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Die Kieferknochen stellen die Grundlage des Kiefers dar. Dieser spielt eine essentielle Rolle für das Kauen, Sprechen sowie die Gesichtsästhetik. Wie der Kiefer unterteilt wird und die einzelnen Knochen anatomisch aufgebaut sind, behandelt dieser Artikel.
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Kieferknochen – Definition
Der Oberkieferknochen (Maxilla) und der Unterkieferknochen (Mandibula) bilden gemeinsam den Kiefer und sind durch verschiedene Muskeln, Gelenke und Bänder miteinander verbunden. Bei der Mandibula handelt es sich um den größten und stärksten Knochen des Gesichtsschädels, während die Maxilla der zweitgrößte Knochen des Gesichtsschädels ist. Die beiden Kieferknochen beinhalten zudem die Zähne, welche in diese eingelagert sind. Im Folgenden wird zunächst auf die Anatomie des Oberkieferknochens und anschließend auf die Anatomie des Unterkieferknochens eingegangen.
Kieferknochen – Anatomie des Oberkiefers
Der Oberkiefer wird von der rechten und der linken Maxilla gebildet. Anatomisch kann man die Maxilla in einen Körper und dessen Knochenfortsätze unterteilen. Zu letzteren gehören der Processus zygomaticus, der Processus frontalis, der Processus alveolaris und der Processus palatinus. Des Weiteren bildet der Oberkieferknochen von den folgenden drei wichtigen Körperhöhlen:
- das Dach der Mundhöhle
- den Boden der Augenhöhle (Orbita)
- den Boden und die Seitenwand der Nasenhöhle
Corpus maxillae
Der Corpus maxillae weist die folgenden Oberflächenbereiche auf:
- Facies anterior
- Facies infratemporalis
- Facies orbitalis
- Facies nasalis
Die Facies anterior ist nach vorne sowie seitlich gerichtet und weist Knochenerhebungen auf, welche die Lage der Zahnwurzeln markieren. Oberhalb der Schneidezahnwurzeln liegt die Fossa incisiva, die den Ursprung für den Musculus depressor septi nasi und den Musculus nasalis bildet. Seitlich der Fossa incisiva befindet sich die Fossa canina, welche durch die Eminentia canina unterteilt wird. Das Foramen infraorbitale, das über der Fossa canina lokalisiert ist, leitet Nerven und Gefäße zur Wange.
Die Facies infratemporalis ist konvex aufgebaut und liegt in der Fossa infratemporalis. Hier befinden sich zudem die Alveolarkanäle, durch die die Arteria und der Nervus alveolaris superior posterior ziehen. Des Weiteren gibt es einen Knochenvorsprung, den Tuberositas maxillaris, der als Ursprung für den Musculus pterygoideus medialis dient und mit dem Os palatinum in Verbindung steht.
Bei der Facies orbitalis handelt es sich um eine weitere Oberfläche des Corpus maxillae. Sie bildet den Boden der Augenhöhle und beinhaltet sowohl die Incisura lacrimalis als auch die Fissura orbitalis inferior. Die Arteria, Vena und der Nervus infraorbitalis verlaufen durch einen Knochenkanal, der Sulcus infraorbitalis heißt, zum Foramen infraorbitale.
Die Facies nasalis enthält den Sinus maxillaris und bildet einen Teil des unteren Nasengangs. Sie wird durch die Crista conchalis von der unteren Nasenmuschel abgetrennt und steht mit dem Os palatinum in Kontakt. Des Weiteren formt der Sulcus lacrimalis maxillae den Canalis nasolacrimalis für den Tränennasengang (Ductus nasolacrimalis).
Processus zygomaticus
Beim Processus zygomaticus handelt es sich um einen dreieckförmigen Knochenfortsatz, der sich zwischen der anterioren, orbitalen und infratemporalen Fläche der Maxilla befindet. Er endet seitlich in einer Fläche, die mit dem Os zygomaticum in Kontakt steht. Auf der dorsalen Seite formt der Processus zygomaticus wiederum einen Teil der Fossa infratemporalis. An seiner Basis liegt außerdem ein Knochenkamm, den man Crista zygomaticoalveolaris nennt.
Processus frontalis
Der Processus frontalis ist eine Knochenplatte, die auf der kranialen und der medialen Seite der Maxilla anliegt. Die Verbindung ihrer glatten, lateralen Fläche mit der Facies anterior bildet den Ansatzpunkt für den Musculus levator labii superioris, den Musculus orbicularis oculi und das Ligamentum palpebrale mediale. Die mediale Wand des Processus frontalis bildet hingegen einen Teil der Nasenwand und steht mit dem Os ethmoidale in Kontakt. Außerdem verbindet sich der Oberrand mit dem Os frontale, während der Hinterrand in den Sulcus lacrimalis maximae übergeht.
Processus alveolaris
Der Processus alveolaris ist ein kräftiger Knochenkamm, der die Zahnfächer für die Zähne enthält. Das Fach für den Eckzahn ist dabei das tiefste. Des Weiteren bilden die Zahnwurzeln der Schneide- und Eckzähne Erhebungen, die als Juga alveolaria bezeichnet werden.
