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Erkrankungen der Atemwege spielen in der Medizin eine wichtige Rolle. Vor allem chronische Atemwegserkrankungen und deren Therapie können dabei für die betroffenen Bronchien eine erhebliche Belastung darstellen, die mitunter vorhandene, körpereigene Mechanismen zur Reinigung überfordert. In solchen Fällen kann die Anwendung einer sogenannten Bronchialtoilette sinnvoll sein, im Rahmen derer man die Schleimmobilisierung in den Atemwegen durch bestimmte Maßnahmen fördert.
Was genau das ist, unter welchen Voraussetzungen diese Anwendung findet und wie man eine Bronchialtoilette durchführt, wird in diesem Artikel genauer behandelt.
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Bronchialtoilette – Definition
Unter einer Bronchialtoilette versteht man jegliche Maßnahmen, die eine Mobilisation von Sekret im Bronchialsystem fördern. Entsprechende Behandlungen können daher entweder bestehenden Schleim beziehungsweise Sekrete verflüssigen oder bei der Entfernung durch aktives Abhusten oder passives Absaugen behilflich sein. Ziel dieser Interventionen ist es grundsätzlich, ein verbessertes Ventilations-Perfusions-Verhältnis zu erlangen.
Ventilations-Perfusions-Verhältnis
Beim Ventilations-Perfusions-Verhältnis handelt es sich um einen wichtigen Parameter zur Beschreibung der Lungenfunktion. Dieses Verhältnis gibt an, wie stark gewisse Abschnitte der Lunge jeweils durchblutet und gleichzeitig belüftet werden. Im Mittel nimmt dieses dabei bei gesunden Menschen einen Wert von 0,8 bis eins an. Niedrigere Werte können hierbei beispielsweise ein Zeichen für eine Belüftungsstörung, etwa im Rahmen einer starken Verschleimung der Atemwege, sein.
Varianten
Es existieren recht viele Möglichkeiten, wie sich eine wirkungsvolle Bronchialtoilette durchführen lässt. Folgende Aufzählung liefert einen ersten Überblick:
- physiotherapeutische Maßnahmen
- Inhalation
- Medikamente
- Absaugung
- Clearance-Optimierung
Zu den physiotherapeutischen Maßnahmen gehören hierbei die Mobilisierung und der Abtransport von Sekret durch Husten, spezielle Lagerungstechniken oder andere Einwirkungen auf den Thorax. Bei der Inhalation soll eine Förderung der schleimlösenden Selbstreinigungsmechanismen der Lunge durch Wasserdampf (eventuell in Kombination mit inhalativer Medikamentengabe) ermöglicht werden.
Medikamente als Wirkstoffe zum Abbau und zur Verflüssigung von Sekretansammlungen im Bronchialsystem stellen ebenfalls eine Variante der Bronchialtoilette dar. Die Absaugung durch ein externes Absauggerät als weitere Option bei ungenügendem Abhusten kann sowohl offen als auch geschlossen erfolgen. Der Unterschied besteht dabei darin, dass bei einem geschlossenen System der/die Patient/in während dem Vorgang mit dem Beatmungsgerät verbunden bleibt, während bei der offenen Absaugung dieses für den Zeitraum der Absaugung abgenommen wird. Bei der Clearance-Optimierung soll eine Förderung des oralwärts gerichteten Schleimtransport erreicht werden.
Bronchialtoilette – Indikation
Eine Bronchialtoilette sollte nicht auf Verdacht oder routinemäßig durchgeführt werden, sondern nur bei entsprechend vorliegenden Indikationen Anwendung finden. Dazu gehören eine Reihe von Erkrankungen des Atemsystems, die einen normalen Abtransport von Sekreten aus der Lunge erschweren oder verhindern. Zunehmende Schleimansammlungen können dann Auslöser für Atemnot, Lungenentzündungen oder anderweitige Infekte im Atmungssystem sein.
