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Inhaltsverzeichnis
Prophylaxen in der Pflege nehmen eine besondere Rolle ein, da sie schwerwiegende Folgeerkrankungen oder dauerhafte Schäden verhindern, beziehungsweise das Risiko minimieren können. Pflegebedürftige sind häufig auf das verantwortliche Handeln ihrer Pfleger/innen angewiesen. Doch was ist gute Prophylaxe? Welche Maßnahmen gehören dazu und wann werden sie angewandt? Der folgende Artikel befasst sich mit der Definition, den Arten von Prophylaxen und den klassischen Maßnahmen zur Prophylaxe in der Pflege.
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Prophylaxen in der Pflege – Definition
Prophylaxen sind grundsätzlich definiert als Maßnahmen, die dem Schutz vor Krankheiten beziehungsweise deren möglichen Folgen dienen. Konkret minimieren sie Risiken, also die Wahrscheinlichkeit, dass bei Personen eine (Folge-)Erkrankung auftritt. Im Zentrum dieser Vorsorgehandlungen steht dabei die Bewegungsförderung des/-r Patienten/-in. Prophylaxen können also in vielerlei Formen auftreten und auf ganz unterschiedliche Erkrankungen abzielen. Beispielsweise kann es darum gehen, einen Dekubitus oder eine Thrombose zu verhindern oder man möchte vermeiden, dass Patienten/-innen nur noch schwer Luft bekommen oder dass sich in ihrem Mund Entzündungen bilden.
Um die richtigen Prophylaxemaßnahmen einleiten zu können, braucht es im Vorfeld also immer die richtige Einschätzung zu möglichen Risiken und Gefahrenpotenzialen. So kann man im Anschluss die passende Pflegeform wählen.
Prophylaxen in der Pflege – Gründe und Nutzen
Präventive Maßnahmen sind Teil des Alltags und kommen in nahezu allen Bereichen des Lebens vor. Neben Schutzimpfungen und Vorsorgeuntersuchungen sind klassische Beispiele für Prophylaxen etwa die Gurtpflicht im Auto oder das Zähneputzen. Pflegebedürftige Menschen sind – besonders in der Altenpflege – normalerweise nicht in der Lage sich allein um ihre Versorgung zu kümmern. Daher sind sie auf ausgebildete Pflegefachkräfte angewiesen, die auch für die Prophylaxen Verantwortung übernehmen. Wann und bei wem auf welchen Maßnahmen dabei der Schwerpunkt liegt, ergibt sich meist aus den speziellen Bedürfnissen der Patienten/-innen. Grundsätzlich sind jedoch alle Prophylaxen in der Pflege wichtig und hängen zusammen.
Prophylaxen in der Pflege – Einteilung nach Zeitpunkt
Je nach Zeitpunkt, zu dem die Maßnahmen zum Einsatz kommen, kann man zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention unterscheiden.
- Primärprophylaxe dient dabei der Risikominimierung, bevor die Krankheit auftritt. Ein Beispiel aus dem Alltag ist hierbei das Tragen einer Maske zur Verhinderung einer (Covid-)Infektion.
- Die Sekundärprophylaxe wird vor allem in Risikogruppen angewandt und dient der Früherkennung von Krankheiten, meist noch bevor Symptome auftreten. Vorsorgeuntersuchungen und Screenings sind klassische Beispiele für diese Art der Prävention, etwa das Mammografie-Screening zur Brustkrebserkennung bei Frauen ab 50.
- Tertiärprophylaxe betrifft diejenigen Patienten/-innen, die bereits von einer oft langfristigen Erkrankung betroffen sind. Maßnahmen, die der Tertiärprophylaxe angehören, sollen eine Verschlechterung der Krankheit und mögliche körperliche, soziale oder psychische Folgeschäden oder -erkrankungen verhindern. Die Übergänge zwischen tertiärer Prävention und Rehabilitation sind fließend.
