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Pflegeheime stehen durch die stark steigenden Energiepreise vor einer harten Belastungsprobe. Einige Einrichtungen befürchten, die Kosten nicht mehr tragen zu können und Insolvenz anmelden zu müssen. Eigentlich stehen die Pflegekassen in der Verantwortung, die gestiegenen Heiz- und Stromkosten aufzufangen. Dort zeigt man sich bislang jedoch eher bedeckt. Pflegeverbände warnen zudem, dass Verhandlungen mit den Kassen zu lange dauern.
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Der durchschnittliche Gaspreis hat sich fast verdreifacht
Im Herbst stehen für viele Pflegeheime Verhandlungen über neue Energieverträge an. Für die Betreiber bedeutet das stark steigende Kosten. Allein der Gaspreis hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifacht. Im August 2022 lag der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde Gas bei 18 Cent, wie das Vergleichsportal Verivox mitteilt. Hinzu kommen die Gasspeicherumlage (0,059 Cent je kWh), Konvertierungsumlage (0,038 Cent je kWh) und die Bilanzierungs-Umlage (0,57 Cent je kWh) sowie ab Oktober die Gasumlage in Höhe von 2,419 Cent je kWh. Vereinzelte Einrichtungen berichten sogar von Preisanhebungen, die über dem Zehnfachen des Vorjahreswerts liegen. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 9.000 kWh pro Bett bedeutet das für Pflegeeinrichtungen Mehrkosten von mehreren Zehntausend Euro im Monat.
Die Stromkosten entwickeln sich ähnlich. Für die stationäre Pflege wird das nicht erst im Winter zum Problem, wenn die Heizungen laufen müssen: Im warmen Sommer waren bereits die Klimaanlagen im Dauereinsatz. Beleuchtung, Wäscherei und Küche verbrauchen ebenfalls reichlich Energie. Steigende Energiekosten treiben zudem die Preise für Lebensmittel nach oben. Erschwerend kommt hinzu, dass Pflegeheime ihren Beschäftigen seit dem 1. September Tariflöhne zahlen müssen.
Pflegeheime – Verhandlungen mit den Pflegekassen
Die AOK beziffert die Preissteigerung für Unterkunft und Verpflegung in der teilstationären und stationären Pflege auf 7,5 Prozent. Für Pflegeheimbetreiber stellt sich die Frage, wie sie diese Mehrkosten auffangen können. Die Raumtemperatur herunter zu regeln oder die Flurbeleuchtung zu dimmen, kommt für viele Betreiber nicht in Frage. Ebenso wenig möchten sie die Preissteigerungen auf die Bewohner/innen umlegen, selbst wenn dies den gesetzlichen Vorgaben entsprechen würde. Eine Umlage würde laut Berechnungen der Caritas zur Folge haben, dass rund 60 Prozent der Pflegebedürftigen auf staatliche Pflegehilfe angewiesen seien.
Laut Gesetz können Pflegeheime bei “unvorhersehbaren wesentlichen Veränderungen” neue Pflegesätze mit den Pflegekassen aushandeln. Die rasante Entwicklung der Strom- und Gaspreise zählt zu diesen Veränderungen. Viele Betreiber haben die Kassen bereits im Juni im Zuschläge gebeten. Die Angebote, die die Pflegeheime bekommen haben, liegen den Betreibern zufolge aber deutlich unter dem, was sie tatsächlich benötigen. Die AOK Rheinland hat Pflegeheimen zum Beispiel einen Energiekostenzuschlag in Höhe von 7,5 Prozent in Ausschlag gestellt, entsprechend der berechneten Mehrkosten. Nach Ansicht der Betreiber deckt dies die dynamische Entwicklung auf den Energiemärkten jedoch nicht ab.
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Pflegeheime – BPA fordert Direkterstattung
Die Zuschüsse für die Pflegeheime müssen zudem für jede Einrichtung individuell ausgehandelt werden. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA), Interessenverband für 12.000 private Pflegeheime in Deutschland, hält diesen Vorgang für zu langsam. Stattdessen fordert der Verband eine Direkterstattung der Mehrkosten für Gas und Strom. Ähnlich wie beim Pflege-Rettungsschirm in der Corona-Pandemie sollen die Einrichtungen ihre höheren Abschläge direkt beim Kostenträger geltend machen können. Auf diese Weise würden die stark schwankenden Strompreise von den allgemeinen Sachkosten abgekoppelt und Pflegebedürftige würden nicht zusätzlich belastet.
Krankenkassen wie die AOK Plus in Sachsen sehen die Verantwortung hier jedoch beim Bund. Um die Sachkosten bei der Refinanzierung abkoppeln zu können, sei zunächst eine Entscheidung auf Bundesebene nötig.
Auch die Pflegeheime selbst sowie Wohlfahrtsunternehmen und Berufs- und Sozialverbände halten ein Eingreifen des Staates für notwendig und fordern einen Energie-Rettungsschirm. Einige Bundesländer planen zum Beispiel, über die Kassen eine Pauschale an Pflegeeinrichtungen auszahlen zu lassen, um die langwierigen individuellen Verhandlungen zwischen Pflegeheimbetreibern und Pflegekassen abzukürzen. In Niedersachsen erfolgt die Auszahlung bereits, in NRW lehnt das Gesundheitsministerium eine solche Lösung bislang ab. NRW-Landesgesundheitsminister Karl-Josef Lautermann (CDU) verweist als Alternative auf die Wohngeldreform, die auch steigende Energiekosten in der Pflege auffangen soll.
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