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Ein suprapubischer Katheter ist ein Blasenkatheter, welcher bei Problemen mit der Blasenleerung eingesetzt wird. Der Name leitet sich aus dem lateinischen „supra“ für „über“ und „os pubis“ für „Schambein“ ab. Der Katheter wird, dem Namen entsprechend, über dem Schambein durch die Bauchdecke in die Blase eingeführt, während andere Katheterarten über die Harnröhre gelegt werden. Daher nennt man ihn auch Bauchdeckenkatheter. Weitere Bezeichnungen sind außerdem Zystofix oder Zystostomie. Abgekürzt wird er häufig auch mit „SDK“ für suprapubischer Dauerkatheter.
Alles rund um die Indikation, das Legen eines suprapubischen Katheters sowie Komplikationen und Vor- und Nachteile, klärt dieser Artikel.
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Suprapubischer Katheter – Varianten
Grundsätzlich kann man zwischen drei Varianten von Kathetern unterscheiden. Der intermittierende Katheter wird bei Bedarf von dem/-r Patienten/-in selbst eingeführt, um die Blase zu entleeren. Man entfernt den Katheter wieder, sobald die Blase leer ist. Die Anwendung ist unkompliziert und kann von den meisten Menschen vorgenommen werden. Daher spricht man auch von dem intermittierenden Selbstkatheterismus, kurz ISK.
Für die Dauerkatheterisierung kommen ein transurethraler oder suprapubischer Katheter als weitere Varianten in Betracht. Der transurethrale Katheter wird hierbei durch die Harnröhre (Urethra) in die Blase eingeführt. Ein suprapubischer Katheter wird dagegen durch die Bauchdecke direkt bis in die Blase gelegt. Während beim ISK die Katheterisierung von Patenten/-innen selbst durchgeführt werden kann, müssen der transurethrale und suprapubische Katheter von Ärzten/-innen beziehungsweise Pflegefachkräften gelegt werden.
Suprapubischer Katheter – Indikation
Grundsätzlich ist ein suprapubischer Katheter als Katheterart indiziert und somit nötig, wenn die Entleerung der Blase nicht mehr selbstständig über die Harnwege erfolgt. Dies kann zum Beispiel bei einer Blasenauslassobstruktion der Fall sein. Dies ist eine Blockade in der Blase, welche vollständig oder teilweise verhindert, dass Urin in die Harnwege gelangt. Patienten/-innen mit Harninkontinenz, welche man nicht anders behandeln kann, gewinnen mit einer Dauerkatheterisierung ein hohes Maß an Lebensqualität. Bei einem chronischen Harnstau, zum Beispiel aufgrund von neurologischen Verletzungen oder Erkrankungen, welche den intermittierenden Selbstkatheterismus nicht ermöglichen, ist ein dauerhafter Katheter notwendig.
Der suprapubische Katheter wird dem transurethralen Katheter außerdem dann meist bevorzugt, wenn eine längere Liegedauer absehbar ist, zum Beispiel bei geriatrischen Patienten/-innen. Auch bei Männern, welche eine längerfristige Katheterisierung von über einer Woche benötigen, nutzt man den Bauchdeckenkatheter bevorzugt. Liegt eine Harnröhrenverletzung oder -verengung vor, bei der eine transurethrale Harnableitung nicht möglich ist, kommt der Bauchdeckenkatheter ebenfalls zum Einsatz. Ebenso sieht es bei einer schmerzhaften Schwellung oder einer entzündlichen Erkrankung der Prostata (Prostatitis) oder einer Nebenhodenentzündung (Epididymitis) aus.
Kontraindikation
Es gibt einige Kontraindikationen, die gegen eine Verwendung des suprapubischen Katheters sprechen. Dazu gehören zum Beispiel Blasen- oder Abdominaltumore (den Bereich zwischen Brustkorb und Becken betreffend), Unterbauchtumore mit Verdrängung der Harnblase, eine unzureichend gefüllte Blase (kleiner 200 Milliliter), Hauterkrankungen sowie Vernarbungen und Verbrennungen im Punktionsbereich.
Weiterhin sprechen Blutgerinnungsstörungen und die Gabe von Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulation), Adipositas Grad drei (BMI größer 40), eine Schwangerschaft, übermäßige Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt (Meteorismus) und ein Darmverschluss (Ileus) sowie Thrombopenie (Mangel an Blutplättchen) gegen einen suprapubischen Katheter. Auch eine Schrumpfblase, Voroperationen am Unterbauch oder eine Blutungsneigung mit inadäquaten Blutungen (Hämorrhagische Diathese) gehören darüber hinaus zu den Kontraindikationen.
