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Ein Schlaflabor ist eine spezialisierte medizinische Einrichtung, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen konzentriert. Ein gesunder Schlaf ist extrem wichtig und Schlafstörungen – wie Schlafapnoe und Insomnie – können ernste gesundheitliche Folgen mit sich bringen und die Lebensqualität einschränken. Im Schlaflabor werden Patienten über Nacht überwacht, während ihre Schlafmuster und körperlichen Funktionen detailliert aufgezeichnet werden. Die gewonnenen Daten ermöglichen eine präzise Diagnose und helfen, individuell abgestimmte Therapien zu entwickeln.
Dieser Artikel beleuchtet die Funktion eines Schlaflabors, die diagnostischen Verfahren und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fachkräfte, die zur Verbesserung der Schlafgesundheit beitragen.
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Schlaflabor – Definition
Ein Schlaflabor ist eine spezialisierte medizinische Einrichtung, in der Schlafstörungen diagnostiziert und behandelt werden. Mithilfe moderner Geräte wird der Schlaf detailliert überwacht, indem Parameter wie Gehirnaktivität (EEG), Herzfrequenz, Atemmuster, Sauerstoffsättigung und Bewegungen aufgezeichnet werden. Patienten übernachten in einem komfortablen Raum, während Daten abgenommen und im Nachhinein ärztlich analysiert werden. Ziel ist es, die Schlafqualität zu verbessern und zugrunde liegende Probleme zu identifizieren.
Wann kann das Schlaflabor helfen?
Der Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen im Bereich der Neurologie, Kardiologie oder auch Psychiatrie und Schlafqualität ist vielen Menschen nicht bewusst. Die systematische Überwachung von Bewegung, Vitalparametern und Hirnaktivität im Schlaf kann einiges über die Ursachen von Bluthochdruck und ähnlichen Beschwerden aussagen und direkt schlafbezogene Erkrankungen identifizieren. Prinzipiell findet die Schlaflabor-Diagnostik immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt statt.
Schlafapnoe
Die Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atemstörung (SBAS), bei der durch eine mechanische Blockade der oberen Atemwege oder zentral durch eine Störung des Atemantriebs Atempausen entstehen. Sie wird eingeteilt nach Länge der Atempausen und Abfall der Sauerstoff-Sättigung im Blut. Typisch entwickeln sich daraus Tagesmüdigkeit und Einschlafneigung, aber auch Hypertonie (Bluthochdruck) und Herzrhythmusstörungen. Nachdem man im Schlaflabor den Apnoeindex bestimmt hat, gibt es die unterschiedlichsten Therapieoptionen. Hierzu gehören beispielsweise die Überdruckbeatmung (CPAP) oder die Bilevel Beatmung (BiPAP). Eine medikamentöse Therapie besteht aktuell nicht.
Restless-Leg-Syndrom
Das Restless-Leg-Syndrom (RLS) gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Das auch als Syndrom der unruhigen Beine bezeichnete Beschwerdebild setzt sich aus einem Bewegungsdrang zusammen, der mit unangenehmen Missempfindungen – Kribbeln oder sogar Schmerzen – einhergeht. Die genaue Ursachenkonstellation ist nicht bekannt, man vermutet aber Zusammenhänge mit dem Parkinson-Syndrom. Diagnostiziert man ein RLS im Schlaflabor, kann eine medikamentöse Behandlung dem Voranschreiten der Krankheit entgegenwirken. Man verwendet Dopaminagonisten und veranlasst eine Eisensubstitution.
Häufige Albträume
Insbesondere Patienten mit Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) sind in der Regel häufiger und in stärkerer Intensität von Albträumen betroffen. Albtraumfrequenz kann dabei mit der Schwere der psychischen Störung und dem subjektiven Stressempfinden korrelieren. Durch Diagnostik und Forschung im Schlaflabor wird der Fokus auf Albträume in der psychiatrischen Diagnostik und Therapie stärker, da sie die psychische Belastung und Lebensqualität der Patienten erheblich beeinflussen können.
