In der Pflege verdienen Frauen immer noch ein geringeres Gehalt als Männer. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten in den Kranken-, Pflege- und Altenpflege-Einrichtungen weiblich ist, werden Frauen in den meisten Fällen schlechter bezahlt. Das bestätigen aktuelle Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Vierteljährliche Verdiensterhebung: Unterschiede beim Gehalt in der Pflege
In seiner Vierteljährlichen Verdiensterhebung bildet das Statistische Bundesamt die Gehälter aus 18 Wirtschaftszweigen ab. Vergleicht man den Verdienst von Männern und Frauen, zeigt sich: Der sogenannte Gender Pay Gap hat sich in den letzten Jahren zwar verringert, existiert aber immer noch. Über alle Branchen hinweg lag der Gehaltsunterschied Im Jahr 2020 im Schnitt bei 18 Prozent. Frauen erhielten einen durchschnittlichen Stundenlohn von 18,62 Euro brutto, während Männer 22,78 Euro brutto verdienten, also 4,16 Euro mehr.
Der Gender Pay Gap macht sich auch in der Pflege bemerkbar. Experten erklären die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern häufig mit strukturbedingten Ursachen: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit oder sind auf geringfügiger Basis beschäftigt und verdienen dadurch auch weniger Geld. Gut bezahlte Jobs und Führungspositionen werden immer noch eher mit Männern besetzt. In der Pflegebranche greift diese Erklärung jedoch nicht. Wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, weichen die Gehälter von Frauen und Männern auch innerhalb derselben Hierarchiestufe und Leistungsgruppe voneinander ab.
Besonders große Gehaltsunterschiede gibt es in den Kliniken
Die Vierteljährliche Verdiensterhebung teilt die Einrichtungen, in denen Pflegekräfte tätig sind, in drei Gruppen ein: Krankenhäuser, Pflegeheime und Altenheime. In den Krankenhäusern sind 74 Prozent der Beschäftigten weiblich. Grundsätzlich zahlen Krankenhäuser zwar das höchste Gehalt, allerdings fallen hier auch die Verdienstunterschiede besonders deutlich aus. Verdienen Männer in Vollzeitbeschäftigung durchschnittlich 6.136 Euro brutto im Monat, erhalten Frauen nur ein Durchschnittsgehalt von 4.190 Euro brutto. Das sind 31 Prozent weniger. In der Leistungsgruppe der Pflegefachkräfte, zu denen ein Großteil des Pflegepersonals gehört, liegt die Gehaltsdifferenz bei 5,9 Prozent. In diese Gruppe fällt beispielsweise auch das Gehalt einer Krankenschwester – einer der häufigsten Berufe in der Pflege. In der Leistungsgruppe der Führungskräfte, zu der beispielsweise die Position einer Stationsleitung gehört, erhalten Frauen rund 25 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass zu den Führungskräften auch Oberärzte, Controller, Personalverantwortliche und ähnliche gut bezahlte Beschäftigte gehören.
In Pflegeheimen verdienen Frauen neun Prozent weniger
In den Pflegeheimen sind 76 Prozent der Beschäftigten weiblich. Das Statistische Bundesamt fasst unter diesem Begriff Einrichtungen der Altenpflege, der Genesung und Erholung und der Pflege für Behinderte zusammen. Die Gehaltsdifferenz zwischen Frauen und Männern in Vollzeitbeschäftigung liegt in diesen Einrichtungen bei neun Prozent. Bei den Pflegekräften beträgt der Gender Pay Gap vier Prozent. Deutlich größer sind die Gehaltsunterschiede bei den Führungskräften: Frauen verdienen in der oberen Leistungsstufe 14 Prozent weniger als Männer.
In Altenheimen erzielen Frauen einen höheren Verdienst
Anders sieht es in den Altenheimen aus. Darunter fallen alle Einrichtungen zur Unterbringung und Pflege älterer und behinderter Menschen, die sich nicht selbst versorgen können, aber keine oder nur geringfügige Pflegeleistungen benötigen. Unter allen Einrichtungen, die Pflegekräfte beschäftigten, ist der Frauenanteil in den Altenheimen mit 80 Prozent am größten. Die Gehaltsunterschiede fallen dagegen am geringsten aus. In Vollzeitbeschäftigung verdienen Frauen hier im Durchschnitt 5,9 Prozent weniger als Männer. Weibliche Führungskräfte erhalten sogar rund 13 Prozent weniger Gehalt. In der Leistungsgruppe der Fachkräfte, also als ausgebildete Altenpflegerin, verdienen Frauen jedoch tatsächlich geringfügig mehr als ihre männlichen Kollegen. Ihr Gehalt fällt im Schnitt um 0,7 Prozent höher aus.
Bereinigter Gender Pay Gap von rund sechs Prozent
Laut Statistischem Bundesamt gehen die Gehaltsunterschiede zu 71 Prozent auf strukturelle Gründe zurück. Frauen arbeiten also häufiger in Berufen, die grundsätzlich schlechter bezahlt werden, und sind häufiger in Teilzeit tätig. Zufolge der Arbeitskräfteerhebung aus dem Jahr 2019 arbeitet fast jede zweite Frau zwischen 20 und 64 Jahren in Teilzeit. Unter den berufstätigen Männern gehen dagegen nur neun Prozent einer Teilzeitbeschäftigung nach. Der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap, in den auch diese strukturellen Ursachen einfließen, liegt 2020 in Westdeutschland bei 20 Prozent. In Ostdeutschland fällt er wie in den Vorjahren deutlich geringer aus und beträgt nur sechs Prozent.
29 Prozent der Gehaltsunterschiede lassen sich nicht auf strukturelle Gründe zurückführen, sondern bestehen auch, wenn Tätigkeit, Hierarchiestufe und Qualifikation von männlichen und weiblichen Beschäftigten vergleichbar sind. Diese Differenz bezeichnet man als bereinigten Gender Pay Gap. Speziell für die Pflege berechnet das Statistische Bundesamt den bereinigten Gender Pay Gap zwar nicht, über alle Branchen hinweg liegt er im Jahr 2020 jedoch bei rund sechs Prozent.
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