Wenn jemand ein Auge für Details haben sollte, dann ist es der/die Mikrobiologe/-in. Alles, was sich vor dem bloßen Auge versteckt, ist potentiell für die Mikrobiologie interessant. Innerhalb eines abwechslungsreichen und praxisorientierten Masterstudiums kann man den Umgang mit diesen beinahe unsichtbaren Lebewesen erlernen und im Anschluss einen lukrativen Berufsweg einschlagen.
Was genau beinhaltet das Studium? Wie sieht der spätere Beruf im Detail aus und mit welcher Bezahlung kann man rechnen? Antworten auf diese Fragen werden im Artikel behandelt.
Was macht ein/e Mikrobiologe/-in?
Wie der Name schon anklingen lässt, beschäftigen sich Mikrobiologen/-innen mit der Wissenschaft der Mikroorganismen. Dazu gehören Lebewesen, wie Viren, Bakterien, Pilze und andere Parasiten, die jeweils in ihren Gesamtumfang noch einmal ein eigenes Fachgebiet (Virologie, Bakteriologie,…) bilden. Mithilfe labortechnischer Spezialausrüstung untersucht man in der Mikrobiologie Aufbau, Stoffwechsel, Funktionsweise und die Interaktion mit anderen Lebewesen dieser winzig kleinen Zeitgenossen.
Mikrobiologie-Studium – Übersicht
Bei Mikrobiologie handelt es sich um einen Masterstudiengang, der sich im deutschsprachigen Raum an ein bereits absolviertes Bachelorstudium anschließt. Dieser Bachelor of Science sollte dabei im Fach Biologie abgelegt worden sein, damit die benötigten Grundlagen für das viersemestrige Anschlussstudium gegeben sind.
Das Studium der Mikrobiologie vereint eine große Vielfalt an naturwissenschaftlichen Fächern wie z.B.:
- Biologie
- Chemie
- Genetik
- Biotechnologie
Mikrobiologie-Studium – Zugangsvoraussetzungen
Wer Mikrobiologie studieren möchte, benötigt als Zugangsvoraussetzung einen Bachelor im Studienfach Biologie. Dieses Bachelorstudium ist in Deutschland zulassungsbeschränkt. So hat sich zum Beispiel der NC (Numerus Clausus) im Wintersemester 2021/22 bei einer Note von ungefähr 2,1 befunden. Daneben stellen die meisten Hochschulen keine weiteren Anforderungen an Bewerber/innen für den Studiengang Mikrobiologie.
Nützliche persönliche Eigenschaften und Interessen
Jedoch gibt es einige persönliche Eigenschaften und Interessensgebiete, die sich bei einer angestrebte späteren Beschäftigung in der Mikrobiologie bezahlt machen können. Bei der oben aufgeführten Fächerauswahl ist es naheliegend, dass naturwissenschaftliches Interesse und Denken empfehlenswert sind. Ein Großteil des Studiums und auch des späteren Berufes spielen sich in einem Labor ab und dort unter anderem am Mikroskop. Demzufolge stellen außerdem die Fähigkeit zu präzisem Arbeiten und analytischem Denken wichtige persönliche Voraussetzungen für die Studierenden dar.
Mikrobiologie-Studium – Aufbau und Ausbildungsdauer
Das Studium der Mikrobiologie in den deutschsprachigen Ländern folgt keinem genau festgelegten System folgt. Der Studienplan unterscheidet sich demnach von Hochschule zu Hochschule ein wenig. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um einen stark praxisorientierten Studiengang, bei dem vor allem das Mikroskopieren einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Die Gesamtdauer des Masterstudiums für angehende Mikrobiologen/-innen beträgt vier Semester, also zwei Jahre.
Der grundlegende Aufbau des Mikrobiologie-Studiums sieht die ersten drei Semester für die biologische und mikrobiologische Lehre vor, während das finale Semester weitestgehend für eine Masterarbeit reserviert ist. Vor allem im ersten Studienabschnitt lassen sich viele der Pflichtveranstaltungen aus einem breiten Spektrum verschiedenster Themen selbst zusammenstellen.
Am Ende des Studiums ist man dann dazu in der Lage, ein wenig Ordnung in die Welt der unsichtbaren Lebewesen zu bringen. So lernt man, verschiedenste Färbetechniken, um die einzelnen Gattungen der Mikroorganismen systematisch zu unterscheiden. Außerdem wird eine Vielzahl an Methoden vermittelt, mit Hilfe derer sich mikrobiologisches Wachstum messen, berechnen und steuern lassen kann.
