Hygiene hat in Pflegeberufen oberste Priorität – deswegen sind Hautprobleme bei Pflegekräften ein häufiges Phänomen. Denn zum Leidwesen von Haut und Händen lässt sich häufiger Kontakt mit Wasser, Desinfektionsmittel, sowie das tragen flüssigkeitsdichter Handschuhe kaum vermeiden. Keine andere Berufsgruppe ist demnach so stark von Hautkrankheiten gefährdet wie Pflegekräfte in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder in der ambulanten Pflege. Doch wodurch entstehen Hauterkrankungen und wie lässt sich dem entgegenwirken?
Hautprobleme bei Pflegekräften – Risikofaktoren
Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist wohl jedem bewusst: Häufiges Händewaschen und Desinfizieren beanspruchen die empfindliche Haut enorm. Spannende, raue und rissige Hände sind nicht nur lästig, sie können auch ernsthafte Folgen mit sich bringen. So stellen Hauterkrankungen die häufigste berufsbedingte Erkrankung von Pflegefachkräften dar. In deutschen Einrichtungen sind rund 20 bis 30 Prozent von unangenehmen Hauterkrankungen betroffen. Am stärksten leiden die Hände darunter.
Die Handinnenflächen sowie die Unterarme oder auch die Fingerrücken sind oftmals dauerhaft schädlichen Einflüssen ausgesetzt und laufen immer häufiger Gefahr, chronische Hautkrankheiten zu entwickeln. Denn häufiger Kontakt mit Wasser, langes Arbeiten in Schutzhandschuhen und häufiges Händewaschen mit laugenden Substanzen setzen den Händen stark zu. Die Wiederholte Belastung durch die entsprechenden Risikofaktoren hat zur Folge, dass die Hautbarriere stark angegriffen wird. Während gesunde Haut über einen stabilen Verbund aus Hautzellen- und Fetten verfügt, welche dafür sorgt, dass keine schädlichen Fremdstoffe eintreten können und die Haut nicht austrocknet, sind die Hände der Pflegekräfte durch die ständige Feuchtarbeit oftmals so geschädigt, dass Reizstoffe leicht eindringend können und die Anfälligkeit für Hauterkrankungen rapide steigt.
Händewaschen
Hygienisch saubere Hände sind für Beschäftige in der Pflege eine Grundvoraussetzung und unabdingbar. Doch die häufige, intensive Reinigung hinterlässt Spuren. Zu häufiger Kontakt mit Wasser stellt mit Abstand die größte Gefährdung dar, die Hauterkrankungen begünstigt. Es stresst die Haut, macht sie trocken und schädigt die natürliche Schutzbarriere enorm. Denn gesunde Haut hat einen geschlossenen Zellverband mit einem pH-Wert von rund 5,5. Der leicht saure pH-Wert verhindert, dass sich unerwünschte Bakterien vermehren. Zu viel Kontakt mit Wasser fördert jedoch die Beschädigung des Zellverbandes der Haut. In Folge dessen wird die natürliche Schutzschicht der Haut, bestehend aus Fetten, Säuren und gesunden Bakterien, zerstört.
Gewährt man der Haut längere Zeit zum Trocknen, so erholt sie sich meist wieder. Doch das immense Arbeitsaufkommen im Bereich der Pflege lässt solche Erholungsphasen kaum zu. Demzufolge spannt die Haut, ist trocken und rau – Schadstoffe, Keime und Allergene haben leichtes Spiel.
Alkoholhaltige Desinfektionsmittel
Verglichen mit häufigem Händewaschen stellt die regelmäßige Desinfektion das deutlich kleinere Übel dar. Denn die reine Desinfektion der Hände ist deutlich hautschonender als der ständige Kontakt mit Wasser. Während die hauteigenen Fette bei stetiger Desinfektion lediglich gelöst, aber auf der Haut bestehen bleiben, werden sie während des Händewaschens abgetragen und abgespült. Dennoch stellen alkoholhaltige Desinfektionsmittel einen weiteren Risikofaktor für die Haut dar. Denn auf Alkohol basierende Desinfektionsmittel zerstören den Säureschutzmantel der Haut und die gelösten Hautfette bieten Keinem einen idealen Nährboden.
Flächendeckende Desinfektionsmittel
Auch flächendeckende Desinfektionsmittel können aufgrund ihrer enthaltenen Substanzen einen Risikofaktor darstellen und die Haut der Pflegekräfte extrem beanspruchen. Denn sie laugen die beanspruchte Haut nicht nur aus, sie zerstören auch deren natürlichen Schutzmantel. Die Folge sind trockene Stellen, rissige Haut und Juckreiz. Arbeiten mit flächendeckenden Desinfektionsmitteln sollten aufgrund dessen immer mit Schutzhandschuhen getätigt werden.
