Burnout und psychische Erkrankungen halten immer mehr Einzug in Pflegeberufe. Pflegekräfte arbeiten von Natur aus in einer eher stressigen Umgebung, in der Entscheidungen getroffen werden, die sich auf das Leben der Patienten auswirken – sie müssen daher besonders vorsichtig sein, um physisch und psychisch fit zu bleiben. Was Burnout ist, welche Ursachen dazu führen und was man tun kann, um psychisch stabil zu bleiben, zeigt der folgende Artikel.
Was ist Burnout?
Burnout beschreibt den Zustand geistiger, emotionaler und körperlicher Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress, Belastung, Druck und Unzufriedenheit verursacht wird. Die Krankheit wird umgangssprachlich auch oft als Mitgefühlsermüdung bezeichnet. Wird dieser Zustand ignoriert und sich den belastenden Faktoren nicht gestellt, kann Burnout zu Zynismus, Hoffnungslosigkeit und schweren Depressionen führen.
Burnout – Ursachen
Burnout wird oft als berufliches Phänomen verstanden – jeder kann unter dieser Art von Zustand leiden, die durch unrealistische Erwartungen, Schlafmangel und andere arbeitsbedingte Stressfaktoren herbeigeführt wird. Nach Angaben der Behörde für Drogenmissbrauch und psychische Gesundheit (SAMHSA) besteht Mitgefühlsermüdung aus den beiden Faktoren Burnout und sekundärem traumatischen Stress.
Mangelt es am Arbeitsplatz an Teamarbeit und Zusammenhalt, kann dort häufiger Burnout auftreten. Konflikte oder Mobbing führen zu einem unangenehmen Arbeitsumfeld und können medizinische Fehler bedingen.
Bei Patienten kann sich ein Burnout der Pflegekraft auf die eigene Gesundheit auswirken. Das größte und gefährlichste Risiko ist die Verschlechterung der Qualität in der Patientenversorgung. Fehler aufgrund von Erschöpfung können zu Beschwerden, Infektionen oder sogar zum Tod der Patienten führen.
Ursachen in der Pflege
Speziell im Pflegeberuf gibt es viele Faktoren, die ein Risiko begünstigen können. Die folgenden Punkte zeigen die genauen Umstände auf, die damit in Zusammenhang gebracht werden.
Personalschlüssel
Nicht ausreichend Personal führt zu mehr Stress und Unzufriedenheit bei Pflegekräften, weil dadurch ein besonders hohes Arbeitspensum von ihnen verlangt wird. Unterbesetzung, Doppelschichten, Einspringen und Überarbeitung führen zur Erschöpfung.
Patientendichte
Der Personalmangel sorgt dafür, dass Pflegekräfte viele Patienten in kurzer Zeit betreuen. Sie sind dabei nicht nur für die medizinische Versorgung zuständig, sondern auch für die Beruhigung der Patienten und deren Familien. Diese Kombination der Verantwortlichkeiten kann bei einer hohen Patientendichte ein starkes Stressgefühl auslösen und Burnout begünstigen.
Zufriedenheit der Patienten
Pflegekräfte wollen Patienten helfen, wieder gesund zu werden. Eine erfolgreiche Patientenversorgung und deren Zufriedenheit sind demnach wichtige Aspekte in der Pflege. Doch das ist nicht in allen Pflegebereichen möglich. Besonders bei Pflegekräften, die auf der Intensivstation arbeiten, kann die emotionale Enttäuschung aufgrund geringer Genesung zu Frustration, Mitgefühlsmüdigkeit und erhöhten Burnout-Raten führen.
Arbeitszeiten
Dienstpläne mit häufigen Zwölf-Stunden-Schichten sind ein organisatorischer Faktor, der Burnout begünstigt. Eines der größten Risiken sind chronischer Schlafmangel und nicht ausreichende Erholung. Pflegekräfte, die viele aufeinanderfolgende und lange Schichten arbeiten, sind einem höheren Stresslevel ausgesetzt.
Burnout – Wer ist besonders gefährdet?
Jeder Pflegebereich bringt seine eigenen Herausforderungen mit sich, aber einige Fachrichtungen sind stressiger als andere. Wer beispielsweise in der Notaufnahme und auf der Intensivstation arbeitet, muss sich mit Kampfpatienten, traumatischen Verletzungen und einer hohen Sterberate auseinandersetzen. Das muss emotional verarbeitet werden, solche Erfahrungen können die persönliche Leistung beeinflussen. Pflegekräfte, die häufig längere Arbeitszeiten und mangelnde Unterstützung am Arbeitsplatz haben, sind ebenfalls anfälliger.
