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TSH ist insbesondere Menschen mit Funktionsstörung der Schilddrüse gut bekannt. Denn am Wert im Blut lässt sich orientierend ablesen, ob ein ausgeglichener Schilddrüsenstoffwechsel vorliegt. Dieser Artikel erläutert die Funktion des Hormons und seinen Stellenwert in der medizinischen Diagnostik und Therapie. Darüber hinaus geht er auf aktuelle Studien im Hinblick auf bisher nicht beachtete Effekte des TSH ein.
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TSH – Definition
TSH ist ein von der Hirnanhangsdrüse synthetisiertes Hormon. Wie die ausgeschriebene Bezeichnung des Hormons, Thyreoidea-stimulierendes Hormon, bereits andeutet, ist der wichtigste Effekt eine Anregung der Schilddrüse, Glandula thyroidea, zur Hormonproduktion. Eine ebenfalls verbreitete, jedoch weniger bekannte, Bezeichnung für TSH ist Thyreotropin beziehungsweise Thyrotropin.
Die TSH-Synthese unterliegt einem komplexen Regelkreis. Angeregt wird sie durch den Einfluss des Thyreotropin-Releasing-Hormons (TRH) aus dem Hypothalamus. Erreicht TRH die nachfolgende Hirnanhangsdrüse, so setzt diese das TSH in den Blutkreislauf frei. Bei hohen Werten der freien Schilddrüsenhormone im Körper wird die TRH-Bildung und somit indirekt auch TSH unterdrückt.
TSH – Wirkung und Funktion
TSH bindet an TSH-Rezeptoren an den Zielorganen und –Geweben, allen voran der Schilddrüse. An letzterer gibt die Bindung das Signal für die Synthese und Freisetzung der freien (peripheren) Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin, die auch als fT3 und fT4 abgekürzt werden. Treten sie mit den nachfolgenden Geweben in Kontakt, so regen sie in diesen eine Aktivierung und Steigerung des Stoffwechsels an.
Neben der Schilddrüse weisen noch weitere Organe und Gewebe die TSH-Rezeptoren auf. Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass das Hormon hierüber auch direkt und unabhängig von fT3 und fT4 in den Stoffwechsel eingreifen kann. Die einzelnen Effekte sind jedoch nicht immer eindeutig zuzuordnen, denn durch die wechselseitige Beeinflussung von TSH und den Schilddrüsenhormonen untereinander können ähnliche klinische Erscheinungsbilder sowohl auf TSH als auch auf erhöhte Hormonwerte bei erniedrigtem TSH zurückführbar sein.
Eine besondere Rolle scheint es im Fettstoffwechsel zu spielen, was auch zu Effekten in anderen Organsystemen führt.
Herz-Kreislauf-System
Die TSH-bedingte Ausschüttung der peripheren Schilddrüsenhormone führt am Herzen zu einer Steigerung der Kontraktionskraft und des Stoffwechsels, infolge derer Blutdruck und Herzschlag zunehmen. Umgekehrt gehen erhöhte TSH-Spiegel bei einer Unterfunktion der Schilddrüse mit einem verlangsamten Herzschlag und niedrigen Blutdruckwerten einher.
Durch eine ungünstige Beeinflussung des Fettstoffwechsels und eine Förderung entzündlicher Prozesse in den Blutgefäßen kann es unter Umständen die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigen und somit das Risiko für Durchblutungsstörungen beispielsweise am Herzen oder im Gehirn erhöhen.
Zentrales Nervensystem
Im Zentralen Nervensystem spielen die peripheren Schilddrüsenhormone bereits in der Embryonalzeit eine elementare Rolle für die Entwicklung und Ausreifung der Gehirnstrukturen und den Stoffwechsel. Unzureichend hohe Hormon-Spiegel in den frühen Stadien der kindlichen Entwicklung können schwere Entwicklungsverzögerungen und eine Intelligenzminderung zur Folge haben.
Darüber hinaus scheint die Schilddrüsenfunktion auch das Demenzrisiko zu beeinflussen. Niedrige TSH-Spiegel, die meist auf eine Überfunktion der Schilddrüse oder eine zu großzügige Hormongabe zurückzuführen sind, gehen mit einer erhöhten Demenzrate einher. Wissenschaftler vermuten, dass auch die Beeinflussung des Fettstoffwechsels eine nicht unerhebliche Rolle in der Entwicklung demenzieller Erkrankungen spielen könnte. Auch Angstzustände und Depressionen sind mit erhöhten Hormon-Spiegeln und einem niedrigeren TSH assoziiert.
Glatte Muskulatur
An glatten Muskelzellen und Endothelzellen der Blutgefäße scheint es über seine Rezeptoren die Bildung des gefäßweitenden und muskelentspannenden Stickstoffmonoxids (NO) zu unterbinden. Dies führt zu wiederkehrenden Gefäßverengungen und Bluthochdruck.
Es ist ein einfach messbarer Blutparameter, der sich vor allem zur Kontrolle im Rahmen der Hormonersatztherapie eignet. Je nach vorliegendem Krankheitsbild sollte der TSH im Normwertbereich eingestellt oder unterdrückt werden. Mit steigendem Lebensalter nimmt die Hormonproduktion der Schilddrüse kontinuierlich ab. Daher können und sollen bei älteren Menschen im beschwerdefreien Zustand auch erhöhte TSH-Werte akzeptiert werden. Eine zu ehrgeizige Hormontherapie könnte in diesen Fällen den Körper unnötig belasten, ohne Nutzen zu bringen.Laborwert TSH
Mobilisierung von Energiereserven
Während die freien Schilddrüsenhormone den Energiestoffwechsel anregen und Zucker und Fett aus den Energiereserven mobilisieren, scheint es gegenteilige Effekte auf das Fettgewebe zu haben. Es hemmt den Abbau von Speicherfett und begünstigt gleichzeitig den fortschreitenden Aufbau der Fettzellen.
