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Forensische Pflege (in der forensischen Psychiatrie) ist die Arbeit mit psychisch kranken Straftätern/-innen. In der öffentlichen Wahrnehmung ist diese Arbeit mit vielen Vorurteilen verknüpft. Die Angst vor Übergriffen oder Aggressivität im Allgemeinen lässt viele Pflegekräfte vor der Arbeit auf forensisch-psychiatrischen Stationen zurückschrecken.
Aber sind die Vorurteile gerechtfertigt? Wie gefährlich ist die Arbeit und bietet dieser Arbeitszweig auch Vorteile für Mitarbeiter/innen? Dieser Artikel liefert einen Überblick über die Art der Arbeit, das Umfeld und die Besonderheiten in der forensischen Pflege.
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Forensische Pflege – Definition
Bei der forensischen Pflege handelt es sich um die Arbeit innerhalb des Maßregelvollzugs. Meist ist das eine spezielle Station für psychisch kranke Straftäter/innen, die pflegebedürftig sind. Es kann sich aber auch um eine Krankenstation innerhalb einer Strafvollzugsanstalt handeln.
Der Fokus der forensischen Pflege liegt auf Sicherungsaufgaben und psychiatrischer Betreuung. Die hohen Sicherheitsstandards haben erhebliche Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld und das Team. So weichen zum Beispiel der Personalschlüssel oder die Arbeitszeiten von denen auf einer Normalstation ab.
Besonderheiten
Die forensische Pflege findet innerhalb eines Zwangskontextes statt. Die Pflegebedürftigen werden vom Verlassen der Krankenstation abgehalten und es kommt vor, dass die Straftäter/innen fixiert werden müssen. Das ist jedoch abhängig von der Art der Station und der Schwere der psychischen Erkrankungen.
Um mit der besonderen Situation besser umgehen zu können, werden oft interdisziplinäre Teams gebildet. Darüber hinaus verfügen Stationen der forensischen Psychiatrie über Sicherheitspersonal. Zudem muss in jeder Schicht mindestens ein Mann anwesend sein. Bewegungsmelder und ein Notrufgerät, das jede/r Mitarbeiter/in auf Station trägt, tragen ebenfalls dazu bei, dass die zu Pflegenden sich selbst und anderen nicht gefährlich werden können.
Aufgaben einer Pflegefachkraft in der forensischen Pflege
Trotz aller Umstände liegt der Fokus der Arbeit in der forensischen Pflege vor allem auf der Betreuung und Grundpflege der Patienten/-innen. Diese bringen jedoch ganz eigene Herausforderungen mit sich, da die zu Betreuenden oft schwer krank sind und ihre Behandlung ablehnen können. Zudem gibt es unter den Pflegebedürftigen nur wenige Frauen und viele von ihnen haben wesentliche Straftaten begangen.
Zu den Aufgaben von examinierten Pflegefachkräften in der forensischen Pflege gehört darüber hinaus außerdem der Beziehungsaufbau. Tiefgründige Gespräche und ein ständiger Austausch gehören zum Tagesgeschäft, wobei der Aufbau einer Beziehung ebenfalls zur Sicherheit beitragen kann. Im Kontrast zu dem aufgebauten Vertrauensverhältnis sollte man natürlich dennoch eine professionelle Distanz wahren.
Ausbildungsplätze als Pflegefachkraft
Voraussetzungen für die Arbeit in der forensischen Pflege
Die forensische Pflege bringt einige Herausforderungen mit sich und man sollte sich bevor man anfängt, in diesem Bereich zu arbeiten, den Anforderungen bewusst sein. Meistens setzen die betroffenen Stationen keine Zusatzqualifikationen in Form von Fortbildungen voraus, dennoch kann man es in Betracht ziehen, sich im Bereich forensische Psychiatrie weiterzubilden, um besser auf den Beruf vorbereitet zu sein. Manchmal jedoch ist die Weiterbildung zum/-r Fachkrankenpfleger/in in der Psychiatrie eine Voraussetzung. Besondere Wichtigkeit haben jedoch auch persönliche Qualifikationen.
So sollte man Einfühlsamkeit und ein Talent für Kommunikation mitbringen, wenn man in der forensischen Pflege einsteigen möchte. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass man sich von den Patienten/-innen distanzieren kann. Durchsetzungsfähigkeit und Selbstbewusstsein gehören ebenfalls zu sinnvollen Charaktereigenschaften. Auch die Teamfähigkeit hat einen besonderen Stellenwert in der forensischen Psychiatrie. Bringt man solche Qualifikationen mit sich, kann man sogar einen großen Vorteil gegenüber anderen Fachrichtungen in der Pflege haben.
Forensische Pflege – Vorteile gegenüber herkömmlicher Schichtarbeit
Wer die Arbeit in der forensischen Pflege mit der Gefahr, körperliche oder psychische Gewalt erleben zu müssen, verbindet, hat zwar nicht vollkommen unrecht, die tatsächliche Anzahl an Vorfällen hält sich jedoch in Grenzen. Tatsächlich resultieren sogar einige Vorteile aus der Arbeit im Maßregelvollzug. So ist beispielsweise der Personalschlüssel, also das Verhältnis von Pflegekräften zu Patienten/-innen, um einiges höher als auf einer Normalstation.
