Die Bundesregierung verpasst es, in das Pflegestudium zu investieren. Das kritisieren mehrere Pflegeverbände in einem gemeinsamen Positionspapier, das sie Ende März verabschiedet haben. Darin fordert sie die Regierung auf, Finanzierungs- und Entlohnungslücken zu schließen und den Ausbau von Pflegestudiengängen an allen Universitätsmedizinstandorten in Deutschland zu fördern.
Nur begrenzte Studienmöglichkeiten für den Pflegeberuf
Aufgesetzt haben das Positionspapier der Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands (VPU), das Netzwerk “Pflegewissenschaft und Praxisentwicklung”, der Deutsche Pflegerat, die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft, die Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft, das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (Fachbereich Gesundheitsfachberufe), der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe und die European Academy of Nursing Science.
Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es für den Pflegeberuf in Deutschland nur begrenzte Studienmöglichkeiten. Nur fünf der über 30 Universitätsmedizinstandorte und Unikliniken in Deutschland bieten ein Pflegestudium an. Das steht nicht nur im Gegensatz zum internationalen Standard, sondern auch zur Vollakademisierung des Berufs der Hebammen.
Wer hierzulande in einen Pflegeberuf einsteigen möchte, wählt in der Regel die fachschulische und berufspraktische Ausbildung. Ein Pflegestudium beginnen noch immer sehr wenige. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Praxiszeiten während des Studiums nicht vergütet werden. Eine bundeseinheitliche Regelung für die Entlohnung von Pflegestudierenden fehlt bislang. Gleichzeitig stehen die Hochschulen und Universitäten vor der Herausforderung, den Lehrbetrieb und Pflegeprofessuren zu finanzieren.
Pflegestudium – Bedarf an Pflegepersonal mit Hochschulausbildung steigt
Die Anforderungen an die Tätigkeit der Pflegefachkräfte steigen. Den Pflegeverbänden zufolge gilt dies insbesondere an Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen. Dort sei der gesellschaftliche Wandel hautnah spürbar. Dazu gehören unter anderem die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft, die soziale Aufspaltung und Migrationsbewegungen. Auch die Folgen des Klimawandels brächten neue Gesundheitsgefahren mit sich, für die medizinische Einrichtungen gewappnet sein müssen.
Die Prozesse im System Pflege werden zunehmend komplexer, Arbeitsabläufe beschleunigen sich. Die Autoren/-innen des Positionspapiers leiten daraus einen steigenden Bedarf an Pflegepersonal mit abgeschlossenem Pflegestudium ab. Viele der heute notwendigen Kompetenzen könnten Pflegekräfte nur während eines Bachelorstudiums erwerben. Die Überforderung des Pflegepersonals ließe sich zum Teil auch darauf zurückführen, dass die derzeitige Aus- und Weiterbildung nicht mehr die Kompetenzen vermittelt, die der heutige Arbeitsalltag erfordert.
Drei Forderungen zum Ausbau des Pflegestudiums
Die Förderung des Pflegestudiums verbessert nach Ansicht der Autoren/-innen sowohl die Versorgungsqualität von Patienten/-innen als auch die Karriereaussichten der Absolventen. In ihrem Positionspapier stellen die Autoren/-innen drei hauptsächliche Forderungen an die Bundesregierung:
- Analog zur Pflegeausbildung und dem Hebammenstudium sollen auch die Praxiseinsätze im Pflegestudium vergütet werden.
- Die Bundesregierung soll Möglichkeiten zur Refinanzierung der hochschulischen Lehre und der Praxisanleitung in den Praxiseinrichtungen finden.
- Hochschulische Qualifizierungsmöglichkeiten sollen an allen Universitätsmedizin- und Pflegestandorten in Deutschland eingerichtet werden.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Wer auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot für Pflegekräfte ist, findet bei Medi-Karriere eine breite Auswahl – zum Beispiel Jobs für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie Altenpfleger/innen-Stellenangebote.
1. Deutschland verpasst die Chancen einer konsequenten hochschulischen Pflegebildung, https://www.vpuonline.de (Abrufdatum 24.03.2022)