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Die Bauchmuskulatur oder genauer gesagt die Bauchwandmuskulatur, ist weit mehr als nur ein optisches Merkmal eines trainierten Körpers – sie spielt eine zentrale Rolle für die Stabilisierung der Wirbelsäule, die Haltung und nahezu jede Bewegung des Rumpfes. Neben dem Schutz für die inneren Organe ist sie essenziell für Funktionen wie der Atmung oder der Bauchpresse und somit sehr vielseitig an Körperfunktionen beteiligt. Demzufolge kommt es bei Schwächen, Verletzungen oder Überlastungen zu Problemen der Körperhaltung und anderer Funktionen. Der folgende Artikel soll einen Überblick geben und die Anatomie, Funktion und klinische Bedeutung der Bauchmuskulatur darstellen.
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Bauchmuskulatur – Definition
Als Bauchmuskulatur bezeichnet man die Muskeln, welche an der Bauchwand oder in der tiefer gelegenen Bauchregion liegen und somit genauer gesagt die Bauchwandmuskulatur. Sie setzt sich aus den vorderen, den seitlichen und den hinteren Bauchmuskeln zusammen.
Bauchmuskulatur – Anatomie
Die Bauchwandmuskulatur besteht aus den vorderen, den seitlichen sowie den hinteren Bauchwandmuskeln. Diese fünf paarig angelegten Muskeln befinden sich unter der Fascia abdominalis superficialis, welche oberhalb des Bauchnabels direkt in die oberflächliche Körperfaszie, die Fascia superficialis, übergeht.
Vordere Bauchmuskulatur
Die vordere Bauchmuskulatur setzt sich aus zwei Muskeln zusammen, welche senkrecht verlaufen und auch als “gerade Bauchmuskulatur” bezeichnet werden. Zur vorderen Bauchwandmuskulatur gehören der Musculus rectus abdominis und der Musculus pyramidalis. Zum Ansatz hin hat der M. pyramidalis schmal zulaufende Muskelfasern. Der M. rectus abdominis wird durch die Intersectiones tendineae unterteilt, bei denen es sich um sogenannte Zwischensehnen handelt. Durch diese Unterteilung entstehen Muskelbäuche.
Die drei vollständigen Zwischensehnen, die sogenannten Intersectiones tendineae unterteilen den M. rectus abdominis in vier Muskelbäuche pro Körperseite. Somit entstehen acht Muskelbäuche insgesamt. Bei den meisten trainierten Menschen spricht man jedoch nur vom sogenannten "Sixpack", da äußerlich nur sechs dieser Muskelbäuche sichtbar sind.Sixpack
Der M. rectus abdominis befindet sich mittig unter dem Brustkorb. Der gerade Bauchmuskel (M. rectus abdominis) hat seinen Ursprung bei den mittleren Rippen am Brustbein und am unteren Ende des Brustbeins. Er zieht zum vorderen Becken und setzt am Os pubis (Schambein) an. Die Linea alba verläuft senkrecht vom Brustbein zur Mitte des Beckens und teilt den Bauch in zwei Hälften. Sie wird vom M. rectus abdominis gebildet. Der M. pyramidalis zieht vom vorderen Becken zum Os pubis und setzt an der Linea alba an. Die folgende Tabelle stellt die vorderen Bauchwandmuskeln mit Ursprung, Ansatz und Innervation dar.
Muskel Ursprung Ansatz Innervation M. rectus abdominis
M. pyramidalis
Seitliche Bauchmuskulatur
Zur seitlichen Bauchmuskulatur werden der Musculus obliquus externus abdominis, der Musculus obliquus internus abdominis und der Musculus transversus abdominis gezählt. Die Muskeln werden auch als “schräge Bauchmuskulatur” bezeichnet, da ihr Verlauf waagerecht und nicht senkrecht ist. Die seitlichen Bauchmuskeln setzen alle an der Rektusscheide, einer Hülle aus den Aponeurosen der seitlichen Bauchmuskeln an, welche den M. rectus abdominis umgibt. Die Rektusscheide liegt lateral der Linea alba und verläuft ober- und unterhalb des Bauchnabels.
