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Das deutsche Pflegesystem ringt mit einem schlechten Image. Immer wieder erschüttern Berichte über mangelnde Pflegequalität Betroffene, Pfleger und die breite Öffentlichkeit. Um den Kritikpunkten im Pflegesystem entgegenzutreten und dort für eine Verbesserung der Qualität zu sorgen, gibt es in der Pflege ein Qualitätsmanagementsystem.
Welche Aufgaben begegnen einem/-r Qualitätsbeauftragten in der Pflege und mit welchen Anforderungen sehen sich dortige Qualitätsmanagement-Abteilungen (QM-Abteilung) konfrontiert?
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Qualitätsmanagement in der Pflege – Definition und Relevanz
Die Qualität der Pflege in Pflegeeinrichtungen lässt sich genau messen. Denn es handelt sich um Prozesse, die exakt definiert sind. Hierzu bieten Qualitätsmanagementsysteme einen Leitfaden. Beauftragte für das Qualitätsmanagement sorgen für die Umsetzung und stetige Überprüfung dieses Systems. Doch zunächst einmal: Was ist Qualitätsmanagement eigentlich?
Qualitätsmanagement erklärt
Die Aufgaben des Qualitätsmanagements bestehen aus der Planung, Steuerung und ständigen Optimierung aller Prozesse in einem Unternehmen. Im Qualitätsmanagement kommen sowohl technische als auch soziale Maßnahmen zum Zuge, die der Verbesserung der Arbeitsqualität im Unternehmen dienen.
Entwicklung und Umsetzung von Qualitätsmanagement in der Pflege unterliegt dabei in den meisten Fällen einer QM-Abteilung. In kleineren Einrichtungen übernimmt eine Qualitätsmanagerin oder ein "Qualitätsbeauftragter Pflege" diese Rolle.
Mit der Einrichtung und Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems verfolgen Unternehmen wie Pflegeheime und Einrichtungen immer eine stetige und messbare Verbesserung ihrer Leistungen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat den Nutzen des Qualitätsmanagements ebenfalls erkannt und verpflichtet Einrichtungen im SGB XI (Sozialgesetzbuch Pflege) explizit dazu, solche Systeme zu etablieren und die Qualität der eigenen Arbeit regelmäßig einer externen Überprüfung zu unterziehen.
Dabei bewegt sich Qualitätsmanagement immer im Spannungsfeld zahlreicher Faktoren, die sich zum Teil einander bedingen, sich aber auch sehr oft gegenseitig auszuschließen scheinen. Um die Erwartungen zu erfüllen, müssen Mitarbeitende des Qualitätsmanagementsystems oft einige Herausforderungen meistern.
Erwartungen und Herausforderungen an Qualitätsmanagement in der Pflege
In der QM-Abteilung eines Unternehmens oder einer Einrichtung kulminieren oft die unterschiedlichsten Erwartungen und manchmal auch Ängste. So haben Einrichtungsleitungen teils übersteigerte Erwartungen. Schnell ist der Gedanke bei der Hand, dass schon die bloße Einrichtung einer Abteilung für Qualitätsmanagement die Ergebnisse über Nacht verbessert. Mitarbeiter/innen fürchten sich oft vor überzogenen Anforderungen und unzumutbaren Änderungen ihrer Arbeitsabläufe.
In der Regel trifft nichts davon zu, denn: Gutes Qualitätsmanagement führt nicht schnell zu Veränderungen, sondern nachhaltig und lang anhaltend. Wichtig hierbei sind eine transparente und konstante Kommunikation mit allen Beteiligten. Denn die Qualität der Arbeit eines Teams kann weder gegen das Pflege-Personal noch nur mit Teilen des Teams bewerkstelligt werden. Ein/e Qualitätsmanager behält also stets Menschliches und Wirtschaftliches im Blick.
Neben den internen betrieblichen Herausforderungen kämpft gerade das Qualitätsmanagement in Pflegeeinrichtungen, wie einem Pflegeheim, mit äußeren Faktoren und Beschränkungen. Fallpauschalen, Budgetierungen und Personalmangel in der Pflege setzen den gesteckten Zielen oft enge Grenzen. Leistungssteigerungen und effiziente Durchführung des Qualitätsmanagements können bei einer Vielzahl unterschiedlicher Anforderungen manchmal zu einer echten Herausforderung im QM werden.
