Die Aufgaben eines (Alten-)Pflegers sind vielfältig. Denn nicht nur die Pflege von Personen gehört dazu, sondern ebenfalls der Umgang mit der Familie des Pflegebedürftigen. Dahingehend stellt man sich als Pfleger häufig die Frage: Wie beruhigt man wütende Angehörige, wenn sie in Rage sind? Und weshalb sind sie oftmals so aufgebracht?
Beispielsituation eines wütenden Angehörigen
Die Mutter einer Demenzerkrankten stört sich an den fehlenden Kleidern im Kleiderschrank. Sie würde ihre Mutter gerne umziehen, dies sei jedoch nun nicht möglich. Dementsprechend gerät die Angehörige in Rage.
Das geht der Pflegekraft durch den Kopf
Als Pflegekraft ist man möglicherweise zu diesem Zeitpunkt überfordert, da man sich Gedanken darüber macht, weshalb das Familienmitglied so überreagiert. Vielleicht liegt der Grund darin, dass die wütende Angehörige den Pflegern nicht vertraut oder denkt, dass diese sich nicht genügend um ihre Mutter kümmern.
Oder versteht die Angehörige nicht, dass die Kleidung der Mutter woanders aufbewahrt wird, da die Mutter die Kleidung unter dem Bett verstaut? Vielleicht möchte die Angehörige letztendlich einfach nur ihre schlechte Laune beim Besuch herauslassen.
Das geht der Angehörigen durch den Kopf
Aber weshalb könnte die Angehörige sich so aufgebracht verhalten? Dafür könnte es zahlreiche Gründe geben. Vielleicht möchte sie ihrer demenzkranken Mutter etwas Gutes tun, vor allem, da sie es peinlich findet, dass ihre Mutter eine schmutzige Bluse trägt.
Die Folge daraus: sie schämt sich ihrer Mutter nun gegenüber und fühlt sich hilflos, da sie eventuell die Wünsche ihrer Mutter vernachlässigt. Gegebenenfalls war sie auf der Suche nach körperlichem Kontakt und wollte ihr mit dem Umziehen die Vertrautheit und Liebe zeigen.
Es kann allerdings auch damit zusammenhängen, dass sie die Pflegekräften entlasten möchte, weil sie die Überlastung der Pfleger gesehen hat. Oder sie möchte den Pflegern zeigen, dass sie sich trotz der Entscheidung, ihre Mutter in ein Heim gegeben zu haben, zuverlässig um sie kümmern kann.
Letztlich könnte ebenso ein Verdrängungsmechanismus der Angehörigen zum Tragen kommen: sie versucht, die Tüte voll Kleidung unter dem Bett zu ignorieren und somit die Erkrankung ihrer Mutter. Diese Gründe könnten zu der Reaktion beitragen.
Umgang mit aufgebrachten Angehörigen
Man sollte sich als Pfleger oder Pflegerin bewusst machen, dass man selten der Ursprung einer solchen negativen Reaktion ist. Denn meist sind Angehörige von schlechtem Gewissen getrieben, welches sie kompensieren möchten. Deswegen sollte man als Pfleger Empathie zeigen und das Familienmitglied unterstützen.
Zudem ist es relevant, Gefühle zu zeigen und freundlich zu sein. Den Angehörigen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln ist ebenfalls wichtig. Dazu gehört beispielsweise, zu unterstreichen, dass die Pflegebedürftige gut in dem Heim aufgehoben ist. Überdies kann es helfen, stets zuzuhören und emotionalen Beistand zu leisten, indem man fragt, wie sich das Familienmitglied fühlt.
1. Tipp 9: So beruhigen Sie wütende Angehörige, www.pflegen-online.de (Abrufdatum: 06.03.2020)