Wer einen Beruf in der Altenpflege ergreift, geht in der Regel nicht davon aus, dort ein Vermögen zu verdienen. Die geleistete Arbeit allerdings sollte entlohnt werden. Aktuelle Zahlen zeigen jedoch, dass dies nicht immer der Fall ist. Im Jahr 2019 leisteten Altenpflegekräfte demnach 5,8 Millionen unbezahlte Überstunden. Angesichts dieser Daten verwundert es nicht, dass es der Pflegebranche an Nachwuchs fehlt.
Altenpflege: Bereits vor der Corona-Pandemie 14,8 Millionen Überstunden
Während der Corona-Pandemie arbeiten zahlreiche Beschäftigte in der Altenpflege bis zum Äußersten. Doch bereits vor der Pandemie wurde ihnen viel abverlangt. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Linksfraktion im Deutschen Bundestag.
Im Jahr 2019 leisteten Altenpflegekräfte in Deutschland demnach insgesamt 14,8 Millionen Überstunden. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies immerhin einen Rückgang um zehn Prozent dar. Weniger positiv: 5,8 Millionen der geleisteten Überstunden wurden nicht bezahlt.
Unbezahlte Überstunden im Wert von 61 Millionen Euro
Der Gegenwert der in der Altenpflege unbezahlt geleisteten Überstunden entspricht einer Summe von 61 Millionen Euro. Umgerechnet ergibt dies jährlich etwa 3.180 Vollzeitstellen.
Für die Pflegekräfte bedeuten unbezahlte Überstunden nicht nur einen Mangel an Gehalt, die Mehrarbeit stellt auch eine große physische Belastung dar. Hinzu kommt der psychische Druck, zum einen durch den Beruf, zum anderen durch die mangelnde Wertschätzung, die durch das Ausbleiben der Bezahlung zum Ausdruck kommt.
Überstunden erhöhen physische und psychische Belastung
Die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft. Viele Pflegekräfte haben den Beruf verlassen oder sind selbst erkrankt. Für die verbleibenden Kollegen fällt damit noch mehr Arbeit an, die sie unter immer weniger Beschäftigten aufteilen müssen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Menge der zu leistenden Überstunden die Vollzeittätigkeit als Fachkraft in der Altenpflege für den Nachwuchs unattraktiv erscheinen lässt. Rechnet man die 14,8 Millionen geleisteten Überstunden auf das Jahr um, kommt man auf eine durchschnittliche Anzahl von 25 Überstunden pro Pflegekraft. Das erscheint zunächst wenig. Viele Nachwuchs-Pflegekräfte bemerken allerdings bereits während der Ausbildung, wie viel ihnen abverlangt wird. In Folge entscheiden sie sich, den Beruf nur in Teilzeit auszuüben.
Zur Belastung werden die Überstunden vor allem für Frauen mit Familie, da diese in den meisten Fällen noch immer den Hauptteil der Kinderbetreuung leisten. Bereits einige Überstunden im Monat machen es damit noch schwerer als gewöhnlich, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Linksfraktion fordert: Unbezahlte Überstunden sofort bezahlen
Bereits vor der Corona-Krise hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angedacht, die Situation von Beschäftigten in der Pflegebranche zu verbessern. Die geplante Pflegereform, die unter anderem auch eine bessere Bezahlung von Pflegekräften vorsieht, stößt jedoch sowohl in der Union als auch beim Koalitionspartner SPD auf Kritik. Ob die Reform noch in dieser Legislaturperiode durchgesetzt werden kann, erscheint daher fraglich.
Um Beschäftigte in der Altenpflege zumindest mehr finanzielle Sicherheit zu bieten, fordert die pflegepolitische Sprecherin der Linken, Pia Zimmermann, geleistete Überstunden sofort und ohne Ausnahme zu bezahlen.
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