Suprapubischer Katheter legen
Einen suprapubischen Katheter legt in der Regel ein/e Arzt/Ärztin. Pflegekräfte können hierbei die Vorbereitungen treffen, bei der Punktion assistieren und die Nachbereitung übernehmen. Eine erfahrene Pflegefachkraft kann den Eingriff auch teilweise unter Aufsicht eines/-r Arztes/Ärztin übernehmen, in der Regel führt allerdings der/die Arzt/Ärztin selbst den Vorgang durch.
Materialien
Um einen suprapubischen Katheter zu legen, benötigt man folgende Materialien:
- Hände- und Hautdesinfektionsmittel
- Lokalanästhetikum
- Blasenpunktionsset mit Punktionskanüle und Blasenkatheter
- Steriles Lochtuch
- Sterile Handschuhe
- Skalpell
- Spritze und destilliertes Wasser zum Blocken
- Nahtmaterial
- Sterile Schlitzkompresse, sterile Kompressen, Pflaster für den Verband
- Geschlossenes Urinableitungssystem
- Abwurf
Vorbereitung
Grundsätzlich sollte vor dem Legen eines suprapubischen Katheters vorab der Urin getestet werden, um sicherzustellen, dass kein Harnwegsinfekt in der Harnblase vorliegt. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass der/die Patient/in eine ausreichend gefüllte Blase von mindestens 300 Milliliter hat. Dies ist besonders wichtig, da die gefüllte Blase der Sicherheit bei der Punktion dient und eine Punktion des Peritoneums (Bauchfells) verhindert. Die Blasenfüllung kann man dabei mithilfe einer Sonografie kontrollieren. Ist die Blase nicht ausreichend gefüllt, kann dies mit einer Flüssigkeitsgabe per Infusion erreicht werden.
Anschließend richtet man die benötigten Materialien auf einer geeigneten desinfizierten Arbeitsfläche. Der/die Patient/in sollte flach auf dem Rücken liegen. Dabei kann das Becken durch ein Kissen leicht angehoben werden. Störende Kleidung wird entfernt, wobei ein knapper Slip getragen werden darf. Direkt vorm Eingriff rasiert eine Pflegekraft die Punktionsstelle. Im Anschluss kann der suprapubische Katheter gelegt werden.
Durchführung
Sind alle Schritte der Vorbereitung abgeschlossen, kann der eigentliche Eingriff beginnen. Die Punktionsstelle wird hierbei zunächst mit einem Lochtuch abgedeckt und die Blase punktiert. Über die Punktionskanüle schiebt man den Blasenkatheter vor. Die Kanüle ist spaltbar und kann somit wieder entfernt werden. Daraufhin wird der Katheter mithilfe eines Ballons, der mit destilliertem Wasser gefüllt wird, geblockt. So bleibt dieser in der Blase und rutscht nicht heraus. Eine Pflegefachkraft verbindet abschließend die Punktionsstelle und entsorgt die Materialien.
Nach dem erfolgreichen Legen des suprapubischen Katheters beobachten Pflegefachkräfte die Kreislaufsituation und Urinausscheidungen des/-r Patienten/-in. Sind Abweichungen zu beobachten, zum Beispiel eine Veränderung der Farbe oder Beimengungen von Blut, muss man diese sofort melden. Auch die Schmerzsituation wird aufgrund der Gefahr einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) erhoben.
Für die anschließende Pflege des Katheters erfolgt ein regelmäßiger Verbandwechsel nach ärztlicher Anordnung. Anfangs findet dieser in der Regel täglich, anschließend alle zwei bis drei Tage statt. Dabei beobachten die Pflegenden die Punktionsstelle auf Rötungen, Reizungen und die Heilung. Ist die Punktionsstelle vollständig abgeheilt, trocken und reizloss reicht es, die Einstichstelle mit einem Pflaster abzudecken. Der suprapubischer Katheter Wechsel findet rund alle sechs Wochen statt und wird durch eine/n Arzt/Ärztin oder eine Pflegekraft unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt.