Gesetzliche Grundlagen des Qualitätsmanagements im Gesundheitsbereich
Nach der aktuellen Gesetzgebung sind stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen dazu verpflichtet, ein Qualitätsmanagementsystem anzuwenden. Gesetzliche Grundlage hierzu ist §113 des SGB XI. Die anzuwendenden Expertenstandards definiert §113a des SGB XI. Nach §112 sind die Unternehmen der Pflege- und Gesundheitsbranche dazu verpflichtet, an Qualitätsprüfungen gemäß §114 mitzuwirken.
Was macht ein/e Qualitätsbeauftragte/r? – Berufsbild
Maßnahmen der Qualitätssicherung nimmt ein/e Qualitätsbeauftragte/r wahr. Je nach Größe des Unternehmens kann es sich um einen eigenen Posten handeln. Kleinere Einrichtungen betrauen oft eine/n Mitarbeiter/in aus der Pflege mit der Überwachung der Qualität.
Voraussetzungen für eine Tätigkeit im Qualitätsmanagement
Wichtigste Voraussetzungen für eine Tätigkeit in der QM-Abteilung einer Pflegeeinrichtung sind eine abgeschlossene pflegerische Ausbildung und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in der Pflege. Alternativ kann eine fehlende pflegerische Ausbildung auch durch eine längere Berufserfahrung im pflegerischen Umfeld ausgeglichen werden.
Qualitätsmanager/in – Dauer und Inhalte der Weiterbildung
Die Wege ins Qualitätsmanagement sind recht vielfältig. In der Regel findet die Ausbildung zum/-r Qualitätsmanager/in jedoch als Weiterbildung auf Basis einer bereits absolvierten Berufsausbildung statt. Eine Vielzahl von Anbietern bietet die Fortbildung zur Qualitätsbeauftragten für Pflege berufsbegleitend oder in Vollzeit an.
Derzeit gibt es noch keine einheitlichen Kurs-Anforderungen an eine Aus- und Weiterbildung für das Qualitätsmanagement in der Pflege. Die Norm für die Dauer der Weiterbildung liegt aber bei rund 160 Stunden. Der Prozess der Fortbildung endet für teilnehmende Personen mit einer abschließenden Prüfung. Sie kann von einer Klausur über ein Kolloquium bis hin zu einer Projektpräsentation reichen. Die Gestaltung und Themen legt der jeweilige Kursanbieter selbst fest.
Typische Inhalte einer Ausbildung für Qualitätsbeauftragte sind:
- Einführung in das Thema
- Einrichtung und Etablierung geeigneter QM-Systeme
- Kommunikationstraining
- Qualitätsstandards kennenlernen und definieren
- Datenerhebung mithilfe der verschiedenen Managementsysteme
- Werkzeuge zur Qualitätsverbesserung
- Messbarkeit der Qualität von Prozessen
- Projektmanagement
Einige Anbieter von Weiterbildungen lassen sich die Qualität ihrer Ausbildung mit einem TÜV-Zertifikat bestätigen. Auch Unternehmen wie die Dekra bieten entsprechende Kurse im Block oder in Modulform an.
Per Ausbildung in das QM einsteigen
Unabhängig von der Ausbildung auf Grundlage einer pflegerischen Tätigkeit kommt als Voraussetzung für eine Tätigkeit als Qualitätsbeauftragte/r auch eine Ausbildung bei der IHK infrage. Sie kann eine Alternative für die QM-Weiterbildung sein.
Bei diesen Kursen wird allgemeines Qualitätsmanagement vermittelt, das die Teilnehmer nach dem Abschluss nicht nur in der Pflegebranche anwenden können. Oft lohnt so ein Blick über den Tellerrand, und es ist sinnvoll, die eigenen Fähigkeiten im Qualitätsmanagement auf ein breiteres Fundament zu stellen.