Die Rektusscheide wird durch die Aponeurosen der drei seitlichen Bauchmuskelm gebildet. Ihre Funktion ist die Verhinderung des Ausweichens des M. rectus abdominis nach lateral. Sie ist aus einem ein vorderen und einem hinteren Blatt aufgebaut, die sich ober- und unterhalb der Linea arcuata unterschiedlich aus den verschiedneen Aponeurosen der Muskeln zusammensetzen.Rektusscheide
In den übereinanderliegenden Schichten der seitlichen Bauchwandmuskulatur liegt der M. obliquus externus abdominis am weitesten ventral und der M. transversus abdominis am weitesten dorsal. Der M. obliquus externus abdominis hat seinen Ursprung an den unteren Rippen, der innere schräge Bauchmuskel (M. obliquus internus abdominis) entspringt an der unteren Rückenmuskulatur (Fascia thoracolumbalis), an Hüfte, Becken sowie am Leistenband. Der M. transversus abdominis hat seinen Ursprung an den unteren Rippen, an der Fascia thoracolumbalis sowie an Hüfte, Becken und am Leistenband.
Muskel Ursprung Ansatz Innervation M. obliquus externus abdominis
M. obliquus internus abdominis
M. transversus abdominis
Hintere Bauchmuskulatur
Die hintere Bauchmuskulatur befindet sich seitlich und erstreckt sich teilweise entlang der Vorderseite der Wirbelkörper. Zu ihr gehören der Musculus quadratus lumborum und der große Lendenmuskel, der Musculus psoas major. Man kann sich den Bauchraum als einen Bereich vorstellen, dessen hintere Begrenzung von der hinteren Bauchmuskulatur gebildet wird. Im Gegensatz dazu liegt die Rückenmuskulatur weiter hinten und grenzt den Bauchraum nach hinten ab. Der M. quadratus lumborum entspringt am Beckenkamm (Crista iliaca) und zieht zur untersten Rippen sowie den oberen Lendenwirbelkörpern. Der M. psoas major hat seinen Ursprung an dem untersten Wirbelkörper der Brustwirbelsäule sowie an der oberen Lendenwirbelsäule. Er setzt am Oberschenkel an. Der präzisere Verlauf der hinteren Bauchmuskulatur mit ihrer Innervation wird in der folgenden Tabelle abgebildet:
Muskel Ursprung Ansatz Innervation M. quadratus lumborum
M. psoas major
Bauchmuskulatur – Funktion
Die wichtigsten Funktionen des M. rectus abdominis sowie der seitlichen Bauchmuskeln sind das Bewegen des Rumpfes, Bauchpresse sowie die Exspiration. Die Ausatmung unterstützen sie durch das Bewegen des Thorax nach unten. Der M. rectus abdominis richtet zudem das Becken auf, bewirkt mit dem M. obliquus internus und externus abdominis bei beidseitiger Kontraktion die Ventralflexion des Rumpfes und das Aufrichten des Rumpfes aus der Rückenlage.
Bei einseitiger Kontraktion der Mm. obliqui interni und externi kann eine Lateralflexion des Rumpfes bewirkt werden, das heißt der Rumpf kann zur Seite gebeugt werden. Außerdem kann der M. obliquues externus abdominis den Rumpf zur Gegenseite rotieren und der M. obliquus internus abdominis den Rumpf zu seiner Seite rotieren.
Die einseitige Kontraktion des M. transversus abdominis bewirkt neben der Bauchpresse und Exspiration die Rotation des Rumpfes zur gleichen Seite.
Die hinteren Bauchmuskeln, also der M. quadratus lumborum und der M. psoas major bewirken die Lateralflexion des Rumpfes nach ipsilateral, also zur gleichen Seite, auf der sie liegen. Der M. quadratus lumborum bewirkt bei beidseitiger Kontraktion die Bauchpresse und unterstützt die Exspiration.
Der M. psoas major bewirkt im Hüftgelenk als stärkster Hüftbeuger des Menschen die Flexion und eine Außenrotation. In der Lendenwirbelsäule bewirkt der M. psoas major bei beidseitiger Kontraktion das Aufrichten des Rumpfes aus Rückenlage, also die Ventralflexion des Rumpfes.
Bauchmuskulatur – Klinik
Gemeinsam mit der Rückenmuskulatur bewirken die Bauchmuskeln die Stabilisierung der Wirbelsäule. Sind sie geschwächt, so kann es zu einer Hyperlordosierung, also einer Fehlhaltung in einer übermäßig konvexen Krümmung der Wirbelsäule, kommen. Durch Adipositas oder Schwangerschaft kann es zum Auseinanderweichen der Muskeln kommen und es entstehen muskelfreie Bereiche. Dies nennt man Rektusdiastase. Es kann auch zu einer Bruchpforte in der Bauchwand kommen, durch die Eingeweide durchtreten kann. In dem Fall würde man von einer Hernie sprechen. Dazu kann es vor allem in muskelarmen Zonen, wie beispielsweise der Linea alba, kommen.
Schwache Bauch- und Rückenmuskeln können zudem zu Rücken- und Gelenkschmerzen führen, da der Versuch die Schwäche auszugleichen zur stärkeren Belastung umliegender Bänder, Gelenke oder Bandscheiben führt. Ein gezieltes Training der Bauchmuskulatur, insbesondere der tiefer gelegenen, wie dem M. transversus abdominis, ist essenziell, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und Fehlhaltungen wie Hyperlordose oder Beckenkippung vorzubeugen.
Da die Bauchmuskulatur auch die Exspiration unterstützt, kann eine Schwäche zur Erschwerung der Atmung führen. Auch beim Husten ist die Bauchmuskulatur beteiligt und so kommt es bei einer Schwäche der Bauchmuskeln zur eingeschränkten Fähigkeit durch den Hustenreflex die Atemwege von Schleim und Fremdpartikeln zu reinigen.
Häufige Fragen
- Was sind die wichtigsten Funktionen der Bauchmuskulatur?
- Warum haben manche Menschen ein “Sixpack” und andere nicht?
- Kann eine schwache Bauchmuskulatur Rückenschmerzen verursachen?
- Was ist eine Rektusdiastase und wie wird sie behandelt?
Die Bauchmuskeln stabilisieren die Wirbelsäule, schützt die inneren Organe und ermöglicht das Beugen (Flexion) und die Rotation des Rumpfes. Zudem spielt sie eine zentrale Rolle bei der Atmung (Exspiration) und der Bauchpresse.
Die Zwischensehnen, die sogenannten Intersectiones tendineae unterteilen den M. rectus abdominis in eigentlich acht Muskelbäuche, wovon bei gut trainierten Menschen aber nur sechs sichtbar sind. Das sichtbare “Sixpack” entsteht durch eine geringe Fettschicht über dem Musculus rectus abdominis. Somit wird bei gut trainierten Menschen erst, wenn der Körperfettanteil ausreichend niedrig ist, ein Sixpack sichtbar.
Ja, durch eine schwache Bauchmuskulatur kann es zur Instabilität und zu Schmerzen oder Fehlhaltungen wieder Hyperlordose kommen. Es kann zu Rückenschmerzen kommen, da die Bauchmuskulatur gemeinsam mit der Rückenmuskulatur für die Stabilität des Rumpfes und die Haltung zuständig ist.
Eine Rektusdiastase ist das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln entlang der Linea alba. Dies kann bei Schwangerschaften oder Adipositas auftreten. Sie wird meist meist konservativ therapiert. Dazu gehören das Training der Bauchmuskulatur und Physiotherapie. In schweren Fällen kann eine chirurgische Therapie notwendig sein.
- Schünke et al.: Prometheus Lernatlas der Anatomie: Innere Organe. 4. Auflage Thieme 2015
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006
- Bauchwand, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 26.01.2025)