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“Posterior” ist eine der vielen Lage- und Richtungsbezeichnungen in der Medizin, wobei der Begriff das Gegenteil von “anterior” darstellt. Diese Bezeichnungen dienen der klaren Kommunikation und Beschreibung von anatomischen Strukturen oder klinischen Verletzungen. Der folgende Artikel gibt einen ausführlichen Überblick über die Definition und verdeutlicht die Anwendung anhand von Beispielen aus der Anatomie und Klinik.
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Posterior – Definition
“Posterior“ ist ein anatomischer Lagebegriff, der aus dem Lateinischen stammt und „hinten“ oder „hintere(r)“ bedeutet. In der Medizin wird dieser Begriff verwendet, um Strukturen zu beschreiben, die im Vergleich zu anderen weiter hinten im Körper liegen. Dies geschieht oft in Relation zu einem Bezugspunkt, beispielsweise in der Beschreibung der Orientierung im menschlichen Körper.
Die Begriffe „posterior“ und „dorsal“ können oft synonym verwendet werden, da beide die Rückseite eines Körperteils beschreiben. Es gibt jedoch Unterschiede in spezifischen Kontexten, wie bei der Beschreibung von Tieren, wo „dorsal“ eher die Rückenseite im Vierfüßerstand meint.
Posterior – Anwendungen in der Anatomie
In der Anatomie spielt die Lagebezeichnung eine zentrale Rolle bei der Beschreibung von Körperteilen und ihrer Lage zueinander. Der Begriff ist essenziell für eine standardisierte Kommunikation in der medizinischen Fachwelt. Einige Beispiele illustrieren die Anwendung.
Im Kopf– und Halsbereich gibt es etwa den posterioren Schädelbereich. Der Okzipitallappen liegt posterior und ist zuständig für die visuelle Verarbeitung. Der Bereich befindet sich hinter den Frontal– und Parietallappen des Gehirns. Die Musculi suboccipitales, muskuläre Halsstrukturen, die sich posterior im Nacken befinden, stabilisieren den Kopf und ermöglichen Bewegungen.
Assoziationsareale
Die hinteren Assoziationsareale im Parietal-, Okzipital- und Temporallappen des Gehirns sind entscheidend für die Integration sensorischer Informationen. Sie ermöglichen räumliche Wahrnehmung, visuelle Verarbeitung und Sprachverständnis. Schäden in diesen Regionen, wie bei einem Schlaganfall, können Funktionen wie das Erkennen von Objekten oder das Verstehen von Sprache erheblich beeinträchtigen.
Die Dornfortsätze der Wirbel befinden sich posterior zu den Wirbelkörpern. Sie dienen als Ansatzpunkte für zahlreiche Muskeln und Bänder, die Bewegungen der Wirbelsäule steuern und stabilisieren. Im Spinalkanal, der posterior durch die knöchernen Strukturen geschützt ist, verlaufen das Rückenmark und die Cauda equina.
Die Rückenmuskulatur (zum Beispiel der Musculus trapezius) liegt posterior und spielt eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung der Körperhaltung sowie in der Bewegung des Schultergürtels. An den Extremitäten beschreibt „posterior“ die Rückseiten, etwa die Wadenmuskulatur (Musculus gastrocnemius und soleus) oder die Streckmuskeln im Unterarm.
Posterior – Anwendungen in der Klinik
Man verwendet den Begriff zudem in der klinischen Praxis in zahlreichen Disziplinen. Einige Beispiele verdeutlichen dies.
In der Radiologie beschreibt der Begriff die hinteren Körperabschnitte in Aufnahmen, wie etwa auf MRT– oder CT-Bildern. Eine „posterior gelegene Läsion“ in der Lunge würde darauf hindeuten, dass diese sich im hinteren Bereich des Organs befindet.
In der Chirurgie beschreibt man beispielsweise den posterioren Zugang zur Wirbelsäule. Dieser Zugang wird häufig in der Neurochirurgie und Orthopädie verwendet, beispielsweise bei lumbalen Diskektomien, Fixationen oder Dekompressionen. Die chirurgische Präparation erfolgt dabei durch die posterioren Gewebeschichten bis zu den Dornfortsätzen und Facettengelenken. In der Hüftchirurgie wird beim posterioren Zugang die Gelenkkapsel von hinten eröffnet, um die Hüfte etwa bei Endoprothesenoperationen zu erreichen.
Auch in der Anästhesie ist der Begriff von Bedeutung. Bei der Periduralanästhesie oder der Spinalanästhesie wird die Kanüle posterior durch die Rückenstrukturen (Haut, Ligamenta, Dura) vorgeschoben, um Lokalanästhetika in den Periduralraum (zwischen Ligamentum flavum und Dura mater) oder in den Subarachnoidalraum zu applizieren.
Die Lagebezeichnung spielt zudem eine Rolle bei pathologischen Zuständen. Ein Beispiel ist das posteriore Schulterimpingement. Diese Erkrankung betrifft die hinteren Strukturen der Schulter und tritt häufig bei Sportlern auf, die Überkopfsportarten ausüben.
In der Kardiologie wird ein posteriorer Myokardinfarkt als solcher diagnostiziert, wenn die hinteren Wandabschnitte des Herzens, insbesondere die linke Ventrikelhinterwand, betroffen sind
- Aust G et. al., Duale Reihe Anatomie (Thieme, 6. Auflage, 2024)