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Testosteron ist weithin bekannt als wichtigstes Hormon des Mannes, das einen wesentlichen Einfluss auf die Sexualfunktion und die Fortpflanzung hat. Zunehmend erscheinen Testosteronpräparate auf dem Markt, die eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und der Männlichkeit versprechen. In urologischen Praxen gehört die Frage nach einem Testosteronmangel und einer Hormonersatztherapie zu den häufigsten Beratungsanlässen. Dieser Artikel klärt über die vielfältigen Effekte von Testosteron im Körper auf und erläutert, in welchen Fällen tatsächlich ein behandlungsbedürftiger Hormonmangel vorliegt.
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Testosteron – Definition
Testosteron ist ein Hormon, das vorrangig im Körper des Mannes und, in geringerer Menge, auch von Frauen gebildet wird. Es regt die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane und die Bildung und Reifung der Spermien an. Auch die Eizellreifung ist auf den unterstützenden Einfluss der männlichen Geschlechtshormone angewiesen.
Der Hauptbildungsort von Testosteron ist beim Mann der Hoden. Knapp fünf Prozent der täglich synthetisierten Hormonmenge steuert zudem die Nebennierenrinde bei. Im weiblichen Körper erfolgt die Testosteronproduktion im Eierstock und in der Nebenniere, während einer Schwangerschaft außerdem in der Plazenta. Testosteron wird bei beiden Geschlechtern teilweise in Östradiol umgewandelt.
Mit etwas mehr als 95 Prozent des Gesamtvorkommens im Körper ist das Hormon im Blut hauptsächlich an die Transportproteine SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) und Albumin gebunden. Um seine Wirkung zu entfalten, wird es in seine freie Form überführt.
Die Bildung und Ausschüttung des Testosterons unterliegt der Steuerung durch die Hirnanhangsdrüse, die das „Luteinisierende Hormon“ (LH) ausschüttet. Dieses sorgt vor allem in den frühen Morgenstunden für hohe Testosteronspiegel. Ist der Testosteronwert im Blut zu niedrig, so schüttet die Hirnanhangsdrüse mehr LH aus und stimuliert somit die Hormonbildung. Die steigenden Hormonspiegel im Blut hemmen daraufhin im Sinne einer negativen Rückkopplung die LH-Bildung. Ein Mangel an Testosteron wird als Hypogonadismus bezeichnet.
Testosteron – Wirkung und Funktion
Die wesentlichen Effekte von Testosteron betreffen die Ausbildung der (primären und sekundären) männlichen Geschlechtsmerkmale und die Steuerung der Libido beim Mann. Darüber hinaus reguliert das Hormon Wachstumsvorgänge im Körper und wirkt sich günstig auf den Fettstoffwechsel und das Körpergewicht aus.
Umgekehrt gibt es einige Faktoren, die einer effizienten Testosteronproduktion im Wege stehen. Diese finden sich vereint im Metabolischen Syndrom: Übergewicht, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Fettstoffwechselstörungen begünstigen chronische Entzündungsvorgänge im Körper, die sich negativ auf die Funktion der Hoden auswirken. Zudem steigt der Blutspiegel des Hormons Leptin, was die LH-Ausschüttung stört. Der Umbau von Testosteron zu Estradiol wird gesteigert. Dies beeinträchtigt die Ausreifung der Spermien, die Libido und die Erektionsfähigkeit.
Testosteron wirkt nur in seiner nicht-gebundenen Form. Neben einem echten Mangel durch eine unzureichende Produktion des Hormons können bestimmte Konstellationen einen Hormonmangel vortäuschen und Symptome verursachen, obwohl genügend Testosteron produziert wurde. Dies ist unter anderem bei einem erhöhten SHGB-Wert der Fall, der beispielsweise bei einer Überfunktion der Schilddrüse vorliegen kann.
Herz-Kreislauf-System
Die Effekte von Testosteron auf das Herz-Kreislauf-System sind eher indirekter Natur und häufig nicht allein auf das Hormon an sich, sondern auf komplexe Wechselwirkungen zurückzuführen.
Aus groß angelegten Studien ist bekannt, dass vor allem in den ersten Monaten nach Einleitung einer Testosteron-Ersatztherapie das Risiko für nicht tödlich verlaufende Herzinfarkte verdoppelt ist. Bei bestehender Vorerkrankungen am Herzen verdreifacht es sich sogar.
Dies kann einerseits infolge einer Störung des Fettstoffwechsels durch Testosteron zustande kommen, denn unter Hormontherapie steigt der Blutspiegel des gefäßwandschädigenden LDL-Cholesterins, während das gefäßschützende HDL-Cholesterin absinkt. Darüber hinaus bewirkt Testosteron eine Steigerung der Blutbildung im Knochenmark. Dies führt dazu, dass das Blut dicker wird und der Blutdruck ansteigt. Beides kann das Herz-Kreislauf-System belasten und die Gefäßverkalkungen begünstigen.
Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Testosteron auch Lipoprotein A reduziert, einen neuen und kaum beeinflussbaren Risikoparameter für die Entstehung von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Zudem senkt das Hormon die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Venenthrombosen.
Viele Erkrankungen wie Übergewicht und Zuckerkrankheit, die einen behandlungsbedürftigen Hormonmangel auslösen können, schädigen das Blutgefäßsystem bereits lange vor Beginn der Hormongabe.
Zentrales Nervensystem
Das Zentrale Nervensystem ist auf die regulierende Wirkung von Testosteron angewiesen. Das Hormon hilft, die Stimmung zu stabilisieren, und fördert die kognitive Leistungsfähigkeit. Bei einer hoch dosierten Hormonersatztherapie besteht derzeit noch die Annahme, diese könnte mit Aggressivität der Teilnehmer einhergehen. Studien zu diesem Thema sind aktuell Mangelware.
Etwa ab dem 45. Lebensjahr sinkt die Testosteronproduktion kontinuierlich ab. In Studien konnte bei knapp einem Viertel der Männer zwischen 40 und 70 Jahren ein laborchemischer Hypogonadismus nachgewiesen werden. Bei den über 70-Jährigen waren sogar mehr als zwei Drittel der Untersuchten betroffen. Allerdings ist lange nicht jeder im Labor festgestellte Hormonmangel tatsächlich behandlungswürdig, zumal die Therapie Nebenwirkungen bergen kann. Für die korrekte Diagnose ist zeitgleich zur Labordiagnostik der Nachweis klinischer Symptome erforderlich. Dies sind reduzierte Libido, Erektionsstörungen oder nachlassende morgendliche Erektionen. Bei dieser Vorgehensweise bleiben nur noch knapp ein Prozent der jüngeren und höchstens fünf Prozent der älteren Patienten übrig, die von einer Therapie tatsächlich profitieren. In ihrem Fall kann zumeist eine Beschwerdeverbesserung und ein besseres Langzeit-Überleben erreicht werden.Testosteron im Alter
Mobilisierung von Energiereserven
Testosteron ist anabol wirksam, das heißt es regt das Wachstum von Muskeln, Knochen und anderen Geweben an. Dies macht es nach wie vor zu einem beliebten Präparat in der Bodybuilding-Szene. Dauerhaft erniedrigte Testosteronspiegel können Muskelschwund und eine Ausdünnung der Knochen, eine Osteoporose, zur Folge haben.
Sonstige Effekte
Testosteron hat wachstumsfördernde Effekte auf die Haut und deren Anhangsgebilde. Entsprechend nimmt die Körperbehaarung unter Einfluss von Testosteron zu. Anders sieht es bei genetischer Veranlagung zu Haarausfall aus. In diesen Fällen kann die Bindung der aktiven Form des Testosterons den Haarverlust auf der Kopfhaut beschleunigen, indem es die Haarwurzeln verkümmern lässt. Darüber hinaus wird die Entstehung von Akne durch Testosteron begünstigt.
Testosteron – Abbau
Der Abbau von Testosteron erfolgt überwiegend in der Leber, die anschließende Ausscheidung über die Niere und anteilig über den Verdauungsapparat. In geringen Mengen lässt sich nicht-abgebautes Testosteron in seiner aktiven Form auch im Urin nachweisen.
Häufige Fragen
- Was ist die Wirkung von Testosteron?
- Was erhöht den Testosteron-Spiegel?
- Was passiert, wenn der Körper zu viel Testosteron hat?
- Wann wird Testosteron ausgeschüttet?
Testosteron fördert die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane, die Erhaltung der Libido und Erektionsfähigkeit und trägt damit wesentlich zur erfolgreichen Fortpflanzung bei. Darüber hinaus hat das Hormon viele weitere Aufgaben. Es regt das Wachstum von Knochen und Muskulatur an, reguliert den Blutdruck und die Blutgerinnung, unterstützt die Blutbildung und die Funktion des Gehirns. Daher ist Testosteron, wenn auch in geringerer Menge als bei Männern, auch beim weiblichen Geschlecht ein Hormon mit wichtigen Aufgaben für den Körper.
Der Testosteron-Spiegel passt sich an den Gesamtbedarf des Körpers an und wird von den Wachstumshormonen reguliert. Ideale Voraussetzungen für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt bietet eine gesunde Lebensweise. Diese umfasst eine ausreichende Schlafdauer und -qualität, regelmäßige körperliche Aktivität mit mehreren kurzen und intensiven Sporteinheiten pro Woche sowie eine ausgewogene Ernährung wie beispielsweise die mediterrane Kost. Krankheiten aus dem Komplex des „ metabolischen Syndroms“ wie Übergewicht, Zuckerkrankheit und Bluthochdruck stören die Hormonproduktion und werden umgekehrt durch einen Hormonmangel begünstigt. In diesen Fällen kann eine Umstellung des Lebenswandels die Hormonproduktion deutlich verbessern.
Entsprechend seiner Wirkungen auf die Organsysteme führt ein Überschuss von Testosteron zu Symptomen wie Bluthochdruck und Blutgerinnungsstörungen. Gefäßthrombosen werden hierunter begünstigt. Zudem häuft sich gefäßschädigendes Cholesterin im Blutkreislauf an. Erhöhte Testosteron-Spiegel bewirken im Gehirn eine Steigerung der Aktivität mit zunehmender Gereiztheit. Sofern keine Hormoneinnahme die Ursache hierfür ist, sind hormonproduzierende Tumore mögliche Auslöser des Hormonüberschusses. Daher ist bei entsprechendem Verdacht eine gezielte Diagnostik erforderlich.
Testosteron wird vor allem in den Morgenstunden ausgeschüttet, wobei die Höhe des Testosteron-Spiegels in einer Wechselbeziehung zum morgendlichen ansteigenden Cortisol steht. Chronischer Stress und Schlafmangel erhöhen den Cortisolspiegel und stören die Testosteronbildung. Entsprechend führt ein ausgeglichener Lebenswandel zu einer verbesserten Versorgung mit dem wichtigen Hormon.
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