Burnout – Psychische Symptome
Burnout kann sich auf verschiedene Weise zeigen, meist aus einem Zusammenspiel mehrerer Anzeichen. Müdigkeit, Angst vor der Arbeit, das Gefühl, unterschätzt zu werden und sich ständig überarbeitet zu fühlen, sind einige davon. Ein frühes Anzeichen ist, dass Betroffene nicht mehr abschalten und sich von der Arbeit erholen können. Dadurch sind sie weniger leistungsfähig und müssen sich noch mehr anstrengen, um ihre Aufgaben zu meistern. Eigene Bedürfnisse werden dann verleugnet – das führt zu folgenden weiteren Symptomen:
- Emotionale Erschöpfung
- Gleichgültigkeit und Antriebslosigkeit
- Energiemangel, der zu emotionalem Rückzug und Desinteresse führt
- Überforderung
- Reizbarkeit
- innere Unruhe und Rastlosigkeit, innere Leere
- Starke Wahrnehmung von Misserfolg
- Angst und Panikattacken
- Selbstwertgefühl sinkt
- Entscheidungsschwierigkeiten
Je weiter der Burnout voranschreitet, desto mehr schwindet auch die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Betroffene distanzieren sich von Klienten, Patienten und möglicherweise auch von ihren Kollegen. Emotionale Kälte und Zynismus verstärken sich sowie die negativen Gefühle anderen Menschen gegenüber.
In schweren Burnout-Entwicklungen spüren Betroffene eine zunehmende Hoffnungs- und Hilflosigkeit, die zu möglichen Suizidgedanken führen können, da das Leben zunehmend sinnlos erscheint.
Burnout – Körperliche Symptome
Zu den psychischen und seelischen Symptomen kommen häufig auch körperliche Anzeichen hinzu. Dazu gehören:
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Albträume
- Konzentrationsstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
- Verdauungsstörungen
- Muskelverspannungen
- Rückenschmerzen
- Herzklopfen
- Engegefühl in der Brust
- hoher Blutdruck
Durch fehlende Konzentration und zunehmende Kraftlosigkeit besteht eine erhöhte Unfallgefahr und Anfälligkeit für Infekte bei Betroffenen.
Burnout – Behandlung
Die Behandlung eines Burnouts ist wichtig und sollte ernst genommen werden – so früh wie möglich. Unbehandelt kann er zu schlechter Arbeitsleistung, medizinischen Fehlern, hoher Fluktuationsrate oder sogar Selbstmord führen.
Kurzzeittherapie
Ist die Burnout-Entwicklung im Anfangsstadium, ist es sinnvoll, eine Art Krisenintervention oder Kurzzeittherapie durchzuführen, in der man Techniken und Verhaltensweisen erlernt, wie man besser mit Konflikt- und Stresssituationen umgeht. Sie kann auch dabei helfen, die eigenen Grenzen wieder wahrzunehmen. Zusätzlich dazu können Autogenes Training und Meditationen den Prozess unterstützen. Soziale Kontakte und persönliche Gespräche mit nahestehenden Personen, die aufmerksam zuhören, helfen ebenfalls dabei, das Nervensystem zu beruhigen und Stress abzubauen.
Psychotherapie
Je nachdem, welche Umwelt- und Stressfaktoren zum Burnout führen, kommt eine andere Art von Therapie in Frage. Tiefenpsychologische Methoden, aber auch verhaltenstherapeutische Verfahren und komplexe Psychoanalysen können helfen, alte Glaubenssätze und Denkmuster aufzubrechen und Selbstwertgefühle zu stärken. Für einige Betroffene kann zusätzlich auch noch eine Körper- und Bewegungstherapie viel bewirken, um sich wieder mehr zu spüren, Bedürfnisse wahrzunehmen und körperliche Anspannung gezielt aufzulösen.
Stationäre Behandlungen und Klinikaufenthalt
Betroffene mit schweren Burnout-Prozessen können sich in einer Klinik (Psychosomatische Kliniken, Burnout-Kliniken) behandeln lassen und sich, ohne Ablenkung und losgelöst vom gewohnten Umfeld, ihren Problemen widmen. Dabei werden die Therapiekonzepte genau auf die Patienten zugeschnitten.
Medikamentöse Behandlung
Bei Patienten mit stark ausgeprägten depressiven Verstimmungen können zeitweilig Antidepressiva eingesetzt werden, begleitend zur Psychotherapie.
Burnout – Prävention
Pflegekräfte können einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören das Üben und Praktizieren von Achtsamkeit und Selbstpflege – das beinhaltet auch, auf humane Schichtdienste zu achten und überlastende Verantwortlichkeiten möglichst zu vermeiden. Außerdem verbessert ein ausreichender Schlaf die Konzentration, Ausdauer, Motivation und Stimmung.
