
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist zwar prekär und ein drastisches Problem, doch potenzielle Bewerber und Bewerberinnen, welche als Pfleger oder Pflegerinnen tätig sein möchten, haben trotzdem einen großen Vorteil. Denn eine starke Position in einem Berufsfeld, welches dringend Personal sucht, kann sich ruhig auch in der Gehaltsverhandlung zeigen. Doch wie bereitet man sich am besten für eine Gehaltsverhandlung in der Pflege vor? Und was sollte man generell beachten?
Wunschgehalt passgenau definieren
Vorab sollte man sich über den Pflegedienst oder die Einrichtung informieren, bei welcher man sich bewerben möchte. Handelt es sich um eine tarifgebundene Einrichtung? Dann hat man eventuell weniger Verhandlungsspielraum als bei Einrichtungen, welche mit ihrem eigenen Haustarif rechnen.
Zudem sind die Größe und Mitarbeiteranzahl elementare unternehmensbezogene Faktoren, die man betrachten muss, um ein realistisches Wunschgehalt festlegen zu können. In größeren Einrichtungen, vor allem, wenn sie nicht tarifgebunden sind, lässt sich ein höheres Gehalt verhandeln als zum Beispiel in kleineren.
Der Standort sollte nicht unberücksichtigt gelassen werden. Einrichtungen auf dem Land können beispielsweise weniger Lohn anbieten wie Einrichtungen, die sich an urbanen Standorten befinden. Damit gekoppelt sind jedoch gleichermaßen die Lebenshaltungskosten, welche in der Stadt meist höher als auf dem Land sind.
Darüber hinaus ist es relevant, in der Bewerbung bereits seine eigenen Qualifikationen herauszustellen, die sich positiv auf das Gehalt auswirken. Dazu gehören die Ausbildung, mögliche Weiterbildungen, die Berufserfahrung sowie die Anzahl der Berufsjahre.
Oftmals kann eine Ausbildung, welche nicht im Bereich Pflege stattfand, wichtig bei der Gehaltsverhandlung in der Pflege sein. Denn es handelt sich dennoch um eine absolvierte Ausbildung, sodass das Standing besser ist als bei Pflegern ohne Ausbildung.
Rhetorische Tricks anwenden
Befindet man sich mitten in der Gehaltsverhandlung, kann man immer noch ein paar Tricks anwenden.
Nennung einer krummen Zahl: Laut einer Studie wirken Bewerber, die eine krumme Zahl in einer Gehaltsverhandlung nennen, besser vorbereitet und überzeugter. Die Nennung einer sehr präzisen Zahl suggeriert, dass man sich auf den Euro genau bewusst ist, wie viel man wirklich wert ist.
Um einen Gefallen bitten: Dieser psychologische Trick heißt “Benjamin-Franklin-Effekt”. Die Funktionsweise dahinter ist, dass Menschen wieder bereit sind zu helfen, nachdem sie es zuvor bereits getan haben. Vor der richtigen Gehaltsverhandlung könnte man also etwas über die Einrichtung erfragen, wobei der Befragte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit “Ja” antwortet.
Nie in den Konjuktiv verfallen: Sobald man den Konjunktiv nutzt, wirkt man unsicher und scheu. Man möchte allerdings bestenfalls selbstbewusst auftreten und sich selbst nicht unter Wert verkaufen. Deswegen sind Sätze, welche zum Beispiel “ich würde gerne” oder “ich hätte gerne” beinhalten, tabu.
6 zusammenfassende Tipps zur Gehaltsverhandlung in der Pflege
1 – Erhält man einen Tarifvertrag, sollte man das Kleingedruckte in den Blick nehmen. Häufig sind dort Klauseln zu Sonderzahlungen aufgeführt. Außerdem liegt der tarifgebundene Lohn über dem Gehalt in Betrieben, welche nicht tarifgebunden sind.
2 – Bevor man bei einem gemeinnützigen oder privaten Träger einsteigt, ist eine Information über die Gehaltsstruktur unverzichtbar. Hierbei kann es sich lohnen, Internet-Portale wie www.glassdoor.de oder www.kununu.com zu konsultieren.
3 – Um sich nicht unter Wert zu verkaufen, sollte man den Wunschlohn bei der Gehaltsverhandlung in der Pflege ein paar hundert Euro oberhalb des Durchschnitts festsetzen. Das hat zwei Gründe: Einerseits, um noch einen Spielraum zum Verhandeln zu haben. Andererseits bleibt man noch im Bereich des Realisierbaren. Damit verbunden ist die Maximal- und Minimalforderung, denn bei der Einigung liegt man im Regelfall dazwischen.
4 – Falls die Gehaltsverhandlung nicht ganz so gut verläuft und das Angebot des Arbeitgebers trotzdem im Minimumbereich liegt, sollte man nicht aufgeben. Für einen Ausgleich können zukünftige Pflegekräfte mehr Urlaub, Zuschuss zu Fortbildungen, flexible Arbeitszeiten oder ein Jobticket erbitten. Eine Steigerung auf Raten funktioniert ebenfalls.
5 – Oftmals ist es sogar besser, wenn zusätzliche Vorteile bei einem möglicherweise etwas niedrigeren Gehalt integriert sind. Dazu gehören beispielsweise die private Nutzung des Diensthandys, des Dienstfahrzeugs oder die Bezahlung von Weiterbildungen.
6 – Nach ein oder zwei Jahren Tätigkeit beim Arbeitgeber ist es in manchen Pflegediensten und Einrichtungen möglich, nachzuverhandeln. Das ist insbesondere insofern positiv, da die eigene Arbeitsweise, Einsatzbereitschaft und durchgeführte Fortbildungen bereits bekannt sind.