Processus palatinus
Der Processus palatinus macht einen Großteil des Nasenbodens und des harten Gaumens aus. Dessen untere Fläche ist eher rau und von zahlreichen Löchern (Foramina) durchbohrt. Durch diese verlaufen Nerven und Blutgefäße, die zur Gaumenschleimhaut führen. Ein besonders auffälliges Loch ist das Foramen incisivum, das hinter den Schneidezähnen lokalisiert ist und Kanäle für die Arteria palatina descendens und den Nervus nasopalatinus enthält. Außerdem bildet der Fortsatz die Sutura palatina mediana und die Sutura palatina transversa. Oben bildet er die Crista nasalis, die das Vomer trägt, und endet mundwärts (rostral) in der Spina nasalis anterior.
Frakturen der Maxilla
Bei Gewaltwirkungen auf das Gesicht wie zum Beispiel im Rahmen eines Faustschlages ist die Maxilla häufig von Frakturen betroffen. Diese kann sich durch Schmerzen, Schwellungen, Hämatome oder in manchen Fällen sogar durch Sehstörungen bemerkbar machen.
Kieferknochen – Anatomie des Unterkiefers
Der Unterkieferknochen (Mandibula) ist aus einem U-förmig gebogenen Körper, dem Corpus mandibulae, und zwei rechts und links an den Kieferwinkeln aufsteigenden Ästen, den Rami mandibulae, aufgebaut.
Corpus mandibulae
Der Corpus mandibulae bildet den Hauptteil des Unterkiefers und zeichnet sich durch eine hufeisenförmige Struktur aus. Der Alveolarfortsatz bildet die obere Begrenzung und enthält die Zahnfächer für die Zähne. Mit einem steigenden Alter kann es passieren, dass dieser Fortsatz aufgrund des Zahnverlustes fast vollständig verschwindet. Der Corpus mandibulae besitzt eine Außenfläche (Facies externa) und eine Innenfläche (Facies interna).
Die Außenfläche (Facies externa) weist in der Mitte eine kleine Knochenleiste auf, die Symphyse. Diese markiert den Bereich, in dem die rechte und linke Unterkieferhälfte zusammengewachsen sind. Diese Leiste läuft in einen Kinnvorsprung, die Protuberantia mentalis, aus. Sie hat seitlich je eine kleine Erhebung (Tubercula mentalia). Dieser Erhebungen gehen wiederum in die Linea obliqua, die schräg nach oben verläuft und als Ansatz für den Musculus triangularis und den Musculus depressor labii inferioris dient, über. Das Platysma setzt unterhalb davon an, während der Musculus buccinator seinen Ansatz oberhalb der Linea obliqua direkt am Alveolarfortsatz unter den Molaren hat. Zudem verläuft die Fossa incisiva unterhalb der Schneidezähne und dient als Ursprung des Musculus mentalis und eines Teils des Musculus orbicularis oris. Auf Höhe des zweiten vorderen Backenzahns tritt der Nervus mentalis sowie die Arteria und Vena mentalis durch das Foramen mentale aus.
Die Innenfläche (Facies interna) besitzt im unteren Bereich kleine Vorsprünge, die Spinae mentales. Sie sind der Ursprungsort des Musculus genioglossus und des Musculus geniohyoideus. Darunter liegt die Fossa digastrica mandibulae, die als Ursprung für den Musculus digastricus dient. Von dieser Region zieht die Linea mylohyoidea aufwärts und bildet den Ursprung für den Musculus mylohyoideus. Oberhalb und unterhalb dieser Knochenlinie sind Vertiefungen für die Speicheldrüsen Glandula sublingualis und Glandula submandibularis lokalisiert.
Ramus mandibularis
Beim Ramus mandibulae handelt es sich um einen rechteckigen Knochenfortsatz, welcher auf beiden Seiten vom Angulus mandibulae aufsteigt. Er ist mit zwei Flächen, vier Rändern und zwei Vorsprüngen ausgestattet. Auf der Innenseite befindet sich zudem das Foramen mandibulae, das als Eintrittsstelle für den Nervus alveolaris inferior und die Arteria alveolaris inferior dient. Diese verlaufen durch den Alveolarkanal.
Der Processus coronoideus ist ein dünner, dreieckiger Knochenfortsatz am vorderen Rand des Ramus mandibulae. Er ist der Ansatzort des Musculus masseter und des Musculus temporalis. Die mediale Seite des Processus enthält die Crista temporalis. Zwischen dieser und dem Vorderrand des Ramus mandibulae liegt das Trigonum retromolare, eine kleine dreieckige Fläche, die als Ansatzpunkt für Teile des Musculus temporalis und Ursprungsbereich für einige Fasern des Musculus buccinator dient.
Der Processus condylaris ist massiver und setzt sich aus dem Collum mandibulae (Unterkieferhals) und dem Caput mandibulae (Gelenkköpfchen) zusammen. Das Caput mandibulae bildet gemeinsam mit dem Meniscus articularis und der Fossa mandibularis des Os temporale das Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis). Das Gelenkköpfchen zeichnet sich durch eine konvexe Form aus, die in Längs- und Querrichtung verläuft. Seine Längsachse weist nach medial und leicht dorsal. Am seitlichen Rand des Gelenkköpfchens ist ein kleiner Tuberkel lokalisiert, der als Ansatzpunkt für das Ligamentum temporomandibulare dient. Das Collum mandibulae ist durch Knochenleisten verstärkt, die seitlich und frontal herabziehen. Medial davon setzt der Musculus pterygoideus lateralis an.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Kopf, Hals und Neuroanatomie), Thieme, 5. Auflage
- Aumüller G et. al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage