Orthoptist/in – Gehalt und Verdienst

Wie hoch ist ein Orthoptist-Gehalt? Bevor man sich diese Frage stellt, fragt man sich erst mal, was eine Orthoptistin bzw. eine Orthoptist überhaupt macht. Sie sind Fachkräfte in der Augenheilkunde mit Blick auf die Behandlung von Schielerkrankungen, Sehschwächen, Augenzittern und Augenbewegungsstörungen. Als Ausbildungsberuf existiert die Orthoptik in Deutschland seit 1951. Sie zählt zu den sogenannten nichtmedizinischen Gesundheitsberufen. Derzeit arbeiten hierzulande rund 2.000 Orthoptistinnen und Orthoptisten – überwiegend in Anstellungsverhältnissen. Typische Arbeitsorte sind Augenkliniken, Krankenhäuser und Praxen von Augenärzten. Meist entscheiden sich Frauen für den Beruf.

Wir behandeln im Folgenden die Verdienstmöglichkeiten als Orthoptist/in in unterschiedlichen beruflichen Konstellationen.

Orthoptist/in – Gehalt während der Ausbildung

Da es sich um eine schulische Ausbildung handelt, ist eigentlich kein Ausbildungsgehalt für Orthoptisten/-innen vorgesehen. Trotzdem dürfen sich Ausbildungs-Interessierte im Berufsbild Orthoptist/in berechtigte Hoffnungen auf eine Vergütung machen. Seit 2019 wird nämlich bei Einrichtungen, die dem Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TVAöD) bzw. dem Tarifvertrag für Auszubildende der Länder (TVAL) unterliegen, auch bei schulischen Ausbildungen eine Ausbildungsvergütung gezahlt. Da Unikliniken durchweg einem der beiden Tarifverträge angehören, kommen angehende Orthoptisten/-innen in den Genuss dieser Vereinbarungen.

Im TVAöD gilt zum Beispiel ab 1. März 2024 folgende Vergütungsstaffel für die monatliche Ausbildungsvergütung:

• im 1. Ausbildungsjahr: 1.218,26
• im 2. Ausbildungsjahr: 1.268,20
• im 3. Ausbildungsjahr: 1.314,02

Die dreijährige Ausbildung für Orthoptistinnen und Orthoptisten findet an entsprechenden Fachschulen für Orthoptik statt. Es gibt in Deutschland insgesamt 14 Einrichtungen, die entsprechende Ausbildungsplätze anbieten. Sie sind alle an Universitäts-Augenkliniken angegliedert.

Orthoptist/in – Gehalt zum Berufseinstieg

Das Orthoptisten-Gehalt zum Berufseinstieg hängt davon ab, ob der Arbeitgeber einem Tarifvertrag unterliegt oder nicht. Wenn der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TvöD) zur Anwendung kommt, was bei Krankenhäusern oft der Fall ist, erfolgt üblicherweise eine Einstufung in die Entgeltgruppe 5. Das ist die Vergütung für Beschäftigte mit einer mindestens dreijährigen Berufsausbildung.

Das Einstiegsgehalt (Tätigkeit ohne Berufserfahrung) liegt hier laut TvöD Bund bei monatlich 2.928,99 €. Bei nichttariflicher Bezahlung sind die Einstiegsgehälter im Schnitt etwas niedriger. Hier werden – mit Abweichungen nach oben und unten – Gehälter im Bereich um die 2.600 Euro gezahlt.

Orthoptist/in – Gehalt nach Art der Einrichtung

Bei der Anstellung an Kliniken und Krankenhäusern in öffentlicher Trägerschaft erfolgt die Bezahlung für Orthoptisten/-innen nach Tarif. Grundlage ist der TVöD. Für kirchliche Krankenhäuser bestehen zum Teil ebenfalls Tarifvereinbarungen, die sich am TvöD orientieren.

Bei Anstellungsverhältnissen in Arztpraxen besteht oft keine tarifliche Bindung. Hier ist das Bruttogehalt letztlich Verhandlungssache. Die TVöD-Vergütung mag dabei als Orientierung dienen. Orthoptisten/-innen werden in der Regel in den Stufen 3 bis 7 eingruppiert. Hier ein Ausschnitt der aktuell gültigen Entgeltordnung des TVöD Bund:

Orthoptist/in – Gehalt nach Bundesländern

Auch das Bundesland, in dem der Arbeitgeber seinen Standort hat, spielt für die Vergütung des/-r Orthoptisten/-in eine gewisse Rolle. Bei tariflicher Bezahlung existieren keine länderbezogenen Unterschiede. Bei nicht-tariflicher Bezahlung ist von einem gewissen Ost-West-Gefälle auszugehen.

Außerdem liegen die Gehälter in Bundesländern mit großen Ballungsregionen (z.B. Baden-Württemberg, Bayern, Hessen) etwas höher als in eher ländlich geprägten Ländern.

Quelle: Gehalt.de

Orthoptist/in – Gehalt nach Alter und Geschlecht

Für das Gehaltsniveau ist vor allem das Alter von Bedeutung. Mit steigendem Alter ist in der Regel mehr Berufserfahrung vorhanden. In der Entgelttabelle für den TvöD erhöht sich das Einstiegsgehalt von 2.928,99 € p.m. in sechs Schritten (nach Berufsjahren) auf 3.570,28 € monatlich. Das bedeutet ein “End-Geld” im Jahr von 42.843 Euro nach einem Einstiegsgehalt von 35.148 Euro. Auch bei nicht-tariflicher Vergütung steigen die Gehälter üblicherweise mit der Berufserfahrung an.

