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Der Karpaltunnel ist eine anatomische Struktur im Handgelenk, die eine Vielzahl von Nerven und Sehnen beherbergt, die für die Funktion der Hand entscheidend sind. Er gehört zu den wichtigsten Durchgangsstrukturen im Handgelenk und spielt eine wichtige Rolle für die Flexion der Finger und die Empfindungen in der Hand und Handfläche. Dieser Artikel betrachtet die Anatomie und den Aufbau des Kardantunnels und seine Funktion. Er geht spezieller auf Beschwerden in diesem Bereich und das Karpaltunnelsyndrom ein.
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Karpaltunnel – Definition
Der Karpaltunnel – Latein: Canalis carpi – ist ein enger Kanal oder Raum im Handgelenk, der sich zwischen den Handwurzelknochen und einem straffen Band, dem Karpalband, befindet. Durch diesen Tunnel verlaufen wichtige Nerven und Sehnen, die für die Funktion und Empfindung der Hand verantwortlich sind. Wenn der Karpaltunnel aufgrund von Schwellungen oder anderen Ursachen eingeengt wird, kann dies zu unangenehmen Symptomen führen. Dazu gehören Schmerzen, Taubheit und Kribbeln in der Hand. Diese Symptome bezeichnet man dann als Karpaltunnelsyndrom.
Karpaltunnel – Anatomie und Aufbau
Der Karpaltunnel liegt als osteofibrösel Kanal unter dem Retinaculum musculorum flexorum (Lig. carpi transversum oder Karpalband), das zwischen den Eminentiae carpi – den Vorsprüngen einiger Handwurzelknochen – verläuft. Genauer betrachtet zieht es von radial am Tuberculum ossis trapezii und Tuberculum ossis scaphoidei nach ulnar zu den Ossa pisiforme und hamatum. Damit überspannt es den gesamten Bereich der Handwurzel mit Ausnahme den Os lunatum (dieses liegt weiter proximal). Die Begrenzungen des Karpaltunnels sind folgendermaßen definiert:
Begrenzung nach | Begrenzende Strukturen |
palmar | Retinaculum flexorum |
dorsal | Ossa hamatum, capitatum, trapezoideum, trapezium, scaphoideum |
radial | Ossa scaphoideum, trapezium |
ulnar | Ossa pisiforme, triquetrum |
Canalis carpi – Funktion und Bedeutung
Der Karpaltunnel ist die wichtigste Durchgansstruktur auf der Palmarseite des Handgelenks. Neben ihm treten nur noch einige Strukturen durch die kleinere, ulnar gelegene Guyon-Loge (Canalis ulnaris) und wenige frei verlaufende Sehnen in die die Hand ein. Neben dem N. medianus (der meist direkt unterhalb des Retinaculums verläuft) treten 9 Muskelsehnen durch den Canalis carpi:
- 4 Sehnen des M. flexor digitorum profundus
- 4 Sehnen des M. flexor digitorum superficialis
- die Sehne des M. flexor pollicis longus
Der Verlauf der „freien“ Muskeln wird von Autoren unterschiedlich angegeben. Der radial verlaufende M. flexor carpi radialis hat eigentlich eine eigene Sehnenscheide, wird aber häufig zu den Karpaltunnel-Sehnen hinzugezählt. Der M. flexor carpi ulnaris läuft außerhalb ohne eigene Sehnenscheide. Über das Retinaculum flexorum hinweg zieht die Sehne des M. palmaris longus
Anatomische Variationen: Der M. palmaris longus
Durch ihren oberflächlichen Verlauf ist die Sehne des M. palmaris longus von extern am Handgelenk sichtbar. Am besten sieht man sie, wenn man Daumen und Kleinfinger zusammenführt und eine Palmarflexion durchführt. Im Bereich der palmaren Linien am Handgelenk bildet sie ein Dreieck. Bei diesem Muskel sind anatomische Besonderheiten aber häufig: Viele Menschen besitzen keinen M. palmaris longus oder die Sehne wird nur einseitig sichtbar.