Lokalanästhetika und Antibiotika
In einigen Bereichen der Pflege lässt sich der häufige Kontakt mit Lokalanästhetika und Antibiotika nicht vermeiden. Doch die Substanzen können ebenfalls einen Risikofaktor für die Haut der Pflegekräfte darstellen und zu Ekzemen oder Allergien führen. Sind Beschäftigte regelmäßigem Kontakt mit reizenden Substanzen ausgesetzt, so sollte unbedingt konsequent auf den Schutz durch Handschuhe geachtet werden.
Schwitzen durch Handschuhe
In vielen Pflegeberufen ist das regelmäßige oder sogar permanente Tragen von Einweghandschuhen unumgänglich, denn Handschuhe stellen nicht nur eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen im Pflegealltag dar, sie schützen die Pflegekräfte auch vor aggressiven Reinigern oder Waschsubstanzen, die für die zu pflegenden Personen gebraucht werden. Doch durch das häufige Tragen der Einweghandschuhe leidet die Haut Betroffener oftmals zunehmend unter dem Feuchtigkeitsstau, welcher sich aufgrund der luft- und feuchtigkeitsdichten Schicht bildet, sobald die Haut schwitzt. Das feuchte Umfeld im Handschuh belastet die Haut im gleichen Ausmaß wie Wasser und kann zu trockener, gereizter Haut und Juckreiz führen.
Aufbau der Haut
Die Haut stellt das größte Organ des menschlichen Körpers dar. Ist sie intakt, so reguliert sie den Wärmehaushalt und schützt den Körper vor Verletzungen, Infektionen sowie Feuchtigkeitsverlust. Die menschliche Haut ist schichtartig aufgebaut und in ihrer Gesamtheit zwischen 1,5 und vier Zentimeter dick und kann je nach Größe des Menschen bis zu zehn Kilogramm wiegen. Die oberste Hautschicht wird als Oberhaut oder auch Epidermis bezeichnet. Sie bildet die oberste Schutzbarriere der Haut und ist von einem Wasser-Fett-Film umgeben, welcher sie vor dem Austrocknen schützt.
Die darunter liegende Lederhaut oder auch Dermis genannt, sorgt für die besondere Elastizität der Haut, sodass diese Druck- und Schwerkräfte aushalten kann. Des Weiteren befinden sich in ihr die Nervenzellen für den Tastsinn, die Schweißdrüsen zur Regulierung der Körpertemperatur sowie die Talgdrüsen. Die Unterhaut wird als Hypodermis oder Subcutis bezeichnet und setzt sich aus lockerem Bindegewebe und Fettgewebe zusammen. Sie schützt die inneren Organe vor Schädigungen und dient als Kälteschutz und Energiespeicher.
Hautprobleme bei Pflegekräften – Warnsignale
Hautprobleme sollten keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Vor allem im Bereich der Pflege stellen die Hände eines der wichtigsten Arbeitsinstrumente dar, welches die Grundlage der eigenen Arbeitskraft sowie der Pflegeeinrichtung bilden. Laut einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) haben Pflegekräfte zu 12,3 Prozent das Risiko, an einer berufsbedingten Hautkrankheit zu leiden. Die Warnsignale der Haut sollten deshalb unter keinen Umständen ignoriert werden, sonst besteht die Gefahr, an Allergien oder gar chronischen Krankheiten zu erkranken. So können bereits kleinere Auffälligkeiten wie etwa trockene Stellen sowie Schuppungen oder Juckreiz Hinweise auf eine Hautempfindlichkeit sein. Die ersten Anzeichen äußern sich meist in Form von:
- Hautrötung
- Schwellung
- Hautausschlag
- Nässende Haut
- Juckreiz
- Spannungsgefühl
- Brennen
- Blasen
- Schuppung
- Verhornung
- Krustenbildung
- Hautrisse
- Trockene Haut
- Vergröberung der Hautfalten und Verdickung der Haut
- Hautfärbung
Hautprobleme bei Pflegekräften – Vorbeugen und Pflege
Häufige Desinfektion, Feuchtarbeit und das lange Tragen von Einweghandschuhen – all diese Faktoren setzen der Haut von Pflegekräften mächtig zu. Ziel der Pflege und Prävention ist es deshalb, der Haut möglichst viel Feuchtigkeit zuzusetzen und die äußere Hautbarriere zu stärken. So könnten viele der Hauterkrankungen im Gesundheitsbereich reduziert werden, indem die Hände verstärkt desinfiziert und weniger gewaschen werden. Denn häufiger Wasserkontakt und vor allem Feuchtarbeit schädigen die Haut enorm und führen fast zwangsläufig zu Handekzemen. In den meisten Fällen ist das Waschen der Hände völlig überflüssig, denn desinfizierte Haut ist hygienisch rein.
