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Die Nasensonde ist ein vielseitiges medizinisches Instrument, das in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung Anwendung findet. Von der Ernährung bei Schluckstörungen bis zur Medikamentengabe bietet sie gezielte Maßnahmen. Dieser Artikel beleuchtet ihre Arten, Anwendungen und die richtige Handhabung in der medizinischen Praxis.
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Was ist eine Nasensonde?
Eine Nasensonde ist ein medizinisches Gerät, das man in die Nase einführt, um verschiedene Zwecke zu erfüllen. Es besteht aus einem flexiblen Schlauch, der durch das Nasenloch in den Pharynx (Rachen) und anschließend entweder weiter in den Magen oder die Lunge geleitet wird, je nach dem beabsichtigten Verwendungszweck.
Nasensonden kann man verwenden, um Nahrung oder Medikamente zu verabreichen, Flüssigkeiten abzusaugen, den Magen zu entlasten oder Proben aus den Atemwegen zu entnehmen. Sie werden häufig in der medizinischen Versorgung von Patienten eingesetzt, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, auf normalem Wege zu essen, zu trinken oder Medikamente einzunehmen.
Nasensonde – Arten
Es gibt verschiedene Arten von Nasensonden: Häufig sind Ernährungssonden, die zur Zufuhr von Flüssigkeiten und Nahrung in den Magen eingeführt werden. Auch Sonden zur Entlastung des Magens, zum Absaugen von Sekreten oder zur Verabreichung von Medikamenten kommen zum Einsatz. Jede Art von Sonde wird entsprechend dem spezifischen medizinischen Bedarf und der Situation des Patienten ausgewählt und angewandt.
Transnasale Sonde
Nasogastrale Sonde
Die nasogastrale Sonde ist die „klassische Nasensonde“ bei der man den Schlauch über die Nase in den Magen führt. Sie ist eine der transnasalen Magensonden. Ihre Anwendungsbereich sind beispielsweise zur Druckentlastung bei einem Ileus, diffuses Erbrechen oder Operationen. Eine andere Indikation ist eine kurzfristige künstliche Ernährung über zwei bis drei Wochen, die man bei kieferchirurgischen Eingriffen, Passagehindernissen im betroffenen Bereich und bei Schluck- und Kaustörungen einsetzt.
Intensivmedizinische Patienten erhalten ihre Nahrung ebenfalls über eine Sonde. Auch eine Zwangsernährung, beispielsweise bei Personen mit Anorexie, kann man über eine solche Magensonde möglich machen. Sie wird auch als „Ernährungssonde“ bezeichnet. Beim Einsatz über eine längere Zeit setzt man eher eine perkutane Ernährungssonde (PEG) ein.
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Nasoduodenale Sonde
Eine nasoduodenale Sonde ist ein medizinisches Gerät, das zur Ernährung oder Medikamentenverabreichung direkt in das Duodenum (Zwölffingerdarm) eingeführt wird. Im Gegensatz zur nasogastralen Sonde, die in den Magen führt, wird die nasoduodenale Sonde weiter in den Verdauungstrakt geschoben. Sie wird typischerweise verwendet, wenn Patienten eine Magenentleerungsstörung haben oder wenn eine Ernährungsumleitung umgangen werden muss.
Sauerstoff-Nasensonde
Eine Sauerstoff-Nasensonde ist ein medizinisches Gerät zur direkten Sauerstoffzufuhr in die Nasenlöcher von Patienten. Sie besteht aus einem flexiblen Schlauch, der in die Nase eingeführt wird, und zwei kleinen Auslassöffnungen zur Sauerstoffabgabe. Diese Sonden werden bei Patienten mit Atemwegs- oder Lungenerkrankungen eingesetzt, um die Sauerstoffaufnahme zu verbessern. Da es sich hier um ein Niedrigflusssystem handelt, atmen die Patienten ein Sauerstoff-Raumluft-Gemisch ein, keinen reinen Sauerstoff.