Wer nach Tarif bezahlt wird, erhält unabhängig vom Geschlecht die gleiche Bezahlung. Die Stellen für Orthoptisten/innen sind überwiegend mit Frauen besetzt. Eine Statistik zum “Gender Wage Gap” existiert daher nicht. Die Gehaltsangaben beziehen sich wegen der “weiblichen Dominanz” de facto auf Vergütungen für weibliche Angestellte.

In diesen Städten verdient man besonders gut

Grundsätzlich gibt es bei den Gehältern für Orthoptisten/-innen nur mäßige Unterschiede im Hinblick auf den Arbeitsort. Das liegt u.a. an dem hohen Anteil an tarifvertraglich geregelten Vergütungen. Tendenziell liegt das Gehaltsniveau in Großstädten und urbanen Ballungsräumen etwas höher als bei Jobs auf dem “platten Land”. Städte, in denen man überdurchschnittlich verdient, sind:

• Stuttgart
• München
• Wuppertal
• Hamburg
• Duisburg
• Köln

Das Jahres-Durchschnittsgehalt von Orthoptisten/-innen bewegt sich in diesen Städten in einer Bandbreite von 52.700 Euro bis 53.600 Euro. Dabei ist zu berücksichtigen, dass hier auch die Lebenshaltungskosten höher sind als im Rest des Landes. Gesucht werden Orthoptisten/innen vor allem in Berlin, München und Hamburg.

Orthoptist/in – Gehalt in Teilzeit

Eine Tätigkeit des/-r Orthoptisten/-in eignet sich gut, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Eine Teilzeitbeschäftigung ist grundsätzlich möglich. Es kommt allerdings auf die Flexibilität und Einstellung des jeweiligen Arbeitgebers an. Bei Teilzeitarbeit reduziert sich das Gehalt in der Regel entsprechend dem Arbeitsanteil an einer Vollzeitbeschäftigung. Erkenntnisse über signifikante Abweichungen davon liegen nicht vor. Bei außertariflicher Beschäftigung ist natürlich auch das Teilzeitgehalt Verhandlungssache.

Orthoptist/in – Verdienst im Vergleich mit anderen Berufen

Vom Qualifikationsniveau vergleichbare Berufe zu der von Orthoptisten/-innen sind u.a. Hörakustiker/in, Augenoptiker/in oder Medizinische/r Fachangestellte/r. Die Gehälter für diese dualen Ausbildungsberufe liegen in jedoch etwas niedriger wie die Vergütung für Orthoptisten/-innen. Bei tariflicher Vergütung nach dem TvöD werden zum Beispiel Medizinische Fachangestellte jedoch nach der Ausbildung in der Regel ebenfalls in der Entgeltgruppe 5 eingestuft und daher genauso bezahlt wie Orthoptisten/-innen.

Orthoptist/in – Mehr Gehalt durch Fort- und Weiterbildungen

Lebenslanges Lernen ist – wie in vielen Berufen – auch für Orthoptisten/-innen wichtig. Mit gezielten Fort- und Weiterbildungen steigen auch die Gehaltschancen. Das gilt insbesondere für die Aufstiegsweiterbildung, weniger bei einer Anpassungsweiterbildung.

Anpassungsweiterbildung dient dazu, das berufliche Wissen à jour zu halten und an neue Entwicklungen anzupassen. Ziel ist die Erhaltung und Sicherung der beruflichen Kompetenz. Entsprechende Weiterbildungen empfehlen sich zum Beispiel in den Bereichen Augenoptik, Medizinische Assistenz oder Hygiene im Gesundheitsbereich. Einen Anspruch auf bessere Vergütung begründen solche Maßnahmen sicher nicht, aber sie helfen dabei, weiterhin für den Arbeitsmarkt interessant zu sein und können sich positiv bei der Bewerbung auf eine andere Stelle auswirken – auch beim Gehalt.

Anders sieht es bei Weiterbildungen aus, die eine Spezialisierung ermöglichen, in dem vorhandenes Wissen in bestimmten Feldern ausgebaut und vertieft wird. Der Berufsverband Orthoptik Deutschland e.V. bietet zum Beispiel Spezialisierungen an für:

• vergrößernde Sehhilfen und LowVision Beratung,
• Neuro-Orthoptik und visuelle Rehabilitation,
• Diagnostik und Früherkennung visuell bedingter Entwicklungs- und Lernauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.

Bei der Aufstiegsweiterbildung werden zusätzliche Qualifikationen erworben, die den Zugang zu höher vergüteten Positionen eröffnen. Überwiegend geht es hier um Zusatzqualifikationen in den Bereichen Augenoptik, Leitung/Personalführung und (betriebswirtschaftliches) Management. Möglich sind eine kaufmännische Weiterbildung (u.a. zum/-r Fachwirt/in Gesundheits- und Sozialwesen, zum/-r fachschulischen Betriebswirt/in Management im Gesundheitswesen) oder – bei Erfüllung der entsprechenden Zugangsvoraussetzungen – ein Studium (u.a. Augenoptik, Optometrie, Humanmedizin, Gesundheitsökonomie, Gesundheitsmanagement).

Stellenangebote für Orthoptisten/-innen finden

Wer nach den passenden sucht, kann sich auf dem Stellenportal von Medi-Karriere umsehen. Hier geht es direkt zu unserer Suche mit zahlreichen Stellenangeboten für Orthoptisten/-innen.