Müdigkeit im Alltag auslösen. Doch auch wer zu wenig Nahrung zu sich nimmt, kann als Konsequenz müde oder abgeschlagen sein – gleiches gilt für eine zu geringe Trinkmenge. Auch die Zusammensetzung der Nahrung kann ein ausschlaggebender Punkt für die Qualität des Schlafrhythmus sein: Besonders ein Mangel an Spurenelementen, wie Eisen, Natrium und Vitamine (vor allem Vitamin B12 und D) macht sich schnell in Form von Müdigkeit bemerkbar. Zucker und Koffein haben im ersten Moment einen energiespendenden Effekt. Nach einem kurzen Peak fällt der Energiepegel jedoch deutlich ab und es kommt zu einem „Tief“.
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Krankheiten
Kommt Müdigkeit neu auf und hat keinen ersichtlichen Grund, sollte man die Symptomatik ärztlich abklären lassen – sie kann die Begleiterscheinung einer (unentdeckten) Erkrankung sein. Ähnlich wie bei den Medikamenten sind häufig Pathologien des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels oder des neurologischen Systems verantwortlich. Es gibt aber auch einige psychische Erkrankungen, die sich in einem verminderten Antrieb oder vermehrter Müdigkeit äußern. Wenn alte Menschen ohne offensichtlichen Grund ständig schlafen, sollte man auch solche Krankheiten (etwa eine Altersdepression) in Betracht ziehen.
Wenn alte Menschen ständig schlafen – Auswirkungen
Bis zu einem gewissen Grad ist es ganz normal, dass sich Schlafgewohnheiten im Alter verändern, da der Körper das Schlafverhalten anpasst. In manchen Fällen kann die Schläfrigkeit im Alltag aber auch ernsthaftere Konsequenzen haben.
Hinweis auf Erkrankung
Besonders bei Menschen, die trotz vermehrten Schlafverhaltens ständig müde sind, sollte man auf Ursachensuche gehen: Es kann klein bei Ein- oder Durchschlafstörungen anfangen oder ernsthafte Erkrankungen als Ursache haben. Nach Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin kann man hierfür beispielsweise ein Blut- oder Urinstatus anfertigen lassen, um mögliche Erkrankungen auszuschließen oder zu detektieren.
Unfälle durch Müdigkeit
Es wird geschätzt, dass etwa jeder vierte bis fünfte Unfall im Straßenverkehr durch Sekundenschlaf oder geringe Konzentration durch Müdigkeit am Steuer verursacht wird – eine ähnliche Größenordnung wie Unfälle durch Alkohol- oder Drogeneinfluss. Wer bei sich selbst bemerkt, dass ständige Müdigkeit – eventuell sogar begleitet durch kurze Schlafphasen – um Alltag gehört, sollte es nach Möglichkeit vermeiden, in solchen Perioden zu fahren.
Medikamente vergessen
Verminderte Konzentration und Gedächtnislücken sind nichts ungewöhnliches im Alter, können aber durch erhöhte Müdigkeit verstärkt werden. Einige Menschen neigen dazu, wichtige Dinge zu vergessen – etwa die Einnahme oder das Richten ihrer Medikamente. Dies kann im Zweifel zu noch mehr Müdigkeit, ausgelöst durch die schlechter eingestellte Erkrankung, führen. Als Angehörige/r oder pflegerische Unterstützung kann man dagegen helfen, indem man beispielsweise das Tablettenrichten übernimmt oder ein Erinnerungsritual einführt.
Wenn alte Menschen ständig schlafen – Nützliche Tipps
Auch wenn eine erhöhte Schläfrigkeit im Alter physiologisch ist, kann man einige Dinge verändern, um ihr entgegenzuwirken. So lassen sich veränderte Schlafgewohnheiten besser in den Alltag integrieren und führen zu weniger Einschränkungen.
Feste Schlafenszeiten
Es scheint eine gewisse genetische Tendenz zu geben, ob man ein später (Typ „Eule“) oder früher (Typ „Lerche“) Schläfer ist. Für einen regelmäßigen und guten Schlaf ist es jedoch wichtig, feste Schlafenszeiten einzuführen und auch Aufstehzeiten einzuhalten. Dies fördert nicht nur die Entstehung einer klaren Tagesstruktur, sondern hilft dem Körper auch mit der zirkadianen Rhythmik.
Auf eine gute Ernährung achten
Neben vielen weiteren Gewohnheiten ist auch eine regelmäßige gesunde Ernährung entscheidend für einen guten Schlaf. Zu viel Zucker macht schlaff und führt dazu, dass man tagsüber häufiger müde ist, was einen gesunden Schlafrhythmus stört. Auch sollte man kurz vor dem Zubettgehen nichts mehr essen, da der Körper sonst mit Verdauen beschäftigt ist, während er eigentlich den Betrieb herunterfahren soll.
Regelmäßige Bewegung
Bewegung gilt in allen Altersklassen als eine der effektivsten Methoden, um den Schlaf zu verbessern. Am besten hierfür eignet sich aerobes Training, also solches, das das Herz-Kreislauf-System anregt und die Körperkerntemperatur erhöht. Je nach Alter, Interessen und Fitnesslevel kann es sich hierbei etwa um Spazieren, Joggen, Gymnastik oder Tanzen handeln. In vielen Gemeinden gibt es Angebote extra für Senioren und Seniorinnen, bei der auch neue soziale Kontakte geknüpft werden können.
Schlafumgebung verbessern
Die Schlafumgebung trägt viel zur Schlafqualität bei. Ein idealer Schlafplatz sollte dunkel und ruhig sein, nicht zu warm und nicht zu kalt. Eine gute Schlafhygiene (regelmäßiges Wechseln der Bettwäsche, Lüften und eine saubere Umgebung) kann auch helfen. Darüber hinaus verbringen viele Menschen viel Zeit im Bett – auch ohne zu schlafen. Dies sollte man möglichst vermeiden, um eine gute Schlafqualität zu erhalten.
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- Zirkadiane Rhythmen, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 06.02.2024)