Mikrobiologie – Inhalte des Studiums im Detail
Wie bereits erwähnt, variieren die verschiedenen Lehrpläne je nach Universität. Nachfolgend ist exemplarisch dargestellt, wie genau ein Studium der Mikrobiologie aussehen könnte.
Semester | Inhalt | Zeitaufwand | ECTS Punkte |
1. + 2. Semester | Wahlpflicht Mikrobiologie (5 Stück) | 300 h Präsenz, 600 h Selbststudium | 30 |
3. Semester | Hauptmodul Mikrobiologie | 300 h Präsenz, 600 h Selbststudium | 30 |
4. Semester | Masterarbeit | 300 h Präsenz, 600 h Selbststudium | 30 |
gesamt: 120 |
Erstes Studienjahr
Das erste Studienjahr besteht aus zwei Teilen: Zum einen aus einem fächerübergreifendem Mastermodul, das eine Erweiterung der Mikrobiologie in Richtung anderer Disziplinen zum Ziel hat. Zum anderen sind in den ersten beiden Semestern auch sogenannte Wahlpflichtkurse abzuschließen. Von diesen gilt es, innerhalb des ersten Studienjahres fünf mikrobiologische und drei biologische Kurse zu absolvieren. Dabei hat man bei der genauen Wahl der Fächer freie Hand. Die aufgeführte Tabelle zeigt im Überblick, zwischen welchen Kursen man sich dabei entscheiden kann
Wahlpflichtfächer im Überblick
Wahlpflichtfach | Inhalt |
Molekulare Physiologie der Cyanobakterien | Grundlagen der mikrobiellen Differenzierung und Anpassungsmechanismen an Umweltbedingungen, Fluoreszenzmikroskopie, Protein-biochemische, physiologische und molekulargenetische Methoden |
Mikrobielle Wirkstoffsynthese | molekulare Antibiotika-Forschung, Biosynthese wichtige Antibiotika-Klassen und Wirkmechanismen, Identifizierung und Isolierung von Biosynthese-Genclustern aus unbekannten Produzentenstämmen |
Mikrobielle Genetik | grundlegende Biologie und Biochemie der Kohlenhydrate und des bakteriellen Kohlenhydrat- und Zellwandstoffwechsels mit entsprechender Untersuchung durch Chromatographie, Elektrophorese und Massenspektrometrie |
Mikrobielle Glykobiologie | grundlegende Biologie und Biochemie der Kohlenhydrate und des bakteriellen Kohlenhydrat- und Zellwandstoffwechsels mit entsprechender Untersuchung durch Chromatographie, Elektrophorese und Massenspektrometrie |
Fundamente der Mikrobiologie | bakterieller Zelllaufbau, Stoffwechsel und Biodiversität |
Bakterien-Wirt-Interaktion | Prinzipien und Mechanismen der Erreger-Wirt-Interaktion, Wechselwirkung pathogener Bakterien mit dem Immunsystem, molekulare und zellbiologische Methoden zur Interaktion von Bakterien und humanen Zellen |
Praktische Mikrobiologie in Forschung und Lehre | Versuchsplanung, Durchführung und Auswertung von Experimenten, didaktische Aufbereitung, Präsentation von wissenschaftlichen Ergebnissen |
Spezielle Kenntnisse mikrobiologischer Methoden | Analyse molekularbiologischer Daten, Nutzung bioinformatischer Software, Arbeiten mit Datenbanken, biotechnologische Methoden |
Spezielle Kenntnisse der zellulären Mikrobiologie | bakterielle Anpassung an Umwelteinflüsse, Überdauerung von Stresseinflüssen, bakterielle Informationsverarbeitung |
Wirkmechanismen von Antibiotika | molekulare Wirkmechanismen von Antibiotika, Antibiotikaresistenz, Weg von Wirkstoff zu Medikament |
Einführung in die Infektionsbiologie | Infektionskrankheiten in Vergangenheit und Gegenwart, Erreger und Virulenzfaktoren, Infektionsforschung |
Jedes der fünf zu wählenden Fächer dauert circa vier Wochen. Hierbei liegt der Arbeitsaufwand bei ungefähr 60 Stunden Präsenzzeit und 120 Stunden Selbststudium. Das Modul schließt man mit einer Klausur, einem Referat oder einer Hausarbeit ab.
Das zuvor erwähnte fächerübergreifende Mastermodul schlägt hingegen fast mit dem doppelten Umfang zu Buche: Hier erwarten einen zu den 120 Stunden Zeit vor Ort noch einmal 240 Stunden Eigenarbeit.
