Die Bedeutung eines Arbeitszeugnisses für Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist immens. Es bescheinigt die Dauer, Art und Qualität des Arbeitsverhältnisses und ist ein wesentlicher Bestandteil der Bewerbungsunterlagen. Es gibt verschiedene Arten von Arbeitszeugnissen, deren Inhalte und Formulierungen entscheidend für die Bewertung des Arbeitnehmers sind. Dieser Artikel beleuchtet das Arbeitszeugnis: Formulierungen und was sie beuteten, genauer.
Was ist ein Arbeitszeugnis?
Ein Arbeitszeugnis ist ein Dokument, das einem Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Es enthält Informationen über die Dauer und Art der Beschäftigung sowie eine Bewertung der erbrachten Leistungen und des Sozialverhaltens.
Rechte beim Arbeitszeugnis
Arbeitnehmer haben beim Erhalt eines Arbeitszeugnisses bestimmte Rechte, die eingehalten werden müssen. So muss das Arbeitszeugnis muss vom Arbeitgeber oder einer vertretungsberechtigten Person eigenhändig unterschrieben sein und der Inhalt muss wohlwollend und wahrheitsgemäß formuliert sein, während die äußere Form des Zeugnisses klar strukturiert und fehlerfrei sein muss.
Arten des Arbeitszeugnisses
Es gibt verschiedene Arten von Arbeitszeugnissen, die jeweils unterschiedliche Zwecke erfüllen und verschiedene Informationen enthalten. Die nachfolgende Tabelle gibt Aufschluss:
Einfaches Arbeitszeugnis | Qualifiziertes Arbeitszeugnis |
|
|
Hat man sich für ein einfaches Zeugnis entschieden, kann man es nachträglich kein qualifiziertes Arbeitszeugnis anfordern.Für eine Zeugnisform entscheiden
Unterschied zwischen Zwischenzeugnis und Arbeitszeugnis
Ein Zwischenzeugnis wird während eines noch bestehenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt, beispielsweise bei einem Vorgesetztenwechsel oder einem internen Positionswechsel. Es enthält ähnliche Informationen wie ein abschließendes Arbeitszeugnis, jedoch ohne Angaben zum Austrittsgrund.
Aufbau eins Arbeitszeugnisses
Ein Arbeitszeugnis sollte klar strukturiert sein und folgende Elemente enthalten:
- Überschrift des Arbeitszeugnisses
- Einleitung: Anrede, Name des Arbeitnehmers, bisherige Position sowie Beginn und Ende des Arbeitsverhältnisses
- Tätigkeitsbeschreibung: Auflistung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten
- Beurteilung von Leistung und Sozialverhalten: Bewertungen der Arbeitsbereitschaft, Arbeitsbefähigung, Fachkompetenz, Arbeitsweise, Zuverlässigkeit und des Sozialverhaltens
- Grund für die Ausstellung des Zeugnisses: warum das Arbeitsverhältnis beendet wurde
- Schlussformel und Zukunftswünsche: Dank, Bedauern und Wünsche für die Zukunft
- Unterschrift, Datum, Firmenstempel
- Firmendaten/Firmenpapier: Zeugnis sollte auf offiziellem Firmenpapier ausgestellt sein
Formulierungen im Arbeitszeugnis
Die Formulierungen im Arbeitszeugnis sind von großer Bedeutung, da sie das Leistungsspektrum und das Verhalten des Arbeitnehmers subtil bewerten. Aufgebaut wird das Arbeitszeugnis zum Beispiel für die Arbeitsbereitschaft nach diesem Muster:
- Arbeitsbereitschaft (Wollen)
- Arbeitsbefähigung (Können)
- Bewertung der Fachkompetenz
- Beurteilung der Arbeitsweise
- Nennung spezieller Fähigkeiten und Kenntnisse
- Bewertung der Führungsleistung
- Bewertung der Zuverlässigkeit
Die Schlussformel sollte Dank, Bedauern und Zukunftswünsche beinhalten. Entscheidend für die sehr gute Bedeutung sind drei Merkmale: Satzstellung, Intensität und Wortwahl. Die Satzstellung kann unterschiedliche Bedeutung haben, z.B. „wir wünschen weiterhin Erfolg“ (positiv) vs. „weiterhin wünschen wir Erfolg“ (negativ). Wörter wie „sehr, stets, immer“ verstärken die positive Bedeutung. Die Wortwahl kann negativ als auch positiv aufgenommen werden z.B. „viel Glück“ kann negativ sein, da es bedeutet, dass der Erfolg bisher ausblieb.