Suprapubischer Katheter im häuslichen Umfeld
Für die Pflege und den Verbandswechsel suprapubischer Katheter im häuslichen Bereich ist es möglich, dass Pflegekräfte die Patienten/-innen auch zum selbstständigen Wechsel des Verbands und der Pflege anleiten.
Suprapubischer Katheter – Komplikationen
Der suprapubische Katheter ist grundsätzlich zwar relativ komplikationsarm, jedoch gibt es auch bei diesem Katheter mögliche Komplikationen. Suprapubische Katheter Komplikationen, die auftreten können, sind unter anderem Blutungen um (perivesikal) oder in der Harnblase (intravesikal), eine Fehlpunktion mit eventuellen Verletzungen der Nachbarorgane, zum Beispiel einer Darmverletzung, oder von großen Gefäßen (Cave Cross-Over Bypass). Eine langfristige Infektion und Abszedierung ausgehend vom Punktionskanal ist eine weitere mögliche Folge. Bei einer Dauerkatheterisierung können eine Katheterdislokation, ein Blockadeverhalten oder Harnblasensteine auftreten. Es kann außerdem ein Biofilm (dünne Schleimschicht) entstehen, mit der Folge von Verkrustung und Infektion.
Suprapubischer Katheter – Vor- und Nachteile
Im Gegensatz zum transurethralen Katheter hat der suprapubische Katheter den Vorteil, dass er im Allgemeinen komplikationsärmer ist und eine bessere Verträglichkeit vorweist. So lassen sich Harnröhrenkomplikationen, wie Verletzungen, Infektionen und eine Striktur (narbige Verengung) in der Harnröhre vermeiden. Weiterhin besteht eine geringere Infektionsrate, insbesondere Infektionen von Prostata und Nebenhoden sind reduziert.
Der Katheter ist außerdem mit weniger Verletzungen verbunden und hat den Vorteil, dass der/die Patient/in, trotz liegenden Blasenkatheters, Blasen- und Kontinenztraining betreiben kann. Weiterhin ermöglicht der Blasenkatheter eine längerfristige Prüfung des Restharns nach jeder Blasenentleerung. Viele Menschen empfinden es außerdem als angenehm, dass die Intimsphäre in höherem Maße gewahrt wird, da weniger Berührungen im Intimbereich nötig sind.
Der suprapubische Katheter bringt jedoch ebenso einige Nachteile mit sich. So ist das Legen des suprapubischen Katheters nur als operativer Eingriff durch eine/n Arzt/Ärztin möglich. Auch der suprapubischer Katheter Wechsel wird in der Regel nicht durch Assistenzpersonal, sondern Ärzte/-innen durchgeführt. Weiterhin gibt es im Gegensatz zu anderen Katheterarten zahlreiche Kontraindikationen. Eine Harnblasenspülung ist mit diesem Katheter außerdem nicht möglich. Schwerwiegende Komplikationen, wie eine Darmverletzung, sind zwar selten, aber dennoch nicht ausgeschlossen.
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Häufige Fragen
- Wie lange kann man einen suprapubischen Katheter tragen?
- Wann wird ein suprapubischer Katheter gelegt?
- Kann ein suprapubischer Katheter wieder entfernt werden?
- Ist das Ziehen eines suprapubischen Katheters schmerzhaft?
In der Regel wird der suprapubische Katheter ein bis zwei Monate, also bis zu acht Wochen, getragen, bevor er gewechselt werden sollte.
Ein suprapubischer Katheter wird gelegt, wenn der Urin nicht mehr durch die Harnröhre abläuft und andere Kathetervarianten nicht in Frage kommen. Welcher Katheter am besten für die jeweilige Situation passt, wägt der/die Arzt/Ärztin individuell ab.
Ein suprapubischer Katheter kann von einem/-r Arzt/Ärztin wieder entfernt werden.
Die Entfernung eines suprapubischen Katheters ist in der Regel schmerzfrei.
- Christine Keller (2021): Pflegen: Grundlagen und Interventionen, Elsevier Health Sciences (Abrufdatum: 30.09.2022)
- Verschiedene Katheterarten, https://www.wellspect.de/... (Abrufdatum: 30.09.2022)
- CaDo Medical Solutions, Was tun, wenn der Blasenkatheter verstopft?, https://cado-medical.com/... (Abrufdatum: 30.09.2022)
- Pflegeteam Dismer, Entfernung des suprapubischen Blasenkatheters, http://www.pflegeteam-dismer.de/... (Abrufdatum: 30.09.2022)