Medizinische Fachangestellte (MFA) und Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) übernehmen jeden Tag die grundlegenden Aufgaben und sorgen für einen gut organisierten Praxisablauf. Zum Aufgabenbereich der MFA und ZFA gehören nicht nur der Telefondienst und die Terminvereinbarung, sondern auch das Vorbereiten aller Untersuchungen, das Umgehen mit schwierigen Patienten/-innen und ein großer Teil der wirtschaftlichen Organisation einer Praxis.
Hierfür müssen MFA und ZFA sowohl das nötige medizinische als auch betriebswirtschaftliche Wissen haben und den Patienten/-innen mit Einfühlungsvermögen und Geduld begegnen. Trotz dieser täglich hohen Anforderungen haben MFA und ZFA häufig den Eindruck, dass ihnen nicht die angemessene Wertschätzung entgegengebracht wird. Deshalb empfinden viele den Beruf als nicht mehr tragbar.
MFA und ZFA in niedergelassenen Praxen – Probleme
Die Ausbildung zur MFA sowie auch die Ausbildung zur ZFA gehören zu den beliebtesten Ausbildungsgängen für Frauen in Deutschland. Doch wie kommt es, dass viele Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte im späteren Berufsleben unglücklich sind? Die Antwort ist simpel: Vielen fehlt die grundlegende Anerkennung und Wertschätzung für ihre tägliche Leistung. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Fehlende Wertschätzung
Ein Ausdruck der fehlenden Wertschätzung ist für viele Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte der deutlich geringere Verdienst im Vergleich zu anderen gleichwertigen Berufen im Gesundheitswesen, beispielsweise dem Gehalt von Gesundheits- und Krankenpflegern/-innen. Doch die Belastung von ZFA und MFA im Praxisalltag ist hoch. Daher finden viele, dass ihr Gehalt den hohen Anforderungen des Praxisalltages nicht gerecht wird.
Aber auch von der Praxisleitung fühlen sich MFA und ZFA oft nicht ausreichend wertgeschätzt. In der Hektik des Arbeitsalltages geht häufig unter, wie viel Vor- und Nachbearbeitung sie übernehmen. Hinzu kommt, dass immer mehr Patienten/-innen den MFA und ZFA mit respektlosem Verhalten begegnen. Hierdurch fehlt ihnen nicht nur das Gefühl von Anerkennung durch den/die Arbeitgeber/in, sondern auch durch die Gesellschaft.
Belastung durch Corona
Ein großer Aspekt hierbei ist aktuell sicherlich die enorme Belastung vieler Menschen, durch die Corona-Pandemie. MFA und ZFA müssen neben dem ganz normalen Praxisalltag seit Beginn der Pandemie mit besorgten und gereizten Patient/innen, großen organisatorischen und bürokratischen Umstrukturierungen und einer gespaltenen Gesellschaft umgehen. Trotz des gesundheitlichen Risikos bei der Arbeit werden MFA und ZFA bei der Verteilung von Corona-Bonuszahlungen nicht berücksichtigt.
MFA und ZFA – Wechsel in andere Berufe
Aufgrund der erschwerten Bedingungen und der zu geringen Bezahlung, sehen sich viele MFA und ZFA gezwungen, den Beruf zu wechseln. Häufig fällt die Wahl sogar auf weniger qualifizierte Berufe, da das Einstiegsgehalt in manchen Bereichen trotzdem höher ist als der Verdienst einer Medizinischen Fachangestellten mit einigen Jahren Berufserfahrung.
Wechsel in andere Berufe – Krankenhaus/ Klinik
Der Wechsel in ein Krankenhaus oder eine Klinik ist für viele Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte vor allem wegen des höheren Verdienstes attraktiv. Sie verdienen in niedergelassenen Praxen regulär zwischen 2.100 Euro und 2.800 Euro brutto pro Monat, abhängig davon, wie lange sie schon in ihrem Beruf tätig sind.
