Inhaltsverzeichnis
Die Brodmann-Areale sind eine anatomisch-funktionelle Einteilung der Großhirnrinde, die auf den zytoarchitektonischen Untersuchungen des Neurologen Korbinian Brodmann aus dem Jahr 1909 basiert. Er unterteilte die Großhirnrinde in 52 verschiedene Areale, die sich durch ihre zelluläre Struktur unterscheiden und spezifische Funktionen übernehmen. Die Einteilung nach Brodmann hat bis heute große Bedeutung für die Neurowissenschaften, insbesondere für die funktionelle Bildgebung und die neuroanatomische Forschung. Dieser Artikel bietet einen Überblick der verschiedenen Areale nach Brodmann und beleuchtet deren Funktionen.
Inhaltsverzeichnis
Brodmann-Areale – Definition
Brodmann-Areale sind funktionelle Regionen der Großhirnrinde, die der Neurologe Korbinian Brodmann anhand ihrer zytoarchitektonischen Unterschiede in 52 Areale unterteilt hat. Diese Areale korrelieren mit verschiedenen sensorischen, motorischen und kognitiven Funktionen.
Brodmann-Areale – Anatomie und Funktionen
Im Frontallappen befindet sich das primäre motorische Areal (BA 4) im Gyrus praecentralis, das für die Bewegungsausführung zuständig ist. Direkt anterior liegt das prämotorische Areal und das supplementär-motorische Areal (BA 6), die an der Bewegungsplanung beteiligt sind. Das frontale Augenfeld (BA 8) steuert die Augenbewegungen. Der präfrontale Kortex (BA 9, 10, 11, 46, 47) ist für höhere kognitive Funktionen, Entscheidungsfindung und Sozialverhalten verantwortlich. Im linken Frontallappen befindet sich das Broca-Areal (BA 44, 45), das für die Sprachproduktion essenziell ist.
Sensible Regionen
Im Parietallappen liegt das primäre somatosensorische Areal (BA 1, 2, 3) im Gyrus postcentralis, das sensorische Reize wie Berührung, Schmerz und Temperatur verarbeitet. Daran schließt sich das sekundäre somatosensorische Areal (BA 5, 7) an, das für die höhere Verarbeitung dieser Sinneseindrücke verantwortlich ist. Im hinteren Parietallappen liegen BA 39 und 40, die Teil des Wernicke-Areals sind und im linken Hemisphärenanteil eine wichtige Rolle für das Sprachverständnis spielen.
Der Okzipitallappen enthält den primären visuellen Kortex (BA 17), der visuelle Informationen aus der Netzhaut verarbeitet. In den angrenzenden Bereichen BA 18 und 19 erfolgt eine weitergehende Verarbeitung, die für das Erkennen von Formen, Farben und Bewegungen zuständig ist.
Sprache und Hören
Im Temporallappen befinden sich die Areale für das Hören und die Sprachverarbeitung. Der primäre auditorische Kortex (BA 41, 42) in den Gyri temporales transversi verarbeitet akustische Reize, während das Wernicke-Areal (BA 22) im linken Temporallappen für das Sprachverständnis zuständig ist. Die Areale BA 20, 21 und 37 sind für die visuelle Objekterkennung und Gesichterwahrnehmung wichtig, während BA 38 eine Rolle im semantischen Gedächtnis und der sozialen Kognition spielt.
Broca-Areal
Das Brodmann-Areal 44 und 45, auch als Broca-Areal bekannt, spielen eine entscheidende Rolle beim Sprechen und Verstehen von Sprache. Diese Areale befinden sich im linken Frontallappen und sind besonders bei der Sprachproduktion und -koordination aktiv (motorisches Sprachzentrum). Schädigungen in diesem Bereich können zu Sprachstörungen wie der Broca-Aphasie führen.
Das limbische System und die Insula umfassen ebenfalls wichtige Brodmann-Areale. Der anteriore cinguläre Kortex (BA 24, 32, 33) ist an Emotionen, Aufmerksamkeit und Schmerzverarbeitung beteiligt. Der entorhinale Kortex (BA 28, 34) stellt eine wichtige Verbindung zum Hippocampus dar und spielt eine zentrale Rolle bei der Gedächtnisbildung. Die Insula (BA 13–16) verarbeitet Geschmack, Schmerzempfindung und die Wahrnehmung innerer Körperzustände.
Brodmann-Areale – Klinik
Schädigungen des primären motorischen Kortex (BA 4), z. B. durch einen Schlaganfall in der vorderen Zentralregion, führen zu Lähmungen (Paresen) oder einem vollständigen motorischen Ausfall (Plegie) der kontralateralen Körperseite. Läsionen im prämotorischen Kortex (BA 6) können Bewegungskoordination und Planung beeinträchtigen und zu Apraxien führen.
