Werden Patienten aus Einrichtungen der Altenpflege ins Krankenhaus eingewiesen, besteht die Gefahr, dass sich ihr Gesundheitszustand noch verschlechtert. Mit einer effektiven und frühzeitigen Versorgung im Pflegeheim ließen sich jedoch viele Krankenhauseinweisungen vermeiden. Zu diesem Ergebnis kommt das Projekt “Bedarfsgerechte Versorgung von Pflegeheimbewohnern durch Reduktion Pflegeheim-sensitiver Krankenhausfälle”.
Altenpflege – 35 Prozent der Fälle könnten im Pflegeheim behandelt werden
Für ältere Patienten und Patienten geht ein Krankenhausaufenthalt mit einigen Risiken einher. Die psychische Belastung durch die ungewohnte Umgebung, eine lange Immobilisation oder zusätzliche Infektionen können ihren Gesundheitszustand noch verschlechtern. Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte Projekt ist daher den Fragen nachgegangen, in welchen Fällen und unter welchen Voraussetzungen sich ein Krankenhausaufenthalt von Pflegeheimbewohnern vermeiden lässt.
Durchgeführt wurde das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko von der Universität Witten/Herdecke in Kooperation mit dem Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg e.V., dem Pflege e.V. sowie der OptiMedis AG.
Zunächst haben die Projektpartner analysiert, aus welchen Gründen Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner stationär ins Krankenhaus eingewiesen werden. Als Basis dienten die Daten von sechs gesetzlichen Krankenkassen aus dem Jahr 2017. Demnach verursachen 100 Pflegeheimbewohner durchschnittlich 79 Krankenhausfälle pro Jahr. Rund ein Fünftel der Fälle gehen auf eine Herzinsuffizienz, Lungenentzündung, Dehydrierung, Harnsystemkrankheiten oder Femurfrakturen zurück. Die Krankenhauskosten betrugen im Untersuchungszeitraum insgesamt 770,5 Millionen Euro. Hochgerechnet auf ganz Deutschland entspricht dies einer Summe von 2,6 Milliarden Euro.
Durch eine optimierte Versorgung im Pflegeheim ließe sich eine Einweisung ins Krankenhaus jedoch in vielen Fällen vermeiden. Laut den Projektpartnern könnten 220.000 der erfassten Krankenhauseinweisungen – rund 35 Prozent aller Fälle – unter guten Voraussetzungen auch direkt in den Einrichtungen der Altenpflege behandelt werden.
Pflegeheim-sensitive Krankenhausfälle kosten Millionen
Fälle, die ohne eine Krankenhauseinweisung im Pflegeheim behandelbar sind, bezeichnen die Forscher als Pflegeheim-sensitive Krankenhausfälle, kurz PSK. In einem Katalog haben die Projektpartner insgesamt 58 PSK definiert. Die Liste umfasst unter anderem Diabetes Mellitus Typ 2, Erkrankungen und Entzündungen des Gastrointestinaltraktes, Niereninsuffizienz, Hautkrankheiten und oberflächliche Verletzungen. Diese Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfälle machen mehr als 40 Prozent aller Krankenhausfälle von Pflegeheimbewohnern aus und verursachen den gesetzlichen Krankenkassen Kosten in Höhe von 951,7 Millionen Euro.
Werden PSK direkt in den Einrichtungen der Altenpflege behandelt, reduziert sich dadurch also nicht nur das gesundheitliche Risiko für die älteren Patientinnen und Patienten, auch die Behandlungskosten fallen geringer aus. Um die definierten Fälle tatsächlich in den Pflegeheimen behandeln zu können, sind strukturelle und sektorenübergreifende Maßnahmen notwendig.
Unter anderem müssen die Infrastruktur, interne Prozesse, Kooperations- und Kommunikationsstrukturen, aber auch rechtliche Rahmenbedingungen angepasst werden. Die Entwicklung solcher Maßnahmen ist zwar ebenfalls mit Kosten verbunden, lässt sich laut den Projektpartnern aber als Investition in eine bedarfsgerechte Versorgung und damit verbundene künftige Einsparungen sehen.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Wer auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot für Pflegekräfte ist, findet bei Medi-Karriere eine breite Auswahl – zum Beispiel Jobs für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie Altenpfleger/innen-Stellenangebote.
1. www.pflegeheim-sensitive-krankenhausfaelle.de/ (Abrufdatum: 20.12.2021)
2. f1000research.com/articles/10-1223 (Abrufdatum: 20.12.2021)