Herzprobleme
Herzprobleme wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz können eng mit Schlafstörungen verbunden sein, insbesondere mit Schlafapnoe. Frühzeitige Diagnostik im Schlaflabor hilft, Herzbelastungen zu erkennen und durch spezifische Therapien, wie die CPAP-Beatmung, die langfristige Herzgesundheit zu verbessern.
Wer arbeitet im Schlaflabor?
Im Schlaflabor arbeiten verschiedene Fachkräfte interdisziplinär zusammen, um Schlafstörungen umfassend zu diagnostizieren und zu behandeln. Schlafmediziner, häufig Fachärzte für Pneumologie, Neurologie oder Psychiatrie, sind für die Leitung der Diagnostik und Therapie verantwortlich. Sie analysieren die gesammelten Daten und stellen eine präzise Diagnose, basierend auf den Ergebnissen der Polysomnographie und anderen Messverfahren. Medizinisch-technische Assistenten (MTA) – neuere Bezeichnung Medizinische Technologen für Funktionsdiagnostik (MTF) – oder speziell ausgebildete Schlaflabor-Techniker überwachen während der Nacht die Aufzeichnung der verschiedenen Parameter wie EEG (Hirnaktivität), EKG (Herzfrequenz), Atemmuster, Sauerstoffsättigung und Muskelaktivität. Sie stellen sicher, dass die Messgeräte ordnungsgemäß funktionieren und die Daten korrekt erfasst werden.
In Schlaflaboren, die an Unikliniken oder größere Forschungseinrichtungen angeschlossen sind, finden sich oft auch studentische Hilfskräfte, die den Fachkräften bei der Datenerhebung, der Patientenbetreuung oder der Vorbereitung der Untersuchungen unterstützen. Pflegekräfte spielen eine zentrale Rolle, indem sie den Patienten während des Aufenthalts betreuen, ihnen bei der Vorbereitung auf die Untersuchung helfen und sicherstellen, dass der Aufenthalt möglichst komfortabel und stressfrei verläuft. Sie sind oft auch Ansprechpartner für die Patienten und beantworten Fragen zur Untersuchung. In vielen Kliniken sind zusätzlich Psychiater oder Psychologen Teil des Schlaflabor-Teams. Sie unterstützen insbesondere bei der Diagnose und Behandlung von schlafbezogenen psychischen Störungen.
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Schlaflabor – So bereitet man sich vor
Prinzipiell braucht die Übernachtung im Schlaflabor keine besondere Vorbereitung. Im Gegenteil: Da die Untersuchung ja den Normalzustand möglichst realistisch abzudecken versucht, sollen der Bewegungsumfang und die Nahrungsaufnahme am Tag (oder den Tagen) zuvor möglichst normal sein. Damit man lang genug schläft, empfiehlt es sich jedoch nach 15 Uhr am Untersuchungstag auf koffeinhaltige Getränke zu verzichten. Das gleiche gilt für Schlafpausen über den Tag hinweg. Alkohol sollte ebenfalls nicht konsumiert werden.
So verläuft eine Nacht im Schlaflabor
Das Schlafen in fremder Umgebung ist für viele Leute belastend, weswegen einige Schlaflabor-Untersuchungen über mehrere Nächte durchgeführt werden. So können sich untersuchte Patienten daran gewöhnen und möglichst gut entspannen. Über Tag dürfen sie nach Hause. Am frühen Abend wird dann (wieder) im Schlaflabor „eingecheckt“ und das Zimmer, indem man schläft, bezogen. Die Verkabelung zum Schlafen erfolgt dann im Verlauf des Abend vor dem Schlafen. Bis zum Aufstehen am Morgen haben Patienten dann eigentlich keine weiteren Aufgaben, ihre Parameter werden durch das vorhandene Personal aber mehrfach überprüft.
