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Die Fascia lata ist eine großflächige Faszie am Oberschenkel, die die Muskeln wie ein dicker Mantel umgibt. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilität und Funktion der Oberschenkelmuskulatur und enthält weitere wichtige Strukturen, wie den Tractus iliotibialis. Bei einem Kompartmentsyndrom kann es notwenidig werden, sie zu durchtrennen. Alles zur Anatomie, Funktion und Klinik wird in diesem Artikel beleuchtet.
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Fascia lata – Definition
Die Fascia lata ist eine tiefe, großflächige Faszie des Oberschenkels und dient als ein dicker Faszienmantel, der die Muskeln des Oberschenkels umhüllt. Der Begriff “lata” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „großflächig“, was auf die weite Ausdehnung dieser Faszie über den gesamten Oberschenkel hinweist, die von der Hüfte bis zum Knie reicht.
Fascia lata – Anatomie
An der lateralen Seite des Oberschenkels wird die Fascia lata durch den sogenannten Tractus iliotibialis, eine breite Aponeurose, verstärkt. Der Tractus iliotibialis geht aus den Sehnenfasern des Musculus gluteus maximus, des Musculus tensor fasciae latae und der Faszie des Musculus gluteus medius hervor. Er erstreckt sich von der Außenseite des Beckens (der Crista iliaca) bis zur Tibia.
Proximal geht die Fascia lata aus der Fascia glutea hervor. Sie hat ihren Ursprung an der Rückseite des Os sacrum und Os coccygis, an der Crista iliaca, am Ligamentum inguinale und am Ramus superior ossis pubis sowie medial am Ramus inferior ossis pubis, am Os ischii und am Unterrand des Ligamentum sacrotuberale. Sie setzt distal am Condylus lateralis femoris, an der Patella (Kniescheibe) und am Caput fibulae (der Fibula) an. Nach weiter distal geht sie in die Fascia cruris über, die den Unterschenkel umhüllt.
Die Dicke der Fascia lata weist sehr starke Variationen auf. An der Außenseite des Oberschenkels verstärkt der Tractus iliotibialis die Faszie, was eine zentrale Rolle bei der sogenannten Zuggurtung spielt, weil der Femur nach außen (lateral) gebogen wird. Im dorsalen und oberen medialen Bereich ist die Faszie hingegen dünner ausgeprägt, während sie in Richtung Kniegelenk wieder an Dicke zunimmt.Aufbau der Fascia lata
Gefäßversorgung
Die Fascia lata enthält die sogenannte Saphena-Öffnung, durch welche die Vena saphena magna und Lymphgefäße sowie Leistenlymphknoten verlaufen.
Die arterielle Versorgung übernehmen mehrere Arterien, welche in direkter Nachbarschaft liegen. Dazu gehören:
- die Arteria circumflexa iliaca: durchbohrt die Faszie
- die Arteria epigastrica: durchbohrt ebenfalls die Faszie
- die Arteria pudendalis superficialis externa: durchquert die Saphena-Öffnung.
Die venöse Drainage erfolgt über die Vena saphena magna und ihre Perforansvenen. Die Vena saphena magna verläuft oberflächlich entlang der medialen Seite des Oberschenkels und sammelt Blut aus den oberflächlichen Geweben, einschließlich der Fascia lata. Sie mündet in die Vena femoralis, die unterhalb der Faszie verläuft und Blut aus den tieferliegenden Muskeln drainiert.
Lymphsystem
Das Lymphsystem des Oberschenkels übernimmt das Lymphsystem des Oberschenkels, welches eng mit den oberflächlichen und tiefen Venensystemen verbunden ist. Die für den Bereich der Faszie zuständigen Lymphgefäße führen Lymphe zu den inguinalen Lymphknoten, den Nody lymphoidei inguinales superficiales. Von hier aus gelangt die Lymphe dann weiter in das unter der Faszie liegende tiefe System, den Nodi lymphoidei ingunales profundi. Letztere wiederum leiten die Lymphe weiter in die iliakalen Lymphknoten, die im Beckenbereich liegen.
Innervation
Innerviert wird die großflächige Faszie von den Nerven der darüber liegenden Haut. Folglich sind dies die Nerven, die Oberschenkelhaut und der Beckenregion verlaufen:
- Ramus cutaneus des Nervus obturatorius
- Nervus ilioinguinalis
- Ramus femoralis des Nervus genitofemoralis
- Nervus cutaneus femoris lateralis.
Fascia lata – Funktion
Die Fascia lata stützt und umhüllt die Muskeln des Oberschenkels. Ihre Funktion besteht in der äußeren Begrenzung der sich kontrahierenden Oberschenkelmuskeln und der Förderung des venösen Rückflusses aus der unteren Extremität. Die laterale Verstärkung, der Tractus iliotibialis, stabilisert das Kniegelenk in gestreckter und leicht gebeugter Position.
Fascia lata – Klinik
In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, die Fascia lata operativ zu öffnen oder zu durchtrennen. Bei einem solchen Eingriff spricht man von einer Fasziotomie. Sie wird beim sogenannten Kompartmentsyndrom durchgeführt, wenn ein erhöhter Druck in einem Muskelkompartiment zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr oder Schädigungen der Nerven führt. Durch die Freilegung der Faszie wird der Druck entlastet und verhindert bleibende Muskelschäden.
Häufige Fragen
- Was ist die Fascia lata?
- Welche Funktion hat die Fascia lata?
- Was ist der Tractus iliotibialis?
- Welche Rolle spielt die Fascia lata bei sportlichen Aktivitäten
Die Fascia lata ist eine tiefe, großflächige Faszie, die den gesamten Oberschenkel mit seinen Muskeln umgibt. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung der Muskulatur und unterstützt den venösen Rückfluss aus den Beinen.
Die Fascia lata begrenzt die Ausdehnung der Oberschenkelmuskulatur bei Muskelkontraktionen. Außerdem trägt sie zur Stabilisierung des Kniegelenks bei und unterstützt den venösen Rückfluss, indem sie die Venen während der Muskelkontraktion komprimiert.
Der Tractus iliotibialis ist die seitliche Verdickung der Fascia lata und erstreckt sich von der Hüfte bis zur Außenseite des Knies. Er sorgt für die Stabilität des Kniegelenks, vor allem in gestreckter oder leicht gebeugter Position. Er ist beteiligt am Lauf- sowie Gehvorgang.
Die Fascia lata ist wichtig bei Aktivitäten wie Laufen, Springen oder Radfahren, da sie das Kniegelenk stabilisiert. Bei einer Überlastung der Fascia lata kann es zu Problemen wie dem Iliotibialband-Syndrom kommen.
- Schünke et al. (Hrsg.): Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage Thieme 2014
- D. Drenckhahn, J. Waschke: Benninghoff Taschenbuch der Anatomie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH (2020)
- Oberschenkel und Knie, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 06.09.2024)