Das Broca-Areal (BA 44, 45) ist für die Sprachproduktion essenziell. Eine Schädigung, z. B. durch einen Infarkt in der A. cerebri media, kann eine Broca-Aphasie verursachen, die sich durch eine gestörte Sprachbildung bei erhaltenem Sprachverständnis äußert. Eine Schädigung des Wernicke-Areals (BA 22, 39, 40) hingegen führt zur Wernicke-Aphasie, bei der Patienten zwar flüssig sprechen, aber oft inhaltslose oder unverständliche Wörter verwenden.
Läsionen im primären somatosensorischen Kortex (BA 1, 2, 3) führen zu Sensibilitätsstörungen, einschließlich Taubheitsgefühlen und gestörter Wahrnehmung von Berührung, Schmerz oder Temperatur. Schädigungen im primären visuellen Kortex (BA 17), beispielsweise durch einen Okzipitallappeninfarkt, können zu kortikaler Blindheit oder Gesichtsfeldausfällen führen. Läsionen der sekundären visuellen Areale (BA 18, 19) können zu Störungen in der Objekterkennung (visuelle Agnosie) oder der Bewegungserkennung (Akinetopsie) führen.
Störungen im präfrontalen Kortex (BA 9, 10, 11, 46, 47), wie sie bei neurodegenerativen Erkrankungen oder traumatischen Hirnverletzungen auftreten, können Entscheidungsfindung, Sozialverhalten und emotionale Regulation beeinträchtigen. Patienten mit Frontallappenläsionen zeigen oft enthemmtes Verhalten, Persönlichkeitsveränderungen oder Schwierigkeiten bei der Planung und Problemlösung.
Im limbischen System sind der cinguläre Kortex (BA 24, 32, 33) und der entorhinale Kortex (BA 28, 34) entscheidend für Emotionen und Gedächtnis. Schädigungen dieser Areale, beispielsweise bei der Alzheimer-Krankheit, können zu Gedächtnisverlust und Desorientierung führen.
Häufige Fragen
- Was sind Brodmann-Areale?
- Wer hat die Brodmann-Areale entdeckt?
- Wie viele Brodmann-Areale gibt es?
- Welche Brodmann-Areale sind für die Bewegung zuständig?
- Welche Brodmann-Areale sind für Sprache wichtig?
Die Brodmann-Areale sind eine Gruppe von regionen im Gehirn, die von dem deutschen Neurologen Korbinian Brodmann im Jahr 1909 anhand ihrer zellulären Struktur und Zellorganisation eingeteilt wurden.
Die Brodmann-Areale wurden von dem deutschen Neurologen Korbinian Brodmann entdeckt. Er veröffentlichte seine Arbeit im Jahr 1909, in der er das Gehirn anhand der mikroskopischen Struktur der Nervenzellen in 52 verschiedene Areale unterteilte. Brodmann untersuchte die Hirnrinde (Cortex cerebri) und identifizierte Unterschiede in der Zellstruktur und der Organisation von Nervenzellen in verschiedenen Regionen des Gehirns. Diese Einteilung bildet bis heute eine Grundlage in der Neuroanatomie und hat maßgeblich zum Verständnis der funktionellen Spezialisierung von Gehirnregionen beigetragen.
Brodmann identifizierte 52 verschiedene Areale im Gehirn, die er nach ihrer mikroskopischen Struktur und der Art der Nervenzellen, die sie enthalten, unterschied.
Die Brodmann-Areale, die für die Bewegung zuständig sind, befinden sich hauptsächlich im Frontallappen. Das Brodmann-Areal 4 (primär motorisches Areal) steuert direkt die willkürlichen Bewegungen und sendet Signale an die Muskeln. Das Brodmann-Areal 6 umfasst das prämotorische Areal, das für die Planung und Koordination von Bewegungen zuständig ist, sowie das Supplementärmotorische Areal (SMA), das komplexe Bewegungssequenzen unterstützt. Diese Areale arbeiten zusammen, um Bewegungen zu initiieren, zu planen und auszuführen.
Die Brodmann-Areale, die für die Sprache wichtig sind, befinden sich im linken Frontallappen und Temporallappen. Das Brodmann-Areal 44 und 45 (Broca-Areal) steuert die Sprachproduktion und ist für die Planung und Ausführung von Sprechbewegungen verantwortlich. Das Brodmann-Areal 22 (Wernicke-Areal) ist für das Verstehen von Sprache zuständig, indem es die Bedeutung von Wörtern und Sätzen verarbeitet. Diese Areale arbeiten zusammen, um Sprache zu produzieren und zu verstehen.
- Trepel, Martin: Neuroanatomie (Elsevier, 8. Auflage, 2021)
- Großhirn, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 08.02.2025)