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Arten von Prophylaxen in der Pflege
Prophylaxen in der Pflege können auch nach ihrer Art unterteilt werden. Bei der Verhaltensprophylaxe etwa wird der/die zu Pflegende auf ein bestimmtes Verhalten geschult. Beispielsweise bringen Physiotherapeuten/-innen die Patienten/-innen dazu, nach OPs oder Krankheiten schneller aufzustehen, um Thrombose oder einem Dekubitus vorzubeugen. Gerade im Alter ist das Risiko dafür besonders hoch. Die andere Art ist die Verhältnisprävention, bei der der/die Betroffene durch äußere Umstände zu einem bestimmten Verhalten gebracht wird. So verwendet der/die Patient/in beispielsweise eher einen Rollator auf dem Weg ins Bad, wenn dieser direkt neben dem Bett steht und vermeidet somit die Gefahr zu stürzen.
Dekubitusprophylaxe
Das Wort “Dekubitus” bezeichnet eine Schädigung der Haut oder des Gewebes darunter, die meist durch Druck oder Reibung an dieser Stelle ausgelöst wird. Bei der Dekubitusprophylaxe sollen solche Druckgeschwüre nach Möglichkeit verhindert oder eingegrenzt werden. Hierfür mobilisiert man die Patienten/-innen. Bettlägerige Patienten/-innen lagert man mehrmals täglich unterschiedlich, also dreht sie beispielsweise von einer Körperseite auf die andere. Dazu kommt die tägliche Beurteilung der Haut und die Dokumentation von Stellen, an denen sich ein Dekubitus anfängt zu bilden. Auch Hygiene spielt bei der Dekubitusprophylaxe eine wichtige Rolle, weswegen der frühzeitige Wechsel von Inkontinenzmaterial sowie die Wahl der richtigen Wasch- und Pflegeprodukte ebenfalls zu den Prophylaxen gehören.
Thromboseprophylaxe
Bei einer Thrombose ist ein Gefäß im Körper durch ein Blutgerinnsel teilweise blockiert oder ganz verschlossen. Sie können in Arterien und Venen überall im Körper vorkommen. Am häufigsten sind jedoch die Tiefen Beinvenenthrombosen (TVT). Thromboseprophylaxe besteht in Wesentlichen aus zwei Teilen.
Die medikamentöse Prophylaxe besteht aus der Gabe von Heparinen oder Antikoagulanzien, die man meist subkutan verabreicht, also unter die Haut spritzt. Der zweite Teil ist die mechanische Prophylaxe, die vor allem auf eine möglichst zeitnahe Mobilisation der Patienten/-innen abzielt. Auch andere Maßnahmen, etwa die Hochlagerung der Beine oder das Tragen von Thrombosestrümpfen können zu den Prophylaxen gegen Thrombose beitragen.
Pneumonieprophylaxe
Pneumonien sind Entzündungen der Lunge, die häufig mit Fieber, Herz-Rhythmus-Störungen, Schmerzen und erhöhtem Sauerstoffbedarf einhergehen. Sie können jedoch auch durch andere Viren und Bakterien ausgelöst werden. Entsprechend spielt vor allem die Grundhygiene bei den Prophylaxen in der Pflege eine große Rolle. Auch für die Pneumonieprophylaxe spielt die Bewegung des/-r Patienten/-in eine übergeordnete Rolle. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Pneumonien senken.
Aspirationsprophylaxe
Bei der Aspiration gelangen Flüssigkeiten oder Nahrungsbestandteile beim Schlucken nicht in die Speiseröhre, sondern in die Luftröhre. Einige pflegebedürftige Patienten/-innen sind nicht in der Lage, die Fremdkörper abzuhusten, wodurch sie weiter in die Lunge wandern und dort im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung auslösen können.
Die Prophylaxen in der Pflege setzen bei dieser Thematik bei der Nahrungsaufnahme an. (Dick-)Flüssige Nahrung verringert die Wahrscheinlichkeit des Verschluckens, ebenfalls der kurzzeitige Verzicht auf Essen. Zudem können Hilfsmittel wie eine Schnabeltasse die Aspiration verhindern. Eine weitere Maßnahme ist die Nahrungsaufnahme unter Aufsicht bei Risikopatienten/-innen sowie das Essen im Sitzen oder mit hochgelagertem Oberkörper.
Sturzprophylaxe
Stürze kommen bei körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen häufig vor. Meist sind ältere Patienten/-innen betroffen, die sich ernsthafte Verletzungen und sogar Knochenbrüche dadurch zuziehen können. Aus diesem Grund sollte das Sturzrisiko einer Person in Pflege beurteilt und bei erhöhtem Risiko entsprechende Sturzprophylaxe angewandt werden. Hierzu zählen die richtige Kleidung, das Fehlen von möglichen Stolperfallen auf dem Weg, die Bereitstellung nötiger Hilfsmittel, beispielsweise einer Brille, und das Üben standardisierter Bewegungsabläufe.