Arbeitszeugnis für Manager
Für Manager ist es wichtig, dass das Arbeitszeugnis zusätzlich zur allgemeinen Leistungsbewertung eine Einschätzung der strategischen und unternehmerischen Kompetenz sowie eine detaillierte Beschreibung des Führungsverhaltens enthält. Der Grund für das Ausscheiden sollte klar benannt werden.
Arbeitszeugnis entschlüsseln
Zusätzlich zu den genannten Beispielen zur Beurteilung von Verhalten und Leistung enthalten Arbeitszeugnisse häufig Geheimcodes, die auf den ersten Blick positiv erscheinen, jedoch eine andere Bedeutung haben. Die folgenden Tabellen zeigen einige gängige Formulierungen und ihre tatsächliche Bedeutung. Tabelle eins zeigt die Mitarbeiterleistung und die entsprechende Übersetzung:
Zeugnistext zur Mitarbeiterleistung | Bedeutung |
Er war bei Kunden schnell beliebt. | Er machte zu viele Zugeständnisse. |
Der Mitarbeiter bemühte sich, den Anforderungen gerecht zu werden. | Der Mitarbeiter taugte nichts. |
Er setzt sich im Rahmen seiner Fähigkeiten ein. | Leider ist er komplett unfähig. |
Durch seine Pünktlichkeit war er allen ein gutes Beispiel. | Mehr als pünktlich war er nicht. |
Er verstand es, alle Aufgaben erfolgreich zu erledigen. | Er war faul und wälzte die Aufgaben an Kollegen ab. |
Der Mitarbeiter zeigte für seine Arbeit Verständnis und Interesse. | Gearbeitet hat er nicht. |
Er erledigte alle Aufgaben pflichtbewusst und ordnungsgemäß. | Er machte nur, was man ihm sagt. |
Herr Mustermann verfügt über Fachwissen und ein gesundes Selbstvertrauen. | Mangelndes Fachwissen glich er mit großer Klappe aus. |
Er hat die Aufgaben zu seinem sowie im Interesse des Unternehmens gelöst. | Der Mitarbeiter beging Diebstahl und fiel durch schwere Vergehen auf. |
Herr Mustermann trat innerhalb wie außerhalb des Unternehmens engagiert für die Interessen der Kollegen ein. | Er war im Betriebsrat und hat sich gewerkschaftlich engagiert. |
Verhaltensweisen entschlüsseln
Tabelle zwei zeigt die Verhaltensweise des Mitarbeiters und die entsprechende Übersetzung:
Zeugnistext zum Mitarbeiterverhalten | Bedeutung |
Herr Mustermann verfügt über Fachwissen und gesundes Selbstvertrauen. | Er ist arrogant. |
Er zeigte großes Einfühlungsvermögen in die belange der Belegschaft. | Der Mitarbeiter flirtet mehr als er arbeitet. |
Seine Geselligkeit trug zur Verbesserung des Betriebsklimas bei. | Er trank gerne Alkohol während der Arbeit. |
Der Mitarbeiter war in der Lage, seine Meinung zu vertreten. | Der Mitarbeiter verträgt keine Kritik. |
Er zeigte eine erfrischende Art im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten. | Herr Mustermann ist frech und hat keine Manieren. |
Der Mitarbeiter war sehr tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen. | Er war ein Wichtigtuer. |
Für die Belange der Mitarbeiter hatte er ein umfassendes Verständnis. | Der Mitarbeiter ist homosexuell. |
In jüngster Zeit gibt es in Arbeitszeugnissen neue Formulierungen und Codes, die auf Anhieb kaum auffallen. Besonderes Augenmerk sollte auf Betonung von Unwichtigem, Auslassungen, Übertreibungen, Verneinungen und passive Formulierungen gelegt werden.
