Als Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen hat man meist eine leitende Position inne und übernimmt somit Führungsaufgaben in der Gesundheitsbranche, namentlich in Kliniken, Reha- und Kureinrichtungen, Pflegeheimen oder Rettungsdiensten. Diese Weiterbildung ermöglicht jedoch auch den Zugang zu benachbarten und stetig wachsenden Branchen wie Fitness, Wellness und Ernährungsberatung. Nicht zuletzt werden diese Fachkräfte mit umfangreichem betriebswirtschaftlichem, kaufmännischem und organisatorischem Know-How, wie sie die Fachwirt-Weiterbildung vermittelt, auch bei Verbänden oder Versicherungen benötigt. Es bietet sich somit ein breites Arbeitsspektrum mit vielseitigen Berufsaussichten und Perspektiven in verschiedenen Einrichtungen.
Der/die Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen schließt mit einer öffentlich-rechtlich anerkannten Prüfung vor einer Industrie- und Handelskammer (IHK) und dem Titel „Geprüfter Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen IHK“ ab. Viele Arbeitnehmer/innen im Sozial- und Gesundheitswesen entscheiden sich für diese Weiterbildung, um damit den Schichtdienst als Pflegefachkraft hinter sich zu lassen oder sogar ein eigenes Pflegeunternehmen zu gründen.
Neben den üblichen pflegerischen Tätigkeiten verfügen Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen nach dem Abschluss nämlich zusätzlich über ein breites Grundlagenwissen in Finanzierung, Controlling und Organisation. So können sie ein rentables Unternehmen gründen und/oder leiten.
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Voraussetzungen
Die Weiterbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen eignet sich für Arbeitnehmer/innen aller kaufmännischen, verwaltenden, helfenden, pädagogischen und pflegenden Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen. Demzufolge gelingt eine Zulassung zum Lehrgang, also sowohl für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen oder Rettungshelfer/innen, als auch für Angestellte im Gesundheitsamt oder für Sachbearbeiter/innen einer Krankenversicherung.
Formale Kriterien
Als formale Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Weiterbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen muss mindestens eine Qualifikation aus dem nachfolgenden Überblick erfüllen:
- erfolgreich abgeschlossene Ausbildung aus dem medizinischen, kaufmännischen, verwaltenden oder handwerklichen Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens sowie eine anschließende, passende berufliche Tätigkeit von mindestens einem Jahr,
- eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung in einem bundesrechtlich geregelten Beruf im Gesundheits- und Sozialwesen oder einem dreijährigen landesrechtlich geregelten Beruf im Gesundheits- und Sozialwesen sowie einer mindestens einjährigen Berufspraxis,
- ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium sowie eine anschließende, passende berufliche Tätigkeit von mindestens zwei Jahren,
- eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung in einem sonstigen kaufmännischen, verwaltenden, oder hauswirtschaftlichem Beruf mit einer anschließenden, mindestens zweijährigen Berufspraxis im Gesundheits- und Sozialwesen oder
- eine mindestens fünfjährige Berufspraxis im Gesundheits- und Sozialwesen.
Persönliche Qualifikationen
Zu den persönlichen Voraussetzungen zählen eine natürliche Neigung für Zahlen, Freude an organisatorischen und planerischen Aufgaben sowie eine sorgfältige und vorausschauende Arbeitsweise. Da der Kontakt zu Mitarbeitern, Kunden und der Öffentlichkeit zu den täglichen Aufgaben eines Fachwirts, bzw. einer Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen gehört, sind kommunikatives Geschick und soziale Kompetenz aber mindestens genauso wichtig.
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Inhalt und Dauer der Weiterbildung
Inhalt und Dauer der Weiterbildung zum Fachwirt/in Gesundheits- und Sozialwesen richten sich sowohl nach dem Anbieter als auch der gewählten Lehrgangsart. Das Minimum ist drei Monate, das Maximum zwei Jahre, das man bei der Planung berücksichtigen sollte. In beiden Fällen sind etwa 600 Unterrichtsstunden zu absolvieren, bevor das Abschlusszertifikat ausgehändigt werden kann.
Der berufsbegleitende Fernlehrgang bietet die größte zeitliche und räumliche Flexibilität. Der Teilnehmer arbeitet online im Selbststudium anhand von sog. Studienbriefen. Kontakt zu Dozenten, Betreuern und Kommilitonen hält man per Online-Plattformen und -Netzwerken, ideal also auch in Pandemie-Zeiten.
Manche Anbieter ergänzen den berufsbegleitenden Fernlehrgang mit gelegentlichen Präsenzveranstaltungen, andere verzichten ganz darauf. Diese Variante bietet sich vor allem für Menschen an, die gerne selbständig lernen und sich ihre Zeit frei und flexibel einteilen wollen.