Der biologische Part in den ersten beiden Mastersemestern des Mikrobiologiestudiums besteht aus einer Auswahl von Wahlpflichtfächern. Davon müssen die Studierenden insgesamt drei Kurse bestehen. Behandelte Themen in der Biologie sind beispielsweise Evolution und Ökologie, Molekulare Zellbiologie und Immunologie, Neurobiologie sowie zelluläre und molekulare Biologie der Pflanzen.
Drittes Semester
Das dritte Semester im Master-Studium füllt vollständig ein mikrobiologisches Hauptmodul. Darin vertiefen die Studenten/-innen ihr Wissen, indem sie Einblicke in modernde Methoden der Mikrobiologie erhalten. Das Modul ist mit 300 Stunden in Präsenz und 600 Stunden für das Selbststudium veranschlagt. Am Ende steht eine mündliche oder schriftliche Prüfung an.
Viertes Semester – Abschluss
Den Abschluss des Studiums in Mikrobiologie bildet eine Masterarbeit, für die das komplette letzte Semester reserviert ist. Aufgabenstellung ist es dabei, ein eigenes Forschungsprojekt durchzuführen, auszuwerten und die Ergebnisse in einer schriftlichen Arbeit darzustellen. Die Masterarbeit umfasst durchschnittlich 60 bis 80 (in manchen Fällen sogar bis zu 120) Seiten. Für die Erstellung stehen 300 Stunden in Präsenz und 600 Stunden Eigenarbeit zur Verfügung. Bei Bestehen trägt man den Titel “Master of Science (M. Sc.)”.
Mikrobiologie-Studium – Ausbildungsorte
Vergleicht man andere Studiengänge mit dem Mikrobiologie-Studium, wird das Fach Mikrobiologie selten angeboten. Denn in Deutschland gibt es acht Universitäten, die ein Masterstudium für Mikrobiologie anbieten. Darunter sind zum Beispiel die Universität Tübingen und die in Heidelberg. Weitere Möglichkeiten für einen Studienplatz lassen sich in Österreich und der Schweiz finden, wo das Studium mal auf deutsch, mal auf englisch angeboten wird.
Mikrobiologie – Gehalt während der Ausbildung
Das Studieren der Mikrobiologie wird an sich nicht mit einem Gehalt vergütet. Es kann allerdings lohnenswert sein, sich nach einen Anspruch auf BAföG oder nach einem geeigneten Stipendium umzusehen, um damit das Studium zu finanzieren. In der Labor-Branche gibt es darüber hinaus auch viele Jobs als Werkstudent/in oder als unterstützende/r Assistent/in. So kann man nicht nur Geld verdienen, sondern auch Praxiserfahrungen sammeln.
Was verdient man als Mikrobiologe/-in?
Mit einem absolvierten Master der Mikrobiologie lässt sich ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 4.431 Euro pro Monat erzielen. Mit zunehmender Vorerfahrung klettert auch die Bezahlung Stück für Stück nach oben: Während man mit drei Jahren Berufserfahrung im Schnitt auf einen Monatslohn von 3.960 Euro kommt, sind es bei neun Jahren dann 5.025 Euro. Bei einer Anstellung im öffentlichen Dienst erfolgt meist eine Zuordnung zur Entgeltgruppe 13 oder 14, was ein Monatsgehalt von 3.600 Euro bis 4.000 Euro mit sich bringt.
Mikrobiologie – Aufgaben im Arbeitsalltag
Das Arbeitsumfeld eines/-r Mikrobiologen/-in stellt das Labor dar, in dem man mit spezialisierten Instrumenten den für das bloße Auge unsichtbaren Wesen auf den Grund geht. Je nach Spezialisierung kann das ein Pilz, Bakterium oder auch eine Alge sein. Neben dem im Studium erlernten Fachwissen sind im Arbeitsalltag auch sauberes und genaues Arbeiten unumgänglich.
Mikroskopieren
Da die meisten Mikroorganismen ihrem Namen ziemlich treu bleiben, sind sie ohne Hilfsmittel für den Menschen gar nicht erkennbar. Daher gehört auch das Mikroskop zum wichtigsten Handwerkszeug in diesem Berufsfeld. Oft reicht aber nicht einmal eine starke Vergrößerung aus, um spezifische Untersuchungen durchführen zu können. In solchen Fällen greifen Mikrobiologen/-innen häufig zu speziellen Färbemethoden, mit Hilfe derer man etwa bestimmte Proteine oder andere Gewebestrukturen anfärben und somit besser sichtbar machen kann.