Physische und psychische Effekte
Prophylaxen in der Pflege haben zusätzlich zur Vorbeugung von Erkrankungen auch noch hilfreiche Nebeneffekte. Bei Bettlägerigkeit durch eine lange Krankheit verschaffen prophylaktische Maßnahmen auch Linderung bei schmerzhaften Druckstellen und verstärken so das Wohlbefinden der Patienten/-innen. Somit hat die Prophylaxe in der Pflege auch eine psychologische Komponente. Denn eine Person, die weiß, dass sie gut versorgt wird und nicht den ganzen Tag auf derselben Stelle liegen muss, entwickelt weniger schnell eine Depression.
Dehydratationsprophylaxe
Das Fehlen des Durstempfindens kommt bei älteren Menschen recht häufig vor, weswegen sie oft das Trinken vergessen. Da ausreichende Flüssigkeitszufuhr jedoch sehr bedeutend in der Heilung ist, liegt es am Pflegepersonal, die Wasseraufnahme der Pflegebedürftigen zu fördern. Prophylaxen in der Pflege sind dabei das Anbieten von Getränken, besonders Getränke, die die pflegebedürftige Person gerne trinkt und Speisen mit hohem Wassergehalt. Auch Trinkhilfen, etwa eine Schnabeltasse, und das Training der Trinkbewegung können die Flüssigkeitszufuhr unterstützen.
Obstipationsprophylaxe
Obstipation, also Verstopfung, kommt bei Patienten/-innen relativ oft vor. Mangelnde Bewegung und Schmerzmedikamente führen zu einer verminderten Aktivität des Darms. Zu den Prophylaxen in der Pflege können in diesem Fall eine ballaststoffreiche Ernährung, Bauchmassagen oder Wärmflaschen gehören. Auch die Flüssigkeitszufuhr und Bewegung des/-r Patienten/-in können die Verdauung und eine Verbesserung des Gesundheitszustands fördern.
Kontrakturprophylaxe
Kontrakturen sind die Einschränkungen bestimmter Bewegungen, die meist durch die Steifheit eines Gelenks, die wiederum durch Bewegungsmangel oder Fehlstellung entstehen kann, ausgelöst wird. Hier sind entsprechende Prophylaxen die Bewegung aller Gelenke sowie die korrekte Lagerung von Patienten/-innen. Man merkt hieran gut, wie verschiedene Prophylaxen gleich mehreren Erkrankungen vorbeugen können, denn mangelnde Bewegung ist der Grund für viele Folgeerkrankungen.
Soor- und Parotitisprophylaxe
Bei Soor sind die Mundschleimhäute und die Zunge durch einen Pilz befallen und weiß belegt. Eine Parotitis ist die Entzündung der großen Ohrspeicheldrüse. Meist sind die Ursachen eine Immun- oder Stoffwechselerkrankung in Kombination mit Mundtrockenheit, die häufig medikamentös ausgelöst wird. Die Prophylaxen in der Pflege haben zum Ziel, die natürliche Mundflora zu erhalten. Dies gelingt durch eine gründliche Zahnhygiene und die Anregung der Speichelbildung durch Früchte, Kräuter oder Kaugummis.
Deprivationsprophylaxe
Werden grundlegende Bedürfnisse eines/-r Patienten/-in nicht mehr erfüllt oder kommt es zu Reizarmut, spricht man von Deprivation. Um dem vorzubeugen, gilt es, Abwechslung zu schaffen. Dazu kann der regelmäßige Kontakt mit Angehörigen, Stimulation mit Wasser, oder etwa eine Massage mit ätherischen Ölen gehören. Generell kann man aber festhalten, dass persönliche Aufmerksamkeit allen Patienten/-innen guttut und das auch zum schnelleren Heilungsprozess beiträgt.