Mit Wasser und Seife sollten die Hände nicht öfter als nötig und so schonend wie möglich gewaschen werden. Hier gilt es vor allem, die Hände mit lauwarmem statt heißem Wasser zu waschen, schonende und pH- hautneutrale Handwaschpräparate zu verwenden, die Zwischenräume der Hände und Finger gründlich abzutrocknen und die Hände nach dem Waschen einzucremen. Vor dem Kontakt mit hautreizenden Substanzen wie Lokalanästhetika und Antibiotika sowie längerer Feuchtarbeit oder aggressiven Reinigern schützen vor allem Handschuhe. Diese sollten kostenlos für Pflegekräfte zur Verfügung stehen und nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden. Auch der Gebrauch feuchtigkeitsspendender und rückfettender Cremes ist ein absolutes Muss für Pflegekräfte. Doch durch ihren hektischen Arbeitsalltag laufen sie häufig Gefahr, das Eincremen zu vergessen. Deshalb kann es hilfreich sein, die Handcreme immer zu festgelegten Zeiten zu benutzen.
Eincremen
Das regelmäßige Eincremen der Hände ist das oberste Gebot, um Hautreizungen vorzubeugen. Vor allem sollten Cremes auf Basis von pflanzlichen Ölen wie etwa Argan- oder Olivenöl verwendet werden, da diese den hauteigenen Fetten stärker ähneln als Mineralöle. Beschäftigte der Pflegebranche sollten sowohl vor Arbeitsanritt als auch vor längeren Betätigungen mit Einweghandschuhen zu Schutzcremes greifen. Solche fetthaltigen Cremes unterbinden den Kontakt zwischen der Haut und schädlichen Substanzen, indem die enthaltenen Wasser-in-Öl-Emulsionen eine leichte Fettschicht auf der Haut bildet. Die Fettschicht hat zur Folge, dass hautreizende Substanzen wie Laugen, Reinigungsmittel oder Wasser in rauen Mengen nicht an die Haut gelangen.
Auch nach Beenden der Arbeit sowie vor längeren Pausen sollten die Arbeitskräfte unbedingt wieder zu besagten Schutzcremes greifen um die Regeneration der Hautbarriere zu fördern. Vor dem Schlafengehen empfiehlt es sich außerdem, eine fettigere Creme zu verwenden, die über Nacht einwirken kann.
Baumwollhandschuhe
Auch Baumwollhandschuhe können eine präventive Maßnahme zum Schutz vor Hautreizungen darstellen. Generell gilt beim Umgang mit flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen die Faustregel: Nur solange wie nötig und so kurz wie möglich tragen. Dem Feuchtigkeitsstau in Einweghandschuhen kann vorgebeugt werden, indem Baumwollhandschuhe darunter getragen werden. Diese können den Schweiß aufsaugen und somit die Haut vor starkem Kontakt mit Feuchtigkeit und daraus resultierendem Aufquellen schützen. Des Weiteren können die Baumwollhandschuhe gewaschen und wiederverwendet werden.
Hautprobleme bei Pflegekräften – Was Arbeitgeber tun können
Grundsätzlich sind Arbeitgeber des Gesundheitsdienstes nach dem sogenannten Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet, ihren Arbeitnehmern geeignete Arbeitsschutzmittel zur Verfügung zu stellen, sowie die Arbeitskräfte in dessen Notwendigkeit und dem richtigen Gebrauch zu unterweisen. Dies bedeutet vor allem, dass den Arbeitskräften nicht nur geeignete Schutzhandschuhe, Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie Schutzcremes zur Verfügung gestellt werden, sondern dass die Einrichtung auch regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen durchführt. Wie schützen sich die Beschäftigten gegen den ständigen Kontakt mit Wasser, Blut, Medikamenten, oder keimbelasteten Materialien? Gibt es für ein Produkt mit reizenden oder aggressiven Inhaltsstoffen möglicherweise ein Ersatzprodukt?
Einen besonders großen Gefallen tun die Einrichtungen den Pflegekräften, wenn sie anstelle von alkoholhaltigem Desinfektionsmittel auf chlorhaltige zurückgreifen. Chlorhaltige Desinfektionsmittel greifen den Hautfettmantel weniger stark an als auf Alkohol basierende Substanzen. Arbeitgeber müssen jedoch um einiges tiefer in die Tasche greifen: Die Kosten für chlorhaltige Desinfektionsmittel belaufen sich auf rund drei bis fünf Euro pro 100 Milliliter, während die alkoholbasierten Desinfektionsmittel dagegen nur 20 bis 50 Cent kosten. Auch eine Unterweisung zum Thema Hautschutz hilft, sich den Risiken der Tätigkeit im Bereich der Pflege bewusst zu machen. Somit können die Kenntnisse des Teams in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.
Des Weiteren sollte der Arbeitgeber bei der Erstellung von Dienstplänen darauf achten, die Feuchtarbeit gleichwertig auf alle zuständigen Mitarbeiter aufzuteilen. Zu guter Letzt ist es allen Einrichtungen im Bereich der Pflege zu raten, einen sogenannten Hautschutzplan zu erstellen. Der Plan erklärt, bei welchen Tätigkeiten die Beschäftigten die Hände mit welchen Produkten schützen, reinigen und pflegen sollten.
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