Nasensonde legen
Das Legen einer Nasensonde (hier: transnasale Magensonde) gehört zu den grundlegenden Fähigkeiten als Arzt/Ärztin und kann auch durch qualifiziertes und geschultes Fachpersonal, wie Pflegefachkräfte, erfolgen. Im ersten Schritt sollte man sich hierfür alle nötigen Materialien zurechtlegen:
- Schutzkleidung
- Die richtige Sonde (je nach Indikation)
- Lokalanästhetikum (Spray)
- Gleitgel (evtl. mit Anästhetikum)
- Wasserglas (mit Strohhalm sinnvoll)
- Pflaster/Verbandstape zum Ankleben
- Nierenschale
- Blasenspritze
- Stethoskop
Der Patient sollte bei der Anwendung am besten Sitzen. Im ersten Schritt sucht man sich das passende Nasenloch aus. Viele Patienten haben ein Nasenloch durch das sie besser atmen können oder von dem sie wissen, dass es besser zugänglich ist. In dieses Nasenloch und in den Rachen wird das Anästhetikum-Spray gesprüht. Hier ist die Wirkzeit zu beachten: Da diese bei vielen Anästhetika mehrere Minuten beträgt, kann es sinnvoll sein, die weitere Vorbereitung hinten anzustellen.
Patientenaufklärung
Das Legen einer Nasensonde wird von vielen Betroffenen als extrem unangenehm empfunden. Dennoch ist es ausschlaggebend, wie gut der Patient bei der Anlage mitarbeitet. Eine ausführliche Aufklärung, bei der alle möglichen Vorkommnisse durchgesprochen werden, sowie das präzise Anleiten des Patienten sind daher sehr wichtig.
Die Länge der Sonde sollte man vor Einführung abmessen: Hierfür hält man das Ende an der Nasenöffnung fest und führt den Schlauch hinter dem Ohr vorbei in die Mitte des Oberkörpers (etwa unter das Sternum (Brustbein)). Die Länge wird markiert. Das Ende der Sonde wird auf Beweglichkeit geprüft und anschließend mit Gel versehen (am besten Anästhesierend). Der Behandelnde weist den Patienten an, einen Schluck Wasser in den Mund zu nehmen und bei Kommando zu Schlucken. Außerdem dient die Nierenschale als Brechgefäß.
Der Schlauch der Sonde wird nun durch das Nasenloch eingeführt. Bis in den Rachenraum erfolgt dies vorsichtig, um die empfindlichen Strukturen nicht zu verletzen. Im Pharynx angekommen, fordert der Behandelnde den Patienten auf zu Schlucken (mehrfach das Schlucken anweisen, bis die Sonde im Magen liegt).
Anatomische Grundlagen
Nasensonden sind meist sehr dünn, dennoch können die Nasenmuscheln das Einführen erschweren. Der beste Weg in den Rachen führt unter der unteren Nasenmuschel hindurch. Hierfür wird der Schlauch waagerecht in die Nase eingeführt.
Kontrolle
Zur Kontrolle der richtigen Lage der Nasensonde gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst kann man sich an der zuvor abgemessenen Länge orientieren. Geläufig ist das Aufziehen einer Blasenspritze mit etwa 50 Milliliter Luft, die anschließend durch die Sonde in den Magen gespritzt werden. Durch Abhören des Magens mit einem Stethoskop kann man bei einem Gurgelgeräusch die Lage bestätigen. Bei nasoduodenalen Sonden oder unklarer Lage kann eine Röntgenkontrolle nötig werden.