Intertrigoprophylaxe
Intertrigo ist eine Hautentzündung, die meist durch Reibung in Hautfalten entsteht. Sie betrifft besonders Menschen mit starkem Übergewicht. Da sie oft eine Verschlechterung der Hygiene oder das Entstehen von Feuchtigkeit auslösen, ist die tägliche Reinigung und das Trockentupfen gereinigter Stellen zur Intertrigoprophylaxe sehr wichtig. An besonders gefährdeten Stellen, oder wenn sich bereits eine Intertrigo zu bilden beginnt, kann ein Kompressionstuch zwischen die Falten gelegt werden.
Prophylaxen gegen Bettlägerigkeit
Bettlägerigkeit, also ein Zustand, bei dem der/die Patient/in sich nicht mehr ohne Hilfe von einem Ort zum nächsten bewegen kann, führt zu sozialer Isolation und ist ein Risikofaktor für viele Folgeerkrankungen. Eine frühe Mobilisation, auch nach schweren Stürzen oder OPs, ist deshalb wichtig. Ein weiterer Teil der Prophylaxen in der Pflege ist in diesem Fall das Schaffen von Bewegungsanreizen.
Prophylaxen gegen Mangelernährung
Bei Mangelernährung wollen oder können Betroffene nicht mehr essen und decken nicht ihren täglichen Energie- und Nährstoffbedarf. Die Aufgabe von Pflegekräften ist es deshalb nicht nur, die Mangelernährung zu verhindern, sondern auch, einen möglichen Fall festzustellen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Prophylaxen in der Pflege – Einteilung nach Dauer
Prophylaxen in der Pflege können von unterschiedlicher Dauer sein. Bei der Kurzzeitprophylaxe führt man eine Präventionsmaßnahme nur über kurze Zeit durch, zum Beispiel einige Tage nach einer OP. Langzeitprophylaxen sind hingegen langfristige Maßnahmen, die sich über Monate oder sogar Jahre strecken können. Welche Maßnahme lang- oder kurzfristig und in welchem Umfang durchgeführt wird, hängt jedoch stark vom Zustand des/-r Patienten/-in und dessen/deren Heilungsprozess ab.
Fazit
Im Allgemeinen haben Prophylaxen in der Pflege viel mit Bewegung und Flüssigkeitszufuhr zu tun. Da Patienten/-innen in Krankenhäusern oder bei ambulanten Pflegediensten häufig körperlich nicht selbst in der Lage sind, Vorsorge anzuwenden und unter möglichen Folgeschäden erst recht leiden, liegt es am Pflegepersonal, Betroffenen die nötigen Maßnahmen abzunehmen und die Gesundheit zusätzlich zu fördern.
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Häufige Fragen
- Was ist eine prophylaktische Maßnahme?
- Welche Prophylaxemaßnahmen in der Pflege gibt es?
- Warum sind die Prophylaxen ein so wichtiges Thema in der Pflege?
- Was ist der Unterschied zwischen Prophylaxe und Prävention?
Eine Prophylaktische Maßnahme stellt eine Maßnahme zur Vorsorge dar, soll also das Auftreten von (Folge-)Schäden oder Erkrankungen verhindern. In der Pflege werden prophylaktische Maßnahmen häufig mit der Grundpflege kombiniert.
Die Maßnahmen zur Prophylaxe in der Pflege sind sehr unterschiedlich und hängen von den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen ab. Grundsätzlich zielen alle Präventionsmaßnahmen auf eine gesteigerte Bewegung und eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr ab, wodurch klassische Folgeerkrankungen, etwa Pneumonien, Dekubitus, Deprivation oder sogar Bettlägerigkeit verhindert werden können.
Pflegebedürftige sind oft nicht selbst in der Lage, Prophylaxen an sich selbst durchzuführen, weswegen diese Verantwortung an das Pflegepersonal übergeben wird. Zudem leidet der durch Krankheit geschwächte Körper oft noch mehr unter möglichen Schäden als ein gesunder Körper.
Im Grunde genommen sind die Begriffe “Prävention” und “Prophylaxe” Synonyme und bedeuten dasselbe. Beides sind Maßnahmen, die Krankheitsentstehung verhindern, beziehungsweise die Gesundheit fördern sollen. Im medizinischen Bereich verwendet man jedoch häufiger den Begriff Prophylaxe.
- Tiemann, Prävention und Gesundheitsförderung, Springer (Verlag), 2021
- Tipps gegen Flüssigkeitsmangel, https://www.pflege-praevention.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)
- Thromboseprophylaxe in der Chirurgie, https://deximed.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)