Pflegeteams stärken mit Intervisionstraining ist das Ziel eines interdisziplinären Forschungsverbunds, der auf Selbsthilfe für Pflegekräfte setzt. So will man der chronischen beruflichen Überlastung in der Pflege entgegenwirken. Durch kollegiales Team-Coaching sollen sich die Pflegekräfte selbst stärken und gegenseitig eine Stütze sein. Sie sollen den Umgang mit psychosozialem Stress erlernen, damit auch zukünftig die pflegerische Versorgung in Deutschland für Kranke und Pflegebedürftige verbessert und gewährleistet werden kann. Wissenswertes zum Intervisionstraining in der Pflege gibt es im folgenden Artikel.
Intervisionstraining in der Pflege – Definition
Der Begriff Intervision, auch als kollegiale Beratung bezeichnet, handelt von einer zielgerichteten und lösungsorientierten Methode, bei der sich Gruppenmitglieder gegenseitig beraten und Wissen und Probleme austauschen – in diesem Fall Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie Altenpfleger/innen. Die Intervision wird genutzt, um Fachprobleme zu diskutieren und das Verständnis der eigenen Rolle am Arbeitsplatz zu thematisieren. Eine Intervision bietet den Vorteil als Mitarbeiter/in von den eigenen Kollegen/-innen zu lernen, neue Einsichten zu gewinnen und auch die Perspektive auf Problemsituationen und auf sich selbst zu erweitern. Es handelt sich um eine professionelle und lösungsorientierte Selbsthilfeberatung, eine Selbsthilfe für Pflegende, welche zur Erweiterung der Handlungskompetenz aller Beteiligten führen soll. Dadurch wird den Pflegenden ermöglicht, zu lernen, eigenständig psychosozialen Stress am Arbeitsplatz zu bewältigen.
Intervisionstraining in der Pflege – Gründe
Die Auswirkungen des demografischen Wandels und die unzureichende Personalausstattung im Gesundheitswesen führen zu beruflichen Belastungen der Pflegekräfte. Die pandemische Notlage fordert(e) die Pflegekräfte zusätzlich besonders und erschwert(e) die Arbeitszustände enorm. Die Folgen von Überarbeitung und Stress im Beruf sind, dass nicht nur die Stimmung und die Arbeitsmoral sinkt, sondern auch die Pflegequalität. Da man das Arbeiten am Limit als Dauerzustand nicht länger tolerieren will, ist es das Ziel des Intervisionstrainings, den Belastungen der Pflegekräfte entgegenzuwirken. Dabei gibt es folgende Zielsetzung: Einerseits will man die Berufsflucht verhindern, andererseits den Berufseinstieg für Neulinge erleichtern. Daran arbeitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und setzt auf das geförderte Forschungsprojekt „Partizipativ-orientierte Intervision zur betrieblichen Gesundheitsförderung in diversitären Pflegeteams“ (POINTED).
Durch den Einsatz von sogenannten Intervisionstrainings will man insbesondere für die psychosoziale Gesundheit der Pflegenden sorgen. Die Berufsgruppe soll nachhaltig entlastet und gefördert werden, indem sie dazu befähigt wird, eigenständig und lösungsorientiert psychosozialen Stress zu bewältigen und die psychische Widerstandsfähigkeit steuern zu können. Die Leitfrage in dem Intervisionstraining lautet hierbei: Wie können sich Pflegefachpersonen selbst stärken?
Intervisionstraining in der Pflege – Inhalte
Das Projekt POINTED, welches ein gemeinsames Vorhaben des Hessischen Instituts für Pflegeforschung (HessIP) mit Sitz an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Hochschule RheinMain (HSRM) ist, setzt auf Konfliktbewältigung und Konfliktprävention. In einem Intervisionstraining soll sich das Pflegeteam treffen, um die berufliche Arbeit zu reflektieren und einen professionellen Umgang mit psychosozialem Stress zu erlernen. Das kollegiale Team-Coaching erfolgt hier ohne eine externe überwachende Fachperson. Ziel sei ein enger Austausch der Pflegenden in umfangreichen Trainingseinheiten, welche sowohl Einzel- als auch Teamtrainings umfassen sollen. Hierbei erwerben die Berufstätigen selbst Kompetenzen, um sich gegenseitig beraten und unterstützen zu können.
Inhalte der digital unterstützen Einzeltrainings für die teilnehmenden Pflegekräfte sind unter anderem:
- Selbstpflege
- Selbstwirksamkeit
- Entwicklungspotenziale eines Teams
Die vier Teamtrainings, die mit einer Dauer von jeweils zwei Stunden angesetzt sind, handeln von folgenden Themenfeldern:
- Pflegerisches Selbstverständnis
- Feedbackkultur
- Dilemma der Pflegepraxis
- Anleitung zur kollegialen Beratung
Die umfangreichen Teameinheiten sind in Zusammenarbeit mit Pflegenden entstanden, nach dem Leitsatz: Von Pflege für Pflege. Sie wollen möglichst innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen werden. Außerdem sollen folgende vier Merkmale des Erfolgs in sechs Monaten durch das Pflegeteam erreicht werden können:
1. Dialog auf Augenhöhe
2. Stärke durch Einheit
3. Erleichterter Arbeitsalltag
4. Durchsetzungsvermögen
Intervisionstraining in der Pflege – Aufruf zur Teilnahme ab sofort
Das Projekt befindet sich derzeit in der Erprobungsphase. Die Evaluation im gesamten deutschsprachigen Raum sei für das kommende Jahr geplant, heißt es. Auch versucht man ab sofort Pflegekräfte aus Akutkliniken, stationären Einrichtungen und Altenpflegeheimen zur Teilnahme zu ermutigen. Dafür können sie sich für eine kostenlose Erprobung des Projektansatzes registrieren. Das Projekt POINTED strebt an, sowohl die soziale Lage von Pflegefachfrauen/-männern sowie allen anderen Pflegekräften als auch die der Patienten/-innen zu verbessern, um eine stabile pflegerische Versorgung in Deutschland und eine steigende Lebensqualität von Kranken und Pflegebedürftigen gewährleisten zu können. Ein starkes und professionell handelndes Pflegeteam sei nämlich hierzu in der Lage.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
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1. lexikon.stangl.eu/4644/intervision (Abrufdatum: 08.05.2022)
2. “Das Arbeiten am Limit ist ein Dauerzustand”, www.zeit.de (Abrufdatum: 08.05.2022)
3. idw-online.de/de/news789418 (Abrufdatum: 08.05.2022)
4. www.projekt-pointed.de (Abrufdatum: 08.05.2022)