Persönliche Ziele setzen
Frustration spielt eine große Rolle bei der Entwicklung von Burnout, daher ist es wichtig, sich Aufgaben und Hobbys zu suchen, die befriedigen. Es geht darum, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele wieder wahrzunehmen und diesen nachzugehen. Aufstiegsmöglichkeiten oder mehr Einflussnahme im Job spornen ebenfalls an. Neben der Zufriedenheit der Patienten, darf die eigene Zufriedenheit nicht zu kurz kommen.
Schichtdienste anpassen
Wann immer es möglich ist, sollten die Zeitpläne und Schichtdienste so erstellt werden, dass eine Schichtdauer von maximal neun Stunden üblich ist. Darauf sollten Pflegekräfte verstärkt achten und sich für einen Zeitplan einsetzen, der ein ausgeglichenes und gesundes Leben ermöglicht, in dem genug Zeit und Energie für Familie, Freunde und Lieblingsbeschäftigungen bleibt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Anspruch auf Urlaub, damit die Umgebung gewechselt werden kann. Um das durchzusetzen und sicherzustellen, dass sich alle Mitarbeiter wirklich die Zeit frei nehmen, die ihnen zusteht, können Einrichtungen eine vierteljährliche Prüfung durchführen. Das fördert die Arbeitszufriedenheit und kann die Fluktuationsrate senken.
Selbsthilfegruppen
Die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen und Arbeitskollegen-Systeme kann ebenfalls entlasten und die Möglichkeit geben, Frustration zu äußern und Konflikte sowie Herausforderungen anzusprechen, um sich gehört zu fühlen. Das stärkt und verbessert die Teamarbeit und den Zusammenhalt.
Zwischenmenschliche Beziehungen pflegen
Darüber hinaus ist es hilfreich, enge Beziehungen zu Mitarbeitern und anderen Personen außerhalb der Arbeit zu pflegen – so baut man sich ein zusätzliches Unterstützungssystem auf. Jemanden zu haben, mit dem man über emotionale Belastungen sprechen kann, sorgt dafür, besser mit stressigen Situationen umgehen zu können.
Gesunder Lebensstil
Regelmäßiges Sporttreiben und körperliche Betätigungen, wie beispielsweise Spaziergänge in den Arbeitspausen oder einer Sportart nach der Arbeit nachzugehen sowie eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung haben großen Einfluss auf das persönliche Wohlergehen und die psychische Gesundheit.
Stressmanagement
Eine der besten Möglichkeiten, um mit Stress umzugehen, ist das Aneignen von Stressabbau- und Stressbewältigungsmethoden, die sowohl Atemtechniken als auch Journaling und Entspannungsroutinen nach der Arbeit umfassen können. Das kann die körperliche, emotionale und geistige Verfassung verbessern und positiv auf das Wohlbefinden einwirken.
Übrigens: Ist das Fachgebiet dauerhaft zu stressig, kann eine Veränderung oder ein Wechsel in einen anderen Bereich in Betracht gezogen werden. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Auszeit oder Erholungspause zu nehmen.
Wenn man das Gefühl hat, kurz vor einem Burnout zu stehen und sich keine Auszeit nehmen kann, ist es ratsam, sich krank zu melden. Krank sein bedeutet nicht nur Husten und Schnupfen – wer sich geistig nicht gut fühlt, sollte sich ebenfalls einige Tage Erholung gönnen.
Häufige Fragen
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Burnout erkennt man an einer anhaltenden Antriebslosigkeit, emotionalen Erschöpfung, Müdigkeit und einer launenhaften und depressiven Stimmungslage. Die Leistungsfähigkeit und das Selbstwertgefühl nehmen ab. Körperliche Anzeichen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verspannungen, Konzentrationsstörungen sowie Verdauungsprobleme können ebenfalls hinzukommen.
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Betroffene sollten sich nahestehenden Menschen anvertrauen und über die Belastung und das Unwohlsein sprechen. Sie können sich in Psychotherapien, Selbsthilfegruppen oder bei schwereren Verläufen auch in stationäre Behandlungen begeben. Das Erlernen von Stressabbautechniken und Entspannungsmethoden dient ebenfalls dazu, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse wieder stärker wahrzunehmen und sich zu erholen. Wer in einer aktuellen Krise steckt und nicht mehr weiter weiß, findet Rat auf der Seite der Deutschen Depressionshilfe.
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Bei einer Erstkrankschreibung muss der Arbeitgeber informiert werden und die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt werden. Man ist nicht dazu verpflichtet, den Grund des Ausfalls zu nennen. In einem guten Arbeitsverhältnis sollte jedoch über eine mögliche längere Burnout-Krankschreibung gesprochen werden.
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Arbeitnehmer dürfen bis zu sechs Wochen im Jahr krank sein, bei voller Lohnzahlung. Danach übernehmen die Krankenkassen anteilig die Lohnfortzahlungen – bis zu 18 Monate.
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