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Wie der Begriff bereits vermuten lässt, handelt es sich bei einer Magensonde um ein medizinisches Instrument zum Einführen in den Magen. Wann genau eine Magensonde als Maßnahme indiziert ist, aus welchen Gründen dieses gelegt wird und wie dies geschieht sowie welche Varianten es hierbei gibt und vieles mehr rund um das Legen einer Magensonde klärt der folgende Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Magensonde legen – Was ist eine Magensonde?
Magensonden bestehen in erster Linie aus einem sterilen Kunststoffschlauch. Dieser wird hauptsächlich durch den Mund oder aber auch über ein Nasenloch über den Weg des Rachens und der Speiseröhre bis in den Magen eingeführt. Über diesen Schlauch können Stoffe dann entweder auf direktem Weg in den Magen gelassen oder Mageninhalte herausgezogen werden.
Varianten
Es gibt drei Hauptvarianten von Magensonden, die beim Legen einer Sonde zum Einsatz kommen können. Hierzu gehören:
- Transnasale Sonde
- Transorale Sonde
- Perkutane Ernährungssonden
Bei der transnasalen Sonde wird der flexible Schlauch durch die Nase bis in den Magen geführt. Dies Magensonden-Form ist die am häufigsten verwendete Variante bei Wachpatienten. Transorale Sonden als weitere Möglichkeit stellen eine Methode zum Magensonden legen dar, bei der man entsprechend dem Namen, den Kunststoffschlauch durch den Mund in den Magen schiebt.
Zur perkutanen Ernährungssonde als dritte Option zählen beispielsweise die PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie Sonde), JET-PEG-Sonde (jejunal tube through PEG-Sonde) und PEJ (perkutane endoskopische Jejunostomie Sonde). Perkutan bedeutet hierbei übersetzt „durch die Haut“. Diese Sondenvariante wendet man in der Regel jedoch nur an, wenn ein Zugang über den Nasen-Mund-Bereich nicht möglich ist.
Magensonde legen – Indikation
Das Legen einer Magensonde erfolgt aufgrund konkreter medizinischer Indikationen. Zu den Gründen zählen hierbei folgende:
- Künstliche Ernährung
- Zwangsernährungsmaßnahme, beispielsweise bei starker Magersucht
- Magensaftableitung
- Luftableitung bei übermäßiger Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt (Meteorismus)
Zur künstlichen Ernährung werden Magensonden beispielsweise gelegt nach kieferchirurgischen Eingriffen wie Ober- und Unterkieferverdrahtungen, bei Hindernissen bzw. Blockaden oder Motilitätsstörung (Beeinträchtigung der Bewegung) oberer Verdauungswege, bei komatösen und Intensiv-Patienten/-innen sowie aufgrund von Kau- und Schluck-Funktionsstörungen, die beispielsweise aufgrund eines schweren Kieferbruchs oder Schlaganfalls vorhanden sind.
Eine Magensaftableitung als weitere Indikation wird vorgenommen, wenn bei einem Menschen eine Alkohol- oder anderweitige Vergiftung vorliegt. Aber auch nach Operationen hauptsächlich des Verdauungstraktes und bei unerklärbarem Erbrechen sowie bei einer Erschlaffung der Magen-Darm-Muskulatur nach neurologisch bedingter Darmlähmung (Darmparalyse), einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) oder einem Darmverschluss (Ileus) kann eine Magensonde indiziert sein. Hierbei kann man mittels Magensonde so zum Beispiel den Mageninhalt nach außen ableiten.
Magensonden können zusätzlich auch diagnostischen Zwecken dienen. Durch das Ansaugen von Magenflüssigkeiten können Ärzte/-innen beispielsweise Magenblutungen feststellen. Auch bei Verdacht auf Erreger bei einer Magenschleimhautentzündung wird der Magensaft mittels Sonde entnommen und auf diese hin untersucht.