In letzter Zeit sind in Arbeitszeugnissen vermehrt neue Formulierungen und Codes zu finden, die nicht sofort erkennbar sind. Diese sind nicht immer böswillig gemeint; manchmal resultieren sie auch aus der Unkenntnis der Personaler.Neue Formulierungen im Arbeitszeugnis
Was darf nicht im Arbeitszeugnis stehen?
Bestimmte Inhalte dürfen nicht im Arbeitszeugnis stehen, um den Arbeitnehmer nicht zu benachteiligen. Formulierungen, die nicht im Arbeitszeugnis auftauchen dürfen, sind unter anderem Hinweise auf Zugehörigkeiten zu Religion oder Ethnie, gesundheitliche Probleme und Behinderungen, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Schwangerschaft, Mutterschutz und Elternzeit.
Noten im Arbeitszeugnis entschlüsseln
Im Arbeitszeugnis zählt die Bewertung. Diese lässt sich mit Schulnoten vergleichen und verbirgt sich oft in Wörtern wie „stets, immer, jederzeit oder vollsten“ beziehungsweise „zur vollen“ Zufriedenheit. Sollte man „bemüht“ lesen, sollten die Alarmglocken schrillen.
Sehr gute Noten erkennt man an dreifachen Steigerungen wie „stets zur vollsten Zufriedenheit“. Gute Noten weisen nur eine zweifache Steigerung auf, beispielsweise „stets zur vollen Zufriedenheit“. Fehlen solche Adjektive, deutet das auf eine durchschnittliche bis schlechte Bewertung hin:
Beispiele Arbeitsbefähigung von sehr gut bis mangelhaften Zeugnisbeispielen:
- Sehr gut: „Er meisterte neue Arbeitsaufgaben stets souverän und konnte dank seines profunden Fachwissens jederzeit voll überzeugen.“
- Gut: „Neue Arbeitssituationen bewältigte er stets zur vollen Zufriedenheit.“
- Befriedigend: „Seine Arbeitsaufgaben bewältigte er erfolgreich und konnte durch Fachkenntnisse überzeugen.“
- Ausreichend: „Dank seiner Fachkenntnisse konnte sich Herr XYZ neuen Arbeitssituationen jederzeit anpassen.“
- Mangelhaft: „Neuen Arbeitssituationen konnte er sich größtenteils problemlos anpassen und entsprach damit den Anforderungen der Position.“
Bewertung von Sozialverhalten von sehr gut bis mangelhafte Schreibweisen im Arbeitszeugnis:
- Sehr gut: „Im Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war Herr XYZ jederzeit vorbildlich, freundlich und überzeugte durch sein professionelles Auftreten.“
- Gut: „Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets vorbildlich und freundlich.“
- Befriedigend: „Der Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war professionell.“
- Ausreichend: „Sein Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten war stets freundlich.“
- Mangelhaft: „Sein Verhalten gegenüber Kollegen war insgesamt angemessen.“
Wie schlecht darf ein Arbeitszeugnis sein?
Ein Arbeitszeugnis muss wohlwollend formuliert sein, darf aber nicht die Wahrheit verfälschen. Es muss den tatsächlichen Leistungen und dem Verhalten des Arbeitnehmers entsprechen.
Arbeitszeugnis schreiben: Welche Inhalte beachten?
Beim Schreiben eines Arbeitszeugnisses sollten folgende Inhalte berücksichtigt werden:
- Briefkopf des Arbeitgebers (oder Firmenpapier)
- Überschrift („Arbeitszeugnis“)
- Stammdaten des Arbeitnehmers (Name, Geburt, Beschäftigungsart & -dauer)
- Tätigkeitsbeschreibung (Aufgaben, Erfolge)
- Leistungsbewertung (Einsatz, Kompetenz, Arbeitsweise)
- Sozialverhalten (Vorgesetzte, Kollegen, Kunden)
- Austrittsgrund
- Schlussformel & Zukunftswünsche
- Ort, Datum & Unterschrift
Arbeitszeugnis Muster zum Download
Falls das Arbeitszeugnis selbst verfasst oder überprüft werden soll, bietet sich diese Vorlage mit der Bewertung „sehr gut“ an – lediglich bei den Soft Skills erhielt das Muster die Note „gut“, um die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses zu erhöhen.
