Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie äußerten Wissenschaftler und Psychologen Bedenken über die psychischen Folgen einer Corona-Erkrankung sowie deren Auswirkung auf Menschen mit psychiatrischen Vorerkrankungen. Eine im November 2020 veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Corona-Patienten tatsächlich häufiger neurologische oder psychische Probleme entwickeln als Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen. Das Risiko steigt mit der Schwere der Infektion.
Studie untersucht psychische und neurologische Folgen einer Corona-Infektion
Verantwortlich für die Studie sind Forscher von der Universität Oxford. Die Wissenschaftler um den Psychiater Paul Harrison haben Daten von über 236.000 US-Patienten mit Atemwegserkrankungen ausgewertet. Mehr als 62.000 von ihnen waren an Corona erkrankt. Die Forscher untersuchten, wie häufig bei den Betroffenen in 14 bis 90 Tagen nach der Diagnose Symptome für 14 typische neurologische und psychische Krankheiten auftraten, darunter Parkinson, Hirnblutungen, Schlaganfälle, aber auch Angststörungen, Demenz, Psychosen und Stimmungsschwankungen. Die Daten von Patienten mit anderen Atemwegserkrankungen wurden zum Vergleich herangezogen.
Psychische Probleme treten häufiger auf als nach einer Grippe
Der Studie zufolge treten psychiatrische Störungen und Hirnerkrankungen bei Corona-Patienten um 44 Prozent häufiger auf als bei Patienten, die von einer Grippe genesen. Im Vergleich mit anderen Atemwegserkrankungen weisen Corona-Patienten immer noch ein um 16 Prozent höheres Risiko auf, psychische und neurologische Störungen zu entwickeln.
Die Autoren betonen jedoch auch, dass es sich bei ihrer Analyse um eine reine Beobachtungsstudie handelt. Sie stellt Korrelationen fest, jedoch keine ursächlichen Zusammenhänge. Um mögliche Ursachen zu identifizieren und Folgeschäden einer Corona-Erkrankung zu verhindern, sei weitere Forschung notwendig.
Die häufigsten psychischen Symptome nach einer Corona-Erkrankung
Angstgefühle stellen die häufigsten psychischen Symptome nach einer Corona-Erkrankung dar. Sie traten bei 17 Prozent der Patienten auf. 14 Prozent waren von Stimmungsstörungen betroffen, fünf Prozent klagten über Schlafprobleme.
Die Ergebnisse der Studie deuten zudem darauf hin, dass ein schwererer Verlauf der Corona-Erkrankung mit einem höheren Risiko für psychische Probleme einhergeht. Angst- und Stimmungsstörungen sowie Psychosen traten bei insgesamt 24 Prozent aller Corona-Patienten auf. Bei den Betroffenen, die ins Krankenhaus eingewiesen wurden, stieg der Anteil auf 25 Prozent. Bei Patienten, die auf der Intensivstation behandelt wurden, lag der Anteil bei 28 Prozent, bei Patienten, die ins Delirium fielen, sogar bei 36 Prozent. Die Studienautoren führen die Entwicklung von Angst- und Stimmungsstörungen in erster Linie auf den Stress zurück, der mit einer lebensgefährlichen Erkrankung und dem Krankenhausaufenthalt einhergeht.
Risiko für neurologische Folgeerkrankungen
Neurologische Folgeerkrankungen zeigten sich bei Corona-Patienten seltener als psychische Störungen. Zwei Prozent der Betroffenen entwickelten ein Blutgerinnsel, das zu einem Schlaganfall führte. Bei 0,6 Prozent der Patienten kam es zu einem Schlaganfall durch Hirnblutung. 0,7 Prozent der Corona-Patienten entwickelten Symptome einer Demenz.
Wie bei den psychischen Folgen steigt auch das Risiko einer neurologischen Störung mit der Schwere der Infektion. Unter den Intensiv-Patienten erlitten etwa sieben Prozent einen Schlaganfall, unter den Patienten, die während der Erkrankung ins Delirium fielen, waren es neun Prozent. Fünf Prozent der Patienten, die ins Delirium fielen, wiesen nach überstandener Erkrankung Symptome einer Demenz auf. Anders als bei einer Grippe-Erkrankung besteht nach einer COVID-19 Infektion jedoch kein erhöhtes Risiko für eine Parkinson-Erkrankung oder für das Guillain-Barré-Syndrom.
Vorangegangene Untersuchungen hatten bereits darauf hingewiesen, dass das Corona-Virus direkte Schäden am Gehirn verursachen kann. Zudem kann es die Bildung von Blutgerinnseln beeinflussen, die wiederum zum Schlaganfall führen können. Auch die generellen entzündlichen Erscheinungen im Körper, die mit einer Corona-Infektion einhergehen, können das Gehirn schädigen. Die Oxford-Studie liefert nun Belege dafür, dass COVID-19 nicht nur die Atemwege betrifft, sondern auch mit psychiatrischen und neurologischen Folgen in Verbindung steht.
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