Kontraindikationen
Liegen bestimme Kontraindikationen vor, sollte eine Magensondenlegung unter bestimmten Umständen nicht erfolgen. Zu diesen Gründen zählen:
- Traumata sowie Tumore im Mund- oder Rachenraum
- Infektionen der Nasennebenhöhlen
- Krampfadern (Varizen) der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
- Pilzinfektion mit entzündeten Schleimhäuten von Mund, Rachen oder Speiseröhre (Soorösophagitis)
Magensonde legen – Anleitung
Das Legen von Magensonden zählt zu den Tätigkeiten von Ärzten/-innen. Es besteht für diese jedoch je nach Variante auch die Möglichkeit, die Aufgabe an medizinische und nicht-medizinische Mitarbeiter/innen zu delegieren. Voraussetzung hierfür ist, dass sich der/die Arzt/Ärztin der Fachkenntnis sicher ist und die Fachkraft die Magensondenlegung ohne Patientengefährdung vornehmen kann. Sollte es zu einer Patientengefährdung beziehungsweise zu Verletzungen durch unsachgemäße Durchführung kommen, tragen die delegierenden Ärzte/-innen die rechtliche Verantwortung.
Darüber hinaus schreibt der Gesetzgeber vor, dass zur Legung einer Magensonde die Zustimmung des/-r Patienten/-in beziehungsweise der Angehörigen einzuholen ist. Diese dürfen per Gesetz auch das Legen durch delegierte Mitarbeiter/innen ablehnen. Des Weiteren ist eine vorherige Aufklärung inklusive möglicher Komplikationen gesetzlich vorgeschrieben. Patienten/-innen oder deren Angehörige müssen diese bestätigen.
Erstlegung einer Magensonde durch Fachpersonal
Die Erstlegung einer perkutanen Sonde obliegt ausschließlich Ärzten/-innen. Diese Aufgabe ist nicht an andere Mitarbeiter/innen delegierbar. Transnasale Sonden können im Rahmen des Delegationsrecht ebenfalls von medizinischen Fachkräften gelegt werden.
Vorbereitung
Bevor man mit der Legung einer Magensonde beginnt, sollte eine gewissenhafte Vorbereitung erfolgen. Neben dem Einholen der Patienteneinwilligung und Erklärungen über die Vorgehensweise sowie möglicher Begleitsymptome wie beispielsweise Tränenfluss, ist vorab bei der transoralen und transnasalen Methodik die Nase gründlich zu reinigen. Spätestens jetzt erfolgt auch die Entfernung von Stör- und Gefahrenfaktoren. Dazu zählen beispielsweise Zahnprothesen, Mund- und Zungenpiercings sowie Zahnschmuck.
Am besten lässt sich eine Magensonde legen, wenn der/die Patient/in in eine halbsitzende Position oder seitlich-liegende Haltung gebracht wird. Man legt eine Einmalunterlage an und stellt eine Instrumentenschale mit Zellstoff bereit. Im nächsten Schritt der Vorbereitung ist die passende Länge des Magenschlauchs zu ermitteln. Zur Abmessung wird die Sonde von der Nasenspitze über ein Ohr und zurück bis an den Magengrubenbereich gelegt. Der Endpunkt liegt knapp unter dem kleinsten unteren Teil des Brustbeins (Processus xiphoideus). Bei Erwachsenen beträgt die Sondenlänge in der Regel zwischen 50 und 60 Zentimetern.