Daraus resultieren geregelte Schichten und wenig spontanes Einspringen. Außerdem haben Mitarbeiter/innen während ihren Schichten viel mehr Zeit, sich den Patienten/-innen hinzuwenden, da sich mehr Leute um Basismaßnahmen wie das Waschen, die Dokumentation oder das Richten von Medikamenten kümmern können. Das Personal ist zusätzlich oft für Dienstpläne mitverantwortlich, weshalb die Arbeitszeiten tendenziell gut planbar und geregelt sind.
Sicherheitsmaßnahmen
Wer in der forensischen Pflege arbeitet, sollte vor Schichtbeginn etwas mehr Zeit mitbringen. Denn anders als auf klassischen Stationen, müssen hier in der Regel verschiedene Sicherheitschecks absolviert werden, bevor man mit der Arbeit beginnen kann.
Forensische Pflege –Gehalt
Auch im Gehalt und den Karrieremöglichkeiten lassen sich Vorteile aus der Arbeit in der forensischen Pflege ziehen. So verdienen Fachkrankenpfleger/innen in der Psychiatrie im Mittel 4.197 Euro brutto. Dabei verdienen die Fachkräfte in Baden-Württemberg mit 4.294 Euro brutto durchschnittlich am meisten. Darauf folgen die Durchschnittgehälter in Bayern mit 4.153 Euro und Berlin mit 3.860 Euro. Das Schlusslicht im Vergleich bildet Thüringen mit einem Durchschnittgehalt von 3.402 Euro monatlich.
Bundesland | Gehalt |
Baden-Württemberg | 4.294 € |
Bayern | 4.135 € |
Berlin | 3.860 € |
Thüringen | 3.402 € |
Mittel | 4.197 € |
Abgesehen vom vergleichsweise höheren Gehalt sind auch die Aufstiegschancen in der forensischen Pflege sehr gut, wodurch man bessere Jobmöglichkeiten und mehr Gehalt erreichen kann. Beispielsweise kann man eine Führungspositionen einnehmen und die Leitung eines Teilbereichs, einer Station oder einer ganzen Einrichtung übernehmen.
Fazit
Die forensische Pflege ist nicht nur ein spannender Teilbereich der Pflege, in dem man viel über Bezugspflege und psychologische Zuwendung lernen kann. Außerdem bietet die forensische Pflege Vorteile, etwa eine gute Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten, ansprechende Arbeitszeiten und Teamarbeit. Dennoch stehen die Fachkräfte in diesem Bereich auch vor besonderen Herausforderungen, die die Behandlung von psychisch kranken Straftätern/-innen mit sich bringt. Wer durchsetzungsfähig, geistig und körperlich strapazierbar und dennoch empathisch ist, kann als Pflegefachkraft in der forensischen Psychiatrie dennoch eine Berufung finden.
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Häufige Fragen
- Was ist ein Forensik-Patient?
- Ist die Arbeit in der forensischen Psychiatrie gefährlich?
- Was ist der Maßregelvollzug?
- Ist die forensische Psychiatrie wie ein Gefängnis?
Ein/e Forensik-Patient/in ist ein/e Straftäter/in, der/die unter einer psychischen Erkrankung leidet. Patienten/-innen dieser Art werden häufig im Maßregelvollzug untergebracht, meistens zwangsweise. Die Art der Unterbringung ist im “Psychisch-Kranken-Gesetz” (PsychKG) geregelt. Dort werden sie von der forensischen Pflege betreut.
Viele schrecken vor der Arbeit in der forensischen Psychiatrie zurück, da sie Angst vor möglichen Übergriffen oder anderen Formen der Gewalt haben. Tatsächlich kommen diese Vorfälle in der Realität nur sehr selten vor. Sicherheitsmaßnahmen, beispielsweise der Einsatz von Sicherheitspersonal, Gitter an den Fenstern, Bewegungsmelder und Notrufgeräte tragen erheblich zur zusätzlichen Sicherheit bei.
Beim Maßregelvollzug handelt es sich um psychiatrische Stationen, die meisten vollständig oder teilweise geschlossen sind. Hier werden Straftäter/innen betreut, die durch ihre psychischen Erkrankungen pflegebedürftig sind.
Wichtig zu erwähnen ist, dass sich Stationen der forensischen Psychiatrie nicht in Gefängnissen befinden, sondern Krankenstationen mit bestimmten Sicherheitsmaßnahmen sind. Wie viele parallelen es genau gibt, ist stark von der Station abhängig. In der forensischen Psychiatrie steht aber klar das Wohlergehen und die Pflege der Patienten/-innen im Fokus. Hier wird viel mit Beziehungsaufbau und Gesprächstherapie gearbeitet.
- Gaßmann, Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege – Mental Health Care, Springer (Verlag), 1. Auflage, 2006
- Kröber, Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, Springer (Verlag), 13. Ausgabe, 2019
- Payk, Checkliste Psychiatrie und Psychologie, Thieme (Verlag), 8. Auflage, 2021
- Von Oefele, Forensische Psychiatrie – Leitfaden für die klinische und gutachterliche Praxis, Springer (Verlag), 2. Auflage, 2019