Eine solche Ausbildung ebnet oft auch den Weg für pflegefremde Mitarbeiter/innen in das Qualitätsmanagement in pflegerischen Unternehmen. Wer sich selbstständig macht, kann eigene Kompetenzen nicht nur im Berufsfeld der Pflege zum Einsatz bringen, sondern das Wissen über Standards und Vorgaben zudem in anderen Branchen einsetzen.
Durchschnittsgehalt im Qualitätsmanagement Pflege
Eine Tätigkeit in der QM-Abteilung von Pflegeeinrichtungen bringt manchmal finanzielle Vorteile mit sich. Im Regelfall liegt das Monatsgehalt bei Mitarbeitern/-innen des Qualitätsmanagements bei 2.300 bis 3.900 Euro brutto.
Im Einzelfall, beispielsweise für Leitungen einer QM-Abteilung, können die Gehälter auch höher ausfallen. Häufig zahlen größere Unternehmen mehr als kleinere Einrichtungen der Pflege, bei denen eine Pflegekraft meistens mit einem Teil ihrer Stunden das Qualitätsmanagement übernimmt.
Qualitätsmanagement – Unterschiede nach Arbeitsort
Das Tätigkeitsprofil eines Mitarbeiters im Qualitätsmanagement hängt in starkem Maße von der Größe des Pflege-Unternehmens ab. Egal wo QM zum Einsatz kommt, es geht um die Unterstützung und Erfüllung des QM-Systems oder auch der Kundenanforderungen.
In kleineren Häusern arbeiten Qualitätsbeauftragte mit einem signifikanten Teil ihrer Stunden in der “normalen” Pflege mit. Vorteil dieses Verfahrens ist es, dass Qualitätsbeauftragte nah dran sind an dem, dessen Qualität sie sichern sollen. Es besteht nicht die Gefahr, dass die QM-Abteilung als abgehoben und fern des Geschehens wahrgenommen wird.
Nachteil eines Qualitätsmanagements ist es, nicht ernst genommen zu werden. Oft haben die pflegerischen Aufgaben Vorrang, die Qualitätsbeauftragten müssen mit einspringen und das Qualitätsmanagement wird nebenher oder nach Feierabend erledigt. Das Qualitätsmanagementsystem wird so schnell als Belastung empfunden.
Größere Einrichtungen verfügen in der Regel über eine eigene Abteilung für das Qualitätsmanagement. Deren Mitarbeiter/innen arbeiten, wenn überhaupt, nur noch in sehr reduziertem Umfang im Bereich der regulären Pflege mit. Statt Teil der Pflegekräfte zu sein, nehmen die eigentlichen Hauptaufgaben des Qualitätsmanagements größeren Raum ein.
Gemeinsamkeiten
Unabhängig von der Größe des Unternehmens haben die folgenden Bereiche eine große Bedeutung. Sie müssen dem Verständnis des QM entsprechen, Normen und Ziele sollen eingehalten und Angebote sowie Dienstleistungen optimiert werden. Egal, welches Ziel ein/e Qualitätsmanager/in verfolgt, die Produktqualität, beziehungsweise die Qualität der Pflege, darf nicht darunter leiden. Diese Bereiche gehören in den Optimierungs-Ablauf und sind Aufgabe des QMs:
- Zufriedenheit von Patienten/-innen und Pflegebedürftigen
- Mitarbeiterzufriedenheit
- wirtschaftliche Situation der Einrichtung
- Etablierung und Betreuung eines Beschwerdemanagements
- Umsetzung und Kommunikation der Ergebnisse und Anforderungen externer Evaluierungen an das Qualitätsmanagement
Im Regelfall arbeitet Personal des Qualitätsmanagements innerhalb eines Teams, sodass sich interessierte Mitarbeiter/innen innerhalb der QM-Abteilung spezialisieren können.