Des Weiteren sollten alle erforderlichen Materialien vorliegen, damit man ohne unnötige Verzögerungen die Magensonde legen kann. Dazu zählen:
- Magensonde in ausreichender Länge
- Desinfektionsmittel
- Spray zur lokalen Anästhesie
- Gleitgel
- ein Becher Wasser/Tee für den/die Patienten/-in
- Tape
- medizinische Handschuhe
- Blasenspritze
- Stethoskop
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Beim Legen einer Magensonde sind konkrete Schritte zu beachten. Neben Hygienemaßnahmen und der richtigen Händedesinfektion sollte beim Legen dabei wie folgt vorgegangen werden:
- Lokalanästhesie
Vor dem Einführen der Magensonde ist eine Lokalanästhesie des Nasenlochs vorzunehmen. Idealerweise verwendet man hierzu ein Spray, da dieses im Gegensatz zu einem Gel früher wirkt. Zunächst muss hierbei überprüft werden, welches Nasenlosch besser belüftet ist. Da das Nasenspray nach Auftragung brennen kann, sollte der/die Patient/in vorab darüber informiert werden. Anschließend betäubt man mit zwei bis drei Sprühstößen horizontal und etwa zwei Zentimeter tief den entsprechenden Nasengang. - Schlaucheinführung
Die Magensonde ist so zu legen, dass sie zuerst nur rund zehn Zentimetern über ein Nasenloch eingeführt wird. Bei sitzenden Patienten/-innen gelingt dies am besten, wenn der Kopf nach vorn geneigt ist. Ein Gleitmittel, welches auf die Sonde aufgetragen wird, kann zusätzlich das Vorschrieben erleichtern. - Schlucken und Atmen
Nach dem Einführen der ersten zehn Zentimeter ist der/die Patient/in zum Ausatmen und Schlucken aufzufordern. Dadurch öffnet sich der Ösophagussphinkter (Speiseröhrendeckel). Das Trinken von ein wenig Wasser in kleinen Schlucken begünstigt dabei das Schlucken und vereinfacht somit das Voranschieben. Mit dem Schlucken ist die Sonde nachzuschieben, sodass der Schlauch durch die Speiseröhrenöffnung hindurch gelangt und man diesen bis in den Magen schieben kann. - Lagekontrolle
In diesem Schritt ist zu kontrollieren, ob die Sonde richtig liegt. Das funktioniert mit Hilfe einer Blasenspritze und eines Stethoskops. Es werden rund 50 Milliliter Luft mittels Blasenspritze in den Magenschlauch gedrückt. Mit dem Stethoskop ist im Magenbereich zu kontrollieren, ob ein blubberndes Geräusch hörbar ist. In dem Fall liegt die Sonde richtig. Ist das Geräusch nicht wahrzunehmen, ist die Magensonde in eine andere Position zu legen oder der Schlauch nochmals heraus- und wieder hineinzuführen. Auch durch die Inspektion des Mundes und Rachens kann die Legetechnik überprüft werden. - Fixieren
Ist die Sonde richtig positioniert, erfolgt abschließend der Verschluss der Schlauchöffnung und die Fixierung der Sonde. Dazu wird der Schlauch mit einem leichten Bogen hinters Ohr geführt und mittels Tape am Nasenrücken, an der Stirn oder einer Wange mehrfach befestigt. Es ist dabei darauf zu achten, dass der Schlauch nicht abknickt und das Gesichtsfeld des/-r Patienten/-in nicht beeinträchtig wird.
Nachbereitung
Eine sorgfältige und fachgerechte Pflege sowie die regelmäßige Lagekontrolle sind bei der Nachbereitung nach dem Legen einer Magensonde unerlässlich. Vor dem Einlass in den Schlauch ist die Sondenlage zu kontrollieren. Dies dient der Sicherstellung der Durchlässigkeit des Schlauchs und verhindert Unterversorgungen, Schlauchverstopfungen und Schlauchbeschädigungen. Ist die Sonde verstopft, wird sie mit Wasser durchgespült. Grundsätzlich wird zur Verhinderung dessen vor und nach jeder Gabe von Sondennahrung und Medikamentengabe mit 20 Milliliter Wasser oder Tee gespült.
Des Weiteren ist täglich die Fixierung zu erneuern, um den festen Halt der Sonde zu gewährleisten. Zudem sollte der Fixierungsort bei bettlägerigen Patienten/-innen täglich geändert werden, sodass im Rahmen der Dekubitusvorsorge eine Umlagerung des/-r Patienten/-in möglich ist. Die Nasenlöcher sind außerdem mit einem Wattetupfer und warmem Wasser zu befeuchten. Eine Nasenpflegecreme verhindert das Austrocknen der Schleimhäute und das Festsetzen des Schlauches an eventuellen Verkrustungen des Nasensekrets. Neben der täglichen Nasenpflege ist auch eine regelmäßige Mund- und Zahnpflege wichtig.