Karpaltunnel – Schmerzen und Syndrom
Schmerzen im Bereich des Karpaltunnels sind häufige Symptome des Karpaltunnelsyndroms. Diese Schmerzen können sich als dumpf, stechend oder brennend manifestieren und oft mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in Daumen, Zeige- und Mittelfinger einhergehen. Die Symptome können in die Hand und in den Unterarm ausstrahlen. Sie treten häufig nachts oder bei bestimmten Handbewegungen auf.
Karpaltunnelsyndrom (CTS)
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine häufige Erkrankung, die durch die Kompression des Medianusnervs im Karpaltunnel des Handgelenks verursacht wird. Typische Symptome sind Schmerzen, Taubheitsgefühle und Kribbeln in Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Diese Beschwerden können sich verschlimmern und sogar zu Schwäche in der Hand führen. Die Behandlung umfasst konservative Maßnahmen wie Handgelenksschienen, physikalische Therapie sowie in schwereren Fällen auch chirurgische Eingriffe (Spaltung des Retinaculum flexorum) zur Entlastung des Nervs. Frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung sind entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und die Handfunktion zu erhalten.
Klinik: Tests bei V. a. Karpaltunnelsyndrom
Wenn ein Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom besteht, können einige klinische Tests bei der Differentialdiagnostik helfen und beispielsweise Sehnenscheidenentzündungen oder ähnliches ausschließen. Beim Tinel-Test beklopft der/die Untersucher/in die proximale Handgelenksbeugefalte bei leicht dorsalextenierter Hand. Besteht ein CTS, strahlen Schmerzen und Missempfindung nach proximal und distal aus. Für den Phalen-Test legt der/die Untersuchte die Handrücken aneinander, während er/die eine Palmarflexion ausführt. Auch hier entstehen bei CTS Missempfindungen im Medianus-Versorgungsgebiet. Der positive Test wird auch als Handgelenksbeugezeichen bezeichnet.
Häufige Fragen
- Wie lange halten Schmerzen nach Karpaltunnel Op an?
- Wie verhalte ich mich nach einer Karpaltunnel Op?
- Kann ein Karpaltunnel zu Schmerzen im Ellenbogen führen?
- Wo sind Schmerzen beim Karpaltunnel?
Nach einer Karpaltunnel-Operation können Schmerzen normalerweise für ein bis zwei Wochen auftreten, wobei sie allmählich abklingen. Die Schmerzen können durch Medikamente kontrolliert werden, und Physiotherapie kann zur schnelleren Genesung beitragen. In einigen Fällen können leichte Beschwerden jedoch auch über mehrere Wochen oder Monate anhalten.
Nach einer Karpaltunneloperation ist es wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen. Ruhen Sie die Hand aus und vermeiden Sie schwere Aktivitäten für einige Wochen. Man sollte eine Schiene oder Verband tragen, um das Handgelenk zu stabilisieren, und einem angepassten Rehabilitationsprogramm folgen, um die Genesung zu fördern.
Während Schmerzen im Ellenbogen normalerweise nicht direkt durch ein Karpaltunnelsyndrom verursacht werden, können Nervenkompressionen in anderen Teilen des Arms oder der Hand zu ausstrahlenden Schmerzen führen, die bis zum Ellenbogen reichen können. Es ist jedoch wichtig, andere mögliche Ursachen für Ellenbogenschmerzen zu berücksichtigen und eine genaue Diagnose durch einen Arzt durchführen zu lassen.
Die Schmerzen beim Karpaltunnelsyndrom manifestieren sich typischerweise im Bereich des Handgelenks, insbesondere auf der Daumen-, Zeige- und Mittelfingerseite der Handfläche. Diese Schmerzen können sich als dumpf, stechend oder brennend anfühlen und häufig mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in den betroffenen Fingern einhergehen.
- Schünke et al., Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
- Kirsch et al., Taschenlehrbuch Anatomie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2017
- Imhoff et al., Checkliste Orthopädie, Thieme (Verlag), 4. Auflage, 2021
- Bähr et al., Neurologisch-topische Diagnostik, Thieme (Verlag), 11. Auflage, 2021
- Karpaltunnel und Guyon-Loge, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 17.04.2024)