Die Suche nach wirksamen Corona-Medikamenten läuft unter Hochdruck. Weltweit fließen Milliarden in die Erforschung von Arzneimitteln, die gegen COVID-19 helfen sollen. Hoffnungen setzen die Forscher unter anderem in Antikörper-Therapien sowie in Substanzen, welche das Kopieren der Virus-RNA hemmen. Doch viele Medikamente, die einst als vielversprechend galten, zeigen in Studien nicht die erwünschte Wirkung.
Derzeit eingesetzte Medikamente sollen vor allem Symptome lindern
Zur Anwendung kommen aktuell vor allem Arzneimittel, welche die Symptome einer Corona-Erkrankung lindern sollen. Stationär behandelte Patienten erhalten etwa das entzündungshemmende Mittel Dexamethason, das zur Gruppe der Kortikoide gehört. Es soll eine überschießende Reaktion des Immunsystems verhindern, die häufig bei Corona auftritt. Untersucht werden auch weitere anti-entzündliche Wirkstoffe wie Tocilizumab. Dieses Mittel wird bislang zur Behandlung von rheumatischer Arthritis eingesetzt.
Zum Schutz vor eventuellen Komplikationen verabreichen Ärzte zudem bewährte Medikamente wie etwa Blutverdünner. Antibiotika helfen zwar nicht gegen das Virus selbst, sollen aber eine zusätzliche bakterielle Infektion verhindern. Das bringt allerdings unerwünschte Nebeneffekte mit sich: So ist der weltweite Antibiotika-Verbrauch im Verlauf der Corona-Pandemie stark angestiegen, was dazu führen kann, dass Bakterien gegen die eingesetzten Mittel Resistenzen bilden und bewährte Antibiotika an Wirksamkeit verlieren.
Corona-Medikamente -Die derzeitigen Hoffnungsträger
Die Suche nach einem direkten Heilmittel läuft derweil weiter. Ein solches Heilmittel fehlt bis heute allerdings auch für andere respiratorische Viren wie das Grippevirus. Es gibt also kein wirksames Medikament, an dem Forscher sich orientieren könnten.
Derzeit untersuchen Forscher auf der ganzen Welt etwa 400 verschiedene Substanzen. Hoffnungen setzen Mediziner zum Beispiel in Medikamente, welche die Zerstörung des Lungengewebes verhindern sollen. Die Basis bilden mesenchymale Stammzellen, die aus dem Gewebe der Nabelschnur gewonnen werden. Ersten Studien zufolge können diese Stammzellen das Lungengewebe erkrankter Patienten schützen oder regenerieren.
Ein weiterer Hoffnungsträger ist die Antikörpertherapie zur passiven Immunisierung. Aus dem Blut von Patienten, die von ihrer Corona-Erkrankung genesen sind, wird beispielsweise sogenanntes Rekonvaleszentenplasma gewonnen. Erste Studien deuten darauf hin, dass Rekonvaleszentenplasma das Fortschreiten einer Corona-Erkrankung bremsen und zu einer schnelleren klinischen Verbesserung führen kann, sofern es in der Frühphase der Erkrankung verabreicht wird. Allerdings sind die Aussagen zur Wirksamkeit derzeit noch sehr heterogen und es gibt noch keine Zulassung für die COVID-19 Therapie.
Großteil der Medikamente fällt in Studien durch
So viele Medikamente derzeit auch erprobt werden, in Studien können sich nur wenige bewähren. 95 bis 99 Prozent der getesteten Arzneimittel fallen durch. Die negativen Resultate dämpfen die Erwartung, dass schnell ein wirksames Heilmittel gegen COVID-19 zur Verfügung stehen wird. Einige Mittel, die zu Beginn als vielversprechend galten, haben sich mittlerweile als Flops herausgestellt.
Synthetisch hergestellte Antikörper liefern nicht die gewünschten Erfolge
Unter anderem in deutschen Kliniken werden derzeit synthetisch hergestellte Antikörper erprobt. Genau wie Rekonvaleszentenplasma sollen synthetische Antikörper zur einer passiven Immunisierung des Patienten führen. Zu diesen Mittel gehören beispielsweise Bamlanivimab und Reng-Cov2, welches dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump während seiner Corona-Erkrankung verabreicht wurde. Die Bundesregierung hatte sich von beiden Medikamenten 200.000 Dosen gesichert und dafür rund 400 Millionen Euro ausgegeben. Zum Einsatz kommen die synthetischen Antikörper aber kaum. Ärzte dürfen sie nur ausgewählten Patienten in der Frühphase der Erkrankung verabreichen. Erhält der Patient die Mittel zu spät, hat er eventuell bereits selbst Antikörper gebildet. Die Gabe der synthetischen Antikörper kann in diesem Fall eine schwere Immunreaktion auslösen und bis zum allergischen Schock führen.
Behörden in den USA empfehlen mittlerweile, Bamlanivimab nicht mehr als alleinige Antikörper einzusetzen. Das Medikament habe sich bei zu vielen Corona-Varianten als unwirksam erwiesen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet, wirke es aber gegen die in Deutschland dominante Variante B.1.7.7. Hinweise auf eine verringerte oder mangelnde Wirksamkeit gibt es dagegen bei den Varianten B.1.351 aus Südafrika und P1 aus Brasilien.
Remdesivir zeigt nicht die gewünschten Erfolge
Mit Einschränkungen kommt in Europa auch das Medikament Remdesivir zum Einsatz. Entwickelt wurde es ursprünglich als Mittel gegen Ebola. Das Medikament ähnelt in seiner Struktur den RNA-Bausteinen des Virus. Daher baut das Virus die Remdesivir-Bausteine in seine RNA-Kette, was die Polymerase, das Kopieren der Virus-RNA, verzögert. In Folge kann sich das Virus weniger schnell vermehren.
Wie Forscher vom Max-Planck-Institut in Göttingen und der Universität Würzburg festgestellt haben, hemmt Remdesivir diesen Prozess jedoch nicht komplett. Oft läuft die Polymerase nach einer Korrektur des Fehlers einfach weiter. Doch auch, wenn die Wirkung von Remdesivir begrenzt ist, sehen die Göttinger und Würzburger Forscher in ihren Erkenntnissen eine Chance. Da sie wissen, wie Remdesivir die Polymerase des Corona-Virus hemmt, können sie nun die Substanz und ihre Wirkung verbessern.
Malaria-Medikament erweist sich sogar als kontraindiziert
Als Flops gelten mittlerweile die einst als vielversprechend angesehenen Corona-Medikamente Chloroquin und Ivermectin. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte der damals noch amtierende US-Präsident Trump das eigentlich als Malaria-Medikament gedachte Chloroquin als Wunderwaffe gegen COVID-19 gepriesen. Die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA erteilte dem Mittel daraufhin eine Notfallzulassung. Nach wenigen Wochen wurde die Zulassung allerdings wieder zurückgezogen. In Studien erwies sich Chloroquin nicht nur als wenig wirksam, es zeigte sich sogar ein Trend zur erhöhten Sterblichkeit im Vergleich zur Standard-Behandlung. In Lateinamerika setzte man unterdessen große Hoffnungen in das Anti-Wurmmittel Ivermectin. Klinische Studien konnten die Wirksamkeit gegen Corona jedoch nicht bestätigen.
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