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Speichel spielt eine wesentliche Rolle im Verdauungsprozess und der Mundgesundheit und ist ein oft unterschätzter, aber unverzichtbarer Helfer im alltäglichen Leben. Dieser Artikel beschreibt die Zusammensetzung, Produktion sowie Funktion dieser Körperflüssigkeit und geht auf klinische Aspekte ein.
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Speichel – Definition
Der Speichel ist eine klare, wässrige Flüssigkeit, die von den Speicheldrüsen im Mund produziert wird und die Verdauung einleitet, die Mundschleimhaut befeuchtet und schützt sowie die Nahrung gleitfähiger macht.
Speichel – Produktion
Das Speichelsekret entsteht in den Mundspeicheldrüsen und wird auch von dort aus abgegeben. Den meisten Anteil produzieren die Ohrspeicheldrüse, Unterzungendrüse und Unterkieferdrüse. Über eine Verzweigung an Ausführungsgängen wird der Speichel in den Mund beföredrt. Der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse läuft über den Musculus masseter, zieht durch den Musculus buccinator und mündet im Vorhof des Mundes auf Höhe des zweiten, oberen Molar (Backenzahn). Am Hinterrand des Musculus mylohyoideus zieht der Gang der Unterkieferspeicheldrüse und mündet etwa neben dem Zungenbändchen unter der Zunge. Die Unterzungendrüse hat mehrere terminale Ausführungsgänge, zu denen der größere Ductus sublingualis major (Bartholin-Gang) gehört und welcher auch neben dem Zungenbändchen mündet. Zudem führen aus dieser Drüse noch kleinere Ductus sublinguales minores und münden in Schleimhautfalten des Mundbodens.
Myoepithelzellen in den Speicheldrüsen
Kontraktile Myoepithelzellen ähneln glatter Muskulatur und liegen zwischen den Drüsenläppchen der Speicheldrüsen. Durch Kontraktionen dienen die der Austreibung des Speichels aus den Drüsenendstücken.
Der Speichel besteht vor allem zu etwa 99 Prozent aus Wasser. Zudem besteht er aus Proteinen und Muzinen. Muzine sind Proteine mit gebundenen Zuckerresten, die eine stark wasserbindende Fähigkeit haben, was den Speichel bei hohem Muzingehalt dickflüssig machen kann. Zu den Proteinen zählen auch Enzyme, die schon im Mund mit der chemischen Verdauung, also dem Zersetzen der einzelnen Nahrungsbestandteile, beginnen. Ein prominenter Vertreter dieser Speichelenzyme ist die alpha-Amylase, die Kohlenhydrate spalten kann. Eine saure Lipase spaltet Fette, aber erst im Magen, sobald die Umgebung eine gewisse Säure erreicht. Die Ribonuklease verdaut DNA-Bestandteile, die mit der Nahrung aufgenommen wurden.
Andere Proteine im Speichel unterstützen das Immunsystem. Dazu gehört das Immunglobulin A, welches ein Antikörper ist und Erreger erkennen, unschädlich machen oder markieren soll. Des weiteren befinden sich dort Wachstumsfaktoren, die die Wundheilung fördern. Zudem sind im Speichelsekret Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Calcium enthalten.
Regulation der Sekretion
Das parasympathische Nervensystem stimuliert die Speichelsekretion hauptsächlich über die Ausschüttung des Neurotransmitters Acetylcholin. Der Speichelfluss auch über das sympathische Nervensystem durch Ausschüttung von Noradrenalin dickflüssiger werden.
Speichel – Funktion
Am Tag werden etwa 1,5 Liter hergestellt. Speichel macht die Nahrung gleitfähig und erleichtert den Schluckakt. Außerdem verhindert er das Austrocknen der Mundschleimhaut, was einen wichtiger Teil der Mundhygiene ausmacht. Durch seine immunprotektiven Bestandteile, wie Antikörper, schützt die Flüssigkeit auch in gewisser Weise vor Krankheitserregern. Verschiedene Verdauungsproteine, die dem Speichel beigesetzt sind, beginnen schon im Mund die Nährstoffe aufzuspalten. Diese Prozesse sind nicht nur wichtig für die Verdauung, sondern auch für das Schmecken der Nahrung.
Die Zellen der Speicheldrüsen produzieren die Proteine und Muzine, die den Inhalt des Speichels ausmachen. Für die Sekretion sezernieren sie Chlorid-Ionen aktiv, wodurch ihnen das benötigte Wasser durch die Zellmembran folgt. In den Ausführungsgängen der Drüsen werden Natrium und Chlorid-Ionen wieder resorbiert ohne Wasser osmotisch mitzuziehen, da die Gänge wasserundurchlässig sind. Somit ist der Primärspeichel in den Endstücken der Drüsen isoton und der Sekundärspeichel in den Ausführungsgängen hypoton.
Speichel – Klinik
Vermehrte Speichelsekretion wird als Hypersalivation bezeichnet. Gründe hierfür können Vergiftungen, Nebenwirkungen verschiedener Medikamente oder Infektionen, beispielsweise Tollwut sein.
Eine verminderte Speichelsekretion nennt man Hyposalivation. Besonders einige psychiatrische Medikamente haben Wirkungen, die dem des Acetylcholins entgegen wirken und somit eine verminderte Speichelsekretion verursachen können. Eine weitere Ursache für eine Hyposalivation können Entzündungen der Speicheldrüsen sein, wie es beim Sjögren-Syndrom chronisch, durch Autoimmunreaktionen des Körpers, auftritt.
Häufige Fragen
- Woraus besteht Speichel?
- Welche Funktionen hat Speichel?
- Wo wird Speichel produziert?
Speichel besteht hauptsächlich aus Wasser und enthält Enzyme wie Amylase und Lipase, die die Verdauung einleiten. Schleimstoffe sorgen für Schmierung, während antimikrobielle Substanzen wie Lysozym und Immunoglobulin A Infektionen vorbeugen können.
Speichel hat mehrere wichtige Funktionen. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Verdauung, indem er Enzyme wie Amylase enthält, die die Verdauung von Stärke einleiten. Speichel befeuchtet die Nahrung, was das Kauen und Schlucken erleichtert. Außerdem schützt er die Mundschleimhaut vor Austrocknung und Verletzungen durch seine antimikrobiellen Substanzen, die Infektionen vorbeugen. Speichel reguliert den pH-Wert im Mund und schützt die Zähne vor Karies durch die Pufferung von Säuren. Er löst Geschmacksstoffe aus der Nahrung, wodurch Geschmacksempfindungen ermöglicht werden, und unterstützt die Remineralisierung der Zähne durch Kalzium und Phosphate.
Speichel wird in den Speicheldrüsen produziert, die sich im und um den Mund herum befinden. Es gibt drei Hauptpaare großer Speicheldrüsen: die Ohrspeicheldrüse, die Unterkieferspeicheldrüse und die Unterzungenspeicheldrüse. Zusätzlich gibt es zahlreiche kleine Speicheldrüsen, die in der Mundschleimhaut verstreut sind.
- Silbernagel et. al.: Physiologie, Thieme (Stuttgart: 8. Auflage, 2018)
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)
- Speicheldrüsen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 30.06.2024)