Mobbing und Diskriminierung ist bei Pflegeberufen inzwischen keine Seltenheit mehr. Dabei haben Personen, die in Pflegeberufen arbeiten, es sowieso schon nicht einfach: Krankheit und Tod sowie Hektik sind meist vorprogrammiert. Eine neue Umfrage auf dem Deutschen Pflegetag (DPT) legt nun die alarmierende Situation nahe, die sich bei Pflegern abzeichnet.
Bisherige Umfragen: Arbeitgeber ändern wenig
Pfleger sind täglich von (tot-)kranken Personen umgeben, die sich selbst nicht zu helfen wissen. Ist das eine Gegebenheit, die sich leider nicht ändern lässt, gibt es jedoch Situationen, die der Arbeitgeber verändern kann. Umfragen, die zahlreich durchgeführt wurden, weisen nämlich auf noch gravierendere Problematiken hin.
Demnach gehören unklare Aufgabenbeschreibungen, Abwesenheit von Pausen, kontinuierliches Einspringen und Mobbing ebenfalls zum Alltag der Pflegekräfte. Und hier können Arbeitgeber etwas tun. Doch leider glänzen diese bisher nur mit dem Fehlen konsequenter Handlungen. So beleuchten es zumindest die vielfältigen Befragungen hinsichtlich der Situation von AltenpflegerInnen und Krankenschwestern bzw. -pflegern.
Neue Befragung: Fokus auf psychische Belastungen in der Pflege
Eine aktuelle Umfrage des Neuropsychiatrischen Zentrums Hamburg (NPZ) möchte nun die mentalen Belastungen in der Pflege spezifischer betrachten. Die weitreichende Analyse hat bereits begonnen. Hierbei werden Pflegekräfte befragt, welche in der ambulanten Pflege, Pflegeheimen, Kliniken, in der Palliativpflege und der Verwaltung tätig sind.
Zuerst erfolgte eine Befragung im Rahmen des deutschen Pflegetages von 190 Pflegekräften, von welchen 84 die Umfrage abschlossen. Das NPZ führt darüber hinaus die gesetzlich vorgeschriebenen regelmäßigen Gefährdungsbeurteilungen in Pflegeheimen durch. Die dort behandelten Sachverhalte stellen die Grundlage der aktuellen Befragung dar.
Mobbing und Diskriminierung treten häufig auf
Die ersten Resultate zeichnen ein düsteres Bild, obwohl lediglich 84 Pflegekräfte in der ersten Umfrage teilnahmen. Psychische Belastungen seien demzufolge über alle Arbeitsbereiche hinweg stark ausgeprägt.
Mehr als drei Viertel der Teilnehmenden empfindet ihre Arbeit als emotional anstrengend, da sie Patienten bis in den Tod begleiten müssen. Da das Betreuen von Angehörigen ebenfalls in den Aufgabenbereich von Pflegern fällt, kommt eine weitere Belastung hinzu. Ferner hat laut der Analyse nur jede dritte befragte Pflegekraft genügend Pausen, welche sie nutzen kann.
Überdies fehlt mehr als der Hälfte der teilnehmenden Pfleger persönliches sowie angemessenes Feedback seitens ihrer Vorgesetzten. Besonders alarmierend ist das Empfinden des Personalmangels im Krankenhaus.
Knapp 80 % der Befragten sprachen sich über die ungenügende personelle Ausstattung aus. Zudem werde der Umgang mit Kollegen stark kritisiert: Mehr als ein Drittel der Teilnehmenden beschwert sich im Zuge dessen über Mobbing und Unstimmigkeiten innerhalb der Teams. Ein Viertel der Befragten kämpft des Weiteren mit echter Diskriminierung.
Belastungen variieren in Arbeitsbereichen
Außerdem kam die erste Befragungswelle zu dem Ergebnis, dass die Belastungen abhängig vom Arbeitsbereich variieren. In diesem Zusammenhang seien in der Palliativpflege die Belastungen durch die anspruchsvolle Arbeitsorganisation besonders hoch. Auch die zu bewerkstelligenden Aufgaben seien stark ausgeprägt.
Im ambulanten Bereich hingegen sind die Pfleger auf sich allein gestellt und deswegen häufig Einzelkämpfer. Daraus resultiere laut der Umfrage ein fehlender Austausch mit dem restlichen Team.