Der berufsbegleitende oder Vollzeit-Präsenzlehrgang hingegen kommt dem „klassischen“ Lehrmodell am nächsten. Bei der berufsbegleitenden Variante besucht man Veranstaltungen im Studienmodell entweder werktags in den Abendstunden, am Wochenende oder in Blockveranstaltungen. Beim Vollzeit-Präsenzlehrgang konzentriert man sich hingegen voll und ganz auf sein Studium, ist damit jedoch dann auch sehr schnell in nur einem Vierteljahr fertig.
Praktikum
Ein Praktikum gibt es bei der Weiterbildung im Bereich des Gesundheitswesens oder Sozialmanagements nichts. Allerdings ist diese Weiterbildung stark berufsorientiert.
Prüfung
Die Prüfung wird vor der Industrie- und Handelskammer abgelegt und schließt mit dem offiziellen Zertifikat, welches den Berufstitel „Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)“ verleiht. Sie umfasst einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Sie läuft nach dem Regelwerk im Berufsbildungsgesetz ab. Der Abschluss des Lehrgangs ist laut dem Infomaterial der IHK auf Bachelor-Niveau.
Der schriftliche Teil bildet den Hauptteil, dauert ca. 300 Minuten und umfasst zwei Aufgaben, welche sich auf eine betriebliche Situationsbeschreibung und alle Weiterbildungsinhalte beziehen. Diese beinhalten diese Fach-Liste
- Planen, Steuern und Organisieren betrieblicher Prozesse
- Steuern von Qualitätsmanagementprozessen
- Gestalten von Schnittstellen und Projekten
- Steuern und Überwachen betriebswirtschaftlicher Prozesse und Ressourcen
- Führen und Entwickeln von Personal
- Planen und Durchführen von Marketingmaßnahmen
Die mündliche Prüfung kann nur im Anschluss an einen bestandenen schriftlichen Teil abgelegt werden. Sie ist mit lediglich 30 Minuten deutlich kürzer und beinhaltet eine 10-minütige Präsentation sowie ein 20-minütiges Fachgespräch über diese Präsentation. Die thematische Vorgabe umfasst den Handlungsbereich „Führen und Entwickeln von Personal“ sowie einen weiteren, frei wählbaren Bereich. Diesen muss man mit einer Kurzbeschreibung bei der ersten schriftlichen Prüfungsleistung bei der IHK einreichen.
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Kosten und Abrechnung der Weiterbildung
Die Kosten der Weiterbildung als geprüfte/r Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen variieren je nach Anbieter zwischen 2.200 und 2.600 Euro. Zu den Kosten für den Lehrgang kommen außerdem noch die Gebühren für die Anmeldung zur IHK-Prüfung hinzu.
Fördermöglichkeiten prüfen!
Bei einigen Anbietern gibt es Förderzuschüsse, bei anderen nicht. Es lohnt sich daher, die Weiterbildung im Vorfeld gemeinsam mit dem Arbeitgeber zu besprechen. So kann man Angebote aussuchen und klären, ob sich dieser daran finanziell beteiligen oder sogar die gesamte Rechnung übernehmen möchte. Von einem entsprechend qualifizierten Arbeitnehmer oder einer Arbeitnehmerin profitiert er im Anschluss an die bestandene Prüfung ebenfalls.
Beim Weiterbildungsanbieter sgd bestehen Möglichkeiten auf Förderung in Form eines Aufstiegs-BAföG von bis zu 75 Prozent über einen staatlichen Zuschuss bei bestimmten individuellen Voraussetzungen; beim Anbieter ils sind es lediglich 50 Prozent.
Wenn die Arbeitslosigkeit durch diesen Lehrgang verhindert oder ausgeräumt werden kann, hat man Anspruch auf einen Bildungsgutschein. Bei Bedarf kann man diesen beim Arbeitsamt beantragen, um die eigenen Fähigkeiten zu erweitern.
Die genauen Preise verstecken sich jedoch hinter einer zeitaufwändigen Registrierung und sind daher auf den ersten Blick undurchsichtig. Beim Anbieter manQ (Management Qualifizierung) werden sowohl ein Aufstiegs-BAföG von bis zu 75 Prozent und ein Weiterbildungsstipendium mit bis zu 90 Prozent Kostenzuschuss angeboten. Die Kosten betragen dort jedoch satte 3.690 Euro für alle erforderlichen Lehrgangsgebühren zzgl. Prüfungsgebühren, welche von der zuständigen IHK direkt in Rechnung gestellt werden. Ein finanzieller Vergleich lohnt sich also im Vorfeld.
Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen Stellenangebote
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Gehalt
Je nach Arbeitgeber, Betriebsgröße und Bundesland sowie persönlichen Umständen gibt es Gehaltsspannen von ca. 2.500 bis 3.000 Euro (brutto) pro Monat. Im öffentlichen Dienst Beschäftigte verdienen sogar ein Gehalt von rund 2.500 bis 4.000 Euro (brutto) pro Monat. Natürlich wirkt sich auch die berufliche Erfahrung unmittelbar auf das Gehalt von Fachwirten und Fachwirtinnen im Gesundheits- und Sozialwesen aus; wer also bereits mehrere Jahre Erfahrungen in dieser Arbeit sammeln konnte, erhält entsprechend mehr als ein Berufseinsteiger/innen.
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Aufgaben
Die Aufgaben eines Fachwirts im Gesundheits- und Sozialwesen liegen vor allem in der Wahrnehmung von Leitungs- und Managementaufgaben. Fachwirte entwickeln nachhaltige Unternehmensstrategien und optimieren Arbeitsabläufe. Sie haben ein Gespür für aktuelle Themen im Gesundheits- und Sozialwesen und werden im Bereich Personalführung für ihren kompetenten Umgang mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern geschätzt.
Bei diesen Aufgaben kommt die Fachkraft im Gesundheits- und Sozialwesen primär zum Einsatz:
- leitende Tätigkeiten auf mittlerer Führungsebene
- Personalverantwortung
- Mitarbeiterschulung und Weiterbildung
- Qualitäts- und Projektmanagement
- Koordination von Arbeitsabläufen
- Erarbeitung von Finanzierungsplänen
- Kalkulation und Kostenrechnungen
- Zusätzlich kommen folgende Aufgaben aus dem Bereich Marketing hinzu:
- Beobachtung sozial- und gesundheitspolitischer Entwicklungen
- Markt- und Zielgruppenanalyse
- Erstellen und Umsetzen von Marketingkonzepten
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten beim Fachwirt/in Gesundheits- und Sozialwesen entsprechen den allgemein üblichen Bürozeiten. Sie sind daher hauptsächlich von den Vorstellungen des jeweiligen Arbeitgebers abhängig. In der Regel ist bei einer Vollzeitstelle eine 40-Stunden-Woche zu erwarten und in Teilzeit entsprechend eine 20-Stunden-Woche.
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen – Einsatzorte
Da im Gesundheitswesen der persönliche Kontakt zum Menschen unerlässlich ist, arbeiten Fachwirtinnen und Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen dort, wo Menschen einander helfen. Im Unterschied zu rein pflegerischen und betreuenden Tätigkeiten sind Fachwirte/-innen jedoch auf der Führungsebene tätig. Dort koordinieren sie Arbeitsabläufe vom Büro aus für das gesamte Team.
Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten meist in Kliniken und Krankenhäusern, Rehakliniken und Kurorten, Pflegeheimen und Seniorenresidenzen, Tagesstätten und Wohnheimen (z.B. Jugendheim, Mutter-Kind-Heim). Ebenso sind Rettungsdienste und Krankentransport-Servicestellen, Gesundheitsämter bei Städten und Kommunen, Sozialversicherungsträger und/oder Organisationen der freien Wohlfahrtspflege (z.B. der Arbeiterwohlfahrt, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, dem Caritasverband, Gesundheitszentren, dem Roten Kreuz oder der Diakonie) mögliche Arbeitgeber.
Passende Stellenangebote für Fachwirte/-innen im Gesundheits- und Sozialwesen
Wer noch auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl, beispielsweise zahlreiche Stellenangebote für Fachwirte/-innen im Gesundheits- und Sozialwesen und Gesundheits- und Krankenpfleger/innen Jobs sowie Stellenausschreibungen für Altenpfleger/innen.
1. www.fachwirt-sozial-gesundheitswesen.net/ (Abrufdatum: 28.10.2021)
2. www.weiterbildung-fachwirt.de/fachwirt-sozial-gesundheitswesen (Abrufdatum: 24.10.2021)
3. Geprüfte/r Fachwirt/-in im Gesundheits- und Sozialwesen, www.ihk-muenchen.de (Abrufdatum: 24.10.2021)
4. Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK) im Fernstudium, www.sgd.de (Abrufdatum: 30.10.2021)
5. Fernstudium: Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK), www.ils.de (Abrufdatum: 02.11.2021)
6. Bachelor Professional – Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen, www.management-qualifizierung.de (Abrufdatum: 31.10.2021)
7. berufenet.arbeitsagentur.de (Abrufdatum: 01.11.2021)
8. www.dekra-akademie.de/fachwirt-gesundheitswesen/ (Abrufdatum: 01.11.2021)