Datenauswertung
Die besten Untersuchungen der Mikroorganismen bringen nichts, wenn die gewonnenen Daten nicht akribisch und konstant festgehalten und ausgewertet werden. Nur so kann man für die Forschung oder den Arbeitgeber relevante Schlüsse aus Proben ziehen. Aus diesem Grund macht auch die Datenauswertung einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Arbeit als Mikrobiologe/-in aus. Sorgfältiges Dokumentieren mittels Tabellen, Diagrammen und Skizzen sind aus dem täglichen Geschehen nicht wegzudenken.
Organisation im Labor
Als Mikrobiologe/-in hat man täglich eine große Bandbreite an Arbeitsmitteln im Einsatz, darunter auch einige Verbrauchsgegenstände, wie Lösungen, Chemikalien, Werkzeuge, Hygienematerial und vieles mehr. Fehlt in der Kette von Arbeitsschritten ein Teil, kann der ganze Untersuchungsprozess zum Erliegen kommen. Essentiell ist also in diesem Job, stets einen Überblick über alle Bestandteile der notwendigen Ausrüstung zu haben, um ein reibungsloses Arbeiten für das ganze Team zu gewährleisten. Inventur über die vorhandenen und noch benötigten Gegenstände sowie Nachbestesellungen gehören folglich zum organisatorischen Aufgabenfeld in der Mikrobiologie.
Weitere Aufgaben
Diese grundlegenden Alltagsaufgaben könne je nach Branche noch durch einige Aspekte ergänzt werden. Im Rahmen einer akademischen Karriere würden beispielsweise zu der mikrobiologischen Forschung noch regelmäßige Unterrichtsveranstaltungen, wie Vorlesungen und Praktika, hinzukommen. Auch das Arbeiten an der Veröffentlichung vom eigenen Lehrbuch ist eine mögliche Tätigkeit. Dahingegen stehen in Bereichen wie der Lebensmittel- oder Pharmaindustrie hin und wieder Außeneinsätze in Form eines Besuches in den verschiedenen Produktionsanlagen an.
Mikrobiologe/in Stellenangebote
Mikrobiologie – Arbeitszeiten
Als Mikrobiologe/-in werden die Arbeitszeiten meist durch die Öffnungszeiten des jeweiligen Labors bestimmt. Diese sind im Normalfall täglich geöffnet, wobei an Wochenend- und Feiertagen die Zeiten meist deutlich kürzer sind als von Montag bis Freitag. Je nach Anstellungsart, also ob Voll- oder Teilzeit, kann die wöchentliche Gesamtarbeitszeit natürlich variieren.
Wo kann in der Mikrobiologie gearbeitet werden?
Mit den im Rahmen eines Master-Studiengangs der Mikrobiologie erworbenen Fähigkeiten, bietet sich als Mikrobiologe/-in ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. In der Medizin kommen beispielsweise biotechnologische oder pharmazeutische Unternehmen in Betracht. Doch auch die Lebensmittelindustrie ist stark auf mikrobiologisches Fachwissen angewiesen. In beiden Fällen müssen Produktionsprozesse gesteuert, geprüft und optimiert werden. Einen nicht zu vernachlässigender Teilaspekt stellt darüber hinaus auch die Hygiene dar, die vor allem in Krankenhäusern, bei Umweltorganisationen oder im öffentlichen Dienst Mikrobiologen/-innen betreuen.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Mikrobiologen/-innen
Je nachdem, wo der spätere Weg im Berufsleben hinführt, gibt es eine Vielzahl an Anpassungsweiterbildungen explizit für Mikrobiologen/-innen. Dabei orientiert sich die Richtung an der jeweiligen Branche. So findet man Fortbildungen speziell für die Bereiche Biotechnologie, Infektionsbiologie oder Pharmazie. Der Karriereweg an einer Hochschule hingegen folgt meist den Schritten einer traditionellen akademischen Laufbahn, von einem Doktorat bis hin zur Professur.
Passende Stellenangebote für Mikrobiologen/-innen finden
In der Stellenbörse auf Medi-Karriere finden sich zahlreiche Jobs in Laboren oder anderen Gesundheitsberufen. Hier geht es direkt zu den Angeboten für Mikrobiologe-Jobs, Stellen für Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenten sowie Stellenangebote in der Krankenpflege.
Häufige Fragen
- Was macht man in der Mikrobiologie?
- Wie viel verdient man mit einem Mikrobiologie-Abschluss?
- Wie wird man Mikrobiologe/-in?
- Wo kann man als Mikrobiologe/-in arbeiten?
- Wie läuft die Ausbildung zum/-r Mikrobiologen/-in ab?