Verschiedene Untersuchungen im Schlaflabor
Der Ablauf im Schlaflabor sieht je nach Untersuchung und diagnostischer Frage verschieden aus. Klassischerweise geht es um die Schlafphasen und das Einschlafen. Eine besondere Methode ist beispielsweise der Multiple Schlaflatenz-Test, bei dem Patienten innerhalb von 20 Minuten so schnell wie möglich einschlafen sollen. Fallen sie zu schnell in verschiedene Schlafphasen, kann das beispielsweise ein Hinweis auf Narkolepsie sein. Bei Tagesschläfrigkeit gibt es beispielsweise die Untersuchung des Multiplen Wachbleibetests. Hierbei wird die untersuchte Person nicht ins Bett, sondern auf einen Sessel gesetzt und versucht, so lange es geht, wach zu bleiben.
Voruntersuchung
Voruntersuchungen im Schlaflabor sind essenziell, um den Aufenthalt gezielt vorzubereiten. Sie beginnen mit einer ausführlichen Anamnese, bei der Schlafgewohnheiten, Symptome und bestehende Erkrankungen erfasst werden. Ein Schlafprotokoll oder Aktigraphie kann über mehrere Tage führen, um Schlafmuster zu dokumentieren. Medizinische Untersuchungen wie ein EKG, Blutdruckmessungen oder Lungenfunktionstests ergänzen die Diagnostik. Fragebögen, wie der Epworth-Schläfrigkeitstest, bewerten die Tagesmüdigkeit. Diese Voruntersuchungen helfen, die passende Diagnostikmethode auszuwählen – beispielsweise die Polysomnographie – und klären, ob bestimmte Geräte, wie ein CPAP, im Labor getestet werden sollten.
Verkabelung
Die Verkabelung im Schlaflabor ist zentral für die Polysomnographie, eine umfassende Schlafanalyse. Elektroden werden auf der Kopfhaut, am Gesicht und an den Beinen angebracht, um Hirnaktivität (EEG), Augenbewegungen (EOG) und Muskelspannung (EMG) zu messen. Sensoren am Brustkorb und Bauch überwachen Atembewegungen, während ein Pulsoxymeter am Finger die Sauerstoffsättigung aufzeichnet. Ein Mikrofon erfasst Schnarchgeräusche, und Thermosensoren an der Nase und am Mund messen den Atemfluss. EKG-Elektroden registrieren die Herzaktivität.
Verkabelt Schlafen – Wie geht das?
Immer wieder stellen sich Patienten im Schlaflabor die Frage, wie man mit den Kabeln eigentlich schlafen kann. Dabei kann man sich daran orientieren, dass Schlaflabore genau darauf ausgelegt sind: Die Kabel sind lang und flexibel, damit sich der Patient bewegen kann, ohne die Messung zu stören.
Aufzeichnung
Die Aufzeichnung im Schlaflabor, meist durch Polysomnographie, dient der umfassenden Überwachung physiologischer Vorgänge während des Schlafs. Mit EEG-Elektroden auf der Kopfhaut wird die Hirnaktivität erfasst, um die verschiedenen Schlafstadien zu bestimmen. EOG-Sensoren messen Augenbewegungen, etwa zur Identifikation der REM-Phase, während EMG-Elektroden an Kinn und Beinen die Muskelspannung und eventuelle Bewegungsstörungen aufzeichnen. Atemfluss und Atembewegungen werden mit Sensoren an Nase, Mund, Brustkorb und Bauch registriert. Ein Pulsoxymeter misst die Sauerstoffsättigung, und ein Mikrofon zeichnet Schnarchgeräusche auf. Ein EKG überwacht die Herzfunktion. Diese synchronisierten Daten liefern ein genaues Bild von Schlafmustern und potenziellen Störungen.
Auswertung
Die im Schlaflabor aufgezeichneten Daten werden mithilfe spezieller Software und durch geschultes Personal analysiert. Zunächst wird die Schlafarchitektur bestimmt, indem Schlafstadien (NREM und REM) anhand der EEG-, EOG- und EMG-Daten identifiziert werden. Atemaussetzer (Apnoen) oder flache Atmung (Hypopnoen) werden in Verbindung mit Sauerstoffsättigungsabfällen ausgewertet. Das EKG zeigt Herzrhythmusstörungen, und Bewegungsdaten geben Hinweise auf Störungen wie Restless-Leg-Syndrom. Auffälligkeiten, die das Mikrofon oder die Kamera registriert, werden zeitlich in den Zusammenhang von Ereignissen an den Elektroden gebracht.