Qualitätsmanagement Pflege – gängige Qualitätsmanagementsysteme
Qualitätsbeauftragte in der Pflege können auf Einträge in einem QM-Handbuch sowie das ein oder andere etablierte QM-System zurückgreifen. Das bekannteste Produkt im Bereich der Qualitätsmanagementsysteme für die Verbesserung und Überwachung von Pflegeleistungen ist wohl die DIN ISO 9001, die auch in anderen Bereichen breite Verwendung findet. Viele generelle Fortbildungen beziehen sich auf dieses System. Da dieses System bereits in der Industrie etabliert war, haben viele Klinik-Unternehmen und Pflege-Einrichtungen das Qualitätsmanagement der ISO 9000er-Reihe übernommen. Die Prozesse für eine gute Pflegequalität lassen sich damit abbilden.
System der European Foundation of Quality Management
Dennoch haben sich zur Überwachung der Qualität im Pflegebereich noch einige andere Produkte etabliert. Am weitesten verbreitet sind neben DIN ISO 9001 die Qualitätsmanagementsysteme des EFQM und der KTQ. Diese beiden Systeme sind speziell für das Qualitätsmanagement in der Pflege optimiert.
EFQM steht European Foundation for Quality Management. Die derzeit gültige Version dieses Systems stammt aus dem Jahr 2019. Diese Produktion ist vor allem bei Kunden/-innen in Westeuropa verbreitet und in anderen Teilen der Erde eher unbekannt.
Im Gegensatz zu den anderen Systemen bietet die EQFM keine klassische Zertifizierung an. Seit einiger Zeit werden aber siegelähnliche Zertifizierungen angeboten. Geschuldet ist dieses Vorgehen den Ursprüngen dieses Qualitätsmanagement-Systems als Evaluationswerkzeug für Wettbewerbe. Die Kosten für dieses Qualitätsmanagementsystem sind vergleichsweise gering.
System der Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen
International noch weniger wenig bekannt ist das Qualitätsmanagement-System der KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen). Sein Bekanntheitsgrad reicht kaum über Deutschland hinaus, dafür ist es hier aber bei Krankenhaus-Kunden sehr weit verbreitet.
Allerdings wird gerade diesem System eine gewisse Nähe zu den “big playern” des Gesundheitswesens nachgesagt. KTQ bietet ähnlich wie DIN ISO 9001 eine klassische Zertifizierungsmöglichkeit für die Qualität der Pflege.
Weitere Managementsysteme zur Qualitätssicherung
Neben den drei großen und relativ bekannten Qualitätsmanagement-Systemen gibt es noch eine ganze Reihe anderer Anbieter, die das Qualitätsmanagement im Pflegewesen sichern sollen. Hierzu gehören beispielsweise die DIN EN 15224, QEP (Qualität und Entwicklung in Praxen), EPA (Elektronische Patientenakte) oder KPQM.
Gemeinsamkeit dieser Systeme ist eine sehr spezielle Abstimmung auf die Anforderungen der Qualität im Gesundheits- und Pflegewesen. So versteht sich die DIN EN 15224 als eigenständiges System für das Qualitätsmanagement in Arztpraxen und findet vor allem dort Anwendung.
In der Praxis sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Qualitätsmanagement-Systemen eher zu vernachlässigen, weil sie recht ähnliche Anforderungen an die jeweiligen Unternehmen stellen. Wird ein System zur Überwachung der Pflegequalität neu eingeführt, ist es zunächst nicht nötig, sich auf ein System festzulegen. Zunächst kann man verschiedene Ansätze parallel ausprobieren, bis es zu einer endgültigen Entscheidung und damit Zertifizierung kommt.
Passende Stellenangebote finden
Wer noch auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot im Gesundheitswesen ist, findet hier auf Medi-Karriere eine große Auswahl an Qualitätsmanager-Jobs, Stellenangebote in der Therapie und Pflegedienstleitung-Stellen (PDL).
- Bundesministerium, Pflegequalität, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abrufdatum: 28.10.2022).
- Pro PflegeManagement, Qualitätsmanagement in Pflegeeinrichtungen, https://www.ppm-online.org/... (Abrufdatum: 28.10.2022).
- Deutsche Gesellschaft für Qualität, Qualitätsmanagement-Modelle, https://www.dgq.de/... (Abrufdatum: 28.10.2022).