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Der Schürzengriff ist Teil der klinischen Untersuchung von Patienten. Im Rahmen der orthopädischen und neurologischen Untersuchung muss die behandelnde Person unter Umständen die Beweglichkeit und Bewegungsfähigkeit der Schulter einschätzen. Für die Fähigkeit der Innenrotation bietet sich dafür der Schürzengriff, oder auch Innenrotationstest der Schulter an. Wie genau dieser Test definiert ist und durchgeführt wird, ist Thema der nachfolgenden Artikels. Außerdem beschreibt er die Interpretation und den Nutzen des Untersuchungstests.
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Schürzengriff – Definition
In der Orthopädie und Neurologie dient der Schürzengriff zur Feststellung eines Defizites der Innenrotation oder Adduktion der Schulter. Bei dem Griff handelt es sich um einen unspezifischen Bewegungstest, welcher der Überprüfung der Gelenkbeweglichkeit dient.
Im Englischen wird der Test als Apley’s scratch test oder auch als Spinosus process reach test bezeichnet.
Schürzengriff – Anwendung, Nutzen, Kontraindikationen
Viele Patienten und Patientinnen leiden unter Schulterschmerzen, manchmal dauerhaft, teilweise aber auch akut auftretend. Schmerzen gehen in der Regel mit Einschränkungen der Beweglichkeit einher und können auf verschiedenen Ursachen basieren. Durch die klinische Untersuchung versucht die behandelnde Person mehr über den Ursprung der Erkrankung herauszufinden, um weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen in einem angemessenem Rahmen einzuleiten.
Der Schürzengriff gibt in diesem Zusammenhang die Möglichkeit einer groben Einschätzung der Beweglichkeit der Schulter, des Ellenbogens und des Handgelenks. Vor der Durchführung des eigentlichen Tests bietet es sich zudem an, den Patienten oder die Patientin nach Einschränkungen und Problemen im Alltag zu fragen, da es sich bei der Bewegung um eine sehr häufig durchgeführte Tätigkeit handelt. Man benötigt sie beim An- und Ausziehen der Kleidung oder für den Griff in die hinteren Hostentaschen.
Anatomische Grundlagen
Mit dem Schürzengriff kann das medizinische Personal die Ursache also näher eingrenzen. Deshalb sollte man sich noch einmal kurz die anatomischen Grundlagen verinnerlichen.
Der Schürzengriff ist nur möglich mit einer korrekten Funktion des Musculus subscapularis. Dieser zählt neben den Musculi supra- und infraspinatus und dem Musculus teres minor zur sogenannten Rotatorenmanschette. Diese stabilisiert das Articulatio humeri und stärkt das Gelenk durch Muskelstränge zusätzlich. Außerdem ermöglichen die zugehörigen Muskeln die Bewegung des Schultergelenks im Gesamten.
Der Musculus subscapularis entspringt in der Fossa subscapularis und zieht zu seinem Ansatz am Tuberculum humeri. Mit diesem Verlauf ermöglicht er eine Innenrotation im Schultergelenk. Die Innervation übernehmen die Nervi subscapulares. Neben diesem Muskel sind für die Bewegung des Schürzengriffs die Adduktoren, etwa Teile des Musculus deltoideus und der Musculus pectoralis major wichtig.
Kontraindikationen
Nicht bei jeder Person sollte der Schürzengriff ohne Weiteres durchgeführt werden. Bei Patienten mit frischen Frakturen ist Vorsicht geboten, genauso wie nach einer Naht der Sehne des Musculus subscapularis. Auch nach dem Nähen der Außenrotatoren der Schulter ist der Griff kontraindiziert.
Schürzengriff – Anleitung und Durchführung
Der Patient steht oder sitzt mit entkleidetem Rücken vor dem Arzt oder der Ärztin. Der Arzt weist den Patienten anschließend an, einen oder beide Arme nach hinten und zu drehen. Die Bewegung ähnelt dem Vorgang des Schürzenbindens, woher der Name des Tests stammt.
Dabei kann der Patient die Bewegung aktiv durchführen oder der Arzt hilft nach, um auch die passive Beweglichkeit zu überprüfen. Idealerweise kann der Patient den siebten Brustwirbel mit dem Handrücken erreichen. Das Bewegungsausmaß ist allerdings auch vom Alter abhängig, weshalb die Erwartungshaltung entsprechend angepasst werden sollte.
Der Test fordert das Schultergelenk, den Schultergürtel, das Ellenbogengelenk, das Handgelenk und den Daumen. Da jedoch die Funktionseinschränkung eines Gelenks durch ein anderes ausgeglichen werden kann, ist der Test sehr unspezifisch.
Zur Quantifizierung des Tests eignet sich folgende Variante: Der Patient ballt die Hände zu Fäusten und streckt die Daumen nach oben aus. Anschließend misst der Untersucher den Abstand zwischen Daumen und Vertebra prominens.
Eine andere Variante, die spezifischer den Musculus subscapularis untersucht, ist der Lift-Off-Test. Dafür führt der Patient die Hand in die Position des Schürzengriff. Ist die Haltefunktion intakt, übt der Untersucher Druck nach vorne gegen die Handfläche des Patienten aus. Der Patient soll dabei gegen die Hand des Untersuchers pressen. Treten Schmerzen auf oder ist die Kraft eingeschränkt, gilt der Test als positiv und bietet einen Hinweis auf eine Pathologie des Subscapularissehne, etwa eine Ruptur.
Der Nackengriff ist ein weiterer grober Test zur Einschätzung der Schulterbeweglichkeit. Dabei greift sich der Patient mit einer oder beiden Händen nach oben in den Nacken. Damit überprüft man die Außenrotation und die Abduktion im Schultergelenk.Nackengriff
Schürzengriff – Interpretation
Das Hauptaugenmerk liegt beim Schürzengriff auf der Funktion der Innenrotatoren und der Adduktoren, besonders dem Musculus subscapularis als wichtigster Innenrotator der Rotatorenmanschette. Besonders wichtig ist die Betrachtung im Seitenvergleich. Hierbei fallen Unterschiede und Schädigungen von Muskeln oder Nerven besonders auf, da man den “Normalzustand” auf der gesunden Seite als Vergleich hat. Auch Schmerzen können bei der Bewegung auftreten und einen Hinweis auf muskuläre Probleme zeigen.
- Schulter und Schultergürtel, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 30.10.2024)
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- Orthopädische Untersuchung der Schulter, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 30.10.2024)