Die Auslagerung der Pflegepersonalkosten führt zu einer verstärkten Fluktuation des Pflegepersonals, besonders in der Altenpflege. Während der Pflegedienst aufgebaut wird, lässt sich ein Abbau des Funktionsdienstes beobachten. Zudem wandern zahlreiche Beschäftigte aus der Altenpflege in die Gesundheits- und Krankenpflege ab. Zu diesem Ergebnis kommt der Krankenhaus Rating Report 2021.
Wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser verschlechtert sich
Der Krankenhaus Rating Report 2021 wird vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Zusammenarbeit mit der Institute for Healthcare Business GmbH herausgegeben. Datengrundlage bilden 550 Jahresabschlusse von Krankenhäusern aus dem Jahr 2018 sowie 547 weitere Jahresabschlüsse aus 2019.
Die Auswertung zeigt unter anderen, dass sich die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser weiter verschlechtert hat. Für 13 Prozent der analysierten Krankenhäuser besteht demnach eine erhöhte Insolvenzgefahr. 27 Prozent befinden sich finanziell gesehen im “gelben” Bereich, 60 Prozent im “grünen” Bereich. Im Vorjahr lagen noch 63 Prozent im finanziell unbedenklichen Bereich. 33 Prozent der Krankenhäuser verzeichnen einen Jahresverlust. In 2018 waren es nur 31 Prozent.
Verantwortlich für die schlechte wirtschaftliche Lage ist den Autoren zufolge die seit 2017 stagnierende Leistungsmenge. Im Jahr 2020 kommt die Corona-Pandemie als Einflussfaktor hinzu. Die stationäre Fallzahl sank 2020 um 13 Prozent, in den ersten Monaten der Pandemie sogar um 30 Prozent. Die Autoren rechnen damit, dass die Leistungsmenge für 2021 ebenfalls deutlich geringer ausfallen wird als 2019.
Aufbau des Pflegedienstes, Abbau des Funktionsdienstes
Schon 2019 hat sich den Studienautoren zufolge die Auslagerung der Pflegepersonalkosten ab 2020 bemerkbar gemacht. Diese trat mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz (PpSG) in Kraft. Zuvor wurden Personalkosten in der Pflege aus dem Diagnosis-Related-Groups-System finanziert. Nun erfolgt die Vergütung aus einem gesonderten Pflegebudget. Mit dieser Maßnahme möchte die Bundesregierung die Bezahlung in der Alten- und Krankenpflege nachhaltig und spürbar verbessern.
Die ersten Folgen: Während der Pflegedienst in den Krankenhäusern aufgebaut werden konnte, kommt es zu einem Rückgang der Beschäftigten im Funktionsdienst. Der Sogeffekt des Pflegebudgets zeigt sich zudem darin, dass Altenpfleger/innen verstärkt in die Krankenpflege abwandern. Weiterhin lässt sich beobachten, dass der Wettbewerb um Pflegefachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zunimmt.
Mögliche Maßnahmen gegen die Fluktuation in Altenpflege und Krankenpflege
Die Studienautoren entwerfen im Krankenhaus Rating Report 2021 auch ein Zielbild für eine moderne Gesundheitsversorgung. Diese soll demnach ganzheitlich gedacht werden, von der Prävention über einfache Therapiemaßnahmen bis hin zu hochkomplexen kurativen Angeboten. Als individueller Ansprechpartner für Patienten soll zum Beispiel ein “dezentraler Kümmerer” agieren, der für alle Gesundheitsfragen zur Verfügung steht und verschiedene Dienste koordiniert. Hausärzte und Pflegeexperten sollen diese Position gemeinsam füllen. Geht es nach dem Forscherteam, soll sich außerdem das Verständnis des Pflegeberufs ändern. Neue Karriereoptionen wie Clinical Nurses sollen Tätigkeiten übernehmen, die bislang der Ärzteschaft vorbehalten waren. Eine Anhebung der Teilzeitquote soll die Zahl der Erwerbstätigen erhöhen. Die Arbeit in Teilzeit wird bei Pflegekräften wegen der dem Beruf eigenen hohen Belastung derzeit immer beliebter. Zum Ausgleich des Fachkräftemangels soll zudem die Zuwanderung ausländischer Pflegekräfte gefördert werden.
Weiterhin schlagen die Studienautoren vor, die Altenpflege stärker mit der medizinischen Versorgung zu verknüpfen. Das Prinzip “Reha statt Pflege” müsse stärker gelebt werden. Um einen nahtlosen Übergang von einem Klinikaufenthalt in die Kurzzeitpflege zu gewährleisten, sollen Krankenhäuser und Gesundheitszentren spezielle Verträge mit der Pflegeversicherung schließen können.
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