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Nasensonde – Mögliche Komplikationen
Komplikationen können beim Legen einer Nasensonde vor allem auftreten, wenn sie falsch in die Nase eingeführt oder zu schwungvoll weitergeschoben wird. Die häufigste Komplikation sind Blutungen und Verletzungen verbunden mit Schmerzen im Nasen- und Rachenbereich sowie im Hals. Problematischer sind Perforationen des Ösophagus (Speiseröhre) und des Magens. Selten ist auch eine Verletzung des Gehirns möglich, wenn die Lamina cribrosa beschädigt wird. Beginnt der Patient zu husten oder klagt über Atemnot, sollte die Sonde sofort zurückgezogen werden, denn das spricht für eine Aspiration.
Nasensonde bei Babys
Bei Babys kann das Einlegen einer Nasensonde eine wichtige medizinische Maßnahme sein, insbesondere wenn sie Schwierigkeiten haben, auf normalem Wege zu essen oder zu trinken. In solchen Fällen können speziell geschulte Pflegekräfte, Neonatologen oder Kinderärzte Nasensonden verwenden, um Nahrung, Flüssigkeiten oder Medikamente direkt in den Magen oder Darm des Babys zu geben. Das Verfahren erfordert besondere Vorsicht und Geschick, da die Nasenpassage von Babys klein und empfindlich ist. Die Platzierung der Sonde muss sorgfältig überwacht werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt positioniert ist und dem Baby keine Unannehmlichkeiten oder Verletzungen bereitet.
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Häufige Fragen
- Ist das Legen einer Magensonde schmerzhaft?
- Wie oft muss man eine Nasensonde wechseln?
- Wie lange funktioniert die Ernährung über eine Nasensonde?
- Wer darf eine Nasensonde legen?
Das Einlegen einer Magensonde kann unangenehm sein, aber normalerweise wird Lokalanästhesie verwendet, um Schmerzen zu minimieren. Die meisten Patienten empfinden möglicherweise ein vorübergehendes Druckgefühl oder Unbehagen während des Einführens der Sonde.
Die Häufigkeit des Wechselns einer Nasensonde hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Zustand des Patienten, die Art der Sonde und die Richtlinien der medizinischen Einrichtung. In der Regel werden Nasensonden jedoch alle drei bis vier Wochen ausgetauscht, um Infektionen und Verstopfungen zu vermeiden. Bei Bedarf kann das medizinische Fachpersonal die Sonde jedoch häufiger oder seltener austauschen, je nach individuellen Bedürfnissen und medizinischen Anforderungen des Patienten.
Die Dauer der Ernährung über eine Nasensonde variiert je nach den Bedürfnissen und dem Zustand des Patienten. In einigen Fällen kann die Ernährung über eine Nasensonde vorübergehend erfolgen, bis der Patient wieder in der Lage ist, auf normalem Weg zu essen. Die genaue Dauer wird individuell von den behandelnden Ärzten und dem medizinischen Team festgelegt und kann von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten oder Jahren reichen. Normalerweise liegen Nasensonden aber nicht länger als 2-3 Wochen.
Das Einlegen einer Nasensonde sollte von medizinisch geschultem Fachpersonal wie Ärzten, Krankenschwestern oder Pflegekräften durchgeführt werden, die über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Sie können sicherstellen, dass die Sonde korrekt platziert wird und dem Patienten keinen Schaden zufügt.
- Sauer, Herdtle, Kiefl et al., Klinikleitfaden Klinische Akut- und Notfallmedizin, Elsevier (Verlag), 2023
- Wolfram, Samir et al., Praxis der Intensivmedizin, Springer (Verlag), 3. Auflage, 2023
- Abdulla, Vogt et al., Praxisbuch interdisziplinäre Intensivmedizin, Elsevier (Verlag), 2021
- Einführen einer Nasogastralen Sonde, https://www.msdmanuals.com/... (Abrufdatum 11.04.2024)
- Magensonde und PEG-Sonde, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 11.04.2024)
- Zipfel, Ingenpaß, Grund, Sonden legen – Nasogastrale Sonden, erschien in: Lege artis – Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung, 2. Ausgabe 2012