Diagnose und Beratung
Die Ergebnisse dieser Messungen werden zusammengeführt und analysiert, um eine genaue Diagnose zu stellen. Diese kann Schlafapnoe, Insomnie, Narkolepsie, Restless-Leg-Syndrom oder auch parasomnieartige Störungen wie Schlafwandeln umfassen. Der Schlafanalyse schließt sich eine Nachbesprechung an, bei der Patienten über therapeutische, medikamentöse oder maschinell unterstützte Therapie beraten werden.
Therapie
Generell dient es einem gesunden Schlaf, eine gesunde Schlafhygiene einzuhalten, Schlafrhythmen zu folgen und sich ausreichend über den Tag zu bewegen. Therapieoptionen im Schlaflabor können von Arzneimitteln (Neuroleptika und Antidepressiva aber beispielsweise auch Benzodiazepine und Antikonsultiva) über Operationen, medizinische Geräte und Psychotherapie reichen.
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Häufige Fragen
- Wann sollte man in ein Schlaflabor?
- Was macht man im Schlaflabor?
- Wer übernimmt die Kosten für das Schlaflabor?
- Kann man ohne Überweisung ins Schlaflabor?
Ein Besuch im Schlaflabor ist ratsam, wenn Schlafstörungen wie regelmäßige Schlaflosigkeit, exzessive Tagesmüdigkeit, lautes Schnarchen, Atemaussetzer im Schlaf oder häufiges Aufwachen auftreten. Zudem kann ein Schlaflabor bei Verdacht auf Erkrankungen wie Schlafapnoe, Narkolepsie oder parasomnische Störungen helfen, eine genaue Diagnose zu stellen. Wenn sich Schlafprobleme negativ auf die Lebensqualität auswirken, ist die Diagnose im Schlaflabor eine wichtige Maßnahme zur gezielten Behandlung. Generell wird sie durch einen Arzt gestellt, genauso wie bei jeder anderen fachärztlichen Diagnostik.
Wie der Name schon sagt ist die Hauptaufgabe als Patient: schlafen. Man verbringt eine Nacht im Labor, während spezielle Sensoren und Elektroden am Körper angebracht werden. Diese messen unter anderem die Gehirnaktivität (EEG), Augenbewegungen (EOG), Muskelspannung (EMG), Atemfluss und Atembewegungen, die Sauerstoffsättigung im Blut (mit Pulsoxymetrie) sowie die Herzfrequenz (EKG). Das Schlaflabor ermöglicht die genaue Analyse von Schlafmustern, Atemstörungen und anderen schlafassoziierten Problemen.
Die Kosten für einen Aufenthalt im Schlaflabor werden in der Regel von der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung übernommen, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Ein Arzt muss eine Überweisung ausstellen, die eine konkrete Indikation für die Untersuchung begründet. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten in der Regel, wenn die Untersuchung zur Diagnose einer medizinischen Schlafstörung erforderlich ist. Bei privaten Krankenversicherungen hängt die Kostenübernahme von den jeweiligen Vertragsbedingungen ab.
In der Regel ist eine Überweisung vom Arzt notwendig, um ins Schlaflabor zu gehen, da die Untersuchung medizinisch indiziert sein muss. Einige private Schlaflabore bieten jedoch auch Selbstzahler-Optionen an, bei denen Patienten ohne Überweisung direkt eine Untersuchung durchführen lassen können. Die Kosten für eine solche Untersuchung müssen in diesem Fall vollständig vom Patienten getragen werden.
- Andreae S. et al., Pflegeassistenz, Thieme (Verlag), 3. Auflage, 2020
- Falkai P. et al., Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Thieme (Verlag), 7. Auflage, 2021
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