Solange der Schlauch der Sonde keine Beschädigungen aufweist, permanent verstopft ist oder hygienische Probleme auftreten, ist keine neue Magensonde zu legen.
Magensonde legen – Komplikationen
Eine Magensonde zu legen, zählt in der Regel zu den Routine-Tätigkeiten von Ärzten/-innen, Internisten/-innen und Allgemeinmedizinern/-innen, wobei auch häufig das medizinische Fachpersonal mit der professionellen Durchführung von transnasalen Magensonden vertraut ist. Deshalb sind Komplikationen normalerweise sehr selten, aber nicht gänzlich auszuschließen.
Die wenigen Komplikationen basieren in seltenen Fällen auf einer fehlerhaften Durchführung und häufiger auf der Empfindlichkeit der Patienten/-innen. Auch plötzliche Bewegungen des/-r Patienten/-in können während der Schlaucheinführung zu Verletzungen führen. Gelegentlich ist Nasenbluten eine Reaktion auf das Legen einer transnasalen Sonde. Entzündungen der Schleimhäute des Rachens, der Speiseröhre sowie des Magens oder Dünndarms kommen heutzutage nur noch bei mehrfachen Legeversuchen oder bei mehreren Sondenwechseln in kurzen Abständen vor.
Vor allem bei unvorhersehbaren Patientenbewegungen kann eine Sonde anstatt in die Speiseröhre auch in die Luftröhre gelangen. Dies kann zu einem starken Hustenreflex führen. Sollte der/die Patient/in nicht bei Bewusstsein sein, wird die Fehllagerung jedoch spätestens bei der Lagekontrolle bemerkt und korrigiert. Ist eine perkutane Magensonde zu legen, folgen unter Umständen Entzündungen an der Haut, an der sich der Schlaucheintritt befindet. Deshalb ist vor allem in diesem Bereich penibel auf Hygiene zu achten.
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Häufige Fragen
- Wann bekommt man eine Magensonde?
- Wer legt eine Magensonde?
- Wie lange dauert es eine Magensonde zu legen?
- Wie lange darf eine Magensonde liegen?
Eine Magensonde wird hauptsächlich gelegt, wenn eine Unterernährung oder eine drastische Mangelversorgung vorliegt oder der/die Patient/in aufgrund von Erkrankungen eigenständig keine Nahrung zu sich nehmen kann.
Die Magensonde wird in der Regel von Ärzten/-innen gelegt. Sie können diese Aufgabe aber auch mit Einverständnis des/-r Patienten/-in oder der Angehörigen an fachlich kompetente Fachkräfte übertragen. Grundsätzlich ist dies abhängig von der gewählten Variante der Magensonde.
Wenn alles problemlos verläuft, ist eine Sonde innerhalb kurzer Zeit und in Abhängigkeit der gewählten Variante gelegt. Hier kann man grob mit einer Dauer von zehn bis 20 Minuten rechnen.
Es gibt keine maximale Verweildauer, die angibt, wie lange eine Sonde im Magen verbleiben darf. Ist die Indikation längerfristig gegeben und der Schlauch bleibt unbeschädigt und durchgängig, ist keine neue Magensonde notwendig.
- Pflegealphabet, Magensonde legen, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 4. Auflage, https://www.google.de/...
- Palesch A.: Leitfaden ambulante Pflege, Magensonde, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 5. Auflage, https://www.google.de/...
- Steinhäuser J.: PraxisSkills Allgemeinmedizin, Legen einer Magensonde, Schattauer, https://www.google.de/...
- Ratgeber Sodbrennen, Motilitätsstörungen, https://www.sodbrennen.de/... (Abrufdatum: 21.11.2022)