Download Vorlage Arbeitszeugnis (Word)
Arbeitszeugnis anfordern
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis sollte immer aktiv angefordert werden, da der Arbeitgeber sonst nur ein einfaches Zeugnis ausstellen muss. Es gibt zwei Möglichkeiten, dieses anzufordern: entweder bereits im Kündigungsschreiben um das qualifizierte Zeugnis bitten oder es danach schriftlich per E-Mail anfordern, idealerweise 3-4 Wochen bevor das Arbeitsverhältnis endet.
Download Bitte um Arbeitszeugnis (Word)
Arbeitszeugnis prüfen lassen
Es ist ratsam, das Arbeitszeugnis von einem Experten prüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass es korrekt und wohlwollend formuliert ist. Ein Arbeitszeugnis muss mindestens die Bewertung „befriedigend“ (Note 3) aufweisen. Noten, die schlechter sind, muss der Arbeitgeber begründen und nachweisen können. Die Verantwortung, die Bewertung „gut“ (Note 2) oder „sehr gut“ (Note 1) zu rechtfertigen, liegt hingegen beim Arbeitnehmer.
Nicht mit dem Arbeitszeugnis einverstanden
Wenn ein Arbeitnehmer mit dem Arbeitszeugnis nicht einverstanden ist, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- direkte Ansprache des Arbeitgebers
- schriftlicher Widerspruch
- gerichtliche Klage
Rechte beim Arbeitszeugnis
Das Arbeitszeugnis muss eine muss eigenhändige Unterschrift des Arbeitgebers enthalten und der Inhalt muss wohlwollend und wahrheitsgemäß sein.
Die Arbeitnehmer haben einen gesetzlichen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis gemäß § 630 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) und § 109 GewO (Gewerbeordnung).Gesetzlicher Anspruch auf ein Arbeitszeugnis
Kosten einer Zeugnisklage
Bei einer gerichtlichen Klage können Kosten anfallen, die jedoch im Verhältnis zum Nutzen einer korrekten Arbeitszeugnisausstellung stehen können. In der ersten Instanz vor dem Arbeitsgericht tragen beide Parteien ihre Anwaltskosten selbst. Diese Kosten richten sich nach dem Streitwert, der in der Regel einem Bruttomonatslohn entspricht. Wer plant, zu kündigen, sollte möglicherweise im Voraus eine Rechtsschutzversicherung in Erwägung ziehen. Wenn finanzielle Mittel fehlen, können Beratungs- oder Prozesskostenhilfe beim Gericht beantragt werden.
Arbeitszeugnis abändern
Eine Änderung des Arbeitszeugnisses kann verlangt werden, wenn es fehlerhafte oder ungenaue Angaben enthält. Die Unterschrift und der Firmenstempel machen das Arbeitszeugnis zu einer Urkunde. Eine Manipulation dieser Urkunde stellt Urkundenfälschung dar, was auch Jahre nach der Einstellung eine fristlose Kündigung und eine Anzeige rechtfertigen kann. Urkundenfälschung wird mit bis zu fünf Jahren Haft oder einer erheblichen Geldstrafe bestraft. Wenn die Stelle nur aufgrund eines gefälschten Zeugnisses erhalten wurde, kann der Arbeitgeber den bereits gezahlten Arbeitslohn zurückfordern (LAG Köln, Az 11 Sa 1511/99).
Alternativen zum Arbeitszeugnis
Aufgrund der zunehmenden Kritik am Arbeitszeugnis haben sich inzwischen einige Alternativen etabliert, die ebenfalls in Bewerbungen akzeptiert werden. Dazu gehören beispielsweise Arbeits- und Tätigkeitsbeschreibungen, Referenzen oder Empfehlungsschreiben sowie Testimonials von Kunden, insbesondere wenn man zuvor selbstständig tätig war
Passende Stellenangebote für Bewerber
Wer auf der Suche nach einer neuen Stelle in der Pflege ist, wird bei Medi-Karriere fündig. Hier ist eine Bewerbung auf verschiedene Stellenanzeigen zum Beispiel auf Stellen für Pflegekräfte, Stellenangebote für Medizinische Fachangestellte oder Jobs in der Altenpflege möglich.