Ab September 2022 tritt für Pflegehilfskräfte mit einjähriger Ausbildung ein neuer Mindestlohn in Kraft, wodurch auch hier das Einstiegsgehalt über dem von vielen MFA und ZFA liegt. Eine weitere Möglichkeit ist die Umschulung zur Gesundheits- und Krankenpfleger/in, welche allerdings eine weitere Berufsausbildung an einer Krankenpflegeschule voraussetzt. Das Gehalt für eine Pflegefachkraft liegt zwischen 2.800 Euro und 3.500 Euro, abhängig von der Art des Arbeitgebers, dem Geschlecht sowie der Berufserfahrung. Damit liegt es in jedem Fall deutlich über den Verdienstmöglichkeiten einer Medizinischen Fachangestellten.
Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Erfahrung in einer niedergelassenen Praxis werden MFA und ZFA gerne auch für organisatorische Tätigkeiten auf Stationen übernommen. Solche Aufhaben kommen in Kliniken wegen des Personalmangels häufiger zu kurz.
Wechsel in andere Berufe – Verwaltungsberufe im Gesundheitswesen
Neben dem Gehalt gibt es aber auch noch weitere Faktoren, die einen Berufswechsel für MFA beziehungsweise ZFA interessant machen. Eine Verwaltungstätigkeit im Gesundheitswesen bietet in der Regel einen deutlich geregelteren Arbeitsalltag. Die ehemaligen Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten haben hier beispielsweise die Möglichkeit, als Sachbearbeiter/innen beim Gesundheitsamt zu arbeiten. Ebenso können sie bei Krankenkassen oder auch der Ärztekammer Anstellung finden. Auch das Gehalt Sachbearbeiter/in im Gesundheitswesen liegt mit etwa 2.800 Euro bis 3.800 Euro weit über dem einer MFA oder ZFA.
Möglichkeiten für Arbeitsgeber/innen für MFA und ZFA
Doch welche Möglichkeiten haben Arbeitgeber/innen, um ihre Mitarbeiter/innen zu halten und einem Personalmangel in niedergelassenen Praxen entgegenzuwirken? Hilfreich sind hierbei mit Sicherheit Zusatzleistungen in Form einer betrieblichen Altersfürsorge oder Fahrtkostenzuschüsse. Außerdem wünschen sich viele MFA und ZFA mehr Unterstützung bei der Fort- und Weiterbildung. Auch flexible Arbeitszeitmodelle, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern, sind von Vorteil.
Am bedeutendsten ist vermutlich aber die Stärkung des Teamgefühls. Hierfür sind regelmäßige Teamevents wichtig, bei denen gemeinsam Fortbildungen besucht werden können, Ausflüge unternommen und Feste gefeiert werden. Sich als Arbeitgeber/in insbesondere in stressigen Zeiten die Zeit zu nehmen, um über Probleme oder auch Positives zu sprechen, stärkt den Zusammenhalt. Es zeigt außerdem Anerkennung für die geleistete Arbeit.
Mehr Anerkennung durch die Gesellschaft
MFA und ZFA wünschen sich auch in der Gesellschaft mehr Anerkennung und Wertschätzung. Einerseits liegt es an den Patienten und Patientinnen, MFA und ZFA mit Respekt, Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen. Auf der anderen Seite muss auch die Politik einen Schritt auf MFA und ZFA zugehen, die genauso wie beispielsweise Pflegefachkräfte zu den systemrelevanten Berufen zählen. Eine Corona-Bonuszahlung für MFA und ZFA könnte beispielsweise Signal der Wertschätzung sein, welches sich MFA und ZFA auch von der Politik erhoffen.
Passende Stellenangebote für MFA und ZFA
Wer derzeit noch auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot für Medizinische Fachangestellte oder Zahnmedizinische Fachangestellte ist, findet bei Medi-Karriere zahlreiche Stellenausschreibungen, beispielsweise MFA-Jobs, ZFA-Jobs sowie Stellenangebote in der Krankenpflege.
1. www.pkv-institut.de/fileadmin/data/PDFs/Pressemitteilung_PKV_Institut_Umfrage_Berufsattraktivitaet.pdf (Abrufdatum: 30.05.2022)
2. www.zm-online.de/news/politik/mehr-wertschaetzung-fuer-medizinische-fachangestellte/ (Abrufdatum: 30.05.2022)
3. Mehr Wertschätzung für die Arbeit von MFA und ZFA, www.quintessence-publishing.com (Abrufdatum: 30.05.2022)