Sonstige Effekte
Es hemmt die knochenabbauenden Zellen, Osteoklasten, und regt gleichzeitig die Neubildung von Knochenmasse an. Dieser Effekt ist gegenteilig zur Wirkung von fT3 und fT4, die eher einen Abbau des Knochens begünstigen. Dies ist ein weiterer Grund, gerade in höherem Lebensalter und bei Knochendichtemangel eher zurückhaltend bei der Hormonersatztherapie der Schilddrüse vorzugehen.
Es gibt Hinweise auf eine Beeinflussung von entzündlichen Prozessen durch TSH, was bei der Entstehung von Arteriosklerose und anderen Krankheiten mit Entzündungskomponente relevant sein kann.
Darüber hinaus sind sowohl die freien Schilddrüsenhormone als auch TSH selbst an der Regulation des weiblichen Zyklus mitbeteiligt und beeinflussen die Fertilität und den Verlauf einer Schwangerschaft. In diesem Zusammenhang besteht die Empfehlung, bei Frauen mit vorbekannter Funktionsstörung der Schilddrüse im Rahmen des Kinderwunsches und während der Schwangerschaft den TSH-Wert und die freien Hormone zu kontrollieren. Dies ist insbesondere relevant, da in den ersten Wochen einer Schwangerschaft das Kind noch keine eigenen Schilddrüsenhormone produzieren kann. Außerdem kann das zu Beginn der Schwangerschaft freigesetzte beta-HCG die Schilddrüse stimulieren, da es aufgrund seiner Struktur dem TSH ähnelt und an TSH-Rezeptoren binden kann. Eine vorbestehende Überfunktion der Schilddrüse könnte hierdurch verschlechtert werden.
TSH – Abbau
Der Abbau von TSH erfolgt in der Schilddrüse sowie durch enzymatische Spaltung in der Leber. Letztere leitet die Abbauprodukte zur Ausscheidung mit dem Urin an die Niere weiter.
Häufige Fragen
- Was ist die Wirkung von TSH?
- Was erhöht den TSH-Spiegel?
- Was passiert, wenn der Körper zu viel TSH hat?
- Wann wird TSH ausgeschüttet?
TSH aktiviert in der Schilddrüse die Bildung der freien Hormone fT4 und fT3, was allgemein anregende Effekte auf den Stoffwechsel hat. Darüber hinaus scheint es direkte Effekte des TSH auf den Fettstoffwechsel und einige Organsysteme zu geben, die teils der Wirkung der freien Hormone entgegenstehen.
Der TSH-Spiegel steigt an, sobald der Hypothalamus durch Freisetzung von TRH das Signal zur Synthesesteigerung an die Hirnanhangsdrüse gibt. Dies ist vor allem bei einem Mangel an freien Schilddrüsenhormonen im Körper der Fall.
Wie sich ein Überschuss an TSH auf den Körper auswirkt, hängt vor allem davon ab, was die übermäßige Synthese ausgelöst hat. Ist diese Folge einer mangelnden Hormonproduktion der Schilddrüse, so sind vor allem die direkten Effekte des TSH erkennbar (Beeinflussung des Fettstoffwechsels, Herz-Kreislauf-Hemmung). Im umgekehrten Fall einer Enthemmung der Hirnanhangsdrüse löst TSH eine Überproduktion freier Schilddrüsenhormone aus, was den Stoffwechsel massiv beschleunigt. Symptome sind in diesem Fall unter anderem Herzrasen, Schwitzen, Gewichtsabnahme, Knochenabbau und neurologische Symptome.
TSH wird schubweise über den ganzen Tag als Reaktion auf TRH freigesetzt, wobei die Hormonausschüttung am Morgen stärker ist als später am Tag. Im Falle einer Hormonersatztherapie bietet sich daher eine Bestimmung des Wertes durch morgendliche Blutabnahme an, um vergleichbare Werte für nachfolgende Messungen zu erzielen.
Diana, Dr. rer. nat. Tanja; Kahaly, Prof. Dr. med. George J., TSH-Rezeptor-Antikörper -Methodenvergleich und klinischer Nutzen. In: Trillium Diagnostik (Heft 2/2020 Transfusionsmedizin)
Leiner, P., Metaanalyse bestätigt: Hypothyreose belastet das Herz. In: MMW – Fortschritte der Medizin (Springer Medizin, 3. Ausgabe 2017).
Niedrigen TSH-Wert vermeiden: L-Thyroxin-Übertherapie korreliert mit erhöhtem Demenzrisiko im Alter https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/... (Abrufdatum: 13. 12 2024)
Schon leicht erhöhte TSH-Werte könnten dem Herz schaden, https://www.springermedizin.de/... (Abrufdatum: 11.12.2024)
Thyrotropin, https://flexikon.doccheck.com/... (Abrufdatum: 12.11.2024)
TSH fördert auch den Knochenaufbau, https://www.aerztezeitung.de/... (Abrufdatum: 14.12.2024)
Wang, X., et al., The role of thyroid-stimulating hormone in regulating lipid metabolism: Implications for body–brain communication. In: Neurobiology of Disease (Elsevier, 5. 10.2024)