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Eine Entzündung der Tonsilla palatina (Gaumenmandel) verursacht starke Halsschmerzen und betrifft viele Menschen im Laufe ihres Lebens. In diesem Artikel geht es um die Anatomie, die Funktion sowie die Entzündung der Gaumenmandel.
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Tonsilla palatina – Definition
Die Tonsilla palatina, die auch Gaumenmandel genannt wird, ist ein paarig angelegtes lymphatisches Organ, welches sich zwischen dem vorderen und hinteren Gaumenbogen liegt. Sie gehört zum lymphatischen Rachenring (auch Waldeyer’scher Rachenring genannt) und dient, wie alle Tonsillen, der Abwehr von Krankheitserregern.
Tonsilla palatina – Anatomie
Die Gaumenmandeln befinden sich im hinteren Bereich der Mundhöhle am Isthmus faucium. Dieser liegt zwischen dem Arcus palatoglossus und dem Arcus palatopharyngeus am Übergang zum Rachen. Der Bereich wird deshalb auch als Fossa tonsillaris (Tonsillarbucht) bezeichnet. Die Gaumenmandeln sind von einer bindegewebigen Kapsel umgeben.
Aufbau
Die Gaumenmandel ist beim Erwachsenen ungefähr zwei bis drei Zentimeter lang und ein bis zwei Zentimeter breit. Sie weist eine ellipsoide Form auf und ist an der dem Isthmus faucium zugewandten Seite mit kleinen Öffnungen, den Fossulae tonsillae, ausgestattet. Von diesen Öffnungen ziehen tiefe Krypten (Cryptae tonsillae) in die Mandel. Sie sind mit mehrschichtigem, unverhorntem Plattenepithel ausgekleidet und bewirken eine immense Oberflächenvergrößerung, sodass die Oberfläche der Gaumenmandel beispielsweise sechs Mal so groß wie die Oberfläche der Schleimhaut des gesamten Oropharynx ist. Man schätzt sie auf ungefähr 300 Quadratzentimeter pro Mandel.
Zudem sind die Krypten verzweigt und liegen recht nah beieinander, was dazu führt, dass sich dort gelegentlich Speisereste ansammeln. Gemeinsam mit abgeschilferten Epithelzellen und Leukozyten bilden sie sogenannte Tonsillarpfröpfe, die manchmal als weiße Erhebungen auf der Mandel sichtbar sind. Des Weiteren findet man unter dem Epithelgewebe lymphoretikuläres Bindegewebe, welches zahlreiche Primär- und Sekundärfollikel beherbergt. An der der Oberfläche zugewandten Seite der Sekundärfollikel sammeln sich verstärkt Lymphozyten an (auch Lymphozytenkappen genannt).
Blutversorgung
Die arterielle Blutversorgung der Gaumenmandel kann von Mensch zu Mensch abweichen, erfolgt jedoch in den meisten Fällen durch einen Ast (Ramus tonsillaris) der Arteria palatina ascendens. Außerdem gewährleisten auch Rami tonsillares aus der Arteria facialis sowie kleinere Gefäßäste (Arteriae palatinae minores) aus der Arteria palatina descendens die Blutversorgung. Einige Anteile der Gaumenmandel fallen zudem in das Versorgungsgebiet der Rami dorsales linguae aus der Arteria lingualis. Venös fließt das Blut über den Plexus venosus pharyngeus und die Vena jugularis interna ab, während der Lymphabfluss über die Nodi lymphatici submandibulares in die Nodi lymphatici cervicales profundi stattfindet.
Nervale Innervation
Die sensible Versorgung der Gaumenmandeln erfolgt über Fasern des Nervus glossopharyngeus und des Nervus vagus innerviert. Zudem steuert der Nervus maxillaris die Nervi palatini minores, die über das Ganglion pterygopalatinum ziehen, bei.
Tonsilla palatina – Funktion
Die Gaumenmandeln gehören zum Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebe, welches auch mit MALT abgekürzt wird, und bilden somit einen Teil des Immunsystems. Ihre Aufgabe besteht in der Bekämpfung von Krankheitserregern, die über den Mund weiter in den Rachen gelangen und im weiteren Verlauf Infektionen des Atem- oder Gastrointestinaltrakts auslösen könnten. Dazu befinden in den Mandeln zum einen B-Lymphozyten, die Antikörper produzieren, und zum anderen T-Lymphozyten, die unter anderem das Immunsystem aktivierende Stoffe (Zytokine) herstellen.
