Wohl kaum ein Ereignis hat die Bedeutung guter Pflege so deutlich gemacht wie die Corona-Pandemie. Wohl selten sind auch die Defizite so augenfällig geworden, die im Pflegebereich bestehen. Das gilt längst nicht nur für Deutschland, sondern für sehr viele Länder auf dem Globus. Gerade in der sogenannten Dritten Welt ist eine angemessene Pflegeversorgung – auch jenseits von Corona – oft Utopie. Für die WHO ein Anlass, eine weltweite Pflegestrategie zu verabschieden. Sie soll als Leitlinie für Maßnahmen in den 194 Mitgliedsstaaten der Organisation dienen.
Die Strategie war Thema bei der diesjährigen World Health Assembly (WHA), die vom 24. Mai bis zum 1. Juni tagte – diesmal Corona-bedingt als virtuelle Konferenz, sonst findet die Veranstaltung normalerweise in Genf statt. Die WHA ist so etwas wie die Mitgliederversammlung der Weltgesundheitsorganisation und deren höchstes Beschlussorgan. Sie findet jedes Jahr statt, 2021 war das 74. Treffen. Es stand ganz im Zeichen von Corona. Noch hat das Virus die Welt fest im Griff. Impfstoffe machen zwar Hoffnung, doch bis zur weltweiten Überwindung des Pandemie-Geschehens ist noch ein steiniger Weg zurückzulegen.
Globale Strategie für Pflege und Geburtshilfe 2021- 2025
Vor diesem Hintergrund wurde auf der WHA eine Resolution für besseren Schutz, mehr Sicherheit sowie zusätzliche Investitionen beim Personal in der Pflege verabschiedet. Sie fordert u.a. einen globalen Pakt für Pflege und Gesundheit, eine sektorübergreifende Zusammenarbeit bei Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung sowie einen ungehinderten Zugang von Pflegekräften zu Impfstoffen und Schutzausrüstungen inklusive sicherer und angemessener Arbeitsbedingungen. Die Resolution und die Strategie bilden ein Gesamtpaket.
Unter dem Titel “WHO Global Strategic Directions for Nursing and Midwifery 2021-2025” (deutsch etwa: “Globale strategische Ausrichtungen für Pflege und Geburtshilfe der Weltgesundheitsorganisation”) werden vier Felder definiert, in denen gezielt Verbesserungen angestrebt in der Pflege werden sollen. Dafür werden auch jeweils grundlegende politische Leitlinien aufgestellt. Es handelt sich um die Richtschnur für Maßnahmen, die Forderungen der Resolution umsetzen sollen. Konkret geht es um folgende strategische Felder:
- Education (Ausbildung): Voraussetzungen für eine qualitativ gute Ausbildung als Pflegefachkraft sind zu schaffen. Das bedeutet konkret: entsprechende Ausbildungsvorgaben, angemessene Lehrinhalte und -methoden sowie genügend Ausbildungsplätze, um den Pflegebedarf auch in Zukunft abzudecken.
- Jobs (Beschäftigung): Für eine gute Pflegeversorgung müssen ausreichend Stellen vorhanden sein und es ist eine effektive Personalrekrutierung in der Pflege sicherzustellen. Der Globale Verhaltenskodex für internationale Rekrutierung von Pflegepersonal muss dabei beachtet werden.
- Leadership (Führungsstärke): Der Anteil von Pflegekräften in Führungspositionen im Gesundheitswesen sollte erhöht werden. Dazu gehört auch Förderung der akademischen Ausbildung in der Pflege.
- Service Delivery (Leistungserbringung): Die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften sind so zu gestalten, dass sie optimale Pflegeleistungen erbringen können. Dazu gehören angemessene Vorschriften zum Arbeitsschutz, entsprechende Vorkehrungen und eine effektive Kontrolle und Überwachung.
Praktische Bedeutung für die Pflege
Die strategischen Vorgaben sind zwangsläufig recht allgemein gehalten wie bei solchen Papieren üblich. Inwieweit sie praktisch Auswirkungen haben, müssen die nächsten Jahre zeigen. Für die konkrete Umsetzung sind die einzelnen Mitgliedsstaaten verantwortlich. Immerhin bildet die Strategie für die Pflege einen Maßstab, an dem sich gesundheitspolitische Maßnahmen in der Pflege künftig messen lassen müssen.
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