Normalerweise befinden sich entlang eines Großteils des Bronchialbaumes feinste Härchen, die von einem Flüssigkeitsfilm umgeben sind. Eingeatmete Partikel, Erreger und andere Fremdstoffe können sich darin lösen und werden anschließend über kleine Bewegungen der Härchen in Richtung Mund abtransportiert. Dieser Vorgang wird als “mukoziliäre Clearance” bezeichnet, was allerdings bei einigen Erkrankungen stark eingeschränkt sein und daher eine Bronchialtoilette erfordern kann. Zu diesen Erkrankungen und weiteren Umständen, bei denen der Schleimabtransport eingeschränkt ist, gehören:
- chronische Lungenerkrankungen wie beispielsweise Bronchiektasen, Asthma, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Mukoviszidose
- eine starke Bronchitis
- über einen längeren Zeitraum beatmete Patienten/-innen (z. B. bei Koma oder anderen neurologischen Störungen)
- Patienten/-innen mit Trachealkanüle oder Tracheostoma (sehr schlechte Anfeuchtung der Atemluft, kann um bis zu 75 Prozent reduziert sein)
Bronchialtoilette – Durchführung
Ein Bronchialtoilette sollte man in der Regel nur nach einer ausdrücklichen ärztlichen Anweisung mit einer entsprechend vorliegenden Indikation durchführen. Dabei sollte sie von fachkundigem Personal, wie etwa einer Pflegefachkraft oder einem/r Fachkrankenpfleger/in der Anästhesie / Intensivpflege durchgeführt werden. Während des gesamten Vorgangs ist eine genaue Einhaltung aller Hygienemaßnahmen unverzichtbar. Bestehen hierbei Unsicherheiten, kann man zusätzlich eine Hygienefachkraft hinzuziehen. Aufgrund der großen Bandbreite an möglichen Maßnahmen wird die Bronchialtoilette im Folgenden anhand der Absaugung als spezifische Maßnahme vorgestellt.
Benötigte Materialien
Für die korrekte Durchführung einer Absaugung ist eine entsprechende Vorbereitung der benötigten Materialen sinnvoll. In jedem Fall benötigt man hierbei eine saubere Arbeitsunterlage, ein Behälter für Abfälle sowie Händedesinfektionsmittel, um Kontaminationen entgegen zu wirken.
Darüber hinaus ist auch ein geeigneter Selbstschutz unbedingt einzuhalten, denn je nach Erkrankung kann es sich bei dem geförderten Material um infektiöse Sekrete handeln. Schützen kann man sich hier beispielsweise durch Handschuhe, einen überziehbaren Kittel und eine Schutzbrille. Je nach Art der Maßnahme sind außerdem die entsprechenden Gerätschaften, wie ein Katheter und ein Absauggerät, vorzubereiten.
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Absaugung – Schritt für Schritt Anleitung
Normalerweise geschieht die Positionierung des/-r Patienten/-in in Rückenlage mit erhöhtem Oberkörper. Eine Absaugung kann grundsätzlich über den Mund, die Nase oder direkt über die Luftröhre erfolgen. Der gesamte Prozess des Absaugens sollte dabei zum Wohle des/-r Patienten/-in höchstens 15 Sekunden in Anspruch nehmen.
Nach Durchführung der entsprechenden Hygiene- und Selbstschutzmaßnahmen ist das Absauggerät zunächst auf seine Funktionstüchtigkeit zu prüfen. Im Anschluss daran wird der Bronchialkatheter steril vorbereitet und mit dem Gerät verbunden. Der Katheter wird nun ohne Sog eingeführt. Wie weit dies geschehen soll, ist der jeweiligen Angabe des Herstellers zu entnehmen. In der Regel beträgt die Einführtiefe oral drei bis fünf, transnasal etwa zehn bis zwölf und tracheal circa zwei Zentimeter über der Kanülenspitze.
Nachfolgend aktiviert man die Sogfunktion und zieht den Katheter unter leichter Drehung zwischen den Fingern wieder vorsichtig heraus. Dieser Vorgang kann bei Bedarf gegebenenfalls wiederholt werden.
Das geförderte Sekret sollte stets nach Menge, Farbe und Konsistenz beurteilt werden. Ist der Eingriff beendet, sind alle genutzten Materialien fachgerecht zu entsorgen und die Arbeitsfläche zu reinigen. Tracheale Zugänge müssen außerdem wieder fachgerecht verschlossen werden.
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- Bause et al.: Duale Reihe Anästhesie, Therapie der respiratorischen Insuffizienz, Thieme, 4. Auflage
- Thieme, SOP Endotracheales Absaugen, https://d-nb.info/... (Abrufdatum: 26.11.2022)
- Fresenius Kabi, Pflegeleitfaden zur Tracheostomaversorgung, https://docplayer.org/... (Abrufdatum: 24.11.2022)
- pqsg, Quincke-Hängelage und Vierfüßlerstand, https://pqsg.de/... (Abrufdatum: 24.11.2022)
- Intensiv Care Unit, Lagerungsdrainage, http://www.intensivcareunit.de/... (Abrufdatum: 24.11.2022)