Tonsilla palatina – Krankheitsbilder
Die häufigste Erkrankungen der Gaumenmandeln ist deren Entzündung, die Tonsillitis. Als Komplikation einer Tonsillitis kann es zu einem Peritonsillarabszess kommen. Außerdem kann eine Tonsillitis im Rahmen eines Pfeiffer’schen Drüsenfiebers vorkommen.
Tonsillitis
Eine Tonsillitis kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Während die akute Form meistens durch Viren verursacht wird, ist die chronisch rezidivierende Form hingegen vor allem durch Bakterien bedingt. Hierbei spielen vor allem Beta-hämolysierende Streptokokken wie Streptococcus pyogenes eine Rolle. Als Symptome treten in der Regel starke Halsschmerzen, geschwollene und gerötete Gaumenmandeln, Schluckbeschwerden, Eiterablagerungen, Mundgeruch und eine Schwellung der am Hals liegenden Lymphknoten vor. Bei einer schweren Verlaufsform können zusätzlich noch allgemeinere Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit hinzukommen.
Die Diagnose einer Tonsillitis kann normalerweise direkt anhand der Zusammenschau von Symptomatik und Inspektion des Rachens gestellt werden. Zu den allgemeine Behandlungsmaßnahmen einer Tonsillitis zählen die Gabe von Schmerzmitteln, Rachenspülungen und Gurgeln mit antiseptischen Mitteln sowie eine körperliche Schonung. Bei Verdacht auf eine bakterielle Ursache oder eine bakterielle Superinfektion ist zudem die Gabe von Antibiotikum indiziert. Hier werden bevorzugt Penicilline eingesetzt, wobei bei einer Allergie auf diese auch Cephalosporine oder Makrolide eingesetzt werden können.
Tonsillektomie
Unter einer Tonsillektomie versteht man die vollständige chirurgische Entfernung der Gaumenmandeln durch das Ausschälen aus ihrer Kapsel. Während früher die Mandeln bereits sehr schnell entfernt wurden, ist die Indikation zur Tonsillektomie heutzutage deutlich strenger zu stellen. So sollten beispielsweise mindestens sieben Episoden einer fieberhaften und eitrig-belegten Tonsillitis in einem Jahr vorliegen, damit eine Tonsillektomie in Betracht gezogen werden kann. Gleiches gilt für mindestens fünf Episoden pro Jahr über zwei Jahre oder mindestens drei Episoden pro Jahr über drei Jahre.
Peritonsillarabszess
Hierunter versteht man eine Abszessbildung zwischen der Gaumenmandel und der Rachenmuskulatur. Er kann als Komplikation einer Tonsillitis auftreten und tritt einige Tage nach der Erkrankung auf. Er führt zu einseitigen Beschwerden beim Schlucken, einer kloßigen Sprache, Ohrenschmerzen, einer übermäßigen Speichelproduktion und einem reduzierten Allgemeinzustand. Außerdem kann es zu einer Kieferklemme mit einer deutlichen Einschränkung der Mundöffnung kommen.
Ein Peritonsillarabzess kann ebenfalls direkt durch eine Inspektion des Rachens diagnostiziert werden. Als Therapie wird der Abszess chirurgisch eingeschnitten (mittels einer Inzision) und mit einer Kornzange gespreizt. Dabei muss nach der Inzision mehrere Tage immer wieder nachgespreizt sowie eine intravenöse Antibiotika-Therapie (zum Beispiel mit Ampicillin und Sulbactam) durchgeführt werden. Falls sich der Abszess nach diesen Maßnahmen nicht genug entleert, sollte dieser entfernt werden. Wenn die Maßnahmen hingegen erfolgreich waren, sollte nach vollständiger Abheilung eine Tonsillektomie erfolgen. Dies ist nötig, da es sonst höchstwahrscheinlich zu Rezidiven kommen wird
- Mukosa-assoziiertes lymphatisches Gewebe, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 19.08.2024)